Autor Thema: Warum braucht es Retro-Klone?  (Gelesen 2255 mal)

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Offline aikar

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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #25 am: 11.11.2024 | 07:36 »
Ich hätte mich ohne Beyond The Wall nie mit oD&D befasst.
Das trifft auch auf mich zu. Der spezielle Charm von BtW und die geringere Tödlichkeit hat mich abgeholt.
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Offline Zanji123

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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #26 am: 11.11.2024 | 07:51 »
kurz: weil diese Neuversionen aufgeräumter sind

Wenn du mit Beyond the Wall ankommst oder einem anderen Retroklon liest sich das für den Einstieg einfach besser als die auf mehreren "Erweiterungen" zusammengetragenen Regelwüsten. Über solche Versionen kommen dann garantiert auch Spieler zu dem "original"

9 von 10 Stimmen in meinem Kopf sagen ich bin nicht verrückt.... die zehnte sitzt in der Ecke und summt die Pokécenter Melodie

Offline Tomas Wanderer

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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #27 am: 11.11.2024 | 08:37 »
OP fragt nach Retroklonen, BtW zählt nicht dazu, es ist schlicht kein Klon. Insbesondere durch die neuen Ungereimtheiten, die die Klone den Spielen hinzufügen und nicht offenlegen, trüben sie den Diskurs um die Spiele, da stimme ich zu. Hält man sich an die ursprünglichen Texte, kann man hingegen auf Jahrzehnte an Auseinandersetzung mit diesen zurückgreifen. Aber (ich glaube) sie sind für die Publikation von Modulen weiterhin notwendig, also dass ich zum Beispiel unter OSRIC/ALRIK schreibe, um für die 1e zu veröffentlichen usw. Ebenso lässt sich der Warencharakter nicht gänzlich ignorieren, OSE ist ein hübsches Buch, das gut in der Hand liegt, das spricht an. Ebenso ist die Form für ein Nachschlagewerk recht angenehm, aber um das Spiel zu lernen, da würde ich auch zustimmen, kann es zu zusätzlichen Fehlinterpretationen führen. Ebenso ist eine komische Fetischisierungen der Form nach OSE aufgetreten, Module dies das.

Btw in Dolmenwood hat Surprise Auswirkung auf Encounter Distance: wenn beide Seiten überrascht sind, verringert sich die Entfernung auf 1d4*10.

Offline aikar

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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #28 am: 11.11.2024 | 08:48 »
OP fragt nach Retroklonen, BtW zählt nicht dazu, es ist schlicht kein Klon.
Guter Punkt, Sorry.

Aber S&W ist meines Wissens ein Klon? Dann was Zanji123 sagt:
kurz: weil diese Neuversionen aufgeräumter sind
Und wegen der Verfügbarkeit auf Deutsch.

Insbesondere durch die neuen Ungereimtheiten, die die Klone den Spielen hinzufügen und nicht offenlegen, trüben sie den Diskurs um die Spiele, da stimme ich zu.
Mag sein, das ist aber nur relevant, wenn einen der Diskurs interessiert. Mich interessiert es z.B. zwar, hin und wieder ein OSR-Spiel auszuprobieren, ich habe aber kein Interesse, in die Untiefen der OSR-Szene abzutauchen. Ich habe einfach keine Lust auf Debatten und Belehrungen über die "richtige Art zu spielen".

Evtl. sollte man hier von zwei unterschiedlichen Zielgruppen ausgehen? OSR-Casuals und OSR-Profis? Und die Retro-Klone richten sich eher an erstere?

Irgendwie habe ich den Eindruck die Linie ist hier ähnlich wie bei D&D5. Ja, es gibt möglicherweise Probleme im System, die sind aber nur für gewisse Herangehensweisen an das Spiel relevant. Für andere ist die Zugänglichkeit wichtiger.
« Letzte Änderung: 11.11.2024 | 09:10 von aikar »
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arkward

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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #29 am: 11.11.2024 | 09:11 »
Aber S&W ist meines Wissens ein Klon?

Ja, einer der Ältesten. "S&W" ist ein Konglomerat mehrerer ODnD-Regelklone. Die aktuellste Variante ist S&W Complete Revised, das ist ein ODnD-Klon, der in etwa White Box samt Supplements imaginiert -- also mittig zwischen LBB und ADnD liegt. Ist kein B/X-Klon.

Wie alle Retroklone hat S&W jedoch ebenfalls Probleme. Zum Einen weigert sich S&W seit ewig, zumindest alle LBB-Regeln aufzunehmen und bietet somit weniger als das Original (LBB + Supplements), zum anderen gibt es wieder seltsame Eigenheiten wie die Turn Undead Table des Cleric. Die Revised Complete hat zumindest einige lang bekannte Lücken geschlossen (Strongholds, Morale, Magical Research), aber lässt diverse procedures weg und hat nichts zum Thema Domain Play zu sagen.

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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #30 am: 11.11.2024 | 09:21 »
Irgendwie habe ich den Eindruck die Linie ist hier ähnlich wie bei D&D5. Ja, es gibt möglicherweise Probleme im System, die sind aber nur für gewisse Herangehensweisen an das Spiel relevant. Für andere ist die Zugänglichkeit wichtiger.

Das zeichnet Diskussionen in Foren ja aus - 99,9% der Spielenden machen sich die einem Thread geäußerten Gedanken sowieso nie. ;D
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Offline ghoul

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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #31 am: 11.11.2024 | 09:27 »
Zitat
Ich habe einfach keine Lust auf Debatten und Belehrungen über die "richtige Art zu spielen".
Zitat
Das zeichnet Diskussionen in Foren ja aus - 99,9% der Spielenden machen sich die einem Thread geäußerten Gedanken sowieso nie.

Aber wie man besser spielt, also mehr aus System und Spielerlebnis herausholt, sollte uns doch alle interessieren?
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Zitat
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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #32 am: 11.11.2024 | 09:32 »
Klar! Deswegen sind wir ja auch hier aktiv.
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Offline Tomas Wanderer

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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #33 am: 11.11.2024 | 09:53 »
Mag sein, das ist aber nur relevant, wenn einen der Diskurs interessiert. Mich interessiert es z.B. zwar, hin und wieder ein OSR-Spiel auszuprobieren, ich habe aber kein Interesse, in die Untiefen der OSR-Szene abzutauchen. Ich habe einfach keine Lust auf Debatten und Belehrungen über die "richtige Art zu spielen".
Mir geht es nicht um eine so normativ aufgeladene Diskussion, sondern ganz pragmatisch, ob das System hält, was es verspricht. Und natürlich scheitern alle mehr oder weniger, aber bei den Originaltexten kann ich die Erfahrungen derer, die vor mir gespielt und darüber gesprochen haben, nutzen, um das Spiel besser zu verstehen. Also ganz ohne Bewertung, was ich für gut oder richtig halte, sondern einfach, was das Spiel von mir erwartet.

"Klon" unterstellt oder behauptet, dass sie mit den Originalen in einem hohen Maß identisch sind, was aber durch die Fehlinterpretationen der Autor:innen (oder deren gewachsene Spielpraxis) der Klone unterlaufen wird. Mit der Veröffentlichung der Originaltexte als PDF oder POD durch WotC hat sich die Stellung der Klone verändert (die kamen nach OSRIC, LL, S&W usw.). OSRIC ist weiterhin ein gutes Nachschlagewerk, aber es kann mMn nicht alleinig zum Erlernen der 1e genügen.

Offline aikar

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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #34 am: 11.11.2024 | 10:34 »
Aber wie man besser spielt, also mehr aus System und Spielerlebnis herausholt, sollte uns doch alle interessieren?
Jein.
Ja, Tipps, wie man mehr aus einem System und Spielerlebnis herausholt sind natürlich grundlegend mal gut. Es scheitert für mich dann oft daran, dass die "Experten" glauben, die einzig wahre Form "besser zu spielen" durchschaut zu haben und andere Herangehensweisen grundlegend ablehnen. Das ist jetzt natürlich kein alleiniges OSR-Thema, das ist auf eine Weise das selbe Problem, das z.B. auch DSA für Neulinge hat. Und viele andere Systeme genauso. Aber im OSR-Kontext ist mir dieser fanatische Überlegenheitsglauben persönlich am Häufigsten und Extremsten aufgefallen.
Ein Beispiel: Wenn ich in einem OSR-Expertenumfeld mal in den Raum werfe, dass ich Spaß mit System X habe kommt oft schnell, dass System Y doch viel besser wäre (oder wie hier gerade: Die Originale). Wenn ich mal schreibe, dass ich Rulings und sandboxigem Spiel mag, aber hohe Tödlichkeit ablehne, werde ich schnell belehrt, dass ich ja ohne hohe Tödlichkeit gar keinen Spaß haben könnte.
Auf so etwas habe ich keine Lust. Deswegen kaufe ich mir einen fertig aufbereiteten Klon, passende fertige Abenteuer und ein paar Ratgeber wie die Principia Apocrypha, suche mir heraus was mir gefällt und spiele/leite einfach. Ich WILL die Experten-Diskussionen über die Detailunterschiede verschiedener Varianten und das "bessere Spiel" gar nicht.

was aber durch die Fehlinterpretationen der Autor:innen (oder deren gewachsene Spielpraxis) der Klone unterlaufen wird.
Genau darum geht es mir. Wirkliche Fehler mal beiseite, ist vieles was als "Fehlinterpretation" deklariert wird, oft ja durchaus gewollt. Ich will so spielen, wie es mir Spaß macht, nicht zwingend nach der reinen Lehre. Die ist mir schlicht und ergreifend egal. Und damit hat die Verwendung der Originale für mich keinen Vorteil, aber durch altmodische Formatierung, rein englische Verfügbarkeit und Druck nur über POD Nachteile.

OSRIC ist weiterhin ein gutes Nachschlagewerk, aber es kann mMn nicht alleinig zum Erlernen der 1e genügen.
Du gehst davon aus, dass man 1e erlernen will. Vielleicht will ich das aber gar nicht? Sondern einfach "ein Bisschen oldschoolig spielen"?
« Letzte Änderung: 11.11.2024 | 11:03 von aikar »
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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #35 am: 11.11.2024 | 10:59 »
...
"Klon" unterstellt oder behauptet, dass sie mit den Originalen in einem hohen Maß identisch sind, was aber durch die Fehlinterpretationen der Autor:innen (oder deren gewachsene Spielpraxis) der Klone unterlaufen wird. Mit der Veröffentlichung der Originaltexte als PDF oder POD durch WotC hat sich die Stellung der Klone verändert (die kamen nach OSRIC, LL, S&W usw.). OSRIC ist weiterhin ein gutes Nachschlagewerk, aber es kann mMn nicht alleinig zum Erlernen der 1e genügen.

Ich würde aber sagen kommt drauf an, bei manchen gilt bzgl. Interpretationen "it's a feature not a bug" und man hat bewusst eigene Hausregeln etc. integriert, bei weiterhin hoher Kompatibilität. Ob die dann gut oder schlecht sind, ist eine andere Frage.
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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #36 am: 11.11.2024 | 11:06 »
Und damit hat die Verwendung der Originale für mich keinen Vorteil, aber durch altmodische Formatierung...

Der zum Faden umgeordnete Ursprungsbeitrag wurde aus dem Zusammenhang gerissen und bezog sich auf OSE.

Der Witz ist, dass Moldvay/Cook B/X generell sehr gut strukturiert ist und damals wie eine Art Manual konzipiert wurde. Daher profitiert B/X, im Gegensatz zu ODnD, von einem Klon bezüglich Strukturierung beziehunsgweise Formatierung nur marginal. Vor allem, wenn der Klon nur aus einer Notizsammlung ohne Kontext besteht.

Ich finde S&W übrigens schlechter geschrieben als B/X, weil B/X "like a manual" schneller und präziser auf den Punkt kommt. S&W verklausuliert Vieles in stream of consciousness Fließtexten oder offeriert für manche Regeln verschiedene Versionen samt historischen Erklärungen -- also scheint sich wohl nicht an "OSR-Casuals" zu richten.

Offline aikar

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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #37 am: 11.11.2024 | 11:16 »
-- also scheint sich wohl nicht an "OSR-Casuals" zu richten.
Es ist als ein einzelnes aktuelles Buch in Print und PDF verfügbar, alleine dadurch ist es für Casuals eher zugänglich.
Ich muss nicht wissen, was B/X ist und wie es sich von anderen D&D1-Versionen unterscheidet. Ich muss nichts über die Aufteilung in die verschiedenen Rulebooks wissen, ich muss es nicht bei DriveThruRPG über POD bestellen, sondern kann es evtl. einfach in meinen Laden vor Ort kaufen. Ich bekomme es auf Deutsch.
Und die Optik... S&W spricht mich an, B/X nicht. Klar ist das Geschmackssache. Aber es ist ein Grund, warum ich zum Klon greife.
All das würde auch für OSE auf Deutsch gelten.
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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #38 am: 11.11.2024 | 12:06 »
Jein.
Ja, Tipps, wie man mehr aus einem System und Spielerlebnis herausholt sind natürlich grundlegend mal gut. Es scheitert für mich dann oft daran, dass die "Experten" glauben, die einzig wahre Form "besser zu spielen" durchschaut zu haben und andere Herangehensweisen grundlegend ablehnen. Das ist jetzt natürlich kein alleiniges OSR-Thema, das ist auf eine Weise das selbe Problem, das z.B. auch DSA für Neulinge hat. Und viele andere Systeme genauso. Aber im OSR-Kontext ist mir dieser fanatische Überlegenheitsglauben persönlich am Häufigsten und Extremsten aufgefallen.
Das nehme ich auch so wahr. Ja, die Haltung der Experten/glühenden Anhänger einer Edition/Spielart hat schon (unnötig) viel Porzellan zerschlagen. Würden sie ihre Überzeugungen ohne Abwertungen anderer Herangehensweisen vertreten, würden sie mehr Interesse wecken. Aber mal aufgeschriebene, und vielleicht sogar herabwürdigende Postulate zu überdenken und deutlich abzumildern, das erfordert Fähigkeiten/Eigenschaften, über die anscheinend nicht alle verfügen - sonst wäre das schon geschehen. Das ist schade für den Diskurs, der ansonsten sicher viel anregender wäre.

Offline ghoul

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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #39 am: 11.11.2024 | 12:42 »
Naja, es gibt schon so ein paar echte Problemfelder im OSR-Diskurs.
Da ist z.B. eine gewisse Tendenz zu Ultraleichtregelwerken zu beobachten, die zum Einstieg gut taugen, aber objektiv weniger für ein langfristig angelegtes Spiel beitragen können. Ergänzend wird dann Regelleichtigkeit durch diverse "Primer" verklärt, die aber entweder eines gewissen Kontexts bedürfen um verstanden zu werden oder im Extremfall einfach der Selbstvermarktung beschränkt versierter Gurus dienen.
Ich finde, da ist manchmal auch ein scharfer Widerspruch geboten.
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Offline aikar

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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #40 am: 11.11.2024 | 12:59 »
Naja, es gibt schon so ein paar echte Problemfelder im OSR-Diskurs.
Da ist z.B. eine gewisse Tendenz zu Ultraleichtregelwerken zu beobachten, die zum Einstieg gut taugen, aber objektiv weniger für ein langfristig angelegtes Spiel beitragen können. Ergänzend wird dann Regelleichtigkeit durch diverse "Primer" verklärt, die aber entweder eines gewissen Kontexts bedürfen um verstanden zu werden oder im Extremfall einfach der Selbstvermarktung beschränkt versierter Gurus dienen.
Ich finde, da ist manchmal auch ein scharfer Widerspruch geboten.
Ich leugne nicht die Existenz von Problemen verschiedener Systeme, ob OSR oder andere. Ich behaupte nur, dass die Bedeutung spezifischer Probleme für einzelne Spielende massiv schwankt. Moderne Rollenspiele und OSR-Klone adressieren vor allem Probleme, die für Casuals wichtig sind, die intensive Diskussion der Original-Regeln mit allen Erweiterungen adressiert vor allem Probleme, die für Profis Bedeutung haben (Das selbe Thema sehe ich z.B. bei den Build-Balancing-Debatten um D&D5 oder ultra-speziellen Lore-Themen bei DSA).
Wenn ich jetzt als Casual (bzw. nicht in dieser Tiefe Interessierter) oder Neueinsteiger damit konfrontiert werde, erfasse ich nicht nur den Nutzen dieser Diskussionen für mich nicht, sie wirken auch in ihrer Schärfe einschüchternd und abschreckend. Das hat einen Gatekeeping-Effekt.
Dass dann noch oftmals im selben Atemzug mit erhobenem Zeigefinger und Prediger-Stimme das wahre und richtige (TM) Rollenspiel gepredigt wird (dessen objektive Existenz ich persönlich in Zweifel ziehe), mildert diesen Effekt nicht gerade.

Modern aufbereitete Klone und Spielhilfen liefern einen sanften Einstieg in OSR. Man fühlt sich abgeholt und nicht überrollt und ermahnt. Darin liegt für mich der Unterschied.

Es ist immer eine Frage der Perspektive: Ja, die Ultraleicht-Systeme sind z.B. wahrscheinlich nicht gut langzeit-kampagnentauglich. Das hat aber nur Bedeutung, wenn ich Langzeit-Kampagnen spielen will. Davon automatisch auszugehen und darauf allgemeine Kritik aufzubauen, erachte ich als Irrweg. Ich finde OSR z.B. interessant, aber nicht so interessant, dass ich es regelmäßig und primär spielen will. Dadurch erfüllen auch knappe Systeme ihren Nutzen, weil ich ihren abgedeckten Bereich ohnehin nicht verlasse.
Allgemein geht der Trend in der Rollenspielszene eher weg von Einzelkampagnen über 10+ Jahre. Das ist aber etwas, was dem harten OSR-Kern oft fremd ist, die auf ihre Ewig-Kampagnen stolz sind.

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« Letzte Änderung: 11.11.2024 | 13:02 von aikar »
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arkward

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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #41 am: 11.11.2024 | 13:14 »
Modern aufbereitete Klone und Spielhilfen liefern einen sanften Einstieg in OSR. Man fühlt sich abgeholt und nicht überrollt und ermahnt.

Hm, also meiner Meinung hat Mr. Finch (S&W) in seinen Texten einen sachlich-apodiktischen Tonfall, der ganz im Gegensatz zum leichtfüßigen und einladenden Duktus Moldvays (B/X) steht, geschweige denn zur behutsamen Heranführung an DnD bei Mentzer (BECMI) -- nicht überraschend, schließlich richtete sich Classic DnD an 10jährige.

OSE (ob nun in deutsch oder englisch) ist seelenlos zusammengesetzt und kommuniziert mit dem Leser überhaupt nicht, sondern liefert nur "friss oder stirb" Fakten.

Offline aikar

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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #42 am: 11.11.2024 | 13:31 »
Ob einem ein bestimmter Schreibstil gefällt und persönlich anspricht oder nicht, ist ja individuell. Was dir gefällt muss nicht automatisch anderen gefallen und umgekehrt.
Ich habe B/X oder OSE persönlich nicht gelesen, kann also nichts dazu sagen, aber ein all zu flapsiger Stil würde mich persönlich z.B. eher abstoßen.

Aber ich bezog mich vor allem auf die Unterscheidung, dass die meisten Klone als abgeschlossene, im regulären Handel erscheinende Rollenspiele erscheinen, während B/X nur über pdf-Umwege und mit Wissen, welche Bücher und Zusätze man überhaupt braucht, verfügbar ist und das schon eine Schwelle darstellt, die man als Casual nicht unbedingt überschreitet.

Würde B/X neu als Buch aufgelegt werden, optimalerweise sogar übersetzt und mit neuem Artwork und sauberer Schrift (ja, die unscharf-krakelige Schrift im B/X-pdf ist für mich störend), dann könnte man die Sinnhaftigkeit der Klone evtl. in Zweifel ziehen. Aber wäre das dann nicht schon wieder ein Klon?
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Offline ghoul

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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #43 am: 11.11.2024 | 14:05 »
Gibt es denn einen modularen Regelklon, der explizit sagt, nimm diese Ultraleicht-Version für euren ersten Dungeon, dann packst du die Kapitel X, Y hinzu für weitere Abenteuer. Später lies diese Erweiterung zum Erstellen und Betreiben einer Kampagnenwelt inkl. Wirtschaft, Heereslogistik und Dimensionsreisen?
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arkward

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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #44 am: 11.11.2024 | 14:19 »
Aber ich bezog mich vor allem auf die Unterscheidung, dass die meisten Klone als abgeschlossene, im regulären Handel erscheinende Rollenspiele erscheinen, während B/X nur über pdf-Umwege und mit Wissen, welche Bücher und Zusätze man überhaupt braucht, verfügbar ist und das schon eine Schwelle darstellt, die man als Casual nicht unbedingt überschreitet.

Ich denke mal, dass du an 90% aller Retroklone noch viel schwerer herankommst als an die WotC PDFs. Nur weil es S&W (und bald OSE) auf deutsch zu kaufen gibt, täuscht das nicht darüber hinweg, dass die englischen, also die "originalen", Retroklone in gedruckter Form gar nicht oder zumindest nicht mehr so einfach zu beziehen sind.

Und um zu wissen dass Retroklon YX überhaupt da draußen existiert, muss man sich auskennen. Um einen Retroklon einordnen zu können, muss man sich sogar noch besser auskennen. Z.B. was ist Iron Falcon? Ah, ein ODnD Klon, der im Gegensatz zu S&W auf Supplement I ("Greyhawk") begrenzt ist.

Es ist nicht so einfach mit den Retroklonen. Deutscher Rollenspielmarkt macht es leicht, weil er nur 1d3 Klone übersetzt anbietet, aus dem Wust von... hm, 20 oder mehr in Vollbetrieb noch gespielten?

Aber naja, die Zeit der Retroklone ist seit Längerem vorbei, sodass sich die OSR auf Neuentwicklungen konzentriert, oder die Leute dank POD/PDF wieder die Originale spielen können ohne klonale Stützräder.

Viele der Retroklone sind im Schlummer, vom Netz genommen, bleiben immortales WiP, oder die Macher schreiben jetzt statt Retroklone new funky shit. Die einstigen Retrodesigner haben erkannt, dass mit Klonen kaum noch jemand hinter dem Ofen hervorzulocken ist.

OSE, der Spätzünder unter den Clones, ist dank Influencer-Bubble das derzeitige DnD5 der Retroklone und dominiert die Online-Community, aber mein Eindruck ist, dass sich die OSR seit einigen Jahren vom Retro zur Inno(vation) gewandelt hat. Gefühlt täglich explodiert irgendwo ein neuer Kickstarter, stellt mal wieder Jemand seine jüngsten Develops zur Schau. Einige Dinosaurier wie S&W, LotFP et al sind noch am Leben und bringen alle Jubeljahre neues Zeug raus. Die Aufbruchstimmung der Retrowelle ist längst verpfützt.

Offline aikar

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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #45 am: 11.11.2024 | 14:36 »
OK, da hast du natürlich einen ganz anderen Überblick über "obskure" Retroklone als ich, ich kenne da nur die bekanntesten "Dinosaurier" und meine Aussagen bezogen sich auf die.
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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #46 am: 11.11.2024 | 16:44 »
Aber naja, die Zeit der Retroklone ist seit Längerem vorbei, sodass sich die OSR auf Neuentwicklungen konzentriert, oder die Leute dank POD/PDF wieder die Originale spielen können ohne klonale Stützräder. 
Das stimmt zwar, aber nur für's englischsprachige D&D - ich persönlich würde ja schon gerne die PDFs von FSV BECM (I kam ja nie auf Deutsch) und AD&D erwerben... Was die Stützräder angeht, stimmt das ja so nicht. Zur Zeit von den großen und originalzumindestsehrähnlichen Klonen war es ein Muß aus der Not - da finde ich die Bezeichnung Stützräder doch etwas herabwürdigend.
Zitat
OSE, der Spätzünder unter den Clones, ist dank Influencer-Bubble das derzeitige DnD5 der Retroklone und dominiert die Online-Community, aber mein Eindruck ist, dass sich die OSR seit einigen Jahren vom Retro zur Inno(vation) gewandelt hat. Gefühlt täglich explodiert irgendwo ein neuer Kickstarter, stellt mal wieder Jemand seine jüngsten Develops zur Schau. Einige Dinosaurier wie S&W, LotFP et al sind noch am Leben und bringen alle Jubeljahre neues Zeug raus. Die Aufbruchstimmung der Retrowelle ist längst verpfützt.
Hehehe. Bei Kickstarter höre ich immer Start-Up...  >;D
Was die Inno angeht, sehe ich persönlich da jetzt nicht so viel (kann auch an meiner Sicht liegen). Das sieht immer öfter aus wie neuer Lack drauf und Änderungen, die die Interkompatibilität weiter dehnen bis zerreissen lassen... Und eher so "meh" Inhalt. Manch ein Regelwerk mit sehr enger Themenfokussierung könnte ich mir besser als Quellenbuch oder was vorstellen - für welchen Retroklon auch immer. OSE wär fein für mich - wegen der Interkompatibilität, eben.  ;D
Und natürllich ist die Aufbruchstimmung von etwas, das seit 2008 oder was passiert, nicht mehr da. Die Frage ist doch wie ist die Stimmung? Bei mir ist sie gut.  ^-^
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DMG Pg. 81 " The mechanics of combat or the details of the injury caused by some horrible weapon are not the key to heroic fantasy and adventure games. It is the character, how he or she becomes involved in the combat, how he or she somehow escapes — or fails to escape — the mortal threat which is important to the enjoyment and longevity of the game."

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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #47 am: 11.11.2024 | 17:35 »
Ich denke mal, dass du an 90% aller Retroklone noch viel schwerer herankommst als an die WotC PDFs. Nur weil es S&W (und bald OSE) auf deutsch zu kaufen gibt, täuscht das nicht darüber hinweg, dass die englischen, also die "originalen", Retroklone in gedruckter Form gar nicht oder zumindest nicht mehr so einfach zu beziehen sind.

Und um zu wissen dass Retroklon YX überhaupt da draußen existiert, muss man sich auskennen. Um einen Retroklon einordnen zu können, muss man sich sogar noch besser auskennen. Z.B. was ist Iron Falcon? Ah, ein ODnD Klon, der im Gegensatz zu S&W auf Supplement I ("Greyhawk") begrenzt ist.
...

Das trifft aus meiner Sicht überwiegend auch auf die frühen D&D Versionen zu. Wenn irgendjemand ohne Vorkenntnisse mit Fantasy RPG oder D&D 5e beginnt, weiß doch auch kein Mensch, was BECMI oder B/X usw. ist. Jemand der sich diese Regeln besorgt, kennt sich ebenfalls schon aus.

Auf sowas wie Iron Falcon stößt man dagegen auch, wenn man bei Amazon nach RPG sucht. Zumindest Basic Fantasy kommt einem dort recht schnell in die Vorschläge.
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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #48 am: 11.11.2024 | 18:21 »
Auf sowas wie Iron Falcon stößt man dagegen auch, wenn man bei Amazon nach RPG sucht. Zumindest Basic Fantasy kommt einem dort recht schnell in die Vorschläge.

BFRPG ist kein Retroklon, deshalb hat Mr. Gonnerman -- angeblich leicht angesäuert -- Iron Falcon geschrieben.  :D


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Re: Warum braucht es Retro-Klone?
« Antwort #49 am: 11.11.2024 | 18:24 »
BFRPG ist kein Retroklon, deshalb hat Mr. Gonnerman -- angeblich leicht angesäuert -- Iron Falcon geschrieben.  :D

Ok ok, auf LotFP, S&W, White Box usw. stößt man auch bei Amazon  ;D
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