Gedruckte Bücher können einem zwar im Keller wegschimmeln, aber sind ansonsten ohne weitere Hilfsmittel (außer vielleicht einer Lesebrille) lesbar. Das ist unbestritten ein Vorteil. Dafür nehmen sie viel Platz weg und wiegen auch noch viel. Und sind vergänglich...
So rein aus der persönlichen Erfahrung heraus stelle ich fest, dass jedweder Digitalkram spürbar vergänglicher ist als Bücher. Klar, wenn ich es auf das rein physische Buch begrenze, ist das Thema Backup beim Digitalzeug dankbarer, aber die Regel ist aktuell eher, dass Formate recht flott (im Vergleich zum Buch) veralten und vor allem, dass irgendein "service" abgeschaltet wird oder Inhalte rausgenommen werden.
Freilich, ein PDF werde ich wohl immer irgendwie umformatieren und weiter betreiben können. Aber wenn ich ein einmal angeschafftes und halbwegs sicher aufbewahrtes Buch mit einem Subskriptionsmodell vergleiche, dann weiß ich, auf was ich in 10, 15, 25 Jahren noch verlässlich Zugriff haben werde.
Ich würde da WotC noch nicht einmal bösen Willen unterstellen. Es ist nur so, dass ein automatisches Regelanwenden, damit ich auf Knopfdruck Charaktere bekomme und diese auf Knopfdruck kämpfen können, erst mal nur Vorteile für das Wachstum des Spiels haben.
Da bin ich mir nicht so sicher. Also klar, man zieht damit erst mal mehr Leute an, aber das verkennt mMn den harten Kern der Zielgruppe, der genau wissen will, was da passiert und auch gerne Einfluss darauf nimmt.
Ohne die richtigen "Spinner" als kreativen Kern und Multiplikatoren wird es aber mittel- und langfristig nicht gehen, weil man dann kein Alleinstellungsmerkmal gegenüber "richtigen" Videospielen hat und auf dem Sektor mangels Erfahrung und/oder aufgrund der selbstverschuldeten Eigenheiten durch die VTT-Implementierung eines ursprünglich am Tisch gespielten Formats im Nachteil ist.
Danach wird WotC die Bücher als unrentabel an eine andere Firma abgeben, für die das sehr wohl noch rentabel sein kann. Vergleiche Games Workshop und Cubicle 7.
Njaah, Vorsicht. Cubicle 7 macht mit den Rollenspielen Produkte im selben Universum, die aber regeltechnisch mit den GW-Dingern nichts zu tun haben.
Das kann aber nicht funktionieren, wenn ich ein D&D-VTT betreibe und das "normale" Rollenspiel an einen Lizenznehmer vergebe. Denn das VTT basiert ja auf den "normalen" D&D-Regeln. Man müsste sich also an irgendeinem Punkt ehrlich machen und sagen: ab hier habt ihr als Spieler keinen großen Einblick mehr in das, was im VTT hinter den Kulissen passiert und es hat auch nichts mehr mit den analogen D&D-Regeln zu tun.
Ich verstehe diese Verbissenheit nicht, alles in gedruckter Form haben zu müssen.
Gerade mit Blick auf den (AAA-)Videospielsektor sage ich:
Eigentlich ist leichte und schnelle digitale Verfügbarkeit kein Problem. Faktisch führt es aber dazu, dass Produkte oft genug nicht ausgereift sind, nie fertig und ich bei dem "Service"-Kram nicht die Entscheidungsgewalt darüber habe, welche Version ich wie benutze.
Solange durch das digitale und/oder "Service"-Format der Anbieter nicht schlampig und übergriffig wird, ist alles ok. Das ist aber aus meiner Warte die Ausnahme.
Im Grundsatz ist es doch gut, dass man sich an dieser Zielgruppe orientiert, sonst wächst das Hobby ja nicht.
Eine der Perspektiven auf die möglicherweise anstehende Entwicklung von D&D ist die, dass WotC aktuell die Gelegenheit sieht, aus der Masse an Casuals und "Hobby-Touristen" genug a) Whales und b) Karteileichen für ein Subskriptionsmodell mit Mikrotransaktionen zu ziehen, um damit ein Vielfaches des aktuellen Umsatzes zu generieren.
Dadurch wird D&D aber absehbar ein völlig anderes Produkt mit anderer Ausrichtung und lässt letztlich die ursprüngliche Zielgruppe zurück.
Mir soll das recht sein, wenn sich dadurch die Übermacht von offiziellem D&D im "richtigen" Rollenspiel verringert.