Autor Thema: "Polizei" in Fantasysiedlungen  (Gelesen 4510 mal)

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Offline JS

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"Polizei" in Fantasysiedlungen
« am: 9.10.2023 | 15:24 »
Die typische Fantasysiedlung, ob groß oder klein, ist ja solide mittelalterlich mit antiken Einfärbungen oder mal einer Prise Frühneuzeit.
Wie haltet ihr es dabei mit den Ordnungskräften? Eher realitätsnäher von wenig bis gar nicht vorhanden oder eher modern mit festen Wachkontingenten für das Aufrechterhalten der allgemeinen Ordnung, Durchsetzen der Gesetze und Aufklären krimineller Vorgänge?
Müssen eure Gruppe schon dem nächsten Vogt direkt vor die Füße fallen, um überhaupt mal irgendeine Ordnungsmacht kennenzulernen, oder stolpern die Charaktere an jeder zweiten Ecke über die berühmten Patrouillen der Stadtwache, denen man dsa-brav und ordentlich einen Taschendiebstahl melden kann?
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Offline Kaskantor

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #1 am: 9.10.2023 | 15:41 »
Klippenwacht könnte dir da vielleicht Einblicke verschaffen.

Bei mir selbst haben Polizei, Wachen etc. in HighFantasy-Kampagnen bisher nie eine Rolle gespielt (außer als Auftraggeber eventuell).

Und ein Taschendiebstahl? Who fucking cares^^
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Offline JS

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #2 am: 9.10.2023 | 16:03 »
Einblicke brauche ich nicht; es war eher als Umfrage gedacht, weil es mich interessiert, wie das allgemein hier so gehandhabt wird. :)

Spiel mal DSA mit den True DSA Gamern, dann wirst du schnell merken, daß Taschendiebstahl und weitere "Ordnungsregelwidrigkeiten" gerne und sofort der örtlichen Stadtwache gemeldet werden. Zumindest bleibt diese Überlegung nie aus.

Ich dachte nun über dieses Thema nach, weil ich in den letzten Jahren häufiger mit den Sorgen konfrontiert wurde oder sie beobachten konnte, daß Grauzonenhandeln ja schnell irgendeine Stadtwache alarmieren könnte.
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Offline Kaskantor

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #3 am: 9.10.2023 | 16:06 »
Tja DSA und Bauerngaming und so... ~;D

In D20 Spielen kümmert man sich selbst um seine Problemchen, wobei bei Highfantasy wichtigeres auf der to do Liste stehen sollte^^

Ist zumindest mal meine Meinung.
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Offline Raven Nash

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #4 am: 9.10.2023 | 16:13 »
Kommt auf die Größe der Siedlung und die Herrschaftsstrukturen an. Eine Miliz gibt es selbst in kleinen Weilern, wenn sie auch nur aus wehrfähigen Bauern besteht und davon nur zwei einen Helm besitzen.
Je größer eine Siedlung wird, umso besser ausgerüstet ist diese Miliz. Die verteidigt die Siedlung vor allem gegen Gefahren von außen, aber auch solche von innen.
Richtige Stadtwachen oder Gardisten gibt es erst in echten Städten, und auch da nur in den reichen Vierteln, in denen sich die Bürger den Sold leisten können. Rund um die Villen und Stadthäuser der Ratsmitglieder o.ä. patroillieren Wachen, in den ärmeren Viertel muss man sein Leben und seinen Besitz selbst schützen.
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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #5 am: 9.10.2023 | 16:15 »
In der typischen Klischee-Fantasysiedlung würde ich sagen: Städte haben eine mehr oder weniger taugliche Stadtwache, deren Größe ziemlich direkt an die der Stadt selbst gekoppelt ist (eine Metropole hat vielleicht eine regelrechte durchorganisierte Exekutive, eine Kleinstadt eher ein paar Tag- und Nachtwächter, die sich halt so gefunden haben), Dörfer dagegen weniger. Letztere sind klein genug, daß sich der jeweilige Chef vom Ganzen noch selbst (mit vielleicht dem Anführer der formlosen Dorfmiliz als Deputy) um den Papierkram kümmern und bei akutem Bedarf ein paar Freiwillige bestimmen kann, ohne gleich eine stehende Truppe zu brauchen.

Das ist jetzt nur so das, was mir spontan einfallen würde, und kann auch je nach genauer Kultur variieren; von "Barbaren" beispielsweise würde man wohl kaum viel Begeisterung für diese Art von Institution erwarten, während eine schwarzmagisch angehauchte Theokratie schon ihre Büttel und Gesinnungsspione haben wird, um sicherzugehen, daß das niedere Volk nicht aufmuckt.

Offline Berto

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #6 am: 9.10.2023 | 16:20 »
Der konkrete Fall hängt vom bespielten Zeitraum und der Größe der Siedlung ab. In der Regel spielen kleine, frühmittelalterliche Siedlungen mit wenigen hundert Einwohnern eine Rolle, daher ist unser typischer Fall, dass die freien Mitglieder der Gesellschaft bewaffnet und auch berechtigt sind, auf ihrem Land geltendes Recht durchzusetzen. Meistens gibt es noch eine Art Dorfvorsteher, also die Person mit dem größten Landbesitz, der es sich leisten kann, eine Hausmacht von 1w6 Bewaffneten zusätzlich zu unterhalten.

Ich würde also sagen: wir sind da "realitätsnah" und irgendeine Art von Stadtwache oder ständiger Miliz gibt es in aller Regel nicht. Wer sollte die auch alle durchfüttern? Die größte Abweichung war da sicherlich Kaupang in unserer Vikinger-Kampagne, wo der örtliche Jarl derart wohlhabend und die Stadt so groß waren, dass die Huskarle des Jarls für die Durchsetzung der öffentlichen Ordnung zuständig waren. Da waren wir wahrscheinlich noch am nächsten am DSA-Fäntelalter dran. Wobei eine genauere Beschäftigung mit der konkreten Ausgestaltung nicht stattfand, weil (Klein)Kriminalität schlicht nicht im Fokus des Spiels stand.
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Offline Ma tetz

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #7 am: 9.10.2023 | 16:21 »
Große Siedlungen haben bei mir durchaus eine Stadtgarde, die dann wahlweise korrupt, überlastet oder auch mal fähig ist.

Kleinere Siedlungen haben - wie im wilden Westen -einem Büttel/Sheriff.

Das bleibt aber immer genug Raum für SC.

Das alles ist mir sowohl bei DnD, Pathfinder, Warhammer, Fantasy, DSA und Earthdawn schon so in offiziellen Publikationen begegnet, scheint mir also nicht selten zu sein.
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Offline Feuersänger

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #8 am: 9.10.2023 | 16:43 »
Bei kleineren Siedlungen gehen wir davon aus, dass es sowas wie einen Dorfbüttel gibt (wenn es nicht wirklich grad das totale Nest ist).
Städte haben schon sowas wie ne Stadtwache, so um die öffentliche Ordnung zu gewährleisten. Die haben freilich meistens nicht so ultra viel auf dem Kasten, in D&D-Maßstäben vielleicht Level 4, wenn sie richtig gut sind 6. Sie leveln jedenfalls nicht mit den SC mit.

Special: in meinem Homebrew-Setting werden, zumindest in einem theokratisch angehauchten Imperium, kriminal- und steuerpolizeiliche Aufgaben von der Inquisition einer der Staatskirchen abgedeckt. (Ansonsten ist die Hauptaufgabe einer Inquisition, sich um interne Angelegenheiten der eigenen Kirche zu kümmern.)
Allerdings ist die Inq bei mir keine Mischung aus Karikaturen à la Monty Python oder Abercrombie; es wird weder mit scharfen Instrumenten noch mit weichen Kissen gefoltert.

Es kann aber natürlich immer mal vorkommen, dass aufgrund von Personalmangel derartige Ermittlungsaufgaben an die SC übertragen werden. ;)
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Offline Runenstahl

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #9 am: 9.10.2023 | 17:09 »
Wenn ich leite gibt es eigentlich immer Stadtwachen oder Büttel. Die haben aber fast nie mit den Charakteren zu tun. Ich halte das relativ realistisch:

SC "Wache ! Mir ist der Geldbeutel geklaut worden !"
Stadtwache "Seufz. Sah der Beutel irgendwie besonders aus ?"
SC "Also... der war aus Leder ?"
Stadtwache "Leder eh ? Ja klar." (richtet sich an den Rest der Wache) "Alle mal herhören, wenn ihr demnächst irgendwelche Diebe fangt, haltet mal ausschau nach einem Geldbeutel. Besonderes Erkennungsmerkmal: Ist aus Leder !" (allgemeines Gelächter)

Mal ehrlich, selbst im echten Leben macht einem die Polizei meist wenig Hoffnung das man gestohlene Dinge je wiedersieht.

Anderer Fall:

SC "Wache ! Wir haben ein Goblinkamp ausserhalb der Stadt gefunden. Die planen scheinbar einen Angriff auf diese Siedlung !"
Stadtwache bekommt große Augen "Kacke. Okay... zeigt mal auf der Karte wo das ist."
SCs beschreiben den Ort "Wir bräuchten Unterstützung um die auszuräuchern."
Stadtwache zum Rest der Wache "William, such dir zwei Leute. Gute Reiter ! Wir müssen dem Baron eine Nachricht zukommen lassen. Gabrielle, schnapp dir einige Leute und sorge dafür das die Bewohner Bescheid bekommen. Alle sollen in Sichtweite der Stadt bleiben, okay ? Sagt ihnen das Goblins die Gegend unsicher machen und sie jederzeit bereit sein sollen zu fliehen. Stelle ausserdem sicher das im Tempel Vorräte sind. Das ist stabilste Gebäude hier. Da können wir im Zweifelsfall eine Weile durchhalten. Und gib die Speere an die Miliz raus !"
SCs "Äh... also wenn ihr uns helft können wir die fertig machen."
Stadtwache "Seid ihr wahnsinnig ? Wir sind Stadtwachen, keine Soldaten. Wenn der Baron es befiehlt ziehen wir mit seiner Streitmacht zusammen raus, bis dahin sorgen wir dafür das hier die Ortschaft beschützt wird."

Stadtwachen sind im Mittelalter dafür da die Ordnung aufrecht zu erhalten. Die meisten sind vermutlich recht froh wenn sie einen halbwegs vernünftig bezahlten Job ohne zuviel Gefahren haben. Klar, im Notfall kämpfen die auch und wenn es befohlen wir werden die bestimmt auch mit in Kriege geschleppt, aber von alleine werden die sich vermutlich hüten große Gefahren einzugehen.

Dritter Fall:
SCs "Wir haben dort drüben in der Gasse ein Mordopfer gefunden."
Stadtwache "Ach du kacke. Okay, danke. Wir schauen uns das mal an. Hank, geh mal den Totengräber holen."
SCs "Können wir dabei helfen nach Spuren zu suchen ?"
Stadtwache "Was für Spuren ? Das ist ne Gasse."
SCs "Naja, vielleicht hat der Mörder irgendwas zurückgelassen was uns einen Hinweis liefert."
Stadtwache "Häh ? Warum ein Mörder sowas tun ?"
SCs "Aus versehen ?"
Stadtwache "Ah, Hank das bist du ja mit dem Totengräber. Mensch, der Tote ist Margret vom Gemischtwarenladen. Ich mochte sie. Wohnt ihre Tochter nicht noch am Südende ?" (nickt dem Totengräber zu die Leiche mitzunehmen) "Puh... Hank geh mal und hol den Priester. Der sollte mal der Tochter eine Nachricht überbringen."

Ich habe keine Belege, aber zumindest in meinem Kopfkino ist die Stadtwache von Grünwasser eben nur die Stadtwache von Grünwasser. Nicht CSI Grünwasser. "Komissare" die tatsächlich akribisch vorgehen um Verbrechen zu lösen dürften in den meisten Wachen gar nicht bis selten vorhanden sein.

Es mag zu jedem der Fälle Ausnahmen geben, aber in der Regel sind die Charactere vermutlich besser darin diese Dinge selbst zu regeln. Und genau das sollte ja auch eigentlich der Fall sein, denn die Geschichte soll sich ja um die Charakter drehen die spannende Abenteuer erleben.

Eine gute professionelle Stadtwache ist geübt darin Ordnung aufrecht zu erhalten. Dazu gehört der Umgang mit Menschen (Überzeugen und/oder Einschüchtern) und eine gute Kenntniss der örtlichen Gegebenheiten.

Das kann man als SL nutzen um den Spielern zu helfen. Beim gestohlenen Geldbeutel könnte die Stadtwache z.B. sagen "Keine Chance das ihr den Geldbeutel je wiedersehen werdet. Die Sache ist die, wir haben hier eine Diebesgilde die äussert professionell ist. Die machen kaum Fehler. Es ist eine Art offenes Geheimnis das der Händler Kurt Wagner der Anführer sein soll. Aber man konnte ihm nie etwas nachweisen und der Mann hat gute Verbindungen. Ich kann euch sagen wo ihr in findet, und ich kann euch Leute nennen die vermutlich seine Handlanger sind. Vielleicht könnt ihr mit den Infos ja was anfangen. Und wenn ihr was rausfindet kommt ihr damit zu mir, okay ? Mir egal wie ihr das anstellt solange ihr hier in Grünwasser kein Blutbad anrichtet. Dann könnte ich echt ungemütlich werden, verstanden ?"
« Letzte Änderung: 9.10.2023 | 17:11 von Runenstahl »
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Offline Aedin Madasohn

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #10 am: 9.10.2023 | 17:14 »
mein Hintergrund ist Aventurien

ABER

in einer erdigen Version. In einer "Stadt" - das ist für Fäntelalter schon 1500 Menschen - ist gar_nicht die Knete für da, eine "Stadtwache" im popkulturellen Fäntelalterstyl zu unterhalten.

Stadtwachen Hauptmann ist - ein verdienter Bürger, welcher als Einbeiniger aus der 3.Dämonenschlacht zurück kam und eher eine Veteranenpensionsstelle innehat
als sich jetzt mit herumziehenden Abenteurern herumzukloppen

am Tor stehten zwei zünftige Handwerksburschen Wachdienst, und vielleicht mal ein Meister im ererbten Harnisch
(und die haben ein persönliches Interesse daran, dass Hausierer keine Ware unverzollt einschmuggel oder wollen Bettler draußen halten, aber mehr auch nicht)

höchstens zwei Stadtschläger, die als Ratsbüttel den Zapfenstreich kontrollieren und nächtens als Schwell-Brandmelder durch die Gassen "riechen" gehen müssen und Nachtschwärmer stellen sollen, die keine "bürgerliche" Lampe dabeihaben (wer schleicht sonst im Dunkeln?!)

dieses Comic-Motiv, wo ein Halbbanner Volldosen-Stadtgarde ausgehalten wird, kann man getrost in der reiche-Metropole-Nürnberg Adaptionen wie Punin, Angbar, Festum, Altgareth belassen. Alleine die 25 Volldosen würden mehr Dukaten kosten, als die Stadt Steueraufkommen hat  >;D

aber wahrscheinlich kann der typisch deutsche RSP-ler sich eine Welt, wo nicht hinter jedem Busch ein uniformierter Amtsmann hockt, schlicht nicht vorstellen  ;D
also, Drachen, Orken und Elfen sind ja ein Muss für die Vorstellungskraft, aber ohne ohne Beamte und Polizisten?
wehe, einer bindet vor der Taverne sein Pferd gegen die vorgeschriebene Fahrtrichtung an, da wird sofort ein Knöllchen hinter den Sattel geschoben!
 ~;D

Offline 1of3

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #11 am: 9.10.2023 | 17:19 »
Die Stadtwache ist der örtliche Potentat mit seinen/ihren Helfershelfern.

Offline Raven Nash

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #12 am: 9.10.2023 | 17:56 »
ständiger Miliz gibt es in aller Regel nicht. Wer sollte die auch alle durchfüttern?
Die Definition einer "Miliz" ist es, dass sie sich aus Einwohnern rekrutiert, die im Fall eines Angriffs unter Waffen stehen.  ;) Die muss man also nicht eigens durchfüttern - die machen das nur nebenberuflich.

In den Städten des europäischen MAs war es üblich, das Bürgerrecht daran zu knüpfen, eine bestimmte Bewaffnung anzuschaffen. Variierte von Stadt zu Stadt, aber grundsätzlich war jeder männliche Bürger "wehrpflichtig".

Demnach mein Hauptsetting sich kulturell zwischen Bronze- und Eisenzeit bewegt, sich aber von einer verheerenden Seuche erholt, sind die meisten Dörfer ohnehin ausgestorben. In den Städten stehen ganze Viertel praktisch leer - da ist man froh, wenn man genug Truppen aufbringen kann, die Mauern zu bemannen, falls es nötig ist. In einigen Städten sorgen die Syndikate für so etwas wie "Ordnung".
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Offline Maarzan

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #13 am: 9.10.2023 | 19:00 »
In kleineren Gemeinden dürfte der Büttel gerade jemand altes, aber anerkanntes sein, der da quasi eine Rentenstelle hat. Der soll dann auch keine Banditen festnehmen, sondern laut genug rufen, wenn er was sieht, damit andere ggf. ihre Arbeit niederlegen können und je nach Art des Rufs zu Hilfe eilen.
Wenn die Welt ungemütlich genug ist, dass sich regelmäßig Riesenratten und Goblins in der Nachbarschaft einnisten, dann dürften die meisten Leute aber auch Bürger/Bauer/etc UND ein wenig Kämpfer sein. Und etwas mehr gelevelte Leute eine gern gesehenen Reserve sein, welch ihre Notfalldienste statt all zu viel Steuern einbringen.
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Offline Feuersänger

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #14 am: 9.10.2023 | 19:17 »
Zu dem was Aedin da oben schreibt: freilich sollte man ruhig einen Reality Check machen, was für eine Stadtwache sich ein beliebiger Flecken überhaupt leisten _könnte_. Zum Beispiel so ein Städtchen mit 1500 Einwohnern -- Moment erstmal, reden wir hier von 1500 _Erwerbstätigen_ oder alle Einwohner inklusive Kinder und Greise? Nehmen wir mal ersteres an. Nehmen wir ferner an, dass die jeweils etwa 200 Tageslöhne pro Jahr erwirtschaften (und das Jahr möge 365 Tage haben), und davon 10% Steuer zahlen müssen.
Macht also 20 Tagessätze pro Einwohner, oder 30.000 Tagessätze an Steuereinnahmen für die ganze Stadt. Sagen wir, die Stadt will davon maximal 10% davon an die Wächter als Lohn zahlen. Also 3000 Tageslöhne. Man will ja vermutlich an jedem Tag etwa gleich viele Leute im Dienst haben, also teilen wir das durch 365 --> kommt 8-ungerade raus, die an jedem Tag Dienst tun, 4 Tags, 4 Nachts. Wenn auch die Wächter nur 200 Tage im Jahr arbeiten, bedeutet das, dass die Stadtwache insgesamt ca 15 Mann stark ist (die im Notfall alle gleichzeitig mobilisiert werden können). Also kurz, eine Rekrutierungsquote von 1%.
Da ist jetzt kein Geld für Ausrüstung mit dabei; diese müsste extra bezahlt werden und wird dementsprechend alt sein.

Mit diesen Zahlen kann man freilich noch rumspielen. Vielleicht erhebt die Stadt ja höhere Steuern und/oder lässt für den Unterhalt der Garnison mehr springen -> so sind auch Mannstärken von zB 60 oder mehr denkbar. Aber wesentlich mehr vermutlich eher nicht.

(Reality Check: ich weiss nicht was historische Stadtwachengrößen waren, aber meine neulich gelesen zu haben, dass es aktuell in Deutschland ca 300.000 Polizisten gibt. Bezogen auf ca 45 Mio. Erwerbstätige ist das eine Quote von 0,66%, also weniger als in meinem ersten Rechenbeispiel.)

Es sind freilich auch ganz andere Modelle denkbar. So Typus Wilder Westen, wo es halt 1 Sheriff und 1 Deputy gibt, und wenn mal wirklich Not am Mann ist, wird rasch eine Posse zusammengetrommelt.
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Offline Berto

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #15 am: 9.10.2023 | 19:22 »
Die Definition einer "Miliz" ist es, dass sie sich aus Einwohnern rekrutiert, die im Fall eines Angriffs unter Waffen stehen.  ;) Die muss man also nicht eigens durchfüttern - die machen das nur nebenberuflich.

In den Städten des europäischen MAs war es üblich, das Bürgerrecht daran zu knüpfen, eine bestimmte Bewaffnung anzuschaffen. Variierte von Stadt zu Stadt, aber grundsätzlich war jeder männliche Bürger "wehrpflichtig".

Pardon, dann ist Miliz die völlig falsche Begrifflichkeit.   :P
Gemeint war so eine DSA-esque Stadtwache, die das hauptberuflich betreibt.
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Offline Feuersänger

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #16 am: 9.10.2023 | 19:26 »
Es sei dazu angemerkt, dass zB in Russland von Beginn der Sowjetzeit bis tatsächlich 2011 die Polizei offiziell Miliz hieß, ist also auch nicht völlig unerhört. Hat natürlich seine historischen Gründe, aber solche kann es ja auch in Fantasystädten geben. ^^
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Offline Maarzan

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #17 am: 9.10.2023 | 19:30 »
Der Poilzeidienst ein paar Tage im Monat könnte auch Teil der Steuerlast sein. Es müssen keine Vollamtlichen sein.
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Offline Boba Fett

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #18 am: 9.10.2023 | 19:34 »
Ich halte mich an den Wilden Westen.
Ortschaften ab einer gewissen Größe haben Sheriffs.
Noch größere haben auch Deputy Assistenten.
Noch größere haben eine Stadtwache.

Unter dem gibt es Marshalls oder Mounties, die durchs Land ziehen und das Recht durchsetzen.
Im Outback herrscht das Recht des Stärkeren.

Einige Orte wählen bei Bedarf einen Gesetzeshüter auf Zeit.
« Letzte Änderung: 10.10.2023 | 08:59 von Boba Fett »
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Offline Quaint

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #19 am: 9.10.2023 | 20:01 »
Ich mach das je nach Setting und Situation unterschiedlich.
Aber irgendwer achtet schon auf öffentliche Ordnung. Und vielleicht auch ein wenig auf Recht und Gesetz.

Das kann der Ritter sein der in seinem Lehen Ordnung hält, zusammen mit Vögten und Bütteln.
Das können Abenteurer sein, die, guten Leumund vorrausgesetzt, angeheuert werden um Unrecht zu bereinigen.
Das kann ein ruchloser Kopfgeldjäger sein.

Oder natürlich die Stadtwache. Oder Kleriker und Paladine die dem Gott des Rechts dienen.

Wenn es etwas chaotischer zugeht sind es dann vielleicht auch Verbrecherbosse oder brutale Banden und deren Chefs, die ihre Version von Ordnung aufrecht erhalten.

Selbst irgendwelche Stammesgesellschaften haben häufig sowas wie einen Häuptling und ihm ergebene Krieger, die bei Verbrechen und Streitfällen zusehen dass da irgendwie wieder Ordnung reinkommt. Und/oder einen Schamanen oder Medizinmann, der da vielleicht auch einfach mal mit den Leuten reden kann und ggf. härtere Maßnahmen ergreift.

Wobei so Blutrachetraditionen und dergleichen natürlich auch ein Ding sind.
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Offline Feuersänger

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #20 am: 9.10.2023 | 20:07 »
Der Poilzeidienst ein paar Tage im Monat könnte auch Teil der Steuerlast sein. Es müssen keine Vollamtlichen sein.

Im Prinzip ja. Freilich gab es auch historisch solche Konstellationen (auch beim Militärdienst), und das lief dann eigentlich immer darauf hinaus, dass man sich aus dem Dienst direkt oder indirekt freikaufen konnte. "Hai ich bin der Samson, der Küfner hat mir Geld gegeben damit ich seinen Wachdienst übernehme. Ja morgen habe ich auch Zeit, wieso?"

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #21 am: 9.10.2023 | 20:17 »
Die typische Fantasysiedlung, ob groß oder klein, ist ja solide mittelalterlich mit antiken Einfärbungen oder mal einer Prise Frühneuzeit.
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Auch wenn es sich (zunächst) doof anhören mag (kommt hier die Standardantwort): " Kommt drauf an". Und zwar auf die Größe der Siedlung. Sprich: Ist es nur ein Dorf? Eine Kleinstadt? Oder vielleicht nur ein Weiler? Und natürlich kommt es auch ein bisschen auf das Abenteuer und das Setting allgemein an. Wenn es im Abenteuer eh schon entsprechende Informationen diesbezüglich gibt, dann übernehme ich die so - größtenteils zumindest. Ansonsten gibt es im Prinzip alle Varianten von "Law & Order" bei mir. Es kann also sein, dass dass es keine Wachen gibt bis hin zu  Wachpatrouillen, die alle 2 Std. durch die Stadt/Dorf/Siedlung marschieren und nach dem Rechten sehen.

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #22 am: 9.10.2023 | 20:22 »
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Offline Kaskantor

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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #23 am: 9.10.2023 | 20:23 »
Dann löst das der Char, die Gruppe.

Bin allgemein kein Freund davon, dass NSC Probleme lösen sollen.

Bei einer Warhammerrunde hat das verschwinden eines Ponys der Gruppe (blöd wenn man vergisst, es irgendwo festzubinden, oder es in einem Stall unterzubringen) und mir einen echt witzigen und erinnerungswürdigen Spieltag eingebracht, von dem wir heute ab und an noch reden :)
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Re: "Polizei" in Fantasysiedlungen
« Antwort #24 am: 9.10.2023 | 20:41 »
Dann löst das der Char, die Gruppe.

Bin allgemein kein Freund davon, dass NSC Probleme lösen sollen.

Na ja -- die NSC werden ihrerseits schon mal Interesse daran haben. Selbst wenn's in einer Fäntelaltergesellschaft kein staatliches Gewaltmonopol geben mag, wird nicht jeder Ordnungshüter welcher Art und welchen Kalibers auch immer es zwangsläufig gleich gerne sehen, daß irgendwelche Dahergelaufenen in seinem jeweiligen Revier mal eben Selbstjustiz betreiben.

Ob und inwieweit er sie daran überhaupt hindern kann, ist natürlich wieder eine andere Frage, aber eine Welt, in der grundsätzlich nur die Spielercharaktere für alle Arten von Problemen zuständig sein sollten und alle anderen nur untätig in der Gegend herumstehen würden, ergäbe ja auch keinen rechten Sinn.