Autor Thema: Beginnt jetzt die Zeit für SF?  (Gelesen 4204 mal)

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Offline unicum

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #25 am: 28.09.2023 | 17:52 »
Es ist bei SF schwer am Tisch einen gemeinsamen Vorstellungraum zu erzeugen. Weil halt so viele Optionen an "was ist im SF alles möglich" existieren.

Das sehe ich auch als Problem an.

Klar kann ich sagen "Star Wars, Star Treck oder 'Pandora'" aber diese Settings sind alle sehr speziell, wenn ich bei Fantasy sage "EDO frei nach Herr der Ringe" ist das zwar auch etwas aber für mich fühlt es sich einfacher an ein Fantasy Setting schnell zu erklären. Vieleicht auch deswegen weil die erwartungshaltung da ist den Techlevel erst mal zu definieren,...

und,.. ein persönliches Problem was ich hätte wenn ich SF jetzt mal anbiete,...
welches Regelwerk nehme ich? Ich halte mich nur in zweien für firm und wenn ich mit Spacemaster komme könnte der ein oder andere Spieler weglaufen ;)


Offline Isegrim

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #26 am: 28.09.2023 | 18:16 »
Und wenn Fantasy-Settings es wagen, nicht einfach beim größten gemeinsamen Klischee stehen zu bleiben, ist es auch nicht recht; vgl die Debatten über die DSA-Elfen...

Es ist bei SF schwer am Tisch einen gemeinsamen Vorstellungraum zu erzeugen. Weil halt so viele Optionen an "was ist im SF alles möglich" existieren.
Das dauert und wird auch erschwert, wenn die Leute das Setting nicht kennen. Dann muss der Spielleiter viel im Spiel erläutern, was den SL Job noch mal anstrengender macht.
Wenn das aber geschafft ist, und vertraut mit der Spielwelt und ihren Möglichkeiten sind, dann ist es genau so leicht oder schwer, gute Abenteuer zu erschaffen, wie in jedem anderen Genre auch.
(aus Erfahrungen gestützte These, die man gern widerlegen darf.)

Ich hab da ähnliche Erfahrungen gemacht. Liegt vielleicht daran, dass das außergewöhnliche an Fantasy-Settings (Magie) nur beschränkt zugänglich ist; der Durchschnitts-Mensch kann die auch nicht, und muss nicht en Detail darüber bescheid wissen. Der Rest ist halt mehr oder weniger schlechtes Klischee-Mittelalter, da hat jeder eine Vorstellung von. Das auszeichnende Kriterium bei SF (Technik) ist ein Allerweltsding, jeder muss damit umgehen, wenn er nicht grad aus einem Reservat für Primitive ausgebrochen ist, und es prägt die Gesellschaft idR viel mehr, als Magie in der Fantasy. Daher müssen die Vorstellungen viel genauer abgesteckt werden.

Oder man spielt halt Leute, die selbst keine Ahnung von der Welt haben, und lässt SCs & Spieler das Setting gemeinsam entdecken; abe das ist wieder eine sehr spezielle Storyline.
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Offline manbehind

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #27 am: 28.09.2023 | 19:02 »
Ich glaube leider eher nicht. Lange Zeit war ja zumindest in Kino und TV SF das dominante der fantastischen Genres - viel gab es da auch nicht, aber immerhin: Star Trek, Alien, wenn man so will Star Wars, Blade Runner, 2001, Silent Running, Mondbasis Alpha 1 und noch hin bis zu den Babylon5-Zeiten. Fantasy kam dann ja erst vor gut 20 Jahren mit den HdR-Filmen (Mann, bin ich alt ...).
Trotzdem war im RSP Fantasy immer dominant.

Bereits 1981 stellte Stephen King richtigerweise fest, dass es sich bei Star Wars nicht um Science Fiction, sondern um klassische Fantasygeschichten handelt ^^

Offline Megavolt

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #28 am: 28.09.2023 | 19:08 »
Bereits 1981 stellte Stephen King richtigerweise fest, dass es sich bei Star Wars nicht um Science Fiction, sondern um klassische Fantasygeschichten handelt ^^

Oohhh... Ich habe erst jüngst Empire Return gesehen, und wenn das - wenigstens für eine lange Zeit zu Beginn - kein ASTREINES Sword & Sorcery ist, dann weiß ich auch nicht. Die Burg vom Jabba? Das Monster im Keller? Der Schlund? Der bizarre Hofstaat? Die Sklaven? Man könnte da noch lange weitermachen.
« Letzte Änderung: 29.09.2023 | 07:05 von Megavolt »

Offline Herr Moin

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #29 am: 28.09.2023 | 19:17 »
Die Burg vom Jabba? Das Monster im Keller? Der Schlund? Der bizarre Hofstaat? Die Sklaven? Man könnte da noch lange weitermachen.

Sorry fürs Erbsenzählen: all diese Dinge kamen in "Return..." vor, nicht in "Empire...".  ;)

Offline manbehind

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #30 am: 28.09.2023 | 19:21 »
Oohhh... Ich habe erst jüngst Empire gesehen, und wenn das - wenigstens für eine lange Zeit zu Beginn - kein ASTREINES Sword & Sorcery ist, dann weiß ich auch nicht. Die Burg vom Jabba? Das Monster im Keller? Der Schlund? Der bizarre Hofstaat? Die Sklaven? Man könnte da noch lange weitermachen.

Wenn ich mich richtig erinnere - ich muss das irgendwann in den 80ern gelesen habe - ist sein Argument, dass es in Star Wars - anders als in Star Trek oder Perry Rhodan - keine explizite Science gibt, die erklärt, wie bestimmte Dinge funktionieren.

Offline Sphyxis

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #31 am: 28.09.2023 | 19:59 »
Dafür müsste sich Science_Fiction weiterentwickelt haben, aber wir hängen ja immer noch auf der 90er Jahre Vorstellung der Zukunft fest. Zumindest bei den großen Reihen.
Dann gibt es ein paar Ansätze weiterzudenken: The Circle, Qualityland
aber das gros ist doch immer noch (gefühlt) Atomreaktor betriebene Raumschiffe ergänzt durch biologisch gewachsene Flugkörper.

Offline Isegrim

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #32 am: 28.09.2023 | 20:00 »
Eigentlich sagt der Anfang schon alles. "Vor langer Zeit weit, weit entfernt..."; so fängt ein Märchen an, keine Geschichte über die Zukunft.

Klassische Fantasy ist es trotzdem nicht. Da rast man auf Riesenadlern herum, nicht in Raumschiffen, und die exotischen Handlungsorte sind fremde Länder, Zauber- oder Unterwelten, keine anderen Planeten.
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Offline Sphyxis

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #33 am: 28.09.2023 | 20:04 »
Eigentlich sagt der Anfang schon alles. "Vor langer Zeit weit, weit entfernt..."; so fängt ein Märchen an, keine Geschichte über die Zukunft.

Klassische Fantasy ist es trotzdem nicht. Da rast man auf Riesenadlern herum, nicht in Raumschiffen, und die exotischen Handlungsorte sind fremde Länder, Zauber- oder Unterwelten, keine anderen Planeten.

Fremde Planeten, Jedizauber und Rebellion oder andere Untergrundgruppen (Schmuggler, Piraten). Star War sind sehr moderne Märchen mit (früher) klassischer Princes in Distress (Slave Leia) und Rittern auf Heldenreise (Ahsoka). Kylo Ren mit seinen Knights of Ren schwingt sogar ein sehr offensichtliches Langschwert.

Offline nobody@home

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #34 am: 28.09.2023 | 21:18 »
Generell halte ich Rollenspiel (wenn auch längst nicht jedes einzelne System) allemal tauglich für so ziemlich jedes zumindest halbwegs "abenteuerliche" Genre.

Science Fiction mag tatsächlich ein Stück weit die "Schwäche" haben, einfach zu viele verschiedene mögliche Settings und darin denkbare Abenteuer anzubieten -- schon allein deswegen, weil sie über die noch unbekannte Zukunft spekuliert, während Fantasy andererseits primär in die Vergangenheit (und dann meist noch die rein europäische unter Bevorzugung ganz bestimmter Kombinationen aus Gegend und Epoche) schaut und sich an deren altvertrauten Themen und Klischees abarbeitet. Die Fantasy hat da also erst mal schlicht den Vorteil des kleineren Tellerrandumfangs, und daß viele prominente Macher gerade auf diesem Gebiet obendrein noch gerne fleißig voneinander abschreiben, verschlimmbessert die Lage zusätzlich; andererseits, sollte man eigentlich meinen, müßte der SF-Sektor relativ locker mehr Platz für verschiedene Spiele nebeneinander bieten... :think:

Offline YY

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #35 am: 28.09.2023 | 21:21 »
Wie seht ihr das?

An Fantasy wird auch auf lange Sicht nichts vorbeiziehen, die bleibt einfach der Platzhirsch in Sachen Eskapismus.
 

Klar kann ich Traveller auch mit mir selber spielen, aber ansonsten brauchst du halt andere Menschen, die mitspielen.
+
Anspruchsvolle SciFi ohnehin nicht - dafür gibt es einfach ... wie sag ich das jetzt höflich ... nicht genug, äh, interessierte Spieler.

Noch nicht mal nur auf Traveller oder anspruchslose SF bezogen, sondern ganz allgemein: manche Sachen kann man einfach nur im kleinen Kreis bespielen, weil sonst die verschiedenen Vorstellungen und Erwartungen zu große Fliehkräfte einbringen.
Das bedeutet im Extremfall auch mal 2 Nasen oder nur eine - wobei letzteres schnell insofern schon dankbarer sein kann, weil man dann wenigstens auch Spieler ist.

Die Zombiespitze hat auch nur so 5-8 Leuchtturmfilme hervorgebracht, die Cyberpunkwelle in den späten 90ern auch. Man würde ja jeweils 250 erwarten. Was bedeutet das? Nix? Ich weiß es noch nicht.

Ziemlich sicher nix, ja ;D
Wo sollen denn 250 gute bis sehr gute Filme aus irgendeinem Genre herkommen?
Ich kriege ja insgesamt keine 250 "richtigen" Cyberpunkfilme aufgezählt und selbst bei Fantasy muss man jeden Käse mit reinnehmen. Davon ist dann 90% Mist und was bleibt über? ;)

Dafür müsste sich Science_Fiction weiterentwickelt haben, aber wir hängen ja immer noch auf der 90er Jahre Vorstellung der Zukunft fest. Zumindest bei den großen Reihen.

Da haben die großen Reihen das selbe Problem wie Spiele: Am Ende muss es eben jemand lesen bzw. spielen wollen und damit ist man schon mal recht weit auf halbwegs breit verständliche bis "massentaugliche" Geschichten festgelegt.

Den richtig abgefahrenen Kram gibt es dann eher in Kurzgeschichtensammlungen u.Ä., das aber auch schon weit vor den 90ern.

Science Fiction mag tatsächlich ein Stück weit die "Schwäche" haben, einfach zu viele verschiedene mögliche Settings und darin denkbare Abenteuer anzubieten -- schon allein deswegen, weil sie über die noch unbekannte Zukunft spekuliert, während Fantasy andererseits primär in die Vergangenheit (und dann meist noch die rein europäische unter Bevorzugung ganz bestimmter Kombinationen aus Gegend und Epoche) schaut und sich an deren altvertrauten Themen und Klischees abarbeitet.

Hm, ich weiß nicht.
Ich muss doch immer entscheiden, was aus dem ganzen Angebot ich konkret spielen will. Ob die Unterschiede groß oder relativ klein sind, ist für das Spiel am Ende egal, weil auch die vergleichsweise kleinen Sachen definiert sein müssen.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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Offline Boba Fett

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #36 am: 29.09.2023 | 09:42 »
Vielleicht noch ein Gedanke:

Science Fiction hat ja relativ viel mit einem optimistischen Blick in die Zukunft zu tun.
Also, dass wir Menschen bestimmte Hürden und Schwierigkeiten überwinden werden.
Im Moment ist der Blick in die Zukunft aber nicht besonders optimitisch - Klimawandel, Treibhausgase, Oligarchenherrschaft auf der einen und Turbokapitalismus auf der anderen Seite.
Cyberpunk ist abgenutzt, weil die Realität in vielen Aspekten dieses Setting längst eingeholt hat.

Auf der einen Seite ruft unsere Situation auf die "wollen wir mal in einer Welt spielen, die in der Zukunft unserer Welt liegt" Frage sicherlich "äh, nee, danke Du!" als Reaktion hervor,
weil da eher endzeitliche Dystopiegedanken geweckt werden.
Andererseits ist Rollenspiel immer eine Form von Eskapismus (vielleicht ist es sogar eine der Stärksten Formen von Eskapismus).
Natürlich fällt die gedankliche Flucht in einfachere Welten (romantisiertes Mittelalter) leicht, aber vielleicht könnte sich auch ein "lass uns doch in einer Zukunft spielen, wo der ganze Dreck von heute zurückgelassen wurde" einen Reiz darstellen.

Denn die ganzen Dystopien der letzten Dekaden (Cyberpunk, Welt der Dunkelheit, Zombieapokalypse, Endzeit) sind ja auch inzwischen ziemlich abgenutzt.
Und die wurden meistens in einer Zeit gespielt, die sich gegenüber heute wie "heile Welt" anfühlt und wo man mit solchen Schreckensgedanken spielend experimentieren konnte, ohne irgendeine Zukunftsangst zu triggern.

Ist nur ein Gedanke, ich freu mich über Reaktionen, Antworten und Gegenthesen.
« Letzte Änderung: 29.09.2023 | 09:45 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Waldviech

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #37 am: 29.09.2023 | 09:50 »
Zitat
Science Fiction hat ja relativ viel mit einem optimistischen Blick in die Zukunft zu tun.
Njäaaa....literarisch gesehen nicht zwingend. Verdammt viel Sci-Fi arbeitet sich an Horror-Dystopien ab.

Zitat
Also, dass wir Menschen bestimmte Hürden und Schwierigkeiten überwinden werden.
Im Moment ist der Blick in die Zukunft aber nicht besonders optimitisch - Klimawandel, Treibhausgase, Oligarchenherrschaft auf der einen und Turbokapitalismus auf der anderen Seite.
So persönlich bin ich ja der Meinung, dass es genau deswegen ein Korrektiv in Richtung mehr Optimismus geben muss. Letztlich dürften sehr viele der heutigen Probleme lösbar sein - wenn man es denn täte. Es hat sich aber vielerorts eingebürgert, in wirklich allem nur das Negative zu sehen und sich in Selbsthass zu suhlen. Das trägt nicht gerade dazu bei, an einer besseren Zukunft arbeiten zu wollen.
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Offline Weltengeist

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #38 am: 29.09.2023 | 09:54 »
Vielleicht noch ein Gedanke:

Science Fiction hat ja relativ viel mit einem optimistischen Blick in die Zukunft zu tun.

Das kaufe ich so nicht.

Space Opera hat viel mit einem optimistischen Blick in die Zukunft zu tun. Science Fiction sind aber auch Sachen wie Krieg der Welten, Battlestar Galactica, Alien, Bladerunner, Predator, Dune, Starship Troopers und aktuell die ganzen "die böse KI wird uns alle auffressen"-Formate. Und da habe ich mich schon auf verfilmte Sachen beschränkt und noch gar nicht mit all den bösen SciFi-Dystopien angefangen, die es in gedruckter Form so gibt.

So persönlich bin ich ja der Meinung, dass es genau deswegen ein Korrektiv in Richtung mehr Optimismus geben muss. Letztlich dürften sehr viele der heutigen Probleme lösbar sein - wenn man es denn täte. Es hat sich aber vielerorts eingebürgert, in wirklich allem nur das Negative zu sehen und sich in Selbsthass zu suhlen. Das trägt nicht gerade dazu bei, an einer besseren Zukunft arbeiten zu wollen.

Ich stimme dir in beiden Punkten zu - wir brauchen wieder mehr positive Narrative, und wir müssten auch mal die Ärmel hochkrempeln statt zu jammern (bzw. zu finden, die anderen mögen doch endlich mal was machen).

Ninja-Edit: Mehr düstere SciFi-Filme hinzugefügt.
« Letzte Änderung: 29.09.2023 | 16:47 von Weltengeist »
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Offline Waldviech

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #39 am: 29.09.2023 | 10:18 »
Zitat
Ich stimme dir in beiden Punkten zu - wir brauchen wieder mehr positive Narrative, und wir müssten auch mal die Ärmel hochkrempeln statt zu jammern (bzw. zu finden, die anderen mögen doch endlich mal was machen).

Zum Einen das und zum anderen müsste man dieser weit verbreiteten Grundsatz-Misanthropie etwas entgegensetzen. Wenn ich sowieso davon ausgehe, dass der Mensch ansich, die westliche Kultur ansich usw. eh komplett grundsatzverdorben sind und ich mir deswegen quasi wünsche, dass das alles zur Hölle fährt, dann bin ich auch nicht bereit, irgendwas zu retten. Momentan ist, zumindest gefühlt, die Tendenz da, wirklich alles in der Farbe Dunkelschwarz zu sehen, und sei es nur, weil irgendwas vor 300 Jahren mal doof war oder ein kleines Detail sich nicht richtig anfühlt. Das ist dann keine berechtigte Kritik mehr, das ist ausufernder Selbsthass.
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Offline Arkam

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #40 am: 29.09.2023 | 10:27 »
Hallo zusammen,

ich glaube das das große Problem von SF Rollenspielen darin bestand das sie einen sehr simulierenden und wissenschaftlichen Ansatz hatten. Entsprechend waren sie auch meistens etwas komplexer.
Hinzu kam der klassische Traveller Ansatz das der Spielleiter Alles per Tabelle erstellen sollte und alle Aktionen von den Spielern ausgehen soll.
Zusammen ist das ein ganz schöner Brocken Rollenspiel sowohl für Spielleitung als auch Spielende.

Inzwischen sind viele Spiele ja deutlich konzentrierter. Coriolis, Year Zero Engin, bietet eine überschaubare Anzahl an Planeten und der Schwerpunkt ist das Spielen einer Raumschiffbesatzung.
Zudem nutzen die Regeln alle den gleichen grundlegenden Ansatz.

Von da aus glaube ich das SF Spiele inzwischen auf weniger Ablehnung stoßen da Probleme wie komplexe Regeln und vielleicht auch fehlende Abenteuer gelöst sind. Stattdessen werden die Spiele konzentrierter auf ein Thema und man muß eben schauen was einem am meisten interessiert.

Ich glaube das die empfundene gesellschaftliche Lage zwar neue Produkte beeinflusst aber nicht unbedingt was aktuell gespielt wird.
Denn man weiß ja vom Hintergrund her worauf man sich einlässt. Von da aus glaube ich nicht daran das SF aus dem Gedanken heraus es geht im Moment den Bach runter also kann ein SF Spiel nur eine Fortschreibung dieses Trends sein.

Gruß Jochen
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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #41 am: 29.09.2023 | 10:28 »
So persönlich bin ich ja der Meinung, dass es genau deswegen ein Korrektiv in Richtung mehr Optimismus geben muss. Letztlich dürften sehr viele der heutigen Probleme lösbar sein - wenn man es denn täte. Es hat sich aber vielerorts eingebürgert, in wirklich allem nur das Negative zu sehen und sich in Selbsthass zu suhlen. Das trägt nicht gerade dazu bei, an einer besseren Zukunft arbeiten zu wollen.

Da hast du meine volle Zustimmung. Schön, dass das mal einer sagt.
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Offline Isegrim

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #42 am: 29.09.2023 | 10:39 »
Natürlich fällt die gedankliche Flucht in einfachere Welten (romantisiertes Mittelalter) leicht, aber vielleicht könnte sich auch ein "lass uns doch in einer Zukunft spielen, wo der ganze Dreck von heute zurückgelassen wurde" einen Reiz darstellen.

Das kann man machen (tu ich ja auch). Ein Problem ist mE, dass die Probleme der Welt, die man ja haben will und fürs Abenteuer bestehen auch braucht, näher an den Problemen der realen Welt sind, und damit das mit dem Eskapismus etwas schwieriger wird. Der Imperator aus Star Wars ist wesentlich näher an realen Diktatoren dran als Sauron. Die sozialen Probleme bei Shadowrun ähneln unseren heutigen Problemen mehr, als unterdrückte Leigeigene im Bornland. Das Leben eines Freihändlers im Traveller-Universum hat mit dem eines heutigen Selbständigen oder kleinen Unternehemens wesentlich mehr zu tun, als i-wo in der Wildnis ein paar Dungeons zu looten.

Außerdem werden durch diese Ähnlichkeiten andere Assoziationen geweckt, und viel, viel mehr davon. Das macht das Spielen in SF-Welten komplexer, da die Spieler eine komplexere Welt erwarten, und viel mehr Anknüpfungspunkte an die komplexe Alltagsrealität vorhanden sind. Jeder weiß, was alles am Verschicken einer E-Mail dran hängt, welche Probleme es geben kann, worauf man vielleicht achten sollte. Wer kann das gleiche über einen Brief sagen, den eine Brieftaube oder GoT-mäßig ein Rabe überbringt? Arbeitsrecht ist verdammt komplex; weiß jeder, der schon mal nen Job hatte. Wer kennt die Komplexitäten einer mittelalterlichen Zunftordnung, eines Lehensvertrages oder der schon erwähnten Leibeigenschaft? Weil wir alle keine Ahnung haben, kommt man relativ problemlos mit Klischees, History Channel und "gesundem Menschenverstand" durch. Den Luxus hat ein modernes Setting nicht. Dazu kennen wir genug Fallstricke aus eigener Anschauung.
« Letzte Änderung: 29.09.2023 | 10:41 von Isegrim »
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Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #43 am: 29.09.2023 | 10:45 »
Das ist jetzt mal eine recht genaue Analyse, Isegrim, Respekt.  :d
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Offline Shihan

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #44 am: 29.09.2023 | 10:57 »
Das ist jetzt mal eine recht genaue Analyse, Isegrim, Respekt.  :d
Finde ich auch, sehr gut  :d

Passt auch gut zu meinen Versuchen der letzten Dekade, meine (damalige) Gruppe von SF zu überzeugen. Star Wars ging recht gut, weil da jeder Fan von war. Traveller wirkte auf die Gruppe zu altbacken (was ich nicht so sehe...). Star Trek ist den Herren grundsätzlich zu naiv gewesen (was auch nicht unbedingt sein muss). Warhammer 40k (ark Heresy) ging wieder ziemlich gut, weil es halt irgendwie finsteres Klischee-Mittelalter in Space ist und somit wieder mehr Fantasyaspekte hat.

Fantasy scheint wirklich als eskapistischer wahrgenommen zu werden.

Offline Waldviech

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #45 am: 29.09.2023 | 11:12 »
Zitat
Star Trek ist den Herren grundsätzlich zu naiv gewesen (was auch nicht unbedingt sein muss)
Das ist (auch weit ab von Star Trek) auch so ein verbreitetes Grundproblem. Wenn ich darüber unke, wie alles finster und dunkel ist, wie viele Nachteile es doch hat und warum irgend etwas bestimmt nicht funktioniert, komme ich weise und abgeklärt rüber. Weise ich darauf hin, was potentiell möglich wäre oder was positiv ist, wirke ich naiv, weil ich (scheinbar) ja die negativen Aspekte nicht wahrnehme.
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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #46 am: 29.09.2023 | 12:10 »
Das ist (auch weit ab von Star Trek) auch so ein verbreitetes Grundproblem. Wenn ich darüber unke, wie alles finster und dunkel ist, wie viele Nachteile es doch hat und warum irgend etwas bestimmt nicht funktioniert, komme ich weise und abgeklärt rüber. Weise ich darauf hin, was potentiell möglich wäre oder was positiv ist, wirke ich naiv, weil ich (scheinbar) ja die negativen Aspekte nicht wahrnehme.

Meh, ständiger Pessimismus ist ja seinerseits nicht weniger naiv. Nur halt in eine andere Richtung betriebsblind.

(Weil ich gerade mal wieder am Durchlesen bin und es halbwegs in den Faden paßt: das Setting von Baroque Space Opera ließe sich prinzipiell auch leicht als dÿsterdhark verkaufen, wird es doch seit fast hundertfünfzigtausend Jahren von einem quasi-unsterblichen Tyrannen und dessen Gefolge von genmodifizierten "Gottkönigen" regiert, die über den normalen Menschen thronen und jede Veränderung erst mal grundsätzlich ablehnen. Aber das ist eben nur das ganz große Hintergrundbild, und wenn ich "eigentlich nur" die Fünfjahresreise eines weitgehend unpolitischen Forschungsschiffs spielen will, dann läßt die sich allemal auch unterbringen; von uralten rätselhaften Hinterlassenschaften auf den bereits etablierten Planeten des Reichs bis hin zu völlig neuen Welten gibt's noch genug zu erkunden.)

Offline Waldviech

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #47 am: 29.09.2023 | 12:20 »
Zitat
Meh, ständiger Pessimismus ist ja seinerseits nicht weniger naiv. Nur halt in eine andere Richtung betriebsblind.
Exakt das ist der Punkt. Nur, dass es halt für viele leider nicht so wirkt.
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Offline Doc-Byte

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #48 am: 29.09.2023 | 13:40 »
Um mal einen weiteren Gedanken in den Raum zu stellen: Viele SciFi Settings (zumindest alle, die interplanetarische Raumfahrt beinhalten), stellen sowohl Autoren als auch SLs alleine schon vor ein rein "technisches" Problem. Während der "Fantasy-SL" idR maximal eine einzige Welt und in der Praxis eher nur einen Kontinent darauf oder gar ledigleich eine Region präsentieren muss, steht der "SciFi-SL" vor der viel größeren Herausforderung, dass seine Spieler theoretisch zu beliebig vielen neuen Planeten aufbrechen könnten. Aus Autoren-Sicht sehe ich es daher als enorm wichtige Aufgabe an (in Bezug auf Rollenspiele), dies im Settingdesign zu berücksichtigen und/oder den Spielrunden die nötigen Werkzeuge mitzugeben, um damit umzugehen. Eins davon wären tatsächlich klassische Zufallstabellen, aber es kann natürlich auch Beschränkungen bei interstellaren Reisen geben oder man beschränkt den bespielten Bereich (so wie bspw. auch in meinem Fall) auf eine ausgewählte Region innerhalb des größeren Settings. (Kombinationen dieser Methoden sind natürlich auch möglich.)

In glaube nämlich, dass die scheinbare totale Freiheit - nach dem Motto "ihr könnt hier alles spielen" - die viele SciFi Rollenspiele sogar noch als Eigenwerbung vortragen, in Wahrheit eins der größten Hemnisse darstellen kann, weil sie die Frage aufwirft: "Okay, was genau wollen wir den jetzt spielen bzw. auf was können sich alle verständigen?" Und genau hier liegt dann auch wieder die Stärke eines Settings wie Star Wars (auch wenn es Space Fantasy ist) oder Star Treks, in dem man halt genau weiß: Okay, wir spielen Rebellen im Kampf gegen das böse Imperium, Schmuggler die sich irgendwie durchschlagen oder halt die Besatzung eines Star Fleet Schiffs. Die Details kann man ja immer noch individuell ausgestalten, aber man spielt halt nicht so völlig ins Leere hinein, was einfach weitaus mehr Engagement auf SL und auch Spielerseite erfordern würde. - Bei Fantasy Settings hingegen wird dieser Rahmen oft einfach schon aus den Topoi gebildet, die irgendwie jeder so grob zu diesem Genre im Kopf hat. Und das erleichtert das Finden einer gemeinsammen Spielbasis in meinen Augen halt echt enorm. - Aber ich werde trotzdem immer Team SciFi bleiben. ;D
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Offline Space Pirate Hondo

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Re: Beginnt jetzt die Zeit für SF?
« Antwort #49 am: 29.09.2023 | 13:42 »
Es ist bei SF schwer am Tisch einen gemeinsamen Vorstellungraum zu erzeugen. Weil halt so viele Optionen an "was ist im SF alles möglich" existieren.

Daher finde ich da auch dann die großen IPs wichtig. Star Wars und Star Trek kennen viele, daher wissen sie dann worauf sie sich da einlassen. Die offiziellen Rollenspiele von den beiden laufen ja auch am besten.
SF braucht halt viel Worldbuilding und da haben die beiden IPs halt einen jahrzehnten großen Vorsprung, während andere IPs entweder ein Nischendasein fristen oder rohrkrepierer sind.