Autor Thema: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?  (Gelesen 280 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Percusor

  • Sub Five
  • Beiträge: 3
  • Username: Percusor
Ich entwickle grade eine Welt für eine Solo-Pen&Paper, das viel Wert auf Stimmigkeit legt. Ziel des Spiels soll es einmal sein, dass der Spieler nach und nach (wie ein Entdecker) die Welt erkundet und immer mehr darüber erfährt. In dieser Welt leben fünf Völker, die historisch aus einem Urvolk hervorgegangen sind. Ihre Sprachen haben sich entsprechend aus einer Protosprache und weiteren Abspaltungen entwickelt.
Das an sich ist schon einRiesen-Projekt und ich bin alleine nicht weit gekommen. Hätte jemand Lust, sich sehr ernsthaft mit dieser linguistischen Herausforderung auseinanderzusetzen?
Zunächst müsste ein Vokabular für die Protosprache entwickelt werden, aus der dann durch stimmige linguistische Regeln (Lautverschiebungen etc) die neuen Sprachen hervorgehen. Für alle Sprachen ist auch eine rudimentäre Grammatik vorgesehen, damit z.B. Orts- oder Eigennamen korrekt in der jeweiligen Sprache übersetzt werden können.
Meldet Euch bei Interesse gerne per Email - oder könntet ihr mir ein Forum empfehlen, in dem ich auf Leute stoße, die so etwas mit anpacken würden?
« Letzte Änderung: 21.11.2024 | 16:10 von Percusor »

Offline 1of3

  • Richtiges Mädchen!
  • Titan
  • *********
  • Proactive Scavenger
  • Beiträge: 19.142
  • Username: 1of3
    • Sea Cucumbers and RPGs
Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #1 am: 21.11.2024 | 16:11 »
r/conlangs ist eine gute Anlaufstelle. Vielleicht weniger um Mitarbeiter zu finden, wobei du das natürlich versuchen kannst, aber auf jeden Fall für Know-How. Die haben auch einen Discord-Kanal.

Phonetik/Phonologie und damit Lautwandel ist nun genau das, was ich selber nicht gut kann.

Offline Aedin Madasohn

  • Andergast´sche Salzarelenangel
  • Hero
  • *****
  • Beiträge: 1.507
  • Username: Aedin Madasohn
Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #2 am: 21.11.2024 | 17:09 »
ich kann dir ein paar Beispiele nennen, würde aber nicht zu viel in so was investieren.

klassisches persisch und Sanskrit sind verwandt
sie haben aber einen S und H Wechsel, etwa bei den Zahlworten
ebenso römisch und griech
6 sex hex
7 sept hept
erkennen einige vielleicht aus der organischen Chemie wieder  ;)

später wechselten die Perser ihr "P" gegen "F" aus (nach der arabischen Eroberung)

im germanischen Water zu Wasser

es gibt zwei alte walisische Manuskripte, aus deren Transliteration für den Familiennamen mab und fap auftauchen. Mac und Mc im Verhältnis Irisch zu Skotisch

da lassen sich ein paar Erkennungszeichen für jeweils eines der 5 Völker von machen.

du kannst dir auch ein Wörterbuch für altaramäisch(nordwestsemitisch)/akkadisch(ostsemitisch)/sumerisch(eigenständig) schnappen und daraus anfangen, nach einem Schemata in Richtung der einzelnen Völker zu rendern





Offline Percusor

  • Sub Five
  • Beiträge: 3
  • Username: Percusor
Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #3 am: Gestern um 08:20 »
ich kann dir ein paar Beispiele nennen, würde aber nicht zu viel in so was investieren.

klassisches persisch und Sanskrit sind verwandt
sie haben aber einen S und H Wechsel, etwa bei den Zahlworten
ebenso römisch und griech
6 sex hex
7 sept hept
erkennen einige vielleicht aus der organischen Chemie wieder  ;)

später wechselten die Perser ihr "P" gegen "F" aus (nach der arabischen Eroberung)

im germanischen Water zu Wasser

es gibt zwei alte walisische Manuskripte, aus deren Transliteration für den Familiennamen mab und fap auftauchen. Mac und Mc im Verhältnis Irisch zu Skotisch

da lassen sich ein paar Erkennungszeichen für jeweils eines der 5 Völker von machen.

du kannst dir auch ein Wörterbuch für altaramäisch(nordwestsemitisch)/akkadisch(ostsemitisch)/sumerisch(eigenständig) schnappen und daraus anfangen, nach einem Schemata in Richtung der einzelnen Völker zu rendern

Genau so soll es laufen. Ich habe das auch schon selbst angefangen, aber schnell festgestellt, dass eine Beschäftigun  g mit Sprachen total den Rahgmen sprengt, wenn man zusätzlich noch die historische Entwicklung von Städten, eine Geschichtstabelle, Charakterisierung und Beschreibung von Völkern etc machen möchte. Deswegen würde ich die SPrachentwicklung gerne an einen Fan "outsourcen". Aber es muss schon ein hartgesottener Nerd sein, denn es ist wirklich ein sehr umfangreiches Projekt.

Offline Paßwächter

  • Sub Five
  • Beiträge: 3
  • Username: Paßwächter
Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #4 am: Gestern um 11:15 »
Wer soll diese Sprache eigentlich sprechen? Oder geht es ausschließlich um Namen?

Meiner Erfahrung ist, daß auch da, wo es setting-spezifische Begriffe gibt, die doch eher durch "Allerweltsworte" ersetzt werden, wenn man nicht gerade sehr tief in der Materie drinsteckt. In einigen Rollenspielen werden ja Distanz- und Zeitangaben settingspezifisch festgelegt - und am Spieltisch sind es dann "etwa 400 Meter" oder "naja, so anderthalb Stunden".

Für Romane mag das gehen, sich settingspezifische Begriffe zu nehmen und (halbwegs) durchgehend zu verwenden. Aber im Rollenspiel müss(t)en die Spieler diese Begriffe ja auch erst lernen, damit sie Verwendung finden. Das einzige, was vom "Flair" bleibt, sind damit oftmals nur die Namen - die sind ja ohnehin arbiträr.

Offline Percusor

  • Sub Five
  • Beiträge: 3
  • Username: Percusor
Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #5 am: Gestern um 11:53 »
Wer soll diese Sprache eigentlich sprechen? Oder geht es ausschließlich um Namen?

Meiner Erfahrung ist, daß auch da, wo es setting-spezifische Begriffe gibt, die doch eher durch "Allerweltsworte" ersetzt werden, wenn man nicht gerade sehr tief in der Materie drinsteckt. In einigen Rollenspielen werden ja Distanz- und Zeitangaben settingspezifisch festgelegt - und am Spieltisch sind es dann "etwa 400 Meter" oder "naja, so anderthalb Stunden".

Für Romane mag das gehen, sich settingspezifische Begriffe zu nehmen und (halbwegs) durchgehend zu verwenden. Aber im Rollenspiel müss(t)en die Spieler diese Begriffe ja auch erst lernen, damit sie Verwendung finden. Das einzige, was vom "Flair" bleibt, sind damit oftmals nur die Namen - die sind ja ohnehin arbiträr.

Ich räume ein, dass das Ansinnen etwas speziell ist.
Die Besonderheit bei diesem "Rollenspiel" ist, dass es vorrangig darum geht, dass der Charakter nach und nach eine ganz neue Welt entdeckt. Ziel ist es hier also nicht vorrangig, Gegner zu bekämpfen, Fallen zu entschärfen oder Rätsel zu lösen, sondern à la Humboldt oder Marco Polo eine neue Welt zu erkunden. Wenn dann dem Spieler irgendwann auffällt, dass es zwischen verschiedenen Sprachen Wortverwandtschaften gibt, dann ist das intendiert.
Vergleichbar ist das in etwa mit dem Herrn der Ringe, wo ja auch jeder merkt, dass "Minas Tirith" und "Minas Morgul" irgendwie beide etwas mit "Minas" enthalten und dass da wohl ein Sinn dahintersteckt.
Und ja: die Sprache soll schon möglichst weit entwickelt werden, weil nach und nach auch kulturelle Besonderheiten der Völker offenkundig werden, die mit Begriffen belegt sein müssen.
Pluralbildung wäre ein Beispiel: so soll zwischen einem und mehreren Angehörigen des Volkes unterschieden werden. (Herr der Ringe: Rohir vs Rohirrim)
Genitive sind z.B. wichtig, wenn man einen Ort benennt: Krone der Berge, Fluss der Grenze etc...
Ebenso die korrekte Bildung von Adjektiven: Schöne Felsen vs schöner Felsen

Es geht also darum, dass der Spieler merkt: Hoppla, da stimmt alles, da gibt es Zusammenhänge, das ist eben gerade nicht nur so dahererfunden.

Offline felixs

  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 6.229
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: felixs
Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #6 am: Gestern um 13:23 »
Was die Morphologie angeht, möchte ich anmerken, dass es auch Sprachen gibt, die (weitgehend) ohne Morphologie auskommen. Z.B. Chinesisch und Vietnamesisch oder Khmer. (Es ist sprachhistorisch ein wenig komplizierter und die frühesten Zeugnisse zeigen noch Reste von Morphologie, das kann man aber vermutlich für diesen Zweck vernachlässigen). Allerdings gibt es in den gleichen Sprachfamilien dann auch wieder morphologisch komplexere Sprachen (Tibetisch als mit dem Chinesischen verwandte Sprache). Und natürlich spielen Einflüsse und Entlehnungen auch eine wichtige Rolle.
 - die gehorchen dann nicht unbedingt den Entwicklungsgesetzen, weil es sie zum Zeitpunkt der Veränderungen noch gar nicht gab.
Man könnte also mit solchen Sprachen beginnen und erspart sich dann ziemlich viel Aufwand.

So oder so ist das ganze ziemlich ambitioniert. Tolkien hat ein halbes Leben für seine Sprachen gebraucht und hat trotzdem bei weitem nicht alles berücksichtigen können. Fehler sind auch drin (was andererseits vielleicht nicht schlimm ist, Fehler finden sich ja in allen historischen und Sprachzeugnissen).
« Letzte Änderung: Gestern um 13:35 von felixs »
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)