Die Psychologin, aufgrund der Natur von Caseys Bitte ein wenig überrascht, stimmt aber trotzdem ohne zu Zögern zu. Wahrscheinlich ist es ihr nur recht, dass die Ermittlerin das Mädchen erst einmal in Ruhe lässt oder gar diesen Vorfall in irgendeiner Weise zu nutzen versucht.
„Gehen sie nur…“ sie wendet sich an den nicht verletzten Pfleger „…bitte führen sie Frau Heath zu Eleanor Oliver.“ Der Pfleger nickt stumm und es dauert nicht lange da steht Casey in der Tür von Eleanors Zimmer.
„Ich mache hinter ihnen zu, rufen sie mich, wenn sie mich brauchen, ich warte hier!“ sagt er leise. Irgendwas an der Stimme, dem Tonfall oder vielleicht der Art und Weise wie der Pfleger die Worte hervorbringt lassen Casey daran zweifeln, dass sie an sie gerichtet waren. Doch bevor sie etwas erwidern kann hört sie wie die Tür hinter ihr ins Schloss fällt und der Schlüssel klackend die Tür verriegelt.
Vor ihr, in einem ähnlichen Raum wie auch Lucy untergebracht ist sitzt Eleanor im Schneidersitz auf dem Bett. Die Augen geschlossen, die Hände ruhen auf den Oberschenkeln.
Casey muss schlucken, hat sie doch den Blick durch den Stein nicht vergessen, die schmierigen, öligen Tentakel die sich aus dem Verstand von Eleanor winden. Die für alle unsichtbare Bestätigung der Besessenheit der Frau. Wie die Wahrsagerin es beschrieben hatte, einer dunklen Wolke des Hasses gleich die über dem Kopf von Sir Sam schwebte. Sichtbar nur durch den Lochstein.
Gleichzeitig hatte Casey vergessen wie schön Eleanor war. Selbst jetzt noch, im Schlafanzug der Klinik schmeichelte der Stoff ihren weiblichen Rundungen. Ihr blondes Haar viel lang über ihre Schultern, glänzte seidig im Oberlicht, verlieh dem kalten Neon einen Hauch von Wärme. Eleanors Haut war leicht gebräunt, als wäre es Frühsommer und nicht Spätherbst, als wäre sie in einem Strandhotel und nicht in einer Klinik.
An den Wänden des Zimmers hingen Bilder die Eleanor gemalt haben musste. Passend dazu stand in einer Ecke am Fenster eine Staffelei und ein fleckiger Schrank voller Farben, Pinsel, Stifte und Tuschen. Hier schien niemand die Frau für gefährlich zu halten, oder ihr spitze Gegenstände zu verwehren. Casey konnte sogar eine Schere erkennen die dort unter all den Farbpaletten lag.
Die Bilder zeigten die Klinik, ihre Räume und Gänge, Portraits der Pfleger und des Personals. Über die Zeit ihres Aufenthalts hier waren die Bilder immer besser geworden. Anfangs fast hilflose Gehversuche eines unbegabten, hatten die letzten Exemplare fast künstlerischen Wert.
Noch bevor es passiert wusste Casey was kommen würde und ihre Nackenhaare stellten sich auf und zu ihrem erschrecken war es kein völlig unangenehmes Gefühl.
Eleanor öffnete ihre Augen und blickte Casey direkt an. Die goldenen Einsprengsel in ihrem braunen Auge hatten noch an Intensität zugenommen und das Blau des anderen war tief und unergründlich wie es schon auf dem Bild im Waisenhaus war.
Der Schwung der Augenbraue, die Kinnlinie, der Bogen den die Lippen formten, alles Details die der Ermittlerin sofort ins Auge vielen.
„Ich dachte sie kommen mich nie besuchen!“ Eleanors Stimme war weich, vielleicht lag ein leicht gespielter Vorwurf in den Worten. Aber mehr ein Vorwurf der das Gegenüber dazu aufforderte zu spielen, einzusteigen in die Konversation für deren Ende es keine Grenzen zu geben schien.
They
sent me away to find them a fortune
A chest filled with diamonds and gold
The house was awake, with shadows and monsters
The hallways, they echoed and groaned