Autor Thema: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“  (Gelesen 614 mal)

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- Kapitel VIII –
- Verlorene Seele -

„Mama…Papa…hilfe…“

Der nächste Tag beginnt grau, ein fahler Nebel steht zwischen den Bäumen. Die Stille an die ihr glaubtet das ihr euch an sie gewöhnt habt lastet schwer zwischen den Bäumen. Die Borke ist dunkel vor Nässe und es wirkt fast so als wenn ihr durch Säulen dahinwandert da alles nach wenigen Armlängen im Nebel verschwindet. Das Gefühl von Einsamkeit und Verlorenheit lastet an diesem Tag besonders schwer auf eurer Reise.

Ihr wisst nicht genau wie lange ihr dem Pfad den der Knochen für euch frei macht schon gefolgt seid aber es muss um die Mittagszeit sein als das Gefühl beobachtet zu werden erdrückend wird. Ihr beginnt euch zu fragen ob dort irgendwas ist, das sich nur wenige Schritte von euch entfernt im Nebel befindet, euch umschleicht und anstarrt.

Ihr umrundet einen großen Baum um den sich der Pfad schlängelt und könnt vor euch eine Gestalt erkennen welche auf einer Wurzel sitzt welch den Pfad überspannt.

Es ist ein kleines Mädchen, vielleicht acht Sommer alt, einst war ihr Gesicht rosig, die Wangen voller Sommersprossen, jetzt ist es nur noch ein Antlitz des Todes. Das Haar strohig und eine Gesichtshälfte fehlt vollständig, ein mächtiger Hieb oder Biss muss sie zertrümmert haben. Wo Wangen, das Auge und Ohr einst war, versucht der wabernde Nebel das zu ersetzen was das Gesicht eines liebenswerten, unschuldigen Kindes war. Die Kleidung der Kleinen ist schmutzig und zerrissen, in ihrem Arm hält sie einen verrotteten aus Weidenzweigen geflochtenen Korb in dem vielleicht mal Pilze waren.

Dünn dringt ein Wispern an eure Ohren. Die Stimme des Kindes, hell: „Hiiiiiiiilfe…so hilf mir doch jemand Maaaaaaaamaaa…Paaaaaaaaapa, wo bin ich?“
« Letzte Änderung: 25.09.2024 | 14:11 von Outsider »
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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #1 am: 25.09.2024 | 15:34 »
Aino - Auf dem Weg zum Braskelwurm

Sich immer wieder aufmerksam umblickend, stapft Aino zwischen den Bäumen hindurch. In dem Nebel ist zwar kaum etwas zu erkenen, doch jetzt, wo der kräftige Azlahn nicht mehr bei der Gruppe ist, fühlt sie sich umso mehr in der Verantwortung, Gylfi und die Elfe zu beschützen.  Sie spürt keine besondere Eile, da sich der Weg nach Tagen und nicht nach Meilen bemisst, und wählt daher ein langsames und kräfteschonendes Tempo.

Gerade will Aino eine Mittagsrast vorschlagen, als sie doch eine Bewegung im Nebel wahrnimmt. Sofort bleibt Aino stehen, hebt eine Hand und bedeutet der Gruppe leise zu sein, während sie gleichzeitig ihre Waffe zieht und vorsichtig voranschleicht.

Als sie das Mädchen erblickt, stutzt Aino und mustert dessen Gesicht mit zusammengekniffenen Augen, wobei sich zusehends Entsetzen auf ihrem Gesicht breit macht. Mit dieser Verletzung kann sie unmöglich am Leben sein., murmelt sie, erinnert sich jedoch daran, dass schon manche abstoßend wirkende Gestalt in diesem Wald sich als freundlich und wohlwollend herausgestellt hat. "Hallo, junge Dame.", macht Aino daher auf sich aufmerksam und will sich zu einem freundlichen Lächeln zwingen, was angesichts des scheußlichen Anblicks des Mädchens jedoch gründlich misslingt.
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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #2 am: 25.09.2024 | 16:45 »
Emangisura welche schon den ganzen Tag über still und in sich gekehrt war will gerade zu einer Warnung ansetzen als das kleine Mädchen auch schon Ainos Stimme vernimmt und vor Freude aufjauchzt. Ihren Korb verlierend springt das Mädchen von der Wurzel die in dem grauen Nebel über dem Weg hängt und rennt zu Aino und klammert sich an ihre Beine.

Aus der Wunde am Schädel zieht sie dünne Nebelfäden hinter sich her. Wenn eine leere Augenhöhle in der schon lange kein Augapfel mehr sitzt überhaupt so etwas wie Freude ausdrücken kann, dann die dieses Mädchens.

„Bitte, bitte meine Eltern vermissen mich gar sehr nehme ich an, ich habe mich beim Pilze suchen verlaufen. Ihr müsst mir helfen! Es soll doch das Festtagsessen für meinen werten Herrn Vater werden!“

Die Stimme des kleinen Mädchens dringt gedämpft aus dem Stoff von Ainos Gewändern in der sie ihr zerstörtes Gesicht gegraben hat.

Von oben ist der Anblick nicht weniger furchterregend, fehlt doch der halbe Schädel und ist nicht mehr als eine verrottende Wunde.
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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #3 am: 26.09.2024 | 13:56 »
Gylfi
Auf dem Weg zum Braskelwurm


Nach der ruhig verbrachten Nacht fühlt sich Gylfi das erste Mal seit dem Sturz im Zwergengrabmal wieder hergestellt. Allerdings zermartert er sich während des Marsches die ganze Zeit das Hirn, wie der Braskelwurm zu bezwingen wäre. So bemerkt er das Mädchen erst, als es sich schon an Ainos Bein schmiegt.

So erkennt er zunächst nicht, wie es um das Gesicht bestellt ist und nimmt an, dass es sich um ein normales Mädchen handelt, wie normal ein Mädchen, das mutterseelenallein in diesem Wald herumstreift, auch sein mag. Das Gesicht des Alten verzieht sich vor Widerwillen, seine Stimme klingt genervt und seltsam angespannt.

"Du meine Güte, wo kommt denn jetzt diese Göre her. Aino, wir können kein Zeit damit verschwenden, uns um ein Balg zu kümmern, auf das seine Eltern nicht aufpassen konnten. Oder sie ist am Ende von zu Hause fort gelaufen. Kinder machen solchen Unsinn, müsst Ihr wissen."

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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #4 am: 1.10.2024 | 15:04 »
Aino - Auf dem Weg zum Braskelwurm

"Weiß ich, ich habe als Kind selbst genug Unsinn gemacht.", antwortet Aino Gylfi lächelnd, "Aber ich wusste auch so einiges über die Wälder meines Heimatdorfs. Vielleicht kann uns das Mädchen weiterhelfen?"

Nachdem sie ihre Abscheu überwunden hat, geht Aino in die Hocke, um auf Augenhöhe mit dem Mädchen zu sein. "Fangen wir doch ganz am Anfang an.", erklärt sie mit ruhiger Stimme: "Mein Name ist Aino und der alte Mann dort drüben ist Gylfi. Und wer bist du? Wir sind erst seit Kurzem in diesem Wald und kennen uns hier nicht gut aus, musst du wissen. Bist du denn in diesem Wald zu Hause? Und wann und wo hast du deine Eltern zuletzt gesehen?"
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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #5 am: 4.10.2024 | 00:32 »
Gylfi
Auf dem Weg zum Braskelwurm


Ainos Antwort lässt Gylfi die Augen verdrehen und ein Stöhnen ausstoßen. "Allerdings hat es Dich erst im Erwachsenenalter in einen verfluchten Wald voller Lindwürmer und Riesen verschlagen, der sich alle Mühe gibt, Dich zu verderben." Gylfis Stimme trieft vor Sarkasmus.

Erst dann bemerkt er, dass das Mädchen eher einen Teil des Schrecken des Waldes darstellt, als eine kurze Unannehmlichkeit auf dem Weg zum Braskelwurm zu sein. Erschrocken ob des Äußeren macht er einen Schritt zurück und flüstert "Wie beim Gärtner..."

Er wirft einen besorgten Blick zu Emangisura und wartet dann ab, was die kleine Untote der Kriegerin antwortet.
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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #6 am: 4.10.2024 | 08:56 »
Es kostet Aino Überwindung in das tote Gesicht des kleinen Mädchens zu blicken, das hier so ganz alleine im nebeligen Wald ist. Sie kann sehen wie sich die Konturen der Wunde am Kopf im Nebel auflösen, neu bilden und wieder verschwimmen. Es muss der Biss oder die Pranke eines riesigen Tieres gewesen sein, das die Kleine getötet hat, denn so eine Verletzung kann niemand überleben.

„Mein Name ist…“ sagt das Mädchen stockend mit dünner Stimme „…Eyleeg und ich habe mich beim Pilze sammeln verlaufen und finde den Weg nicht mehr zurück zu meinen Eltern!“

Wann auch immer Eyleeg sich in diesem Wald verlaufen hat, es muss Jahre oder Jahrzehnte her sein. Ihr tot und das Blut welches dabei vergossen wurde haben den Wald genährt doch die Seele des kleinen Kindes hat er nicht frei gegeben. Anders als Irian hat das Kind keinen Frieden gefunden. Keinen Garten, keine ewige Aufgabe die es hält, nur die Sorge und die Angst.

Bei der Vorstellung von Gylfi schaut das kleine Mädchen kurz an Aino vorbei und aus dem nebeligen Auge rollte eine Träne. Ein langer Nebelfaden, welcher sich über die zerstörte Gesichtshälfte zieht und kurz als wabernder Tropfen in der Luft hängt.

„Die Heimstatt meiner Eltern ist am Waldesrand und sie haben gesagt ich darf nicht in den Wald gehen nicht für Pilze und nicht für Beeren. Aber ich will meinem Vater doch ein Geschenk machen, bitte ich will zu meinen Eltern zurück, helft mir! Ich laufe auch nicht mehr weg und werde ein gehorsames Kind sein, ich schwöre es bei den alten und den neuen Göttern…“ die Stimme des kleinen Kindes bricht und mehr nebelige Tränen rinnen über ihr Gesicht nur um in dem Nebel des Waldes aufzugehen.

Emangisura die sich bisher zurück gehalten hat schluckt schwer bei den Worten des Kindes.

„Sie weiß nicht, dass sie tot ist, sie denkt sie kann zu ihren Eltern zurückkehren, dabei…“ und jetzt ist die Stimme der Elfe nur noch ein Flüstern „…sind diese wahrscheinlich selbst längst tot und vergangen. Die Hütte zerfallen und kein Geschenk wird ihren Vater aus Helgardh zurück bringen.“
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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #7 am: 9.10.2024 | 18:14 »
Gylfi
Auf dem Weg zum Braskelwurm


Gylfis Gesichtsausdruck verhärtet sich, als Eyleeg davon berichtet, wie sie in den Wald geraten ist. Ich hatte Recht. Ein dunmes Mädchen, das glaubte, es besser als seine Eltern zu wissen. Er spuckt aus und schüttel leise grummelnd den Kopf.

Erst als die Kleine die alten und die neuen Götter erwähnt, blickt er mit einem sanfteren Blick in ihr zerstörtes Gesicht. Er geht zu Aino herüber, während er an seinem Tragesack herummacht. Als der zu den beiden tritt, hält er eine kleine Statue in der Hand. Nach kurzem Zögern tätschelt er mit seiner freien Hand Eyleegs Kopf, wenn sie es zulässt. Mit einem Stöhnen kniet sich der skwilde hin und sagt, während er die Statue zum Gesicht der Kleinen bewegt: "Kleine Eyleeg, lass mich Deine Tränen trocknen..."
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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #8 am: 10.10.2024 | 16:13 »
Das Mädchen zuckt kurz zurück als der alte Skwilde ihren Kopf berühren will, lässt die Berührung dann aber doch zu. Vielleicht weil sie die Hand an die tröstende Geste ihres Vaters erinnert, vielleicht aber auch nur weil sie sonst niemanden hat.

Die Tränen aus der leeren Augenhöhle fallen auf die kleine Zwergenstatue und es wirkt fast so als würde der Stein aus dem sie gehauen ist die Flüssigkeit wie einen Schwamm aufsaugen. Dort wo ein tropfen die Oberfläche berührt versiegt er.
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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #9 am: 10.10.2024 | 20:08 »
Aino - Auf dem Weg zum Braskelwurm

Aino will gerade zu einer Antwort ansetzen, als Gylfi auf das Mädchen zutritt. Fasziniert beobachtet Aino, wie er die Statue hervorholt und die Tränen des Mädchens trocknet. Ob die Statue wohl auch in der Lage ist, Blut aufzufangen? Gewiss ist es aber auc hilfreich, den Waldboden nicht mit Kindertränen zu benässen.

"Du bist ein tapferes Mädchen mit einem großen Herz, Eyleeg.", setzt Aino schließlich doch noch zu einer Antwort an. "Dieser Wald hier ist ein wundersamer Ort und auch wieder haben noch keinen Weg hinaus gefunden. Wir haben jedoch schon manchen Hinweis auf einen Ausgang erhalten und so manches über diesen Wald gelernt. Wir wissen, dass es hier nette Wesen gibt, die ihr Wissen über den Wald und ihre Hinweise mit uns geteilt haben. Und wir wissen, dass in diesem Wald kein Blut vergossen werden darf." Aino hält kurz inne, blickt das Mädchen durchdringend an: "Gibt es auch etwas, das du über diesen Wald weißt? Wir müssen möglichst viel über diesen Wald lernen, um einen Weg hinauszufinden."

Neugierig blickt Aino das Mädchen an, während sie gleichzeitig überlegt, ob sie Eyleeg erzählen soll, dass ihre Eltern vermutlich längst tot sind. Hilft es ihr denn etwas, wenn sie davon weiß? Ist es richtig, einem Menschen all die Hoffnung zu nehmen, die ihm in seinem - wenn auch untoten - Leben noch bleibt?
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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #10 am: 15.10.2024 | 20:41 »
Eyleeg macht bei Ainos Worten große Augen.

„Keinen Weg hinausgefunden, Hinweise…Wesen, ich habe noch niemanden getroffen. Ich will zu meinen Eltern bitte ihr müsst mir helfen! Sie machen sich sicherlich Sorgen und ich will nicht das sie traurig sind“

Eyleeg klammert sich wieder an Ainos Bein und vergräbt ihr Gesicht in den Kleiderfalten.
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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #11 am: 16.10.2024 | 21:05 »
Gylfi
Auf dem Weg zum Braskelwurm


Nachdem Eyleegs Tränen versiegt sind, erhebt sich der Alte grunzend und tritt einige Schritte zurück. Mit leiser Stimme spricht er Aino an: "Wir müssen weiter, Aino, der Wurm wartet auf uns. Dem Mädchen können wir kaum helfen. Und es in die Schlacht gegen einen solch furchtbaren Gegner mitzunehmen, wäre grausam." Er blickt die an Aino geschmiegte kleine Gestalt direkt an. Jetzt nur noch flüsternd fügt er noch hinzu: "Ob sie sich an uns erinnern kann, wenn wir weiterziehen? Vielleicht rinnt unser Bild mit dem Nebel aus ihrem Schädel und es verbleibt nur, was im Moment des Todes schon enthalten war..."
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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #12 am: 22.10.2024 | 17:38 »
Aino - Auf dem Weg zum Braskelwurm

Beherzt packt Aino das Mädchen, das sich an ihr Bein geklammert hat und stellt es eine Armlänge vor sich ab. "So, junge Dame. Meine Freunde und ich müssen weiter, einen großen und gefährlichen Drachen bezwingen. Wir können dich daher nicht mitnehmen, es wäre zu gefährlich für dich und deine Eltern wären gewiss unglücklich, wenn du in Gefahr bist." Aino tauscht einen kurzen Blick mit Gylfi aus und zuckt bei seiner Frage ahnungslos mit den Schultern. Dann fährt sie dem Mädchen wieder zugewandt fort: "Wir werden auf unseren Wegen nach deinen Eltern Ausschau halten, aber dieser Wald ist groß und voller Überraschungen, daher möchte ich dir nichts versprechen. Falls du hier einsam bist, können wir dir allerdings anbieten, dich zu Irian zu bringen. Er ist ein sehr netter Gärtner und freut sich bestimmt über Gesellschaft."
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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #13 am: 22.10.2024 | 20:35 »
„Nein!“ Schreit das Mädchen mit ängstlicher Stimme auf, in der eine gehörige Portion Trotz mitschwingt.

„Ihr dürft mich nicht alleine in diesem Wald zurücklassen, ich werde sterben, kein Essen und kein Wasser finden! So werde ich nie zu meinen Eltern zurückkommen! Ihr seid gute Menschen, das spüre ich!“ Erneut fließen Tränen aus den Augen des Kindes.

„Bei meinem Leben und der Liebe meiner Eltern, lasst mich nicht alleine zurück…“ schluchzt das Mädchen, jedoch nicht ohne noch ein „…und zu einem Gärtner will ich nicht!“ hinzuzufügen.

So steht sie da, vor euch in der Mitte des Hohlwegs unter der Wurzel auf der ihr sie gefunden habt. Ihr verrotteter Korb liegt hinter ihr zwischen dem nassen Moos und den Farnen.
« Letzte Änderung: 22.10.2024 | 20:38 von Outsider »
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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #14 am: 23.10.2024 | 21:20 »
Gylfi
Auf dem Weg zum Braskelwurm


Gylfi wird durch die Reaktion des Mädchens wütend. Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen, ein Funkeln tritt in seine Augen. Er hebt die linke Hand und deutet anklagend mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Eyleeg. Mit scharfem Ton in der Stimme beginnt er zu sprechen, Speichel fliegt ihm aus dem Mund.

"Sei still! Du hast Dir Deine Lage selbst zuzuschreiben, indem Du den Weisungen Deiner Eltern nicht gefolgt bist. Wie kannst Du von uns, die wir nur durch Zufall auf Dich getroffen sind, verlangen, dass wir Dir aus Deiner selbst verschuldeten Lage helfen? Wir haben wichtigeres zu tun, als Dich mitzuschleppen und zu verhätscheln. Wenn wir erfolgreich sind, dann wirst auch Du vielleicht von Deinem Zustand erlöst. Das heisst, wenn der Nebel bis dahin noch etwas von Dir übrig gelassen hat. Aber das gelingt nur, wenn wir weiter ziehen und unsere Zeit nicht mit ungehörigen und vorlauten Bälgern wie Dir vergeuden."

Die Augen weit aufgerissen, das Gesicht zu einer Maske der Verachtung verzogen, stiert der Alte das untote Mädchen noch einen Augenblick an. Dann wendet er sich ab und beginnt, dem Weg weiter in Richtung der wahren Aufgabe zu folgen. Der Braskelwurm wartet...
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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #15 am: 23.10.2024 | 21:45 »
Eyleeg blickt erschrocken zu dem alten Skwilden hinauf. Hätte sie noch Augen oder ein vollständiges Gesicht so hätte sie ihn sicherlich groß mit den selbigen angeschaut. Bei jedem seiner Worte weicht das Mädchen einen Schritt weiter in den Nebel zurück, zuckt zusammen als würden Peitschenhiebe ihre verletzlichen Schultern treffen.

Ein letztes Mal erhebt sie ihre Stimme, ihre Gestalt ist nur noch ein schwaches Abbild im dem grauen, nassen Nebel.

„Was meint ihr mit meinem Zustand, wovon soll ich erlöst werden, ich habe mich verlaufen und will doch nur zurück zu meinen Eltern!?“
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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #16 am: 24.10.2024 | 10:34 »
Aino - Auf dem Weg zum Braskelwurm

Aino zuckt bei Gylfis Worten kurz zusammen. So aufbrausend kannte sie den alten Mann bislang gar nicht. Dennoch nickt sie zustimmend zu seinen Worten.

"Mit Zustand meint Gylfi, dass du in diesem Wald nicht essen oder schlafen musst und auch nicht sterben kannst - so ähnlich wie in einem Traum. Du brauchst also keine Angst zu haben, alleine zurückzubleiben. Wichtig ist nur, dass du niemandem Leid zufügst und kein Blut vergießt." Ainos Stimme klingt versöhnlicher, doch als sie geendet hat, wendet auch sie sich von dem Mädchen ab und folgt Gylfi.
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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #17 am: 24.10.2024 | 21:30 »
Ihr lasst die knorrige Wurzel, welche sich über den Pfad schwingt und Eyleeg hinter euch zurück. Ihr schwaches Rufen und Weinen ist noch eine Weile zu hören, doch dann verstummt es und die Stille wird wieder erdrückend.

Irgendwann, wie spät es ist könnt ihr nicht sagen, verfliegt der graue, feuchte Nebel und das dumpfe Grünbraun des Waldes tritt wieder stärker hervor. Als die Dämmerung einsetzt schlagt ihr in einer geschützten Senke ein Lager auf und macht euch für die Nacht bereit.

Vor euch knackt ein kleines Feuer, der flackernde Schein der Flammen erhellt eure Gesichter und ihr hängt euren Gedanken nach. Das ihr Azlahn zurückgelassen habt und dem Mädchen nicht helfen wolltet oder konntet trübt die Stimmung und so sind die Gespräche einsilbig und schnell sucht ihr Schutz unter euren Decken um etwas Schlaf zu finden.

Morgen, am späten Nachmittag werdet ihr, wenn der Lindwurm euch nicht belogen hat, das Lager des Braskelwurms erreichen und dem alten Zwist der zwei Schlangen ein Ende bereiten.   

Das Feuer brennt herunter und nur glimmende Kohlen bleiben übrig, sie reichen um zu wärmen, spenden aber nur wenig Licht. Gerade so tauchen sie das Lager in einen roten Schimmer.

Gylfi fällt es schwer in den Schlaf zu finden, zu aufdringlich ist das Gefühl das dort draußen irgendetwas ist. Etwas das ihn aus dem Dunkel des Waldes anstarrt, enttäuscht, erfüllt von Zorn. Immer am Rand seines Sichtfeldes und doch nie zu greifen. Als er endlich in einen unruhigen Schlaf fällt ist dieser nicht von langer Dauer.

Eine dünne stimme dringt an sein Ohr, ein Wispern zwischen den Bäumen.

„Maaaamaa…Paaaaapaa…helft mir, ich habe mich verlaufen!“

Es ist die schluchzende Stimme von Eyleeg die an sein Ohr dringt, doch hat sie kaum noch etwas Menschliches an sich. Sie ist so dünn, dass das kleinste Knacken von Kohlen oder das Rascheln von Stoff es übertönt. Aber es ist da und greift nach dem Herz des alten Mannes.

Trauer und Verzweiflung, die Angst des kleinen Mädchens, all das spürt Gylfi tief in sich.

Vor dem glimmenden Kohlen kann Gylfi die Umrisse von Aino erkennen, sie hält wache. Weder sie noch Emangisura scheinen das Flüstern des untoten Mädchens zu hören.

Eyleegs Wispern ist nur für ihn bestimmt.
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« Antwort #18 am: 29.10.2024 | 23:24 »
Gylfi
Auf dem Weg zum Braskelwurm


Der alte skwilde hat das Mädchen schon wenige Minuten, nachdem sie es hinter sich gelassen haben, vergessen. Er grübelt darüber nach, wie der Wurm zu bewzingen ist.   

Umso mehr ist Gylfi dem Wispern Eyleegs ausgeliefert, hat er doch nicht mit ihrer "Rache" gerechnet. Er wendet sich in diesem Moment der Prüfung an die flowras. Ihm ist schnell klar, dass an Schlaf nicht zu denken ist, also versucht er in stillem Zwiegespräch Zuflucht zu finden, was aber nur sehr eingeschränkt gelingt.

Gütige Magh, schütze mich vor den Einflüsterungen des mißgünstigen und rachsüchtigen Geistes, der seinen Tod nicht einzusehen vermag. Mutiger Halawen, gib mir die Kraft, diesem Angriff auf Deinen Diener zu widerstehen, auf das er in den Kampf mit dem Braskelwurm ziehen kann.

Trotzdem ist der Alte am Beginn des Tages sichtlich gerädert, ständig ruckt sein Kopf hin und her, gelegentlich zuckt er zusammen, wenn er am Rande des Blickfeldes diese bösartige Wesenheit in Kindesgestalt oder den geisterhaften Bären wahzunehmen meint.

Am Morgen teilt er seinen Gefährtinnen mit, dass Eyleeg ihn wohl verwunschen hat. "Ich höre andauernd ihre Stimme, die mich für ihr Schicksal verantwortlich macht." Er schüttelt den Kopf. "Ich glaube, dass sie nicht wirklich ein Kind, sondern ein Rachegeist oder Schlimmeres in falschem Gewand war. Was kann ich denn für ihr Schicksal?" Mit jämmerlicher Miene blickt er Hilfe und Trost suchend zu Aino und Emangisura.
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« Antwort #19 am: 1.11.2024 | 19:05 »
Aino - Auf dem Weg zum Braskelwurm

Sorgenvoll beobachtet Aino Gylfis Verhalten am Morgen. Hat er so viel Angst vor dem Drachen?

Als Gylfi schließlich ausspricht, was ihn bedrückt, blickt Aino Gylfi nachdenklich an. "Danke für deine offenen Worte, Gylfi. Mit Geistern ist nie zu spaßen, ich habe aber keinen Fluch gehört. Hast du denn eine magische Präsenz wahrgenommen? Gespürt, wie der Gesit in dich eingedrungen ist?" Aino denkt eine Weile nach, betrachtet Gylfi, so als hoffe sie zu erkennen, ob wirklich ein Rachegeist in seinem Kopf lauert. "Vielleicht treibt auch lediglich dein eigener Verstand ein böses Spiel mit dir? Vor vielen Jahren starb mein Onkel Jari. Er war schon alt und und stieß beim Pilzesammeln auf einen Bär, gegen den er alleine keine Chance hatte. In meiner Kindheit hatte ich ihn oft beim Sammeln begleitet, doch an diesem Tag war er ohne mich unterwegs, da ich lieber alleine durch die Wälder streifen wollte. Ich weiß, dass es nicht meine Schuld ist, dass er starb. Und doch habe ich Jari danach viele Monde lang in meinen Träumen gesehen und immer wieder seine Stimme gehört, die mich fragte, ob ihm beim Sammeln Gesellschaft leisten möchte." Aino macht eine kurze Pause, hängt ihren Gedanken nach. "Was ich sagen will ist: Ich glaube nicht, dass du irgendetwas für das Schicksal dieses Mädchens kannst. Aber dein Herz hätte ihm wahrscheinlich trotzdem gerne geholfen und das verwirrt deinen Kopf. Zumindest könnte das eine Erklärung sein."

Fragend blickt Aino Gylfi an: "Aber wie auch immer: Wir werden wahrscheinlich heute Nachmittag auf den Drachen treffen und dann brauchen wir all unsere Aufmerksamkeit. Denkst du, du schaffst das? Sollen wir irgendwo rasten, bis es dir besser geht? Odeer magst du lieber zurückbleiben und den Drachen Emangisura und mir überlassen?"
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« Antwort #20 am: 3.11.2024 | 12:21 »
Emangisura scheint ebenfalls schlecht geschlafen zu haben. Ihre Haut ist blasser als sonst und hebt sich kaum noch von dem Ton ihrer Haare ab. Ringe unter ihren Augen zeigen, dass die Reise anfängt sie auszuzehren. Der Wald ist in euch allen.

„Ich glaube nicht, das unser Skwilde besessen ist“ meldet sie sich schließlich zu Wort nachdem Aino geendet hat. „Vielleicht durch seine Art oder durch den puren Zufall, ist Gylfi jetzt ein Teil des Wahns den das kleine Mädchen befallen hat. Irian war ebenfalls nicht mehr am Leben, aber er war sich seines Zustands bewusst. Er hat sein Schicksal angenommen, hat er doch den Garten auf den er aufpassen kann, den er Pflegen muss. Vielleicht ist das etwas was er immer in seinem Leben gesucht hat, den Frieden eines abgeschiedenen kleinen Stückchen Lands, das er nach seinen Vorstellungen bearbeiten kann. Als Dimwalker…“ jetzt blickt Emangisura den Skwilden direkt an „…ist euch das Prinzip der Nebel sicherlich bekannt. Da wo Nebel herrscht ist die Grenze zwischen Helgard und unserer Welt dünn. So dünn, dass es manchmal passiert das Dinge und Wesen die in Helgard beheimatet sind auf dieser Welt wandeln. Eyleeg scheint nicht zu wissen, dass sie tot ist. Sie denkt sie kann zu ihren Eltern zurückkehren obwohl sie schon die Nebel umgeben. Sie kann erst frieden finden wenn man sie davon überzeugt das sie dieses Leben bereits hinter sich gelassen hat. Der Gedanke ihre Eltern enttäuscht zu haben hält sie hier. Ob der Wald dort seine Finger im Spiel hat vermag ich nicht zu sagen, aber ich fürchte solange das Mädchen nicht seinen Frieden findet wird es euch heimsuchen Gylfi. Vielleicht hört es auf, wenn wir den Wald verlassen können.“

Nachdem sie geendet hat kippt die Elfe den Bodensatz der kleinen Teekanne ins verglimmende Feuer welches zischend aufstiebt.

„Wir sollten daran denken, wenn wie sie noch einmal wiedersehen!“
« Letzte Änderung: 3.11.2024 | 12:27 von Outsider »
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Online Hinxe

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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #21 am: 5.11.2024 | 21:05 »
Gylfi
Auf dem Weg zum Braskelwurm


"Ich denke nicht, dass Eyleeg Besitz von mir ergriffen hat. Sie versucht, mich abzulenken und zu verunsichern. Ich fühle mich schrecklich, bin aber Herr meiner selbst. Ich werde mit Euch gegen den Braskelwurm ziehen und mit Hilfe der flowras werden wir obsiegen." Gylfi wirkt entschlossen, wenn sich die fehlende Nachtruhe auch deutlich auf seinem Gesicht und in seiner Körperhaltung abzeichnet.

"Wenn wir nochmals auf dieses törichte Mädchen treffen, wird sie sich wünschen, bereits in die nächste Welt hinüber gegangen zu sein, das schwöre ich!"
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Offline Katharina

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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #22 am: 6.11.2024 | 11:29 »
Aino - Auf dem Weg zum Braskelwurm

Nachdenklich lauscht Aino den Worten der Elfe. "Und wer sagt uns, dass nicht auch wir längst tot sind und einfach Frieden finden sollten, statt ewig durch diesen Wald zu irren? Manchmal muss man auch kämpfen, statt einfach aufzugeben. Vielleicht möchte auch die tote Eyleeg mit ihren Eltern vereint sein?" Aino denkt kurz nach, blickt zu Gylfi und lautscht seinen Worten, bevor sie entschlossen fortfährt: "Wie auch immer, wir können uns über all das Gedanken machen, sobald wir Eyleeg wieder treffen. Falls wir sie noch einmal treffen. Jetzt gilt es aber erst einmal einen Braskelwurm zu bezwingen und ich bin froh, Gylfi, dass du an unserer Seite bist.
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Re: [RMW-S] - Kapitel VIII – „Verlorene Seele“
« Antwort #23 am: 6.11.2024 | 12:43 »
Die Elfe hört sich die Ausführungen von Gylfi und Aino an.

„Ich denke ihr versteht das Problem des Kinds nicht…“ sagt Emangisura zu Aino „…sie hat nicht aufgegeben. Das ist ihr Verhängnis. Wenn sie akzeptieren würde, dass sie bereits tot ist könnte sie nach Helgard wechseln und ihre Existenz hier hätte ein Ende. Sie mag in Helgard vielleicht wieder auf ihre Eltern treffen, aber das ist ungewiss. War doch bisher kein lebendes Wesen in Helgard und kann davon berichten was dort wirklich liegt.“

Mehr sagt die Elfe dazu nicht und reiht sich ein in den Marsch zum Braskelwurm.

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