Guten Tag zusammen!
Folgendes Setting:
Wir sind eine Gruppe von 4 Spielern + GM in einem GURPS-basierten Spiel. Mein Mann ist der GM und wir alle sind abseits von dem Spiel befreundet, zwei von ihnen sind Freunde von meinem Mann aus der Schulzeit.
Seit über einem Jahr (eigentlich ging es schon früher los) merkten wir, dass einer seiner alten Freunde sich immer weniger ins Spiel einbrachte und scheinbar gar nicht mehr zuhört. Er überhört es, wenn wir ihn IC oder OOC ansprechen, weiß nicht, was wir gerade tun oder was er in der aktuelle Kampfrunde tun soll. Es nervt uns alle, aber vor allem meinen Mann und mich. Ich lege sehr viel Wert auf Rollenspiel, da er aber meist nie weiß, was gerade los ist und wir ihm erst alles erklären müssen, vergeht mir die Lust mit ihm zu interagieren. Mein Mann ist genervt, weil die Rätsel und Begegnungen, die er für den Charakter seines Freundes eingebaut hat, ignoriert und uns anderen überlässt. Im Kampf macht er auch nur die Abfolgen "Zielen" und "Schießen" (wenn er sich denn erinnert, dass er letzte Runde schon gezielt hat, sonst zielt er auch mal mehrere Runden), was ihn unbrauchbar für anspruchsvollere Bosskämpfe macht.
Was on top noch dazukommt ist, dass er derjenige ist, der am meisten bei unseren Sessions fehlt. Seit gut 2 Jahren ist Freitag Abend unsere Session-Zeit und er vergisst es bis heute manchmal. "Was, wir haben heute ne Session? Sorry, ich kann nicht, ich habe meiner Freundin versprochen mit ihr einkaufen zu gehen." Ich, mein Mann und sein anderer Kindheitsfreund haben auch enge Zeitfenster, aber wir passen unser Privatleben an, damit wir die Runden spielen können, weil wir alle große Freude am Spiel haben und außer Freitag Abend keine andere Zeit geht (hauptsächlich durch unseren Problemspieler bedingt, weil er sonst nur Samstag Zeit hat, den aber mit seiner Freundin verbringen will). Wir haben dadurch oft unsere Sessions wegen ihm ausfallen lassen, bis es zu viel wurde. Letztes Jahr habe ich Statistik geführt und es waren pro Monat 2-3 Termine, die er entweder verschieben wollte oder nicht konnte und letztlich 1-2 in Monat nicht teilnehmen konnte. Was die Hälfte unserer Sessions sind. Irgendwann hat mein Mann die Sessions weitergeführt und ihn als NPC bis zum nächsten Mal mitgezerrt, der meist IC nur betrunken in ner Ecke lag, was, traurigerweise, keinen Unterschied zu dem machte, ob der Spieler anwesend war oder nicht.
Mein Mann hat bereits ein paar mal das Gespräch zu ihm gesucht, um zu fragen, ob er denn überhaupt noch Interesse an seinem Charakter oder dem Spiel allgemein hat. Er meinte, er würde sich jedes Mal darauf freuen und es würde ihn viel Spaß machen. Mein Mann versuchte daraufhin, ihn auf verschiedene Weisen zur Aktion ingame zu bringen.
NPC, die sich nur an ihn wenden wollten, weil er am vertrauenswürdigsten schien -> gescheitert. Er hat einfach nicht reagiert.
Szenarien, die perfekt auf die Fähigkeiten seines Charakters ausgelegt waren und sein Handeln erforderten-> gescheitert. Er hat IC sich ne Flasche Alk genommen und in ne Ecke gesetzt und gewartet, was wir anderen machen.
Extra-Loot oder Hilfe, die sein Charakter aufgrund seines Rangs beanspruchen könnte, um der Gruppe zu helfen -> gescheitert. Er hat nach einer Session vergessen, wie er es einlösen könnte und wollte sich nicht mehr damit beschäftigen.
Mein Mann ist als Spielleiter am Ende mit seinem Latein und hat bereits in englischsprachigen Foren andere GM's um Hilfe gebeten. Die meisten Raten dazu, ihn entweder auffliegen zu lassen oder rauszuwerfen, aber mein Mann scheut ein so drastisches Verhalten. Wir sind schließlich eine Freundesgruppe und mein Mann hatte bereits mit einer anderen Gruppe erlebt, wo er als GM einen anderen Freund für sein Verhalten IC getadelt hat, dass dieser einen Ragequit hingelegt und den Kontakt abgebrochen hat. Dies hatte die damalige Freundesgruppe gespalten und zwei haben seither immernoch keinen Kontakt mehr zu meinem Mann. Er hat Angst, dass etwas ähnliches auch passieren wird, wenn er den Problemspieler direkter anspricht oder ihm nahelegt, nicht mehr teilzunehmen. Seine mangelnde Interaktion und häufiges Absagen sind schon schlimm genug, aber mein Mann fühlt sich einfach nicht wertgeschätzt für den Mehraufwand, den er durch ihn hat, weil er nie damit rechnen kann, ob der Spieler (geistig und/oder physisch) anwesend ist, wie er NPCs ausbalancieren muss, je nachdem, ob ein Spieler mehr oder weniger da ist und was er tun soll, wenn der Spieler "seinen Job" IC nicht macht und wir anderen, die die Skills nicht haben, die Situation lösen müssen. Mein Mann fühlt sich vermehrt gestresst und ich bin den Problemspieler in unserer WA-Gruppe bereits einmal angegangen (damals, als er meinte, er müsste seine Freundin zum Einkaufen begleiten), was dazu führte, dass er sich aufs heftigste verteidigt hat und der letzte Spieler im Bunde, der eigentlich sehr ruhig und gelassen rangeht, meinen Mann angeschrieben hat, warum es für mich so ein Drama ist. Er hat nunmal ein aktiveres Privatleben und das ginge vor und wir (ich und vor allem mein Mann) sollten keine solche Neckbeards sein, nur weil er mal spontan absagen muss. Inzwischen fühlt mein Mann sich von diesem Freund nahezu gegaslighted, weil er meint, mein Mann würde zu viel als GM verlangen, er solle ihn doch so spielen lassen, wie er will und wenn das Spielleiten für ihn so viel Aufwand sei, warum lässt er es nicht einfach bleiben? Das kreiert inzwischen eine neue Ebene an Drama, weil mein Mann inzwischen das Gefühl hat, dass dieser andere Freund auch nicht die Arbeit anerkennen und wertschätzen kann, die in die Vorbereitungen fließen.
Wie gesagt, es ist eine Entwicklung, die bereits vor 1 Jahr deutlich war, mindest ein halbes Jahr früher aber schon angefangen hat und sich eher noch verschlechtert hat. Daher wird abwarten und Tee trinken hier nichts bringen, aber sowohl mein Mann ist als GM mit seinem Rat am Ende, als auch ich, inwiefern ich die Situation mitverbessern kann.
Zum erweiterten Verständnis: Ich bin in die Freundesgruppe erst durch meinen Mann gekommen, bin also eher der Neuzugang unter denen und hab kein son tiefes Verhältnis wie die Freunde untereinander. Die Freundesgruppe, wie auch mein Mann kommen aus Südostasien und wir halten die Sessions online. Aufgrund ihrer Kultur und Art, ist es eigentlich nicht gängig, die harten Fakten auf den Tisch zu knallen, weswegen der andere Freund so schockiert war, dass ich auf die kurzfristige Aussage wg. Shopping so hart reagiert habe.
Habt ihr irgendeine Idee, was getan werden könnte, um die Situation zu verbessern? Mein Mann spielt mit den Gedanken, es zu in der Gruppe direkt anzusprechen, hat aber Angst, es könnte wieder zu einem Bruch privat führen. Ich hab auch schon angeboten, anstelle von ihm mich bei unserem Problemspieler zu beschweren, aber weil er letztes mal schon so defensiv war, obwohl ich nichtmal voll aufgedreht habe, glaube ich, er könnte es in einem Livegespräch nicht verarbeiten. Das heißt, direkte Konfrontation wäre unsere letzte Option, auch wenn sie aus meiner Sicht wohl irgendwann kommen muss. Oder was meint ihr?