Autor Thema: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel  (Gelesen 2303 mal)

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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #50 am: 30.08.2024 | 16:22 »
Vor- und Nachteil  ;) Denn mit einem verdeckt getragenenen Messer kommt man in der Menge auch unbemerkt an das Ziel, setzt schnell 2-3 Stiche und ist ggfs. unbemerkt wieder weg.
Das hat - außer in Assassin's Creed - selten geklappt. Die meisten Messerattentäter der Geschichte wurden an Ort und Stelle getötet, so sie nicht gerade hochrangige Staatsmänner waren, wie bei Julius Caesar.  ;)
Das ist definitiv ein Faktor. Messerangriffe finden ja meist nicht in Duellsituationen statt, sondern überfallartig. In "zivilen" Kontexten sind sie daher so gefährlich, weil man mit einem Zweihänder nur schlecht unauffällig in der Innenstadt herumlaufen kann.
Glauben wir Dom Diego Gomez de Figueyredo, ging man abends in Lissabon nur mit Montante über der Schulter aus. Zumindest, wenn man einen neuen Mantel hatte. Oder eine Dame am Arm. Dafür hat er nämlich extra "Regeln" geschrieben, wie man sich mit dem Zweihänder gegen Schurken wehrt.  ;)
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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #51 am: 30.08.2024 | 16:35 »
Das hat - außer in Assassin's Creed - selten geklappt. Die meisten Messerattentäter der Geschichte wurden an Ort und Stelle getötet, so sie nicht gerade hochrangige Staatsmänner waren, wie bei Julius Caesar.  ;)

Bei hochrangigen Opfern vielleicht. Wie viele Fälle in der Geschichte sind denn bekannt, wo irgendein normaler Bauern oder Passant in einer Seitenstraße überfallen und abgestochen wurde? Das ist doch heute noch Teil der Messer-Realität, dass Stiche erst spät bemerkt wurden oder Täter in der Masse entkommen können.
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George R.R. Martin

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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #52 am: 30.08.2024 | 16:38 »
Vor- und Nachteil  ;) Denn mit einem verdeckt getragenenen Messer kommt man in der Menge auch unbemerkt an das Ziel, setzt schnell 2-3 Stiche und ist ggfs. unbemerkt wieder weg.

Genau, das ist der entscheidende Punkt. Ein Messerstecher will ja nicht kämpfen, sondern unerkannt die Distanz zu seinem Ziel überbrücken, um ihm so Reaktionsmöglichkeiten zu nehmen und um es dann durch den Einsatz der Waffe zu töten. Deswegen ist der Begriff "Messerkampf" auch irreführend. Es ist ein "Ambush", ein "offener Hinterhalt", wenn man so will.

Grundsätzlich halte ich das Thema für's Rollenspiel sehr unergiebig.

Offline Raven Nash

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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #53 am: 30.08.2024 | 16:46 »
Bei hochrangigen Opfern vielleicht. Wie viele Fälle in der Geschichte sind denn bekannt, wo irgendein normaler Bauern oder Passant in einer Seitenstraße überfallen und abgestochen wurde? Das ist doch heute noch Teil der Messer-Realität, dass Stiche erst spät bemerkt wurden oder Täter in der Masse entkommen können.
"Heutige Messer-Realität" ist höchst vielfältig. Die meisten Messer-Angriffe finden im häuslichen Umfeld statt.
Dann kommen die innerhalb des sog. "Milieus" (Drogen, Banden, Rotlicht).
Irgendwann am untersten Ende der Liste kommen dann irgendwelche Geisteskranken, die wahllos Leute in einer Menge abstechen.

Besagte Raubmorde sind gar nicht so häufig und werden in den einschlägigen Gerichtsakten auch als besonders "schändlich" beschrieben. Die Strafen dafür waren auch entsprechend heftig. Das Ausrauben eines Passanten mit vorgehaltenem Messer ist eine Sache - es zu benutzen aber eine ganz andere.
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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #54 am: 30.08.2024 | 17:04 »
"Heutige Messer-Realität" ist höchst vielfältig. Die meisten Messer-Angriffe finden im häuslichen Umfeld statt.
Dann kommen die innerhalb des sog. "Milieus" (Drogen, Banden, Rotlicht).
Irgendwann am untersten Ende der Liste kommen dann irgendwelche Geisteskranken, die wahllos Leute in einer Menge abstechen.

Besagte Raubmorde sind gar nicht so häufig und werden in den einschlägigen Gerichtsakten auch als besonders "schändlich" beschrieben. Die Strafen dafür waren auch entsprechend heftig. Das Ausrauben eines Passanten mit vorgehaltenem Messer ist eine Sache - es zu benutzen aber eine ganz andere.

Ersteres ist schon klar, es geht mir aber weniger um häusliche Gewalt, sondern dass heutzutage ja auch nicht jede Messertat aufgeklärt wird. Das fängt aktuell bei Solingen an, wo der Täter erstmal unerkannt verschwinden konnte und sich dann selbst gestellt hat und hört in irgendeiner Favella in Südamerika auf.

Ich wage mal zu bezweifeln, dass irgendwann im Mittelalter, im alten Rom oder einem irgendwie mit Fantasy RPG vergleichen Zeitaltern da immer ein großer Aufklärungswille geherrscht hat, wenn jemand aus einer niederen Schicht in irgendeiner Gosse abgestochen wurde, weil er an den Falschen geraten ist oder seine Schulden nicht zahlen konnte.
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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #55 am: 30.08.2024 | 17:18 »
Ich wage mal zu bezweifeln, dass irgendwann im Mittelalter, im alten Rom oder einem irgendwie mit Fantasy RPG vergleichen Zeitaltern da immer ein großer Aufklärungswille geherrscht hat, wenn jemand aus einer niederen Schicht in irgendeiner Gosse abgestochen wurde, weil er an den Falschen geraten ist oder seine Schulden nicht zahlen konnte.

Ganz davon abgesehen, daß völlig unabhängig vom Aufklärungswillen die reinen Aufklärungsmöglichkeiten im Vergleich zu heute auch noch recht begrenzt waren...aber das ist dann noch mal ein eigenes Thema für sich.

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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #56 am: 30.08.2024 | 17:36 »
Ganz davon abgesehen, daß völlig unabhängig vom Aufklärungswillen die reinen Aufklärungsmöglichkeiten im Vergleich zu heute auch noch recht begrenzt waren...aber das ist dann noch mal ein eigenes Thema für sich.
Die Quellenlage deutet da eher auf "absoluter Wille" und "Wahrheit nebensächlich". Im Falle eines Mordes musste ein Schuldiger gefunden werden (zumindest mal im europäischen Mittelalter, in China war es z.B. vergleichbar) - dieser musste aber wiederum gestehen. Dieses Prinzip, dass ohne Geständnis kein Schuldspruch erfolgen kann, führte dann wiederum dazu, dass man eben dieses Geständnis mit allen Mitteln zu erreichen suchte - auch mit Folter.
Wie viele da als Sündenböcke für Verbrechen verurteilt wurden, die sie gar nicht begangen hatten, ist die eigentliche Frage. Verurteilt - und damit das Verbrechen aufgeklärt - wurde faktisch immer.
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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #57 am: 30.08.2024 | 17:49 »
Die Quellenlage deutet da eher auf "absoluter Wille" und "Wahrheit nebensächlich". Im Falle eines Mordes musste ein Schuldiger gefunden werden (zumindest mal im europäischen Mittelalter, in China war es z.B. vergleichbar) - dieser musste aber wiederum gestehen. Dieses Prinzip, dass ohne Geständnis kein Schuldspruch erfolgen kann, führte dann wiederum dazu, dass man eben dieses Geständnis mit allen Mitteln zu erreichen suchte - auch mit Folter.
Wie viele da als Sündenböcke für Verbrechen verurteilt wurden, die sie gar nicht begangen hatten, ist die eigentliche Frage. Verurteilt - und damit das Verbrechen aufgeklärt - wurde faktisch immer.

Naja faktisch immer ist ja etwas übertrieben. Es gab bekannte Opfer wie Giovanni Borgia, dessen Kehle aufgeschnitten und dessen Mörder nie gefasst wurde. Zeugen haben noch ausgesagt, dass sie "hunderte" Leichen gesehen haben, die im Fluss entsorgt wurden, was niemanden groß gekümmert habe. Daher frage ich mich wie gesagt, ob wenn der Tagelöhner Max Mustermann irgendwo abgestochen wurde, da "faktisch immer" eine Aufklärung stattgefunden haben soll.

Und aus Tätersicht kann einem ja egal sein, wenn irgendein anderer für die Tat bluten muss.
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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #58 am: 30.08.2024 | 18:00 »
Es gab bekannte Opfer wie Giovanni Borgia, dessen Kehle aufgeschnitten und dessen Mörder nie gefasst wurde.
Oh, der wurde mit Sicherheit "gefasst". Zumindest wurde er dem "höchsten Gericht" zugeführt - allerdings nicht in einem Prozess. Immerhin dürfte er gewusst haben, wer ihn dafür bezahlt hat...  ;)
Gerade in solch dubiosen Fällen sind die Quellen oftmals recht schweigsam. Oder verschwunden.

Und klar gab (und gibt!) es Leichen, die niemand kennt, niemand vermisst und daher auch nie ein Täter gefunden wurde. Zumeist fand sich dann irgendein Berufsverbrecher, stadtbekannter Trunkenbold o.ä., der dann dafür hingerichtet wurde. Aber jetzt sind wir beim Thema Gerichtsbarkeit, das ist etwas Off Topic.
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Offline Isdariel

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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #59 am: 30.08.2024 | 18:40 »
Das Schwert ist ja u.a. auch deshalb so omnipräsent, weil es nunmal genau in der Mitte liegt.
Kommt auf den Kontext an, auf dem Schlachtfeld ist es mit der Omnipräsens von Schwertern nicht so weit her, da wird mit wenigen Ausnahmen - wie dem römischen Gladius - zum Speer gegriffen.

Soweit ich das verstanden habe beruht der Erfolg des Schwertes vor allem darauf, dass es bequem über längere Zeit am Gürtel getragen werden kann, was es zur idealen Backupwaffe macht.

Offline AlucartDante

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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #60 am: 30.08.2024 | 18:56 »
Grundsatz 1: Größere Reichweite ist immer besser. Sei das die Stangenwaffe oder die Fernwaffe - es ist immer besser, den Gegner auf Distanz zu halten, bzw. ihn auszuschalten, bevor er selber in Reichweite ist.

Grundsatz 2: Mehr "Waffe" ist besser als weniger. Soll heißen, je mehr Fläche potentiell Schaden machen kann, umso besser. Das Schwert ist z.B. genau das - es hat mehr Reichweite als das Messer, und besteht nur aus Schneide. Längere Klingen erhöhen diesen Faktor.

Grundsatz 3: Soviel Masse wie möglich, aber nur so viel wie unbedingt nötig. Seien das stumpfe Hiebwaffen oder auch Klingen - ohne Masse weniger Wumms. Aber zu viel Masse macht die Waffe träge und damit gefährlich für den, der sie führt. Die Balance zu finden ist die Kunst des Waffenschmieds.

In all diesen Dingen ist das Messer (oder der Dolch) einfach ganz unten in der Liste

Ja so hatte ich das auch gesehen und in den meisten Rollenspielen sind selbst Knüppel und Schlagstöcke den Messern überlegen. Aber bei dem Video Schlagstock vs Messer musste ich jetzt nochmal darüber nachdenken. In der Realität ist das Messer vielleicht gar tödlicher oder gefährlicher?

Online Chaos

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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #61 am: 30.08.2024 | 19:15 »
Kommt auf den Kontext an, auf dem Schlachtfeld ist es mit der Omnipräsens von Schwertern nicht so weit her, da wird mit wenigen Ausnahmen - wie dem römischen Gladius - zum Speer gegriffen.

Soweit ich das verstanden habe beruht der Erfolg des Schwertes vor allem darauf, dass es bequem über längere Zeit am Gürtel getragen werden kann, was es zur idealen Backupwaffe macht.

Was eigentlich auch nur heißt, dass das Schwert - wie Raven Nash sagt - genau in der Mitte liegt, nämlich in Sachen "kompakt und tragbar" ebenso wie "tödlich" genau zwischen Speer und Messer. Es war ein brauchbarer Kompromiss.
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Offline Outsider

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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #62 am: 30.08.2024 | 21:05 »
Ja so hatte ich das auch gesehen und in den meisten Rollenspielen sind selbst Knüppel und Schlagstöcke den Messern überlegen. Aber bei dem Video Schlagstock vs Messer musste ich jetzt nochmal darüber nachdenken. In der Realität ist das Messer vielleicht gar tödlicher oder gefährlicher?

Möglicherweise tödlicher da es besser in die Tiefe des Körpers wirkt (wirken kann).

Gefährlicher, nein. Der Schlagstock ist auf seine Art und Weise ebenfalls gefährlich.
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Offline OldSam

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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #63 am: 31.08.2024 | 01:07 »
Bei diesen historischen Waffenvergleichen wird es sehr schnell durchaus komplex, z. B. haben Speere einfach beim Kampf aus Formationen heraus unheimlich große Vorteile, aber kommt es zu einem etwas engeren, ungeordneteren Schlachtgetümmel sind Schwerter im Vorteil und wenn dein Gegner dann im direkten Clinch an dir dran hängt braucht es eben das Messer. Es ist daher IMHO selten sinnvoll zu sagen, dass diese oder jene Waffe generell tödlicher ist, man kann zwar grob den annehmbaren Maximalschaden vergleichen, aber die Einsatzzwecke sind einfach unterschiedlich. Man kann ggf. deutlich besser vergleichen welche Waffe in einer spezifischen Situation vorteilhafter wäre.

In der Tat sollte man jedenfalls auch reine Schlagstöcke nicht unterschätzen, wenn die eine gewisse Länge haben, sagen wir so 85cm Baseballschläger, kann das für den Messerkämpfer ein echtes Problem werden, da man z. B. mit durchaus guter Chance einen schnellen, harten Treffer auf die Extremitäten anbringen könnte, was nicht selten den Kampf bereits entscheidet (wenn etwa nach einer Knochenverletzung von Handgelenk/Arm das Messer gar nicht mehr richtig geführt werden kann und erstmal Schockwirkung vorliegt). Aber auch da kommt es wieder auf die Situation an, setzt eben genug nutzbare Distanz voraus, wird es räumlich eng hat das Messer sofort wieder starke Vorteile...

Bzgl. RPG muss das System ggf. einiges abbilden, wenn man sowas halbwegs realistisch simulieren will, z. B. ausdifferenzierte Reichweiten und unterschiedliche Schadenswirkungen je nach Waffenart und Körperteil wären zu nennen...
« Letzte Änderung: 31.08.2024 | 01:21 von OldSam »

Offline Darius der Duellant

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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #64 am: 31.08.2024 | 01:52 »
Die Waffe ist relativ unerheblich (man kann auch mit bloßen Händen, einem Stein, einer Stange, etc. töten) - es ist immer der Mensch entscheidend, der sie führt.


Kategorisches NEIN.
Das ist schon fahrlässig verharmlosend.

Mit nem scharfen langen Messer und ausreichend Wut im Bauch fügt dir auch der neunjährige Stöpsel der gerade über mir pennt und komplett untrainiert ist, potenziell gefährliche Verletzungen zu wenn du nicht sehr achtsam bist.
Wenn die hingegen mit einem Stock oder Stein auf dich losgehet, ist deine einzige reale Gefährdung dass du nicht vor lachen zusammenklappst oder über sie stolperst.

Klingenwaffen sind absolute Deppenwaffen im Sinne das sie das Ausbildungsniveau um ein Gegenüber in reale Bedrängnis zu setzen extrem weit hinunterziehen.


Wenn man das irgendwie Rollenspielerisch abbilden möchte, kann man eventuell über eine weniger träge Variante des alten DSA Waffenvergleichswert nachdenken, bei dem Waffensorten relative Boni auf Angriff oder Verteidigung zugeteilt wurden, je nachdem was das Gegenüber geführt hat (also theoretisch, praktisch hat die spezifische Variante des Systems vorne wie hinten nicht funktioniert.

Einige haben hier ja schon leichte Zweifel aufkommen lassen, ob das im Eingangspost verlinkte Video eine Aussagekraft hat zB im Sinne von "repräsentativ sein".

Repräsentativ scheint mir schon arg zerredend zu sein.
Relevant ist eher ob die Tempoproblematik die im Video thematisiert wird der Realität entspricht.
Und das tut sie.
Das wird dir jeder bestätigen können der irgendwie mal in dem Bereich gearbeitet hat oder KK mit relevanz trainier hat.
In den Staaten hat man bereits Mitte der 80er ausreichend viele entsprechende Fallzahlen gehabt um es für notwendig zu erachten die Thematik in Trainingsvideos der Polizei zu thematisieren.
Und (oh Wunder!) in den bald 40 Jahren die folgten ist keine Exekutivbehörde irgendwo zu der begründeten Ansicht bekommen dass die angezeigten Gefahren inkorrekt sind.
Wer Lust auf ein kleinen "blast from the past" hat "
"Surviving edged weapons" von Calibre Press. Kein Direktlink da unklare Urheberrechtssituation, aber prinzipiell trivial zu finden.
Die dort genannten Zahlen bezüglich Zeiträumen und Entfernungen sind im Grunde Inhaltsgleich mit dem was man auch in heutigen Auseinandersetzungen mit dem Thema findet.
Wenn über 40-50 Jahre hinweg auf verschiedenen Kontinenten von Behörden zur gleichen Thematik die gleichen Schlüsse getroffen werden und es gleichzeitig keine seriöse (also fachkompetente) Auseinandersetzung gibt die das Gegenteil darstellt, kann man schon davon ausgehen dass die dargestellte Thematik so Hand und Fuß haben wird.
« Letzte Änderung: 31.08.2024 | 02:28 von Darius der Duellant »
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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #65 am: 31.08.2024 | 08:19 »
@ Darius - absolut. Gerade gestern hat in Siegen eine offensichtlich nicht ganz zurechnungsfähige Frau 6 Menschen mit einem Messer schwer verletzt, darunter auch mehrere lebensgefährlich. Mit einem Stein oder Stock hätte sie nicht den gleichen Schaden angerichtet, da bin ich mir recht sicher.
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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #66 am: 31.08.2024 | 08:51 »
Klingenwaffen sind absolute Deppenwaffen im Sinne das sie das Ausbildungsniveau um ein Gegenüber in reale Bedrängnis zu setzen extrem weit hinunterziehen.
Jede Waffe ist dazu gedacht, die Verteidigungsfähigkeit zu senken. Das ist ihre Natur. Eine Pistole tut das höchst effizient - jeder kann damit töten (zumindest auf geringe Entfernung). Sogar Dreijährige, wie man in den USA schon gesehen hat.

Messerangriffe sind aber sehr direkte, sehr persönliche Angriffe. Man muss nahe ran, dem Opfer direkt ins Gesicht sehen. Dazu braucht es eine Menge Wut oder Kaltschnäuzigkeit - deshalb enden Messerstechereien im Milieu meist mit leichten bis mittelschweren Verletzungen. Die Typen wollen was klarstellen, so wirklich umbringen wollen sie den Gegner nicht.

Tödliche Messerangriffe sind aber zum überwiegenden Teil Aktionen aus rasender Wut, Fanatismus oder psychischem Ausnahmezustand. Die Täter verletzen sich dabei zumeist selbst, weil die verwendeten Messer eigentlich auch nicht für den Kampf gedacht sind.

Ist ein Messer harmlos? Sicher nicht - aber das ist auch eine Eisenstange nicht. Oder eine Axt. Oder eine abgebrochene Flasche. Ein Angreifer mit einer Waffe ist immer brandgefährlich - und ihn unbewaffnet abzuwehren, funktioniert nur in Hollywood wirklich gut.

Mit einem Stein oder Stock hätte sie nicht den gleichen Schaden angerichtet, da bin ich mir recht sicher.
Sicher? Ich erinnere mich da an einen Fall in Wien, in der einer mit einer Eisenstange eine Frau getötet und mehrere Menschen schwer verletzt hatte. Auf offener Straße.
Im Bus konnten die Menschen nicht ausweichen - das ist der entscheidende Faktor.

Aber ich habe jetzt fertig. Ich bin es leid, mich mit Tastaturkriegern und YT-Experten zu streiten.
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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #67 am: 31.08.2024 | 08:54 »
@ Darius - absolut. Gerade gestern hat in Siegen eine offensichtlich nicht ganz zurechnungsfähige Frau 6 Menschen mit einem Messer schwer verletzt, darunter auch mehrere lebensgefährlich. Mit einem Stein oder Stock hätte sie nicht den gleichen Schaden angerichtet, da bin ich mir recht sicher.

Leider wahr.

Es hat einen Grund warum Brockstedt, Mannheim, Southport, Solingen und jetzt Siegen Angriffe waren die mit einem Messer ausgeführt wurden. Das Verletzungspotential selbst bei kurzen Klingen ist immens hoch, es ist einfach, leicht und ohne das hier immer wieder groß zitierte Training einzusetzen (kurze Bewegung, Wirkung ohne weit auszuholen usw.), es hat eine faktische Allverfügbarkeit und ist erst sehr spät zu erkennen.

Die Banalität des Bösen beim Messer ist, egal wie man es dreht und wendet, ein Messer funktioniert einfach und tötet.

Der einzige Aspekt in dem Video im Eingangspost ist, dass es so dargestellt wird, als wäre der Messerkämpfer immun gegen jegliche äußeren Einwirkungen. ESK, Schusswaffe usw. entfalten auch Wirkung und können ebenfalls sofort einen Angriff unterbinden. Der Polizist in Mannheim hat nur einen einzigen Schuss abgegeben und den Angreifer damit sofort Handlungsunfähig gemacht. Das in einer chaotischen Situation mit einer Menge beteiligter Personen die alle in Bewegung waren auf einem belebten Platz.

Aber es gibt eben auch solche Beispiele:

https://www.kn-online.de/lokales/neumuenster/neumuenster-mann-verletzt-drei-polizisten-und-wehrt-sich-trotz-taser-PFWOXYLD3FG5JGCANCVK4B4PWM.html

Wenn dem gegenüber ein 30kg Malinois den Arm abkaut dann wird die Widerstandshandlung in der Regel eingestellt. Aber Ausnahmen gibt es immer!

Das eingangs gezeigt Video soll eins verdeutlichen, Messer sind ein Problem und sie sind gefährlich. Der Aufhänger war ja "Warum habt ihr den Angreifer erschossen, ein Warnschuss hätte doch gereicht..."

Und das ist eben nicht immer ausreichend. Mehr will das Video uns nicht zeigen. Es gibt Situationen in denen der Eigenschutz und der Schutz dritte keine anderen Optionen zulässt als der Gebrauch der Dienstwaffe.

Gegen ein Messer gibt es halt nur eine richtige Gegenmaßnahme, Distanz und Schusswaffe. 
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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #68 am: 31.08.2024 | 09:12 »
Aber ich habe jetzt fertig. Ich bin es leid, mich mit Tastaturkriegern und YT-Experten zu streiten.

Ist vermutlich auch besser so.  ::)
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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #69 am: 31.08.2024 | 09:38 »
Leider wahr.

Es hat einen Grund warum Brockstedt, Mannheim, Southport, Solingen und jetzt Siegen Angriffe waren die mit einem Messer ausgeführt wurden. Das Verletzungspotential selbst bei kurzen Klingen ist immens hoch, es ist einfach, leicht und ohne das hier immer wieder groß zitierte Training einzusetzen (kurze Bewegung, Wirkung ohne weit auszuholen usw.), es hat eine faktische Allverfügbarkeit und ist erst sehr spät zu erkennen.

Die Banalität des Bösen beim Messer ist, egal wie man es dreht und wendet, ein Messer funktioniert einfach und tötet.

So ist es doch. Jede Waffe kann potentiell großen Schaden anrichten aber Messer sind da eben nochmal was anderes. Wie Darius schreibt, ich hätte vor einem Kiddy mit einem Messer deutlich mehr Sorgen als mit einem Knüppel und es hat auch seine Gründe, warum Gun- und Knife Crime nochmal extra erfasst werden und aus der Masse der Waffen herausstechen. Für Feuerwaffen braucht man dann aber auch wieder ein mehr an Training. Ich bewege mich auch seit 30 Jahren im Kampfkunst Umfeld und von ernst zu nehmenden Kampfkünstlern, -sportlern und Security Leuten werden Messer einfach auch ernst genommen. Ja, theoretisch und gut trainiert kann alles gefährlich sein, John Wick kann auch mit dem Kugelschreiber 3 Leute töten...
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Offline JollyOrc

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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #70 am: 31.08.2024 | 09:48 »
bitte denkt daran, dass dies der ROLLENSPIEL Bereich ist. Eure Diskussion verliert langsam jeglichen Bezug dazu.

Zudem bitte ich um einen freundlichen Umgang auch mit anderen Meinungen.
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #71 am: 31.08.2024 | 10:07 »
So ist es doch. Jede Waffe kann potentiell großen Schaden anrichten aber Messer sind da eben nochmal was anderes. Wie Darius schreibt, ich hätte vor einem Kiddy mit einem Messer deutlich mehr Sorgen als mit einem Knüppel und es hat auch seine Gründe, warum Gun- und Knife Crime nochmal extra erfasst werden und aus der Masse der Waffen herausstechen. Für Feuerwaffen braucht man dann aber auch wieder ein mehr an Training. Ich bewege mich auch seit 30 Jahren im Kampfkunst Umfeld und von ernst zu nehmenden Kampfkünstlern, -sportlern und Security Leuten werden Messer einfach auch ernst genommen. Ja, theoretisch und gut trainiert kann alles gefährlich sein, John Wick kann auch mit dem Kugelschreiber 3 Leute töten...

Verstehe ich nicht? Habe ich irgendwas anderes geschrieben?
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Offline JollyOrc

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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #72 am: 31.08.2024 | 10:12 »
Letzte Warnung: Ab hier haben Eure Posts Rollenspielbezug, anderes könnt Ihr per PN weiterdiskutieren.
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #73 am: 31.08.2024 | 11:27 »
Bisher lese ich aus den ganzen Beiträgen mit Rollenspielbezug mehrere Möglichkeiten Messer (oder alle Stich- und Schnittwaffen) im Sinne des eingangs geteilten Videos gefährlicher zu machen:

- TP unabhängige Überlebensressource wie "Blut" die angetriggert werden kann (durch Krit und Ähnliches) und endlich ist!

- Effektlisten wie bei Rolemaster oder Against the Darkmaster

Hier wäre es interessant, wenn es für die jeweilige Waffe evt. eigene Listen geben würde. AtD geht in die richtige Richtung sortiert aber auch wieder ein wenig nach der Größe in dem es die Klassen der Waffenefekte nach Größe sortiert und so kleine Waffen zum Teil selbe Effekte erzielen können, aber ab einer bestimmten Stufe nicht mehr höher steigen können in den Effekten. Wenn dann z.Bsp. "Strike to the Armpit" oder "Strike to the Eye" für Messer / Dolche nicht möglich ist weil zu "klein" einsortiert schreit sowas in meinen Augen nach einer Anpassung und daher nach Waffenspezifischen Listen damit man nicht zu viel zusammenwirft und versucht allem gerecht zu werden.

- Gleichzeitiges abhandeln von Nahkampfangriffen mit Boni für den Initiativegewinner in der eigenen Angriffsrunde.

Nicht als Parade gedacht, aber so wird deutlicher das man sich in der Reichweite einer Waffe immer in Gefahr befindet.

Das wären so meine Erkenntnisse grob skizziert und nicht bis ins letzte Detail gebalancet oder für alle Regelsysteme überdacht  ~;D
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Re: Messerkämpfe in Realität und Rollenspiel
« Antwort #74 am: 31.08.2024 | 12:11 »
Daß ein großer Teil der Gefahr beim Messer anscheinend im schlichten Überraschungsmoment liegt, weil man mit so einem Ding halt leicht nahe an jemanden herankommen kann, bevor der überhaupt weiß, daß man ihm was will...ist aus meiner Sicht etwas, das sich weniger über "Messer sollten tödlicher sein!" abbilden läßt als über "Überraschungsangriffe sollten allgemein gefährlicher sein!". Also nicht beispielsweise D&D-mäßig "Sneak Attack ist 'ne Sonderfähigkeit nur für Schurken", sondern "Einem hinreichend abgelenkten Ziel kann jeder ordentlich eins reinwürgen -- und das auch mit so ziemlich jeder Waffe".

Denn mal im Ernst -- wenn mir einer von hinten eins überziehen wollte, dann würde ich mir auch schon über einen Angriff mit einem bloßen Stein so meine Sorgen machen. Wenn ich davon denn wüßte...