ja das ist sicher einer der möglichen Knackpunkte,...
Da ich leztens die Fragestellung hatte "kann man eine Kampange mit Bösen SC spielen?" (oder so irgendwie war das thema der Diskussion) und meine Antwort darauf wäre "ja, kann man, aber mir persönlich wäre es zu anstrengend da immer mein eigenes Mindset mit einem Bösen zu "überschreiben" - für einige Abende - sicher ja. Aber für eine jahrelange Kampangne - sicher nein.
Bei mir stellt sich da die Frage, was das Böse ausmacht. Ich könnte z.B. keinen Verräter spielen. Ich könnte aber sehr wohl einen Nekromanten spielen, der tausende versklavt und zwingt, Leichen aus Friedhöfen zu bringen.
Es gibt da einen Unterschied zwischen Handlungen, die ich selbst nicht ertrage und Handlungen, die ich zwar nicht gut finde, die aber in mir keine direkte Reaktion verursachen.
Schlächter der Orkkinder: das kann ich abstrahieren; das ist mein SC. Verräter der eigenen Freunde: das kann ich nicht. Ich habe es einmal in einem One-Shot ausprobiert und gelernt, dass das etwas ist, das ich nie (wieder) spielen will. Und auch nicht sein will.
Weil meine eigene Moral schleppe ich ja immer irgendwie mit mir rum,... und ich möchte sie eigentlich nicht oder zumindest nicht in diese Richtung "ändern". (Und ja ich halte es für durchaus möglich die eigene Moral zu ändern, will fast sagen: leider (vgl. Milgram Experiemt et al))
Ich finde die Moral aus allen drei Standpunkten interessant (Welt, Spieler, SC).
Die eigene Moral zu ändern finde ich aber nicht immer was schlechtes. Beispiel: ich blockiere mich, wenn es um persönliche Bindungen geht. Einen SC zu spielen, der anderen vertraut ist ein Weg, um damit zu experimentieren. Verklemmte Sexualmoral, dämliche Vorstellungen von Männlichkeit oder Erfolg (von denen ich rational weiß, dass sie dämlich sind, die ich aber trotzdem emotional mit mir rumtrage), u.ä. sind Sachen, bei denen ich Änderungen gutheißen würde.
Auf vielen Gebieten finde ich es spannend, mich selbst auszuprobieren. Wir hatten jetzt hier oft das Beisipel Murder-Hobo. Es geht aber auch anderes herum: Wenn wir Helden spielen, kann sich unsere Moral auch ändern.
Wobei meine Erfahrung auch ist, dass die Übertragung von Rollenspielmoraländerungen auf die Realität nicht automatisch passiert. Sie bietet mir eine Vorlage, die ich nutzen kann, aber die Übertragung in die Realität ist nochmal eine bewusste Änderung. Ich kann sie dann leichter, aber ich muss mich bewusst entscheiden, sie zu nutzen.