Autor Thema: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?  (Gelesen 2074 mal)

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Offline tartex

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Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #50 am: 26.11.2024 | 09:07 »
Beim "Raumschiff Enterprise" war das sogar ein (kleines) Problem.
Der Name "Raumschiff Enterprise" war der Name der Serie. Der Originalname "Star Trek" wurde nie verwendet.
Als dann "Star Trek - Der Film" ins Kino kam, gingen viele Leute mit der Erwartung ins Kino eine Art Star Wars zu sehen, denn beides war ja SciFi und beide Titel begannen mit "Star". Und viele Leute waren überrascht, als dann plötzlich Kirk und Spock aus "Raumschiff Enterprise" auf der Leinwand waren.

Also bei uns hingen in den Schaukästen in der Stadt und beim Kino genug Bilder und Plakate rum, dass das eigentlich keiner verpassen konnte. Die Überraschung war eher, dass der Film extrem langatmig war.
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Offline Blizzard

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Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #51 am: 26.11.2024 | 09:49 »
Was meint ihr:
Sollten bei der Übersetzung eines Rollenspiels in Deutsche die Titel von Rollenspielsystemen auch übersetzt werden?
bzw.
WANN sollte ein Titel übersetzt werden und wann nicht?
Ich würde sagen: auch hier kommt es mal wieder drauf an. Und zwar, ob sich die Übersetzung im Deutschen dann gut anhört/anfühlt -oder nicht.
Bei 7th Sea = 7te See habe ich überhaupt kein Problem damit. Das passt.
Bei WarHammer = Kriegshammer ...okay, würde wohl auch noch gehen, aber da finde ich es trotzdem besser, dass sie es bei WarHammer gelassen haben.
Bei Earthdawn z.B. würde ich "Erde(n)dämmerung" ziemlich unpassend finden, das hört sich eher an wie eine Musik-Band/Song-Titel oder ein Roman-Titel - aber nicht wie ein RPG-System.

Aktuell lese ich ja gerade das hier:

Hierbei finde ich die Bezeichnung "Kernregelwerk" irgendwie auch nicht so ganz glücklich. Offensichtlich ist man hier vom englischen "Core Rulebook" ausgegangen...aber die im deutschen eingängige Bezeichnung des "Grundregelwerks" hätte mir dennoch besser gefallen (zumal es ja auch noch ein deutschprachiges System ist). Denn die Wörter "Kern" und "Werk" in einem Wort kannte ich bislang nur vom Kernkraftwerk...und das hat mit RPG dann doch eher weniger zu tun.
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Offline Skaeg

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Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #52 am: 26.11.2024 | 10:26 »
Als dann "Star Trek - Der Film" ins Kino kam, gingen viele Leute mit der Erwartung ins Kino eine Art Star Wars zu sehen, denn beides war ja SciFi und beide Titel begannen mit "Star".
... aber damals war der gängige deutsche Titel für Star Wars doch wie gesagt Krieg der Sterne.  :think:

I mean it's not the stars that are having the war, it's a bunch of twats, they should have called it "Twat Wars".
« Letzte Änderung: 26.11.2024 | 10:28 von Skaeg »
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Offline Jed Clayton

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Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #53 am: 26.11.2024 | 11:46 »
Nicht übersetzen, wenn es für einen normalen Muttersprachler einen verstehbaren (oder nachfühlbaren) Inhalt gibt und der Begriff im Original "griffig" ist und etwas vermittelt, dass es in der deutschen Übersetzung nicht machen würde.

Jetzt fällt mir plötzlich wieder ein (das Koffein fängt an zu wirken), dass ich recht froh darüber bin, dass die schönen Masters of the Universe auf Deutsch nicht "Herren des Universums" hießen. In anderen Ländern wurde das aber exakt so gehandhabt: französisch Mâitres de l'Univers, italienisch I Dominatori dell'Universo - jedenfalls auf den Spielzeugverpackungen und für den Kinofilm 1987.

In einer der alten Zeichentricksynchros der Animationsserie "He-Man and the Masters of the Universe" sagt der Sprecher im Vorspann sogar mal "...die Meister des Universums", aber das hat sich nie im Schriftlichen durchgesetzt, es zieht auch einfach nicht.
Masters of the Universe ist insofern auch eine eigentümliche Erfolgsgeschichte, weil der Name damals auch den Mattel-Verantwortlichen eigentlich viel zu lang und zu schwer zu sprechen erschien. Man wollte mit der Reihe vor allem 4-, 5- oder 6-jährige Kinder ansprechen und der ursprüngliche Titel sollte ja "Lords of Power" sein. Eigentlich griffiger, drei Silben und viele Buchstaben gespart. Aber "Lords of Power" wurde ganz kurz vor dem Start der Spielzeugserie gestrichen, wegen der Besorgnis über die religiösen Gefühle der amerikanischen Eltern, wegen "Lord" = Gott oder Jesus. Daher eben Masters of the Universe. Noch dazu wird ja in der Serie selbst niemals eine Gruppe oder eine Fraktion als die "Masters of the Universe" angesprochen und der Name ist in der Welt der Serie gar nicht so wichtig (dagegen die "Macht von Grayskull" irgendwie schon ;), man brauchte ihn nur als Markennamen für die Spielzeugartikel usw.

So haben Millionen Kinder wohl relativ früh gelernt, relativ komplexe englische Wortkonstruktionen nachzuplappern.
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Offline treslibras

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Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #54 am: 26.11.2024 | 11:55 »
Ich würde auch sagen, das ist eine Entscheidung von mehreren Abwägungspunkten, wahrscheinlich in der Reihenfolge:

a) Ist der Titel in deutscher Übersetzung bereits auf dem heimischen Markt bekannt/gesetzt? (Beispiel: "Der Herr der Ringe"). dann immer auch genauso übersetzen/verwenden. Sonst weiter bei b).
b) Ist der Titel als internationale Marke bereits auf dem heimischen Markt bekannt/gesetzt? Wenn ja, dann tendenziell nicht übersetzen, bzw. nur nach gehöriger Abwägung aller weiteren Faktoren. Weiter bei c).
Unterpunkt dazu: Besteht der Titel aus (Reihen-)Marke und (Einzelband)-Titel a la "Star trek: A Force awakens"  >;D - Dann Marke unübersetzt lassen, für Einzeltitel weiter bei c).
c) Kann der Titel derart ins Deutsche übersetzt werden, dass er Zugkraft entwickelt/attraktiv ist, ohne die Begriffswelt des Originals zu verlassen? Kann die Übersetzung mindestens genauso viel (genaugenommen: "mehr") Prestige/Attraktivität erzeugen wie/als der Originaltitel, ohne den Sinn zu verfälschen (z.B. weil es das Verständnis und Akzeptanz über die Muttersprache deutlich erhöht)? Wenn nein, dann nicht übersetzen. sonste weiter bei d).
d) Übersetzen.

Natürlich gibt es bei c) den meisten Interpretationsspielraum. Denn das hängt nicht nur von den Übersetzungskünsten ab, sondern auch von der zeit-(/Sprach-)geschichtlichen Relevanz des Titels und der Zielgruppe ab. Wird der Tiel "auch so" verstanden? Welche Assoziationen lösen Original und Übersetzung aus? Was ist attraktiver? Was ist näher am Sinn?

Grundsätzlich ist das Englische per se heute noch (wenn auch mit zunehmender Englisch-Kompetenz und -Durchdringung in den vergangenen 25 Jahren sicherlich abnehmend) attraktiver, weil es international/amerikanisch/modern wirkt, während deutsche Titel oft als altbekannt/altbacken/unmodern rezipiert werden. Gleichzeitig sind auch die Englisch-Kompetenzen der U40-Generationen wegen der vielen Englischen Begriffe und Anglizismen im Internet und den sozialen Medien in der Masse deutlich höher als noch vor 20 Jahren.

Einfache Englische Ein-Wort-Begriffe (oder Komposita) bieten sich daher erstmal an, nicht übersetzt zu werden, weil ein Wort, schmissig, wirkt cool(er), bereitet keine Verstädnisprobleme.
(Der darauffolgende Text ist dann ja auf jeden Fall übersetzt.)
Schwierige Englische Begriffe, insbesondere wenn mehr als ein Wort, können abschrecken, bieten sich also für eine (evtl sogar sinnvereinfachende) Übersetzung an.
Andererseits kann es bei einzelnen an sich schwierigen Worten (z.B. technischen Fachbegriffen) sogar besser sein, nicht zu übersetzen, wenn die Übersetzung genauso schwierig (weil z.B. zu technisch) wäre oder den Titel verlängert - dann hilft ein "nicht ganz verstandener englischer Begriff" (sekundiert von einem erklärenden Nebentitel) mehr als eine sperrige Übersetzung.
Oder wenn der englische Begriff mehrere Bedeutungen hat, die in ihrer Mehrdeutigkeit a) relevant sind für das Werk und b) die man im Deutschen gar nicht in 1-5 Worten vermitteln könnte. Auch dann muss man abwägen, ob die Übersetzung es wert ist, die Mehrdeutigkeit zu verlieren (z.B. weil die meisten Deutschen sie eh nicht mitbekommen).

Grundsätzlich sollte man aber immer sowohl sinntreu wie auch kundenzentriert denken, d.h. was wird wie assoziiert und konnotiert, wie hoch ist das Verstehen etc. -alles mit dem Ziel höchstmöglicher Attraktivität, ohne den Sinn zu verfälschen.

In Deinen Beispielen würde ich persönlich MOTHERSHIP z.B. unübersetzt lassen, weil Punkt b) teilweise zutrifft - auf dem deutschen RS-Markt ist das Spiel bereits unter dem Originaltitel bekannt und hat relativ viel Aufmerksamkeit in der Nische generiert, und c) der Titel kurz und knackig ist und direkt Assoziationen und sprachliche Nähe zu "Alien"/"Aliens" bietet.   

KING ARTHUR PENDRAGON - Sehe ich genauso wie JED CLAYTON, das Spiel ist heute schon als "Pendragon" bekannt, also Punkt a).

CLOCKWORK & CHIVALRY - Das ist in der Tat für mich ein schwieriger Fall, denn mir fällt auf die schnelle keine schmissige deutsche Übersetzung ein, die da rankommt. Entweder behalten und mit erklärendem Untertitel ("Uhrwerkmaschinen im 17. Jahrhundert" o.ä. [soll keine tolle Übersetzung sein, nur ein Beispiel]), oder für im deutschen passende Begriffe austauschen, die eine ähnliche Knackigkeit haben (ist ja bei dem Titel auch eher nur durch die Alliteration gegeben).

HERO KIDS - Zwei Worte, die beinahe jeder deutschsprachige Mensch versteht, insbesondere die Zielgruppe von Eltern und Kindern - keine Übersetzung notwendig, english ist cool, da springt einem die Kinderserie quasi schon entgegen! ("Spy Kids", "Hero kids", "kids kids"...  ~;D)
"Kinderhelden" oder "Heldenkinder" wäre aber beides korrekt, auch wenn die Begriffe im Vergleich etwas altbackener oder leicht anders konnotiert sind ("Helden des Alltags"). Wäre evtl. dann erste Wahl, wenn man bewusst mit der TV/Streaming-medial geprägten Assoziationswelt brechen möchte. (Hatte Pegasus dann aber wohl nicht vor .  >;D )
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Offline tartex

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Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #55 am: 26.11.2024 | 12:26 »
So haben Millionen Kinder wohl relativ früh gelernt, relativ komplexe englische Wortkonstruktionen nachzuplappern.
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Naja, zumindest hieß He-Man auf französisch Musclor und nachdem ich den Hieh-Männ schon kannte, bevor ich lesen lernte war das nicht so das Problem. Obwohl ich immer noch Kassel GrayskUll sage.

Bei den NES-Spielen dagegen habe ich mir damals lustige Namen selbst begebracht: wie "Legende of ZZZelda".
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Offline Skaeg

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Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #56 am: 26.11.2024 | 12:32 »
Die Hard hätten man in Deutschland besser nachdrehen sollen mit Götz George in der Hauptrolle:
"Terroristen im Münchner Allianz-Hochhaus haben die Rechnung ohne den Duisburger Bullen Hotte Kraminski gemacht ...
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Offline Galatea

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Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #57 am: 26.11.2024 | 13:43 »
Dann brauchen wir nur noch ein Crossover mit Alarm für Cobra 11 und das german actionverse ist geboren...
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Offline Aedin Madasohn

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Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #58 am: 26.11.2024 | 14:00 »
DU KRISSEN EINFACH NICH KAPUTT!"

ein Crossover mit Alarm für Cobra 11

kaputt krissen is nich!!!

wahlweise für Autokarossen, Getriebe oder Actionactors anwendbar
dann weiß jeder Zuschauende gleich vorweg, dass der Streifen keinen Simulatorischen-Ansatz verfolgt  ;D
oder sich als Fahrschullehrfilm eignen würde  >;D

Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #59 am: 26.11.2024 | 14:53 »
Dann bitte aber auch noch die Unna-Trilogie mit einbauen, mit dem göttlichen Ralf Richter!  :headbang:



...verdammt, jetzt will ich das RPG dazu...
« Letzte Änderung: 26.11.2024 | 15:49 von KWÜTEG GRÄÜWÖLF »
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Offline unicum

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Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #60 am: 26.11.2024 | 15:21 »
oder sich als Fahrschullehrfilm eignen würde  >;D

Stapelerfahrer Klaus? (Deutscher Actionfilm)

Offline unicum

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Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #61 am: 26.11.2024 | 15:22 »
...verdammt, jetzt will das RPG dazu...

Und ich bekomme es langsam mit der Angst,...

Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #62 am: 26.11.2024 | 15:52 »
Und ich bekomme es langsam mit der Angst,...

Mein Leben war doch nicht sinnlos...  ;D

Man sollte mal mit all diesem German-Action-Rumgespinne einen Nebenstrang aufmachen, das Thema gibt watt her!  :d

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