Autor Thema: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung  (Gelesen 5632 mal)

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #50 am: 17.10.2023 | 13:35 »
Der Witz ist: In den halbwegs erfolgreichen Science-Fiction-Rollenspielen gibt es genau die gleichen Fantasyklassen, nur halt mit anderem Anstrich. Und das liegt daran, dass der Inhalt von Rollenspiel im Mainstream "Eine Gruppe aus verschiedenen Leuten geht auf Abenteuer und überwindet Gegner" ist.

Na, ich weiß nicht so recht. ;) Es ist sicher richtig, daß es gewisse klassische "Abenteuer-Charakterarchetypen" gibt, die sich in praktisch jedem Abenteuergenre dann in ggf. leicht angepaßter Form wiederfinden -- den Kämpfer/Soldaten/schießmichtot gibt's so ziemlich immer und überall, ebenso gerne mal den "Jedermann", der erst mal nur mehr oder weniger ins Abenteuer gezogen wird und sich dann entweder nach passendem Abschluß wieder abmeldet oder es (etwas seltener) zu seiner neuen Berufung macht. Man findet auch mal den einen oder anderen kriminellen, aber immer noch einigermaßen sympathischen Protagonisten (Robin Hood, Arsène Lupin, Han Solo...). Und die Zauberer & Co. würde ich etwas verallgemeinernd vielleicht in eine Kategorie "Experten und Fachleute" stecken, die ja einigermaßen regelmäßig auch da auftaucht, wo Magie nominell gar nicht existiert, und dann immer noch ähnliche Funktionen (insbesondere das Beantworten von Fachfragen und Herbeihandwedeln von Lösungsansätzen) wahrnimmt.

Aber: Archetypen einer- und "Klassen" als Regelkonstrukte andererseits sind noch lange nicht dasselbe. Das sieht man ja eigentlich schon daran, daß sie auf zwei völlig verschiedenen Begriffsebenen existieren...oder auch daran, daß Archetypen rein beschreibender Art sind, Klassen aber ausdrücklich auch mit Vorschriften daherkommen.

Offline Doc-Byte

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #51 am: 17.10.2023 | 13:41 »
Also, wenn's um Literatur geht, würde ich das von der Rezeption her aufrollen, und zwar ganz platt: Was in der Buchhandlung im SF-Regal steht, ist SF.

Genial, wie sich mit einem Federstrich die komplette Literaturwissenschaft vom Tisch wischen lässt. Hätte ich das mal früher gewusst, das hätte vieles erleichtert. :d ~;D
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Offline Skaeg

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #52 am: 17.10.2023 | 14:13 »
Könnten sie aber, wenn sie wollten.
Klar, wenn alle wollten, könnten sie's auch Krucklwutsch nennen.
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Offline Chaos

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #53 am: 17.10.2023 | 14:15 »
Klar, wenn alle wollten, könnten sie's auch Krucklwutsch nennen.

Dann verstehst du sicher, wie vollkommen wertlos Definitionskriterien sind, bei denen sowas möglich ist.
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Offline Skaeg

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #54 am: 17.10.2023 | 14:16 »
Genial, wie sich mit einem Federstrich die komplette Literaturwissenschaft vom Tisch wischen lässt. Hätte ich das mal früher gewusst, das hätte vieles erleichtert.
Ich hab' ja selber 'nen Abschluss (okay, im Nebenfach) in englischer Literaturwissenschaft und ja: Eine Menge, was man da macht, ist Geschwurbel um des Geschwurbels willen. (Konnte das aber für 'ne 1 ausreichend gut verbergen.) In diese Kategorie fällt auch das, was hier so abgeht.

Wobei ich zur Ehrenrettung sagen muss: Ich hab' keine Literaturwissenschaftler kennen gelernt, für die "wir entwickeln eine Definition von X, die der Definition von Rezipienten und Produzierenden komplett zuwiderläuft, und wir haben recht!" eine valide Herangehensweise war. Das war bei dir wohl anders.
« Letzte Änderung: 17.10.2023 | 14:26 von Skaeg »
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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #55 am: 17.10.2023 | 14:32 »
Dann verstehst du sicher, wie vollkommen wertlos Definitionskriterien sind, bei denen sowas möglich ist.
Nein, sinnlos sind Diskussionen mit Leuten, die etwas für möglich halten, nur weil sie es sich vorstellen können, und dann aufgrund dieser "Möglichkeit" über reale Verhältnisse reden möchten.
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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #56 am: 17.10.2023 | 14:52 »
Bitte unterlasst versteckte oder offene Spitzen gegenüber anderen Menschen hier.
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #57 am: 17.10.2023 | 15:25 »
Nein, sinnlos sind Diskussionen mit Leuten, die etwas für möglich halten, nur weil sie es sich vorstellen können, und dann aufgrund dieser "Möglichkeit" über reale Verhältnisse reden möchten.

Es ist eine objektive Tatsache, dass nach deinen Maßstäben "Herr der Ringe" SF wäre, wenn es als SF vermarktet würde, oder ein Reisebericht, wenn es als Reisebericht vermarktet würde.

Das ist Herr der Ringe aber beides objektiv nicht.

"Reale Verhältnisse", die sich darauf begründen, womit Verleger oder Buchhändler am besten Geld zu verdienen hoffen, sind als Grundlage für eine sachliche Diskussion wertlos.

Mal ganz davon abgesehen, dass es ziemlich fragwürdig ist, "Rezeption" an den Marketingmanövern von Verlegern und Buchhändlern festzumachen anstatt daran, was Leser oder Literaturwissenschaftler davon halten.
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Online Isegrim

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #58 am: 17.10.2023 | 15:32 »
Das, was am Anfang des Genres "SF" stand, was ihm sein Renomme gab, ist und bleibt nun mal das, was im Namen angelegt: Die Betrachtung fiktionaler (Natur-) Wissenschaft, ihrer möglichen Produkte, und der Auswirkung, die das auf Menschen & Gesellschaft haben könnte.

Dass es praktisch genau so lange Geschichten gibt, die die (noch*) phantastischen Elemente aufgreifen und daraus Abenteuer machen, die mit Wissenschaft so viel zutun haben wie Karl Mays Apachen mit echten Indianern: Geschenkt. Ohne den Kern an "harter SF" hätte sich SF mE nicht als eigenständiges Genre etablieren können.

Dennoch bringt es nichts zu ignorieren, dass etwas nunmal als SF wahrgenommen wird, sobald Raumschiffe und Roboter drin vorkommen, egal wie wissenschaftlich damit umgegangen wird. Ähnlich wie auch Fantasy bieten sich hier einfach so viele erzählerische Möglichkeiten, Geschichten über Menschen zu erzählen, dass Leute sie natürlich nutzen werden, die viel auf das "Fiction" und wenig auf das "Science" geben werden. Und da eine Geschichte viele Elemente enthält, wird es natürlich auch ein weites Spektrum geben, von "hard SF bis auf ein, zwei Aspekte" bis zu "die Drachen heißen nur anders".

* Das nächste Problem: "Hard SF" ist immer ein Produkt ihrer Zeit, da sie ja nur auf den jeweiligs verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren kann. Als die Äthertheorie noch aktuell war, waren darauf basierende Storiey keine Fantasy; heute schon.

Star Trek hat noch einiges vom "SF-Geist", weil es hin und wieder tatsächlich Dinge thematisiert, die mit dem futuristischen Setting und seinen Rückwirkungen auf Menschen, Moral, Gesellschaft zu tun haben; auch wenn die "Science", auf der diese Gesellschaft basiert, phantastisch ist. Star Wars thematisiert vergangene und heutige gesellschaftliche Konflikte (Diktatur, Familie), und nichts davon hat i-was mit "Zukunft" zu tun, außer dass Raumschiffe halt cool aussehen.

Für's Rollenspiel: Solange das nur Unterhaltung sein will, ist es mE Jacke wie Hose; ob das künstliche Wesen nun ein per Gebeten belebter Golem ist, Frankensteins Monster oder ein Robobter ist: Wichtig ist, wie das Setting das präsentiert, und dann wird halt je nachdem draufgehauen, mit dem Fremdartigen kommuniziert oder jeder Unterschied jenseits verschiedener Stats ignoriert; Abstufungen sind möglich... ;)

Die interessanten Fragen, die SF (und Fantasy, auf andere Art, und andere Genres...) aufwirft, mit Hilfe von Rollenspiel zu thematisieren, über etwas Flair & Feeling hinaus, ist mE eine Nischensache. Wenn ich mir angucke, für wieviele Leute Cyberware und der damit zusammenhänge Verlust von Menschlichkeit mehr war als "nette Gimmicks & RPG-Balancing"...
« Letzte Änderung: 17.10.2023 | 15:34 von Isegrim »
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides

Offline JollyOrc

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #59 am: 17.10.2023 | 16:00 »
Es ist eine objektive Tatsache, dass nach deinen Maßstäben "Herr der Ringe" SF wäre, wenn es als SF vermarktet würde, oder ein Reisebericht, wenn es als Reisebericht vermarktet würde.

Ich glaube, was Skaeg eigentlich schreibt ist: "ich übernehme die Definition vom Buchhandel. Die kenne ich zwar nicht, kann aber die Ergebnisse am Regal da ablesen"
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #60 am: 17.10.2023 | 16:19 »
Ich glaube, was Skaeg eigentlich schreibt ist: "ich übernehme die Definition vom Buchhandel. Die kenne ich zwar nicht, kann aber die Ergebnisse am Regal da ablesen"

Die Frage, ob er sich diese Definition selbst ausgedacht hat, oder ob er sie einfach von woanders übernimmt, ist in dieser Diskussion eher sekundär. Er vertritt diese Meinung, also kann man eigentlich erwarten, dass er sie mit Argumenten verteidigt, und/oder auf die Argumente der Gegenseite sachlich eingeht.

Autoren wissen, in welchem Genre sie schreiben wollen. Leser wissen, in welchem Genre sie lesen wollen. Literaturwissenschaftler nehmen für sich in Anspruch, wissenschaftlich an die Sache heranzugehen. Allen drei Gruppen unterstelle ich zumindest den guten Willen, eine für sachliche Diskussionen brauchbare Definition der Genres erreichen zu wollen.

Verleger und Buchhändler (zumindest abseits der kleinen Spartenverlage und von Bücherwürmern geführten Nachbarschaftsbuchläden) geht es in allererster Linie darum, Geld zu verdienen - ob sie dafür Bücher, Kartoffelchips oder Wintermäntel verkaufen, ist da letztendlich sekundär. Deshalb unterstelle ich ihnen, dass ihre Definitionen primär der Profitmaximierung und nicht der Schaffung einer Diskussionsgrundlage dienen sollen - was man, meiner Meinung nach, bei der von Skaeg vertretenen Definition ganz gut sehen kann.

Buchhändler könnten, wenn sie wollten, "Herr der Ringe" als Reisebericht (oder Steuerrechtsliteratur) definieren, ohne von ihren Definitionsmaßstäben abzuweichen, indem sie "Herr der Ringe" zu den Reiseberichten (oder der Steuerrechtsliteratur) ins Regal stellen - ohne dass sich am Inhalt oder am tatsächlichen Genre von "Herr der Ringe" das Geringste ändert. Deshalb ist jede Definition, die An- oder Abwesenheit eines Buchs in einem bestimmten Regal basiert, für eine sachliche Diskussion wertlos.
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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #61 am: 17.10.2023 | 16:23 »
Unabhängig der Definitionen bin ich überzeugt, dass Einsteigern Fantasy zugänglicher erscheint, weil sie das Gefühl haben, sie können vieles aus ihrer erlebten Gegenwart einbringen und nur wenig hinzulernen und bei Science Fiction eher nicht.

Möglicherweise liegt es auch daran, dass Fantasy "technisch" eher in die Vergangenheit (HdR) oder maximal an der Gegenwart (HP) orientiert, Science Fiction aber an der oder in die Zukunft. Unserer gefühlten Erfahrung ist die Zukunft komplexer zu begreifen als die Gegenwart, die wiederum komplexer als die Vergangenheit. Gefühlsmäßig werden hier im Geist mehrere Verknappungen durchgeführt, die Fantasy zugänglicher erscheinen lassen.

p^^
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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #62 am: 17.10.2023 | 17:23 »
Ah, wir haben eine Genre-Diskussion. Hatten wir ja lange nicht.

Kurz und gut: Ein Werk hat kein Genre. Genres haben das Werk.

Genre ist eine Attribution des Publikums / Literaturbetriebs. Wissenschaftlich ist da auch nicht viel zu wollen außer Merkmale zu listen, die dazu führen, dass ein Werk so gelabelt wird und von wem und wann und wo.

Genre hat dabei keineswegs nur mit dem Inhalt zu tun. Es ist natürlich zunächst mal das Medium, dann aber auch die Herkunft (Mangas, afrikanische Literatur), die Publikationskanäle (Webserial vs. Buch, TV-Serie vs. Kinofilm), biographische Merkmale der Autor*in (migrantische Literatur, Literatur von AutorINNEN), die Zeit der Entstehung (Nachkriegsliteratur, Augustäische Epik), die Zielgruppe (Kinderbücher, Populärwisschenschaft) und mit Sicherheit noch mehr.

Zu gucken in welches Regal etwas gestellt wird, ist also durchaus der korrekte wissenschaftliche Ansatz. Nur kann sich ein konkretes Werk durch die Flexibilität des Begriffes im Schnittbereich diverser Genre-Zuschreibungen befinden. Die Leuten denken sich auch ständig neue Genre-Label aus.

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #63 am: 17.10.2023 | 17:52 »
Unabhängig der Definitionen bin ich überzeugt, dass Einsteigern Fantasy zugänglicher erscheint, weil sie das Gefühl haben, sie können vieles aus ihrer erlebten Gegenwart einbringen und nur wenig hinzulernen und bei Science Fiction eher nicht.

Möglicherweise liegt es auch daran, dass Fantasy "technisch" eher in die Vergangenheit (HdR) oder maximal an der Gegenwart (HP) orientiert, Science Fiction aber an der oder in die Zukunft. Unserer gefühlten Erfahrung ist die Zukunft komplexer zu begreifen als die Gegenwart, die wiederum komplexer als die Vergangenheit. Gefühlsmäßig werden hier im Geist mehrere Verknappungen durchgeführt, die Fantasy zugänglicher erscheinen lassen.

p^^

Ich überlege mir inzwischen, ob ich's nicht anders ausdrücken würde: Fantasy orientiert sich ja meist nicht wirklich groß an der Vergangenheit und die meisten Fantasyfans sind vermutlich auch keine großen Hobbyhistoriker, die sich im Gegenstück des achten Jahrhunderts oder so tatsächlich heimischer fühlen würden als in einem SF-Setting im nominell achtundzwanzigsten.

Aber Fantasy mag viele Leute schlicht an ihre Kindheit erinnern, in der die Erwachsenen ihnen noch primär "kindgerechte" Erzählkost wie Märchen und so und weniger "komplizierte" Sachen wie SF vorgesetzt haben -- und das trägt dann vermutlich, halbwegs erträgliche Kindheit vorausgesetzt, eben schnell auch mal zu einem eher heimeligen Gefühl bei.

Natürlich läßt sich das so schlecht komplett verallgemeinern. Gibt ja durchaus auch Weltraum-Kindergeschichten oder Leute, die Sachen wie die Original-Enterprise und Mondbasis Alpha 1 quasi mit der Muttermilch eingesogen haben, weil die zufällig gerade da in der Flimmerkiste liefen. Aber ich denke, "Fantasy fühlt sich einfacher an, auch wenn sie das in der Praxis dann oft gar nicht ist" taugt als zumindest eine Arbeitshypothese unter anderen.

Offline pharyon

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #64 am: 18.10.2023 | 06:33 »
Ich meine das nicht zwanghaft historisch auf Epochen / Zeiten konkret bezogen. Zunächst wollte ich mich von dem Definitionsdruck absetzen. Es genügt, dass wir Fantasy und Science Fiction unterschiedlich attribuieren. 1of3 hat das ja auch schön ausgeführt.

Mir geht es um die vermeintlich zu nutzenden Werkzeuge im jeweiligen Setting: Mit Schwertern, Pferden, Rüstungen und Burgen gibt es mehr und belastbare Erfahrungen (der Punkt, dass wir durch Märchen in der Kindheit mit vielen Tropes vertraut gemacht werden, spielt sicher da mit rein) für uns (als Menschheit, nicht zwangsläufig individuell) als mit Plasmabrennern, Trägheitsdämpfern, Druiden und Blastern. Und wenn die "Andersartigen" sehr menschenähnlich sind, fällt uns das auch leichter, uns reinzuversetzen.

Aus dem Grund glaube ich auch, dass "softe"/"unechtere" Science Fiction wiederum zugänglicher ist, weil viele Werkzeuge den uns bekannten Mittel stark ähneln (Lichtschwerter, Raumjäger im Vergleich zu Transhumanismus und Uplifting, zum Beispiel).

Umgekehrt kann man das ggf. auch noch besser nutzen, wenn man Sci Fi - Rollenspiel spielen will: die zugänglichen Aspekte betonen und klare Hilfen bei vermeintlich komplexeren Bereichen der Zukunft parat halten.

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Offline unicum

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #65 am: 18.10.2023 | 08:55 »
Im hinblick auf:

Tun sie aber nicht. So einfach ist das.

Da ging es um die einsortierung von Romanen in Buchläden wo man (also zumindest ich) die "Drachenreiter von Pern" unter SF gefunden hat.
Wenn man einige der Romane liest kann man sich aber schon über das SF auf dem Einband wundern,... denn in vielen kommt so ziemlich nichts vor was SF ist.

Eigentlich geht es um eine Kolonie von Menschen die einen Planeten besiedelt haben und die technisch dann auf ein Niveau des "Mittelalters" abgesackt sind. Aber das ist in vergessenheit geraten. (ach und telepatische intelligente Drachen gibts halt noch oben drauf).

Offline Boba Fett

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #66 am: 18.10.2023 | 10:50 »
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Online AndreJarosch

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #67 am: 18.10.2023 | 11:09 »
Ich denke vielen was Fantasy "einfacher" macht ist logische Zusammenhänge vorauszusetzen, die in fast jeder Fantasy-Welt stimmen sollten.

Egal in welcher Fantasy-Welt ist spiele und es zum Kampf kommt:
Das Spitze Ende soll in den Gegner gehen. Bei Fernkampf habe ich EINEN Versuch wenn ich einen Wurfspeer habe. Ich habe so viele Schüsse mit dem Bogen wie ich Pfeile im Köcher habe.
Das ist völlig unabhängig ob ich ich Tolkienske Fantasy, Conaneske Fantasy, Historische Fantasy, oder Märchen Fantasy spiele.

In einen SciFi-Hintergrund habe ich eine eine Fernkampfwaffe, aber die erklärt sich NICHT von selbst, sondern ist abhängig von der Hintergrundwelt.
Strahlenpistole bei der ich mir keine Gedanken und die Anzahl der Schüsse machen muss und jeder Schuss ist gleichtödlich? Phaser mit lange haltender Energiezelle, bei dem ich aber die Tödlichkeit (oder Betäubung) einstellen kann? Ein Blaster der entflammtes Plasma verschießt, welches ich irgendwann nachladen muss? Tödliche Strahlenwaffe als mit Munitionsklipps zu je 20 Schuss?


Ähnliches gilt für viele andere Elemente eines Rollenspiels.
Reisezeiten und Arten des Transportmittels sind leicht nachvollziehbar und sich in fast allen Fantasywelten sehr ähnlich.

In SciFi-Welten gibt es so viele Möglichkeiten mehr, die sich gegenseitig ausschliessen können, oder parallel existieren.

Den Welterhintegrund eines SciFi-RPGs verständlich zu machen erfordert viel mehr Detailarbeit als die Spieler in eine Fantasy-Welt zu schubsen.

Offline 1of3

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #68 am: 18.10.2023 | 11:30 »
Ich möchte mal ein Beispiel geben, wo das regelmäßig schief geht. Ich hab das jetzt bei zwei Anfänger-Gruppen erlebt. Anscheinend gibt es in der Vorstellung der Leute nur BöseTM Nekromanten und nur GuteTM Elfen.

Ich hatte mir dabei ja gar nichts gedacht. Das war halt ein Untoter, der sich freiwillig gemeldet hatte, diese Anlage zu bewachen. Hatte die SCs auch ganz freundlich eingeladen, sich doch umzusehen. Viel weiter kam er dann nicht.

In der zweiten Gruppe trafen sie dann auf eine Truppe See-Elfen, die bei den Küstendörfern Schutzgeld eingetrieben haben. Als das dann klar wurde, sorgte das doch für Entgeisterung. Und ich hatte mir schon Mühe gegeben, die möglichst Klischee-mafiös zu spielen.

Offline unicum

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #69 am: 18.10.2023 | 11:40 »
Ich möchte mal ein Beispiel geben, wo das regelmäßig schief geht. Ich hab das jetzt bei zwei Anfänger-Gruppen erlebt. Anscheinend gibt es in der Vorstellung der Leute nur BöseTM Nekromanten und nur GuteTM Elfen.

Nun ja klare "moralische" Kanten gibt es im SF doch ab und an auch.
Ripley braucht keine moralische Rechtfertigung ein Alien zu töten, auch auf die grausame art und weise es durch das Vakkum durch ein kleines Loch saugen zu lassen,.... Stormtrooper darf man als Alianzler abknallen, sind ja eh nur "klone" (in der klassischen Variante).

Oder anderst gesagt: Orks gibt auch im Weltraum.

Aber ja prinzipiell ist es schon so das die Grenzen in Fantasy deutlicher ist.

Wie ich weiter oben schon schrieb ist zwar "EDO" ein Punkt der Wiedererkennung bringt aber mehr basic würde ich es an den Dingen festmachen - Schwert, Bogen; Ritterrüstung - das ist Fantasy. Laser, Raumschifft und Überlichttriebwerke ist SF. Ersteres kann sich jeder im Museum anschauen, bei einem Mittelaltertreffen vieleicht auch mal in die Hand nehmen.
Will sagen das SF Zeugs ist einfach weiter von unserer Vorstellung entfernt als alles was es an Dingen in Fantasy gibt.

Offline Boba Fett

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #70 am: 18.10.2023 | 12:03 »
Vorab:
Ich nenne Fantasy jetzt synonym als "die in den klassischen Meanstream Rollenspielen vorkommende mittelalterlich angehauchte Fantastik mit Menschen, Zwergen, Elfen, Orks und existierender Magie".
In Punkto SF beziehe ich mich auf das, was sich an Rollenspielen am ehesten unter Space Opera zusammenführen lässt.
Mir ist klar, dass es anders (Cyberpunk) gibt und auch, dass es Überschneidungen (zB Star Wars) gibt. Diese Unschärfen lasse ich zur Verdeutlichung außen vor.

Rollenspiel in klassischer Fantasy arbeitet stark mit Genre Konventionen und Stereotypen.
Rollenspiel in der SF besitzt diese nicht, sofern die Spielwelt nicht durch Medien wirklich gut bekannt ist.

Mangelnde Kenntnis über Stereotypen und Genre-Tropes limiert die Vertrautheit mit einer Spielwelt und erfordert mehr Investition in die Vermittlung über die Beschaffenheit des Settings.
Solange Spieler nicht wirklich einen Mehrwert wahrnehmen, wird es schwer sein, die Leute für Spielwelten zu begeistern, die mehr Investition erfordern.

Für mich (als SF & Space Opera Begeisterten) steht ausser Frage, dass es in den SF Settings deutlich Mehrwert gibt.
Mich würde die Diskussion der Frage interessieren, wie man das vermitteln kann.

Das "warum" ist für mich eigentlich deutlich klar. Mir stellt sich die Frage nach dem "wie ändere ich das"...
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Offline 1of3

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #71 am: 18.10.2023 | 12:25 »
Willst du Leute an deinen Tisch kriegen oder Leute an deinem Tisch ein anspruchsvolleres Setting schmackhaft machen? Das sind zwei sehr paar unterschiedliche Schuhe.

Du kannst natürlich den Starfinder- oder Warhammer-40k-Trick machen. Also diese Fantasy-Stereotype auf Raumschiffe setzen.

Offline Arldwulf

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #72 am: 18.10.2023 | 12:42 »
Mein Hauptproblem mit SF in Rollenspielwelten ist eigentlich, dass die Strukturen der Geschichten durch die technologischen Möglichkeiten eingeschränkt werden.

Während mächtige Möglichkeiten in Fantasy oftmals aus einer Progression heraus entstehen und daher den Protagonisten Anfangs noch nicht zur Verfügung stehen sind in SF die technologischen Optionen deutlich weiter verbreitet.

Als Folge dessen ist das Reisen zwischen Welten wesentlich üblicher. Und während dies beim Serienkonzept ala Star Trek viele Möglichkeiten bietet den Planet der Woche zu besuchen wünsche ich mir im Rollenspiel oft einen wesentlich höheren Detailgrad was die Weltbeschreibungen angeht.

Offline unicum

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #73 am: 18.10.2023 | 14:28 »
Für mich (als SF & Space Opera Begeisterten) steht ausser Frage, dass es in den SF Settings deutlich Mehrwert gibt.
Mich würde die Diskussion der Frage interessieren, wie man das vermitteln kann.

Das "warum" ist für mich eigentlich deutlich klar. Mir stellt sich die Frage nach dem "wie ändere ich das"...

 :d

Ich sehe das problem ähnlich. In Fantasy sage ich "Schwert, Bogen, Schild" und jeder hat sofort ein Bild. Aber wenn ich sage "Blaster, Laser" frägt man sich "was ist der unterschied?" Ich hab also als "SL" einen mehraufwand den ich vermitteln müsste und als Spieler eben einen mehraufwand das aufzunehmen.

Wie ich diesen Mehraufwand reduzieren könnte - ich hab keine Ahnung.
Wie ich  Spieler dazu motiviere mit mir den Weg zu gehen den Mehraufwand abzuarbeiten?
Häufig genug war es bei uns,... die Sache das der SL meinte "ich würde das gerne SF ausprobieren" und wenn kein anderer sich beim SL_Mikado schneller bewegte und sagte "Ne ich will lieber wieder was mit D&D in den relams spielen,... und würde auch SL machen."
Tatsächlich hatten wir schon immer wieder mal solche Diskussionen und dann stellte jeder mal kurz sein Konzept vor und wir entschieden als Gruppe. So sind wir jedenfalls auch mal des öfteren im All gelandet.

Ist vieleicht bei uns auch wie mit einem Lieblingssong in dauerschleife, wenn man es zum 1000 mal hört wird es fade - und dann darf es eben auch mal etwas SF sein.

Online schneeland

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #74 am: 18.10.2023 | 14:41 »
Ich sehe das problem ähnlich. In Fantasy sage ich "Schwert, Bogen, Schild" und jeder hat sofort ein Bild. Aber wenn ich sage "Blaster, Laser" frägt man sich "was ist der unterschied?" Ich hab also als "SL" einen mehraufwand den ich vermitteln müsste und als Spieler eben einen mehraufwand das aufzunehmen.

Wie ich diesen Mehraufwand reduzieren könnte - ich hab keine Ahnung.
Wie ich  Spieler dazu motiviere mit mir den Weg zu gehen den Mehraufwand abzuarbeiten?

Die einzige halbwegs realistische Chance, die ich sehe, ist über die Verbindung zu einem etablierten Franchise klarzumachen, welches Set von Tropes man gern hätte. Funktioniert aber natürlich auch nur, wenn entsprechendes Franchise bekannt genug ist (wenn ich nach den Erfahrungen mit meiner Gruppe aus Studienzeiten gehe: Star Wars oder Alien waren ok; schon beim Thema Cyberpunk gab's keine ausreichende Basis mehr, weil nicht mehr jeder Neuromancer gelesen oder früher mal Shadowrun gespielt hatte).
Brothers of the mine rejoice!
Swing, swing, swing with me
Raise your pick and raise your voice!
Sing, sing, sing with me