CORAL ISLAND: Cozygame, Farm- & Social-Sim
So, ein erster Eindruck zu Coral Island 1.0 im Early Access:
- Die Grafikengine ist irgendwie noch nicht richtig gut. Das Spiel scrollt nicht butterweich, egal, welche Einstellungsqualität ich eingebe. Das darf bei so einfacher Grafik aber nicht passieren. Es gibt auch recht viele leicht verpixelte Stellen, wo also die Farbe nicht deckend ist. Da braucht das Spiel noch einiges an Verbesserungen.
- Es ist in der Interaktion ein wenig ernüchternd, daß nichts vertont ist und die Dialoge alle still ablaufen. Man merkt daran erst, daß das Giggeln bei Animal Crossing oder die vertonten Einwürfe bei Disney Dreamlight Valley wichtige Effekte sind. Stille Dialoge sind eher langweilig, zumal in Coral Island ja weitgehend auch nur Menschen herumlaufen, die an sich nichts Niedliches haben.
- Der Charaktereditor ist ganz schön, so daß man mit seiner Figur zufrieden sein kann.
- Die Insel an sich ist natürlich wunderbar karibisch und sonnig, aber irgendwie ist der Anfang so lieblos. Ankommen, da ist deine Farm, leg los. Wie bei Stardew Valley. Diese ikonischen Figuren bei AC gewinnen dadurch natürlich noch viel mehr Charme. Vor allem finde ich etwas mau, daß man wieder vor einem riesigen Feld steht, das wieder voller Gedöns ist, den man dann wieder mit allen Werkzeugen erst einmal wegräumen soll. So richtig geilomatig ist das nicht - wie das Unkraut in AC, aber weniger flott wegzuräumen.
- Die NSC sind Menschen und typisch menschlich; ihnen fehlt der Charme der AC-Charaktere doch spürbar. Wenn ich durch die Stadt laufe und überall Menschen sehe, habe ich keine Lust, die anzusprechen und dumm vollzulabern. Die Probleme des Anglers oder Teenagers an der Ecke interessieren mich nicht. Dieser frische Aufbruch von AC fehlt mir, wenn ich auf einer fertigen Insel voller Leute bin und dann nur mein eigenes Gebiet am Rande habe. Das ist wie bei Palia. Ich habe nicht dieses Gefühl, daß ich als Gestalter und Architekt in mein neues Reich komme, sondern eigentlich ein kleines, neues Licht in einer bestehenden Gemeinschaft und in fertigen Strukturen bin. Der Sozialkram ist dann auch das, was mich am wenigsten interessiert, vor allem, weil ich es nicht mag, wenn es immer so halberotisch und "lustig" ist.
Tja, also, ich verstehe, wieso alle sagen, Coral Island sei der würdige Nachfolger von Stardew Valley mit besserer Grafik, denn es gibt DEUTLICHE Parallelen. Aber ehrlich gesagt: Wenn ich in Coral Island herummuckele und nach 10 Minuten schon an meine Insel bei AC denke, dann merke ich einfach, daß so eine Social-Farming-Sim offenbar nicht dasselbe Paket bietet, das mich bei AC so schnell und gut eingefangen hat. Das sind doch zwei verschiedene Welten.
Ich denke vorerst nicht, daß ich Coral Island aktuell intensiv weiterspielen werde. Ja, es ist insgesamt schon nett und muckelig, aber allein der Gedanke an die vielen Laberhonks in der Siedlung schreckt mich ab. Ich mag keine stillen Sprechblasen von unwichtigen Kloppies lesen müssen.
Übrigens ist es noch nicht die finale Version von Coral Island und mein Ersteindruck viel besser als bei Palia und wegen der Pixelgrafik auch schöner als bei Stardew Valley. Das schon. Aber bei AC fing ich an und konnte nicht mehr aufhören. Bei Coral Island dachte ich schnell: Och, nett, niedlich, sehr solide, aber ... mache ich erst einmal wieder aus.
Darüber hinaus merkte ich auch, daß ich es komisch finde, ein solches Spiel mit Maus und Tastatur zu spielen, obwohl es gut funktioniert. Ich glaube, solche Cozygames sind einfach für gemütliche Sessel und Controller gemacht. Sicherlich eine Gewöhnungssache, aber ich denke, es ist besser, die Switch-Version im Hinterkopf zu behalten.
Also, nach dem, was ich bisher so kennenlernte, bot Coral Island einen erfreulichen Einblick und auf jeden Fall eine ganz andere Liga als Palia. Aber ... es ist kein AC.