Ja, klar, am Ende ist alles eine Geschmacksfrage. Das stimmt. Aber es gibt ja schon auch Kriterien, nach denen man Dinge objektiv bewerten kann.
Wenn ein Essen fürchterlich versalzen ist und es trotzdem jemanden gibt, der das essen möchte, ändert das nichts daran, dass es versalzen und damit für die allermeisten schlecht zubereitet ist.
Ich tu mich halt schwer daran, handwerkliche Mängel in nennenswertem Ausmaß (zumindest verglichen mit ähnlichen Produktionen) zu finden.
Ja, plumpe Exposition im Dialog nervt. Wird in der Serie sicher auch vorgekommen sein, wie in tausend anderen - aber in einem solchen Maß, dass es mich stört? Nein. Und nicht jede Exposition von Informationen, über die die Figuren eigentlich bereits verfügen, muss ein Griff ins Klo sein ... die lässt sich durchaus auch plausibel verwenden ("Sol ist mir egal" - "Sol hat dich gerettet und dich wie ein Vater aufgezogen!").
Ansonsten? Die Figuren sind nicht ungeheuer komplex, aber wirken auf mich in sich schlüssig.Wie gesagt, Mae und Osha sind ganz und gar keine Mary Sues, überhaupt ist bisher keine Figur aufgetaucht, die "unverdient" alles mögliche kann, weil der Plot es gerade erfordert. In Folge 6 habe ich mich gefragt, warum das kleine Nagetier-Alien nicht sofort zu Sol geht, als es einen Verdacht gegen Mae hegt, aber das ist fand ich doch sehr verschmerzbar und nicht deutlich unplausibler als allerlei Unsinn in der OT, die ich liebe.
Die Jedi weiterhin als fragwürdige Institution zu zeichnen, ist in meinen Augen so ziemlich der einzige Weg, sie interessant zu machen, und "erklärt" auch viel aus der OT (warum Obi Wan Luke so lange anlügt, warum Yoda so lange zögert, Luke auszubilden und die Jedi anscheinend fast lieber dem Vergessen anheimfallen lassen würde). Das die Jedi in der OT idealisiert erscheinen, liegt daran, dass wir sie nur aus Lukes Perspektive wahrnehmen, der sie eben idealisiert.
Ansonsten ist mir bisher noch keine Kritik an der Serie untergekommen, die besonders überzeugend darlegen würde, dass sie hinter den positiven Star-Wars-Standards zurückbleibt. (Und ich sehe mir ganz sicher keine halbstündigen aufgeregten Tuber-Videos dafür an, weil ich das ganze Genre der "Kritikvideos" hasse, ob sie jetzt jubeln oder verdammen und egal, von welcher "Seite" sie kommen - die Fremdscham, wenn ich so was sehe, ist einfach unerträglich). Stattdessen Kanon-Mimi ("Aber Meister Eierkopf hat in Rache der Sith gesagt, dass seit tausend Jahren kein Sith mehr in Erscheinung getreten ist!"), grundlagendfreie Anti-woke-Panikmache ("Wir sollen jetzt akzeptieren, dass die Jedis die Bösen sind und die lesbischen Hexen die die dunkle Seite der Macht verwenden die Guten!"), und generalisierter Kulturkampf ("Wir haben nichts gegen weibliche oder nicht-weiße Hauptfiguren, Lando und Leia mochten wir auch, aber es sollen vor allem gut geschriebene Figuren sein, und ihr schreibt Figuren ja nur noch, damit sie nicht-weiße Frauen sind, und nicht, damit sie gut sind, dass sieht man ja daran, dass es so viele Nicht-Weiße und Frauen in den Serien gibt, weil wenn es alles gute Figuren wären, dann wären ja rein statistisch auch mehr weiße Männer dabei, oder eigentlich fast nur weiße Männer, so wie früher, als noch nicht diskriminiert wurde, ist doch voll logisch, oder?").
Ich diskutiere ja sogar gerne über Filme/Serien und lasse mich überzeugen, dass auch in Sachen, die mir vom Bauchgefühl her gefallen, öfters mal Mist gebaut wird. Aber die "Das sieht doch jeder, was das für ein Dünnpfiff ist!"-Kritik, garniert mit "Da gab's zum Beispiel zehn Sekunden plumpe Dialogexposition in Folge 3!" kann mir schon ein bisschen den Buckel runterrutschen. Ich habe gestern mal zum Spaß 10 Minuten der computeraniminierten Clone-Wars-Serie gesehen und fands unerträglich. Ich komme jetzt trotzdem nicht an und will allen erklären, warum das das Allerletzte ist.