Autor Thema: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?  (Gelesen 7155 mal)

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Offline 1of3

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #100 am: 30.12.2024 | 22:27 »
D.h. du interpretierst "sollen" als eine Sieg- oder mindestens Endbedingung. Verstehe. Das ist ein mögliches Missverständnis.

Wir sollen natürlich auch beim Rollenspiel viele Dinge tun. Spannende Charaktere machen. Gut ausspielen. Stimmige Welten beschreiben. "Sollen" also als qualitative Ziele.

Sollen auch kleinteiliger. Wir sollen würfeln, wenn Charaktere bestimmte Dinge tun. Wir sollen unsere Traglast nachhalten und nicht zu viel laden.

Und wir sollen eben auf Mittelerde keine Laser hineinerzählen.

Offline Tudor the Traveller

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #101 am: 30.12.2024 | 23:42 »
Ich mache es an den Spielzielen fest.

Das Ziel beim Brettspiel ist - zumindest in aller Regel, mir fällt hier keine Ausnahme ein - der Sieg einer Partei über die andere(n).

Beim Rollenspiel gibt es keine solchen Siegbedingungen.

Man kann auch Rollenspiel wie ein Brettspiel betreiben, was imo dann aber eher das Spiel behindert als voranbringt.

Bei kooperativen Brettspielen spielt man "gegen das Spiel." Ist imo im RPG nicht anders. Natürlich kannst du auch im RPG (gegen das Spiel) verlieren, nämlich wenn deine Figur nicht mehr mitspielen darf. Üblicherweise auf Grund ihres in game Todes. Aber es gibt da auch hier und da andere Bedingungen.
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Offline flaschengeist

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #102 am: 30.12.2024 | 23:46 »
Das Ziel beim Brettspiel ist - zumindest in aller Regel, mir fällt hier keine Ausnahme ein - der Sieg einer Partei über die andere(n)..

Ausnahmen sind alle kooperativen Brettspiele, von denen es mittlerweile genug gibt, dass ich mich mit dem Begriff Ausnahme schwer tue: Spirit Island, Pandemic Legacy, Robinson Crusoe, Zombicide, Tainted Grail, Arkham Horror oder Galaxy Defenders, um mal ein paar gute zu nennen.

Edit: Tudor war schneller.
Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern dann, wenn man nichts mehr weglassen kann (frei nach Antoine de Saint-Exupéry). Ein Satz, der auch für Rollenspielentwickler hilfreich ist :).
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Offline Tudor the Traveller

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #103 am: 31.12.2024 | 00:00 »
Was RPG ja tatsächlich abhebt, sind imo zwei Dinge:

1. Die Inhalte sind nicht abschließend festgelegt. Durch Erzählrechte werden dem Spiel ständig neue Elemente hinzugefügt, während vorhandene Elemente (eventuell vorübergehend) aus dem Spiel genommen werden können.

2. Das Spiel ist üblicherweise auf ein Endlosspiel ausgelegt. Bei genauerem Hinsehen hat man aber meistens Etappenziele, bei deren Erreichen man im Prinzip diese Etappe gewonnen hat. Das wird üblicherweise als "Abenteuer" bezeichnet. Aber selbst, wenn eine Etappe nicht gewonnen wurde, kann oft die nächste Etappe trotzdem bespielt werden.

Edit: bei 1. Kommt das zu tragen, was 1of3 schreibt: die Erzählrechte sind auch reglementiert und das Setting ist Teil dieser Regeln. Man darf nur erzählen, was das Setting erlaubt.
« Letzte Änderung: 31.12.2024 | 00:07 von Tudor the Traveller »
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Offline afbeer

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #104 am: 31.12.2024 | 00:15 »
Wenn es den Schnaps A in der Stadt P gibt, obwohl das Setting sagt in P gibt es nur Wein, dann heißt das, dass es Machenschaften von NSCs aufzudecken gilt oder SCs das ausgeheckt haben. In jedem Fall wird keine Regel gebrochen, sondern ein Modul wird gespielt.
Warum ist est anders als im Setting angegeben? Warum berücksichtigt die innerwestliche Enzyklopädie diesen Umstand nicht. Was ist geschehen?

Jetzt liegt es an der Session Zero (weitere Regeln) wie und in welchem Detailgrad (Schnapsverbreitung oder zwischenstaatlichen Friedenszustände) von einem Hintergrund abgewichen werden kann und/oder soll und welche Ankündigungen das evtl. braucht.

Star Wars ohne Midichlorianer, irgendjemand? Innere Sphäre ohne Clans, das Auenland mit Saruman, Oerth ohne Iuz aber mit Pholtus vorne weg, Mystara mit Aleena ohne Bargle, Kirk behält immer sein Hemd an. Das eine oder andere kann ohne Erlaubnis geändert werden, mit Verzeihung geht es immer.

 
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Offline Isegrim

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #105 am: 31.12.2024 | 00:43 »
Ausnahmen sind alle kooperativen Brettspiele, von denen es mittlerweile genug gibt, dass ich mich mit dem Begriff Ausnahme schwer tue: Spirit Island, Pandemic Legacy, Robinson Crusoe, Zombicide, Tainted Grail, Arkham Horror oder Galaxy Defenders, um mal ein paar gute zu nennen.

Ja, aber auch da geht es ums Gewinnen. Das ist nicht unbedingt die Dynamik, die ich mir im Rollenspiel wünsche.

1. Die Inhalte sind nicht abschließend festgelegt. Durch Erzählrechte werden dem Spiel ständig neue Elemente hinzugefügt, während vorhandene Elemente (eventuell vorübergehend) aus dem Spiel genommen werden können.

Das würde ich für den Hintergrund mitgehen, aber nicht für das Regelgerüst. Das wird zwar von manchen Gruppen auch durch Hausregeln modifiziert, aber es ist in den meisten Systemen kein notwendiger Bestandteil des Spiels.
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Offline flaschengeist

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #106 am: 31.12.2024 | 00:55 »
Ja, aber auch da geht es ums Gewinnen. Das ist nicht unbedingt die Dynamik, die ich mir im Rollenspiel wünsche.

Im RPG als Gruppe gemeinsam Ziele zu erfüllen (z.B. Aufräge von NSCs) ist für mich nicht anders, als gemeinsam eine Partie in einem kooperativen Brettspiel zu gewinnen. Welche "Dynamik" wünschst du dir denn?
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Offline Isegrim

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #107 am: 31.12.2024 | 01:26 »
Im RPG als Gruppe gemeinsam Ziele zu erfüllen (z.B. Aufräge von NSCs) ist für mich nicht anders, als gemeinsam eine Partie in einem kooperativen Brettspiel zu gewinnen. Welche "Dynamik" wünschst du dir denn?

In einem kooperativen Brettspiel spielt man bspw keine Rollenspiel-SCs, die auch Quirks und Schwächen haben.
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Offline Galatea

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #108 am: 31.12.2024 | 02:51 »
Kann man machen. Du nennst Akteure, Bühne, Bedingungen und Mechaniken. Regeln benutzt du als Synonym für Mechanik. Implizit nimmst du wahrscheinlich weiter an, dass es noch jenes Spiel gibt und Spielende, die es spielen.

Wenn ich dagegen sage: "Regeln, bestimmen, was wir im Spiel tun sollen", dann verwende ich deutlich weniger Entitäten. Das ist nach Occam günstig.
Möglich. Genauso wie man Vögel einfach Dinosaurier nennen kann und damit faktisch korrekt ist. Ist auch einfacher, macht man aber trotzdem nicht. Irgendwie ist vielen der Unterschied dann doch wichtig.

Das Ziel beim Brettspiel ist - zumindest in aller Regel, mir fällt hier keine Ausnahme ein - der Sieg einer Partei über die andere(n).
Beim Rollenspiel gibt es keine solchen Siegbedingungen.
Beim klassischen Dungeon Run schon. Der ist im Prinzip ein kooperatives Brettspiel, wenn man mit Dungeon Map spielt.

In einem kooperativen Brettspiel spielt man bspw keine Rollenspiel-SCs, die auch Quirks und Schwächen haben.
Das gibts bei den etwas komplexeren Brettspielen mittlerweile auch.
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Offline AcE

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #109 am: 31.12.2024 | 08:09 »
Gewinnen und Verlieren im Brettspiel und im Rollenspiel ist schon ein Unterschied: Am deutlichsten finde ich wird das bei modernen Systemen mit einer "Failing forward" Mechanik, wie pbta, wo Spieler für Fehlschläge belohnt werden: Die interessantesten Geschichten am Spieltisch entstehen nämlich oft nicht, wenn man perfekt die Probleme löst und das Spiel "herunterspielt", sondern dann wenn man scheitert. Ich spiele inzwischen auch am liebsten zusammen mit Mitspielern, die das genauso sehen, denn viele Konflikte die ich am Spieltisch erlebt habe, hatten ihren Ursprung darin, dass Spieler unbedingt "gewinnen" wollten und das Spiel dadurch uninteressant gemacht haben.

Regeln dienen in Spielen dazu, das Gespräch am Spieltisch zu steuern. Dieser Satz aus den pbta-Regelwerken hat für mich Augen geöffnet für etwas, was ich in Rollenspielen lange übersehen habe.

Je nach Regeln fühlt sich das Spiel eher an wie eine gemeinsame Erzählung, oder ein taktisches Brettspiel oder eine Lebens-Simulation. Und je nachdem welche "Idee" die Regeln von Rollenspiel erzeugen, umso mehr oder weniger sind sie mit dem Setting verwoben.

Die Regeln können das Setting beeinflussen (vor allem wenn das Setting in den Regeln mitgestaltet wird), Regeln können innerhalb des Settings austauschbar sein (z.B. DSA und seine Regelvarianten), das hängt  auch wie bereits geschrieben wurde davon ab, wie stark "in Stein gemeißelt" das Setting für die Gruppe am Spieltisch ist.

Wichtiger als die Unterscheidung Setting-Regeln erscheint es mir, dass das Setting definiert, was in der Spielwelt passiert und möglich ist und die Regeln definieren, wie die Interaktion zwischen den Spielern am Spieltisch abläuft.

Offline Tudor the Traveller

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #110 am: 31.12.2024 | 10:16 »
Möglich. Genauso wie man Vögel einfach Dinosaurier nennen kann und damit faktisch korrekt ist. Ist auch einfacher, macht man aber trotzdem nicht. Irgendwie ist vielen der Unterschied dann doch wichtig.

Ich dachte erst, das wäre ein schlechtes Beispiel. Aber tatsächlich ist es ein gutes. Denn der Sprachgebrauch führt zu Problemen, weil viele von "Dinosaurier" ein falsches Verständnis haben und da Dinge dazu packen, die da nicht hingehören.
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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #111 am: 31.12.2024 | 10:18 »
Wir sollen natürlich auch beim Rollenspiel viele Dinge tun. Spannende Charaktere machen. Gut ausspielen. Stimmige Welten beschreiben. "Sollen" also als qualitative Ziele.

Und wir sollen eben auf Mittelerde keine Laser hineinerzählen.

Das sind alles qualitative Ziele, genau. Das hat für mich aber alles nichts mit dem Regelwerk zu tun. Ich kenne kein Regelwerk, das vorgibt, Charaktere müssten "spannend" und Weltbeschreibungen "stimmig" sein. Denn dann müsste das Regelwerk auch überprüfbar vorgeben, wann ein Charakter "spannend" und wann eine Weltbeschreibung "stimmig" ist. Das können Regelwerke nicht leisten, daher handelt es sich allenfalls um Empfehlungen oder Ratschläge.

Ihren Ursprung haben sie für gewöhnlich in negativen Erfahrungen am Spieltisch, z. B. einem Übermaß an "Coolness".

Dass Laserwaffen in Mittelerde nichts zu suchen haben, ist selbstverständlich. Es sei denn, du willst es einem Computer beibringen.

Selbstverständlich ist das, weil die Welt die Bedingungen ihrer Funktionsweise und ihrer Herstellung nicht kennt, was sich implizit aus dem Hintergrund ergibt. Das kann man je nach Sichtweise für eine vernünftige Schlussfolgerung oder aber eine kühne Behauptung halten. Von daher ist das für mich Teil eines "impliziten Regelwerks", das sagt, was in der Welt geht und was nicht.

Der Hintergrund zeigt Handlungsmöglichkeiten auf, er zeigt ihre Konsequenzen auf. Diesen Konsequenzen kann ausgewichen werden, oder auch nicht. Aber die konkreten Umstände einer Spielsituation, die aus den Hintergrundbeschreibungen folgen, sind nicht Teil des Regelwerkes. Das Regelwerk wird auf Spielsituationen angewendet, daher sind beide voneinander unterscheidbar.

Wenn in einem Fußballspiel ein Wirtz oder ein Musiala das tun, was sie eben tun, nämlich ein, zwei oder auch drei Gegenspieler ausspielen und ein Tor schießen, dann folgt die Art und Weise, wie sie das tun, nicht aus dem Regelwerk. Aus dem Regelwerk folgt nur das, was sie nicht tun.

Man kann Hintergrundbeschreibung und Regelwerk vermengen und unter dem Begriff "Regeln" zusammenfassen, die dann im weitesten Sinne Spielprozesse regulieren. Damit wird begriffliche Trennschärfe aufgehoben; ich sehe den Sinn dahinter nicht so richtig.

Bei kooperativen Brettspielen spielt man "gegen das Spiel." Ist imo im RPG nicht anders. Natürlich kannst du auch im RPG (gegen das Spiel) verlieren, nämlich wenn deine Figur nicht mehr mitspielen darf. Üblicherweise auf Grund ihres in game Todes. Aber es gibt da auch hier und da andere Bedingungen.

Dann haben wir andere Auffassungen davon, worum es beim Rollenspiel geht. Beim Rollenspiele spiele ich mit anderen zusammen, wozu der Spielleiter gehört, der letztlich die Spielwelt repräsentiert. Ich spiele weder "gegen das Spiel" noch gegen den Spielleiter. Der Charaktertod ist keine Niederlage - insbesondere dann nicht, wenn der Spieler ihn wissentlich und willentlich herbeigeführt hat, um eine Situation zu retten - weil das Spiel ja weitergeht.

Für bestimmte Aktionen gibt es Erfolgsbedingungen, wenn sie regelseitig definiert sind, üblicherweise Angriffe, Schadenswürfe usw. Das ist dann üblicherweise in einem expliziten Regelwerk geregelt.

Beim klassischen Dungeon Run schon. Der ist im Prinzip ein kooperatives Brettspiel, wenn man mit Dungeon Map spielt.

Ja. Das hat für mich auch nichts mit Rollenspiel zu tun, sondern ist ein Brettspiel ohne Brett und Figuren ^^ Die meisten sogenannten frühen PC-Rollenspiele, die dieses Prinzip kopiert haben, sind daher auch nur dem Namen nach Rollenspiele.
« Letzte Änderung: 31.12.2024 | 10:20 von manbehind »

Offline Tudor the Traveller

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #112 am: 31.12.2024 | 11:06 »
Dass Laserwaffen in Mittelerde nichts zu suchen haben, ist selbstverständlich. Es sei denn, du willst es einem Computer beibringen.

Selbstverständlich ist das, weil die Welt die Bedingungen ihrer Funktionsweise und ihrer Herstellung nicht kennt, was sich implizit aus dem Hintergrund ergibt. Das kann man je nach Sichtweise für eine vernünftige Schlussfolgerung oder aber eine kühne Behauptung halten. Von daher ist das für mich Teil eines "impliziten Regelwerks", das sagt, was in der Welt geht und was nicht.

Selbstverständlich ist bezogen auf Regeln gar nichts. Das merkst du  wenn du erklären must, wie RPG funktioniert. Das schreibst du ja selbst, da du ein impliziertes Regelwerk nennst. Auch implizierte Regeln sind Regeln. Verschriftlichung ist für fie Gültigkeit von Regeln unerheblich. Sie dient lediglich der  Information über die Regeln, der Transparenz und Beweisführung bei Verstoß.

edit:
Dann haben wir andere Auffassungen davon, worum es beim Rollenspiel geht. Beim Rollenspiele spiele ich mit anderen zusammen, wozu der Spielleiter gehört, der letztlich die Spielwelt repräsentiert. Ich spiele weder "gegen das Spiel" noch gegen den Spielleiter. Der Charaktertod ist keine Niederlage - insbesondere dann nicht, wenn der Spieler ihn wissentlich und willentlich herbeigeführt hat, um eine Situation zu retten - weil das Spiel ja weitergeht.

Ich sage nicht, dass du gegen die SL spielst. Die SL steuert das Spielgeschehen übergeordnet. In meinen Augen spielst du aber in jedem Fall "gegen" das Spiel oder von mir aus auch "mit" dem Spiel. Das ist egal, es kommt darauf an, dass du beim Spielen etwas erreichen willst (und sei es "ich will eine unterhaltsame Geschichte erzeugen"). Und dementsprechend kannst du scheitern. Dass Rollenspiele keine definierten Spielziele haben, ist imo Teil des Problems, weil wir deshalb schlecht darüber sprechen können, was Rollenspiel ist und wie es "gelingen" kann.
« Letzte Änderung: 31.12.2024 | 11:24 von Tudor the Traveller »
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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #113 am: 31.12.2024 | 13:48 »
Generell würde ich für mich persönlich sagen: nein, Hintergrund an und für sich ist nicht Teil "der Regeln". Er kann aber sehr wohl Anregungen sowohl fürs Schreiben als auch für die Anwendung besagter Regeln liefern und wird das für gewöhnlich auch tun: ein Fäntelalter-Setting braucht Regeln für Schwertkampf vermutlich eher als welche für Laserwaffen, während das für ein Weltraumoper-Setting genau umgekehrt sein kann, und wenn ich schon mal eine Regel für "schwieriges Gelände" habe und die SC gerade umständehalber durch knietiefen Matsch stapfen müssen, dann liegt es nahe, diese Regel eben auch zu benutzen.

Insgesamt ist der Hintergrund auch meist leichter veränderbar. Die SL-Entscheidung, daß auf Mittelerde ein paar Jahre vor dem Ringkrieg doch ein UFO notgelandet sein soll, kann eine Sache von Augenblicken sein -- sich dann aber alles Nötige für die Integration von Ufonauten-Charakteren, deren Fähigkeiten, und ihrer Ausrüstung ins Spiel aus den Fingern zu saugen, wenn das verwendete Regelwerk das nicht schon von sich aus unterstützt, ist im Vergleich dazu dann doch schon eine etwas größere Nummer.

Offline 1of3

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #114 am: 31.12.2024 | 15:08 »
Das sind alles qualitative Ziele, genau. Das hat für mich aber alles nichts mit dem Regelwerk zu tun. Ich kenne kein Regelwerk, das vorgibt, Charaktere müssten "spannend" und Weltbeschreibungen "stimmig" sein. Denn dann müsste das Regelwerk auch überprüfbar vorgeben, wann ein Charakter "spannend" und wann eine Weltbeschreibung "stimmig" ist. Das können Regelwerke nicht leisten, daher handelt es sich allenfalls um Empfehlungen oder Ratschläge.

Jetzt, kommen wir der Sache auf den Grund.

Regelwerke enthalten NIE Regeln. Die enthalten Regel-Vorschläge. Regeln existieren ausschließlich im Kontext einer Spielrunde.

Und natürlich kann ich als Autor eines Regelwerks einer potentiellen Runde alles vorschlagen. Dabei ist unerheblich, wie ich das formuliere. Oder nenne. Ob das ein Comic, ein Spielbeispiel, ein Flowchart, ein Bonmot, eine Abbildung, eine Preisliste, eine Kurzgeschichte, ein Kartendeck, ein Statblock oder sonstwas ist, das hat alles den gleichen Status: Die Runde kann das zu ihren Regeln nehmen. Runden greifen auch häufig auf verschiedene Quellen zurück.

Wenn ich sage Hintergrund ist Regel, meine ich demzufolge diejenigen fiktiven Fakten / Informationen / Geschehnisse, die wir vor unserem Spielbeginn für unsere Runde als gültig vereinbart haben. Und an die halten wir uns natürlicher Weise.

Offline Galatea

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #115 am: 31.12.2024 | 15:10 »
Ich dachte erst, das wäre ein schlechtes Beispiel. Aber tatsächlich ist es ein gutes. Denn der Sprachgebrauch führt zu Problemen, weil viele von "Dinosaurier" ein falsches Verständnis haben und da Dinge dazu packen, die da nicht hingehören.
Vögel sind eine Klade (ziemlich wahrscheinlich sogar mehrere Kladen) innerhalb der Dinosaurier.
"Sauria" fasst alle modernen Reptilien mit ein, da sind dann auch Flugsaurier und "Fischsaurier" drin, die keine Dinosaurier sind.

Prinzipiell kann man Dinosaurier und Vögel also zusammenfassen, zumal die Unterschiede je nach Gruppe ohnehin gering sind - in Dinosauria sind aber halt auch die Langhälse und Panzersaurier mit drin und die passen so garnicht zu den Vögeln.

Dasselbe trifft auf die Trennung von Hintergrund und Regeln zu. Da verschwimmen die Grenzen manchmal auch schon ziemlich hart, v.a. wenn man ein Regelsystem hat, das explizit auf das Setting zugeschnitten ist und teilweise Dinge einbringt, die den Hintergrund betreffen, aber nicht explizit im Hintergrundteil erwähnt sind, z.B. physische Komponenten für das Wirken von Zaubern, die müssen ja auch irgendwo herkommen oder den genauen Ablauf wie man einen bestimmten Trank braut - solche Sachen können je nach Feinheit des Regelsystems im Hintergrundteil oder im Regelteil stehen (falls es die Trennung im Buch überhaupt gibt, ist aj auch nicht selbstverständlich).
In anderen Bereichen kann man das ganze dann aber doch ziemlich deutlich trennen.

Dass Rollenspiele keine definierten Spielziele haben, ist imo Teil des Problems, weil wir deshalb schlecht darüber sprechen können, was Rollenspiel ist und wie es "gelingen" kann.
Das ist aber auch mehr ein Problem der "modernen" Rollenspiele. Bei den Klassikern mit ihren Dungeon Runs war das Ziel ziemlich klar.
Da wurde Rollenspiel noch mehr interpretiert als "der Charakter übernimmt in der Gruppe eine Rolle", was sich auch durch die Klassen und deren (gerade in älteren Editionen von D&D) sehr eindeutigen Namen äußert.
Die ganze Geschichte mit "ich möchte eine PERSON spielen" (und nicht nur einen austauschbaren Klischee-Pappaufsteller) kam erst später.
Da hat sich das ganze dann sehr stark in Richtung Improvisationstheater entwickelt (was auch der Grund für meine Wahl von Begriffen wie "Bühne" und "Akteure" in den vorherigen Beiträgen war).
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Offline AcE

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #116 am: 31.12.2024 | 15:31 »
Das ist aber auch mehr ein Problem der "modernen" Rollenspiele. Bei den Klassikern mit ihren Dungeon Runs war das Ziel ziemlich klar.

Modern muss man da aber wirklich in Anführungsstriche setzen: Auch bei tranditionelleren Rollenspielsystemen treffen ja unterschiedliche Spielertypen mit unterschiedlichen Zielen aufeinander. Und Regelsysteme unterstützen Spieler im besten Fall dabei, ihre spezifischen Ziele für einen gelungenen Abend zu erreichen. (Diese Ziele können mit dem Setting verbunden sein; Oder auch vollkommen unabhängig davon)

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #117 am: 31.12.2024 | 16:14 »
Jetzt, kommen wir der Sache auf den Grund.

Regelwerke enthalten NIE Regeln. Die enthalten Regel-Vorschläge. Regeln existieren ausschließlich im Kontext einer Spielrunde.

Und natürlich kann ich als Autor eines Regelwerks einer potentiellen Runde alles vorschlagen. Dabei ist unerheblich, wie ich das formuliere. Oder nenne. Ob das ein Comic, ein Spielbeispiel, ein Flowchart, ein Bonmot, eine Abbildung, eine Preisliste, eine Kurzgeschichte, ein Kartendeck, ein Statblock oder sonstwas ist, das hat alles den gleichen Status: Die Runde kann das zu ihren Regeln nehmen. Runden greifen auch häufig auf verschiedene Quellen zurück.

Wenn ich sage Hintergrund ist Regel, meine ich demzufolge diejenigen fiktiven Fakten / Informationen / Geschehnisse, die wir vor unserem Spielbeginn für unsere Runde als gültig vereinbart haben. Und an die halten wir uns natürlicher Weise.

Ich weiß nicht, ob diese Unterscheidung für die Fragestellung relevant ist.

Es gibt die "Regeln" im Regelbuch, die man streng adaptieren und einhalten kann oder die man zu einem eigenen Regelwerk adaptieren kann. Ich habe beides in Gruppen schon erlebt. Vor allem auf Cons habe ich schon erlebt, dass Regeln wörtlich wie ein Gesetzeswerk interpretiert wurden, weil man in der Kürze der Zeit anders keinen Konsens herstellen kann. (Was für mich eine spezielle Form von Horror-Rollenspiel war).

Solange die Regeln explizit formuliert sind und innerhalb der Runde der Konsens besteht, dass diese eingehalten werden, sind es Regeln; Egal, ob diese im Buch stehen oder am Spieltisch formuliert wurden.

Wenn diese nur freiwilligen Charakter haben, dann sind es lediglich Normen die Erwartungen an das Spiel widerspiegeln.

Offline 1of3

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #118 am: 31.12.2024 | 16:37 »
Du missverstehst. Wir müssen sie nicht selbst formulieren. Wir müssen sie aber in Kraft setzen.

Offline AcE

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #119 am: 31.12.2024 | 16:45 »
Etwas, an das sich alle halten, was aber nirgendwo formuliert ist, ist keine Regel sondern eine Norm. Das Teilen von Snacks am Spieltisch ist keine Regel, sondern eine Norm, ebenso das man fair miteinander umgeht und gewisse generelle und fürs Rollenspiel spezielle Umgangsformen miteinander einhält

Offline 1of3

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #120 am: 31.12.2024 | 17:06 »
Der Unterschied scheint mir schlŭpfrig. Interessanter Weise wird zum Beispiel ganz selten gesagt, was Charakterbesitz ist und wer diesen hat. Wenn ich sagte, was dein Charakter tut, schiene mir das grob regelwiedrig.

Offline AcE

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #121 am: 31.12.2024 | 17:58 »
Der Unterschied scheint mir schlŭpfrig. Interessanter Weise wird zum Beispiel ganz selten gesagt, was Charakterbesitz ist und wer diesen hat. Wenn ich sagte, was dein Charakter tut, schiene mir das grob regelwiedrig.

Das passiert in meiner aktuellen Spielgruppe gelegentlich, wenn die Mitspieler eine gute Vorstellung davon haben, was mein Charakter tun würde. Wenn mich das stört, dann interveniere ich - ansonsten versuche ich die Idee der Mitspieler aufzugreifen.

Bei einer fremden Gruppe würde ich das vermutlich eher nicht machen, weil das gegen übliche Rollenspielnorm verstößt.
« Letzte Änderung: 31.12.2024 | 18:00 von AcE »

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #122 am: 31.12.2024 | 18:08 »
Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?

Teil des Regelwerkes als Buch? Ja. (Hoffentlich.)

Teil des Regelwerks im abstrakten Sinne, also Teil der Regeln? Nein. (Hoffentlich nicht.)

Ein Rollenspiel besteht üblicherweise aus Regeln, Setting und Abenteuer. Natürlich vermischen sich diese für gewöhnlich. Müssen es aber nicht. Ich kann das Warhammer-Setting mit Cthulhu-Regeln bespielen und das DSA-Abenteuer mit D&D-Regeln. Ist es dann nicht mehr so, wie ursprünglich gedacht? Ja, klar. Ist es deshalb zwingend kombiniert zu benutzen? Nein.

Ein getuntes Auto ist für manch einen hässlicher, schöner, besser, schlechter, geschmacklos, nicht zweckmässig etc.

Ein verändertes Rollenspiel ist für manch einen Frevel, für den anderen besser. Darum gibt es doch auch Hausregeln.

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #123 am: 31.12.2024 | 18:32 »
Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?

In einigen Rollenspielen zwangsweise ja.
Earthdawn verkettet die Spielregeln und den Hintergrund miteinander - z.B.: der Grund warum man so und so zaubert ist in der Spielwelt und deren Historie festgelegt.
Es macht daher kaum Sinn, Earthdawn mit anderen Regeln zu spielen oder die Earthdawn Regeln für ein anderes Setting zu nutzen.
Insofern ist es sogar schon schwierig zu definieren, wo da Regeln aufhören und "Setting" beginnt, wenn man die Begründung einer Regel immer noch als Regelteil begreift.

In anderen Rollenspielen, die für etliche Settings verwendet werden können oder Settings, die mit unterschiedlichen Regelkernen bespielt werden können, mag das lockerer sein - da kommt es dann darauf an, was man als "Regel" versteht.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Isegrim

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #124 am: 31.12.2024 | 18:34 »
da kommt es dann darauf an, was man als "Regel" versteht.

Das ist ja mehr oder minder die hier verhandelte Frage... ;)
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides