Vault of the Onyx Citadel
32. und 33. Episode
Auf dem Rückmarsch aus der Tiefe des Feenwaldes zu den befreiten Waldläuferfestungen machten die Helden einen Abstecher und gaben der Vettel den gegen die Verderbnis helfenden Trank zurück. Das Gespräch verlief angespannt – immerhin handelte es sich um ein sehr mächtiges und böses magisches Wesen. Zudem wussten die Helden nun, dass die Vettel den Zofen Arlantias ihre Magie beigebracht hatten. Da aber keine Seite an einem Kampf interessiert war, schied man friedlich.
Nach dem Sieg über die dämonenpaktierende Dryade Arlantia und die von ihr im Fangwood verbreitete Verderbnis stellte sich die Frage, was die Helden nun tun sollten. In der befreiten Waldläuferfestung, die vorerst als Hauptquartier der Helden fungierte, gab es wenig Neuigkeiten: inzwischen hatten die ersten Winterfröste eingesetzt und die Besatzung hatte ihre Operationen auf das unmittelbare Umland beschränkt. Die Nachricht von der Rückkehr Gendowyns und der zu erwartenden logistischen Hilfe der Feen wurde mit Freude aufgenommen. Die Helden reisten nach Longshadow weiter, wo sie ihre Ausrüstung vervollständigten und sich auf künftige Kämpfe vorbereiteten. Vorschläge Macars, einen Teil der erbeuteten Reichtümer für die Aufstellung zusätzlicher Truppen zu nutzen, stießen bei Anvarion und Gris auf keine Zustimmung, die die Beute nur für die Ausrüstung der Helden verwenden wollten. Die in Longshadow lebende Magierin und Halb-Vettel Navah war über die Nachrichten von ihrer Mutter wenig erbaut. Sie fürchtete, diese würde irgendwann noch mal Schwierigkeiten machen.
Die allgemeine Kriegslage war uneindeutig: das Umland Longshadows schien sicher und die Ironfang-Legion hatte ihren Vormarsch gedrosselt, vermutlich auch wegen ihren jüngsten Schlappen. Allerdings hatte sie einen Vorstoß gegen die Hauptstadt Nirmathas unternommen, indem sie in der Nähe Tamrans einen ihrer magischen Portaltürme positioniert hatten. Ein gleichzeitiger Angriff von Seetrollen (Merrows) hatte für zusätzliche Unruhe gesorgt. Entweder hatte die Ironfang-Legion neue Verbündete, oder die Trolle hatten die günstige Gelegenheit genutzt. So oder so würde dies die Chancen auf Hilfe aus dem Osten Nirmathas reduzieren.
In Longshadow selber herrschte Uneinigkeit über die künftige Strategie. Erschwerend kam hinzu, dass die Führungssituation in der Stadt unsicher blieb. Die Helden traten für eine Stärkung der Kriegsanstrengungen ein. Sie befürworteten und unterstützten auch die Idee, einen Kriegsrat einzuberufen, um künftige Strategien zu besprechen, Verbündete zu mobilisieren und die unorganisierten Kriegsanstrengungen zu koordinieren.
Nach einer knappen Vorbereitungszeit, bei der Anvarions Teleportationszauber eine große Hilfe waren, kamen die verschiedenen Abgesandten in Longshadow zusammen:
- Aus Nirmathas Hauptstadt Tamran kam der Krieger und Waldläufer Weslen Gavik.
- Die Zwergenstadt Kragordan wurde durch Obsik Shalehammer vertreten.
- Der jetzt wieder seiner rechtmäßigen „Königin“ Gendowyn unterstehende Fangwood war durch die Fee Gossamer vertreten.
- Aus dem fernen Lastwall kam der Paladin Dag Sontine.
- Eher eine „interessierte Partei“ war Santila Savro, eine Waffenhändlerin mit fragwürdigem Ruf.
- Uneingeladen mit dabei war zudem die molthunische Generallord Katra Sebine, eine „alte Bekannte“ der Helden, hatten ihre Truppen doch die Zwergenfestung Kragordan belagert und Teile von Süd-Nirmathas besetzt.
Die Helden versuchten, vorzeitig eintreffende Teilnehmende des Kriegsrates auszuhorchen. Anvarion war bei der Waffenhändlerin Savro partiell erfolgreich. Ihr ging es offenbar vor allem um Sicherheit für ihre Geschäfte. Macar konnte bei dem Paladin Sontine Erfolge erzielen, der prinzipiell bereit schien, den Kampf zu unterstützen. Allerdings fürchtete er Ressentiments der Nirmathier. Lastwall hatte a zudem eigene Probleme mit verstärkt auftretenden Untoten, was das Ausmaß der potentiellen Hilfe begrenzte. Gavik schien es vor allem um den Schutz Tamrans zu gehen – beziehungsweise schränkte de Bedrohung der Hauptstadt Nirmathas die Hilfe gegen die Hauptmacht der Ironfang-Legion ein.
Die etwas später eintreffende Generallord Sebine machte kein Geheimnis daraus, dass es ihr darum ging, die Ansprüche Molthunes durchzusetzen. Sie war freilich beunruhigt, dass die Ironfang-Legion auch einen Turm auf molthounischen Gebiet positioniert hatte. Im Gegensatz zu ihr schien die Fee Gossamer sehr bereit, sich am Kampf gegen die Hobgoblins zu beteiligen. Allerdings wirkte sie sehr impulsiv und sprunghaft.
Dann begannen die Beratungen. Die Waffenhändlerin Savro und der Lastwall-Paladin Sontine konnten schnell überzeugt werden, die Kriegsanstrengungen zu unterstützen, waren sich gegenseitig allerdings nicht grün. Generallord Sebine war schwieriger zu überzeugen. Offenbar hatte sie große Ambitionen in der molthunischen Innenpolitik, wofür sie außenpolitische Erfolge benötigte. Eine Arrondierung auf Kosten Nirmathas und gleichzeitig eine Einhegung der Ironfang-Legion, die sie trotz oder wegen deren früheren Beziehungen zu Molthune als eine Gefahr einschätzte, waren ihr Hauptziel. Natürlich stieß das bei den Nirmathiern auf wenig Gegenliebe. Die Helden vertraten den Standpunkt, dass man keine große Wahl hatte: besser ein paar Gebiete verlieren, die ohnehin bereits von molthunischen Truppen besetzt waren, als ALLES.
Der Fee Gossamer waren die Verhandlungen zu langwierig. Schließlich informierte sie die übrigen, dass die Feen des Fangwood auf eigene Faust einen Angriff auf den Portalturm unternehmen würden, den die Ironfang-Legion in der Nähe von Tamran geschaffen hatte. Das führte zu einer Unterbrechung der Verhandlungen. Dank Anvarions Teleporationszaubern schlossen die Helden eilig zu den Feen auf und brachten zudem Gavik nach Tamran, damit er einige Kämpfer herbeirufen konnte. FALLS der Angriff gelingen sollte, würde das die Verhandlungen voranbringen und die militärische Situation deutlich verbessern. Falls er scheiterte…
Eine Erkundung der feindlichen Anlage zeigte, dass diese gut bewacht war und der Feind sich auf die Verteidigung vorbereitete. Offenbar war er gewarnt worden. Gab es beim Kriegsrat einen Verräter?
Die Helden taten ihr Bestes, den Angriff zu koordinieren: Gris blockierte magisch den Zugang zu dem Portalturm, um das Eintreffen weiterer Verstärkung zu verhindern, Macar und v. a. Anvarions beschworene Wesen griffen die Verteidiger des Turms mit Feuer- und Eismagie an und konnten nach einigen Schwierigkeiten den Gegner entscheidend schwächen. Ein entschlossener Angriff der Feen und der Kämpfer aus Tamran zersprengten die Verteidiger, die fielen, flohen oder sich ergaben. Der Turm wurde zerstört. Das Verhör der Gefangenen brachte leider wenig neuen Erkenntnisse, stärkte aber den Verdacht, dass es im Kriegsrat einen Spion gab.
Nach diesem Intermezzo wurden die Beratungen fortgesetzt. Begünstigt durch den jüngsten Sieg konnte Gavik motiviert werden, den Kampf im Westen Nirmathas stärker zu unterstützen. Allerdings gelang es nicht so recht, die Feen des Fangwoods in eine koordinierte Kriegführung einzubinden – sie wollten zu ihren eigenen Bedingungen kämpfen.
Auch ein Versuch, den vermuteten Spion zu finden, scheiterte.
Immerhin konnte letztlich eine Übereinkunft mit Generallord Sebine als Vertreterin Molthunes getroffen werden. Gegen eine vorläufige Anerkennung der kürzlichen Eroberungen Molthunes und zusätzlichen Informationen zu den Portaltürmen der Ironfang-Legion würde sie von weiteren Angriffen auf Nirmathas absehen und begrenzte Unterstützung leisten. Das war das Beste, was erreicht werden konnte. Dass Nirmathas dadurch etliche Gebiete verlor, bekümmerte die Helden wenig – nicht mal die, die Nirmathier waren.
Um die künftige Verteidigungsfähigkeit Nirmathas zu erhöhen, wurde über die Einrichtung eines ständigen Rates nachgedacht, doch dessen Kompetenzen und Zusammensetzung blieben vorerst ungeklärt.
Konkreter war die Planung, als nächstes Phaendar als die größte von den Hobgoblins besetzte Siedlung zurückzuerobern. Allerdings wurden die Planungen jäh unterbrochen, als Gavik behauptete, von einem Bediensteten von Generallord Sebine sei ein Attentatsversuch auf ihn unternommen worden.
Die Helden hielten das für unwahrscheinlich und vermuteten eine gezielte Sabotage durch Spione der Ironfang-Legion. Eingehende Befragungen und magische Recherchen bestätigten den Verdacht: Gavik war magisch manipuliert worden. Die Helden konnten die Spuren zu Obsik Shalehammer verfolgen, dem bisher wenig in Erscheinung getretenen Gesandten der Zwergenstadt Kragordan. Es gelang ihnen, den Saboteur und Spion zu überwältigen. Anfänglich erwies sich Obsik als eine „harte Nuss“, aber schließlich konnten ihn die Helden zum Reden bringen: offenbar hegte er einen Groll gegen Kragordan, weil seine Familie von dort verbannt worden war. Der echte Gesandte war von den Hobgoblins abgefangen und in Phaendar festgesetzt worden, damit Obsik seine Stelle einnehmen konnte. Gegen das Versprechen einer guten Behandlung und Nichtauslieferung an Kragordan war der Spion bereit, seine Auftraggeber mit Falschinformationen zu füttern.
Nun konnten die Helden ihre Planungen fortsetzen. Nach einigem Hin und Her – auch weil die verschiedenen Parteien eigene Interessen verfolgten und eine Koordination der heterogenen, weit verstreuten und einander teilweise nicht vertrauenden Streitkräfte schwierig war – kam man zu folgendem Ergebnis: Die Helden würden mit den Truppen aus Longshadow und dem Fangwood (Waldläufer, Ex-Flüchtlinge und Freiwillige der Feen) Phaendar und den dort stehenden Portalturm angreifen.
Gleichzeitig würden die Truppen Molthunes und die Zwerge Kragordans den auf dem Gebiet Molthunes stehenden Portalturm angreifen. Der enttarnte Spion sollte die Operation verschleiern, indem er weitermeldete, dass der Kriegsrat uneins sei.
Die Phaendar angreifenden Truppen würden auf Macars Vorschlag von Yulag kommandiert werden, der am meisten militärische Erfahrung besaß, auch wenn Gris davon wenig begeistert war. Die Streitmacht würde sich im Schutze des Fangwood der Stadt nähern, etwas oberhalb den Fluss überqueren und im Morgengrauen angreifen. Um die Stadt nicht zu sehr zu beschädigen, würde man auf allzu destruktive Magie verzichten.
In Vorbereitung des Angriffs spionierten einige Fangwood-Pixies und Gris unsichtbar fliegend das feindliche Umland aus. Zum Glück schien der Feind seine Patrouillen reduziert zu haben – ob wegen dem Wetter oder aufgrund der jüngsten Verluste. Bei einem Erkundungsflug gen Phaendar stieß Gris allerdings mit einem Teufel zusammen und hätte dies fast mit dem Leben bezahlt. Er war zwar siegreich, wäre aber beinahe verblutet.
Das Zusammenziehen der Truppen gelang. Yulag tat sein Bestes, die Kämpfer (Infanterie mit wechselnder Bewaffnung, ein Kontingent Schützen, wenige Reiter) zu drillen und auf den Einsatz vorzubereiten. Die Flussüberquerung gelang ohne größere Probleme.
Der Angriff auf Phaendar erfolgte von zwei Richtungen: einige von Anvarion beschworene Saurier griffen an einer Stelle die Palisade an und zogen so einen Teil der Verteidiger auf sich. Währenddessen rückte die Hauptstreitmacht an einer anderen Stelle vor. Die an den Flanken postierten Schützen gaben Feuerschutz, während Gris‘ Telekinetik die Palisade einriss. Dann rückten die Truppen vor, während die Pixies unsichtbar ausschwärmten, um feindliche Offiziere und Magier anzugreifen und Verwirrung zu stiften.
Schnell waren die Palisaden überwunden. Die Infanterie rückte auf Yulags Befehl geschlossen Richtung Stadtzentrum und Portalturm vor, hinter sich die Schützen. Ein feindlicher Offizier wurde von Yulag im Zweikampf besiegt, was die feindliche Moral schwächte. Die von Anvarion beschworenen Wesen stifteten gleichzeitig Verwirrung und Verwüstung. Ernsthafter Widerstand zeigte sich nur noch in Gestalt eines Sturmriesen, der mit vereinten Kräften in die Flucht geschlagen wurde.
Damit war die Schlacht um Phanedar praktisch vorbei. Der Feind zerstreute sich. Ein Kontingent zog sich über die Brücke zurück und wurde von den Pixies und der Reiterei der Angreifer belästigt. Unter den befreiten Sklaven und Gefangenen war auch der zwergische Unterhändler, den Obsik „ersetzt“ hatte. Eine Reihe der Verteidiger hatte sich ergeben oder war verwundet gefangengenommen worden, darunter auch Yulags Duellgegner.
Nach kurzem Verschnaufen stießen die Helden in den Portalturm vor, trafen allerdings sofort auf erbitterten Widerstand in Gestalt von zwei Obsidiangolems, die heftige Wunden schlugen. Mit vereinten Kräften konnten diese und die sie begleitenden Hobgoblins besiegt werden. Allerdings hatte dies wertvolle Zeit gekostet, was die übrigen Hobgoblins im Turm zum Rückzug durch das Portal nutzten. Zuvor hatten sie den Turm vermint. Den Helden blieb nur der hastige Rückzug, bevor eine Explosion den Turm zum Einsturz brachte. Dennoch hatten die Helden und ihre Verbündeten einen großen Sieg errungen. Zudem fand man wertvolle Informationen zu den feindlichen Streitkräften – allerdings auch Hinweise auf einen Notfallplan, die feindliche Zitadelle dauerhaft auf Golarion zu verankern, was die Gefahr weiträumiger elementarer Verwüstungen beinhaltete.
Es blieb kaum Zeit zum Ausruhen oder Analysieren der gewonnen Informationen. Auf Macars Vorschlag hin teleportierten sich die Helden nach Süden, um den vereinten molthunischen und Kragordan-Streitkräften bei ihrem Angriff zu helfen. Allerdings hatten die Helden nicht allzu viel zu tun: Generallord Sebine wollte offenbar einen MOLTHUNISCHEN Sieg erringen. Der feindliche Portalturm war eingeschlossen worden und wurde durch Belagerungswaffen bombardiert. Ein Ausfall der Hobgoblins war bereits abgeschlagen worden. Der Beschuss, an dem sich nun auch die Helden beteiligten, war freilich nur Ablenkung: Mit magischer Unterstützung untertunnelten währenddessen die Zwerge Kragordans den feindlichen Portalturm.
Tatsächlich gelang das Manöver fast lehrbuchhaft: der Turm stürzte ein, ein Sturmangriff zersprengte die demoralisierten Verteidiger, die dann vielfach von der nachsetzenden Kavallerie niedergemacht wurden.
Nun stellte sich die Frage nach dem weiteren Vorgehen. Generallord Sebine erwog einen Vorstoß zum letzten Portalturm, der etwa auf halbem Weg zwischen der ehemaligen molthunisch-nirmathischen Grenze und Phaendar lag. Auf Vorschlag der Helden ließ sie sich überzeugen, dass ein anderes Vorgehen praktischer und – angesichts der Entfernung zu dem Portalturm – risikoärmer war. Sie würde nur den ANSCHEIN erwecken, einen weiteren Vorstoß zu planen, während gleichzeitig die in Phaendar stehenden Nirmathier durch verstärkte Spähtätigkeit ebenfalls den Eindruck erwecken sollten, gegen den dritten Turm vorzustoßen. In Phanedar würde zudem zeitnahe Verstärkung aus der nirmathischen „Hauptstadt“ Tamran sowie aus Lastwall eintreffen, was den Eindruck einer drohenden Invasion verstärken sollte. Tatsächlich aber würden die Helden dank des in Arlantias Palast erbeuteten Schlüssels ein kleines Tor auf die Elementarebene öffnen, auf der die feindliche Zitadelle stand. Anvarion plädierte dafür, dies mit großer Truppenmacht durchzuführen. Angesichts der Ungewissheit, was sie erwartete und wo sich das Tor überhaupt öffnen würde, entschlossen sich die Helden nach einigem Hin und Her erst einmal für eine Erkundungsaktion eines kleinen Trupps.
Yulags Vorschlag, Verhandlungen mit dem Gegner zu erwägen, wurde von Anvarion und Gris vehement abgelehnt.