Thema: Idee: SL coacht SL

[Zed]

Diese Idee entsprang dem Thread "Idee: Boss-Fight, aber der Boss wird von einem Gast geführt":

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Unsere 30jährige Kampagne befindet sich im letzten Akt. Bei unserer Spielfrequenz werden wir noch ein paar Jahre spielen, epische diplomatische Dispute führen und Kämpfe, die die Festen der Erde erschüttern, ausspielen: Alte Feinde werden manifest, die Drachen werden sich erheben, die Elben der Unterwelt ans Licht kriechen und der Feind der Götter wird seinen Anspruch auf die diesseitige und die jenseitige Welt einfordern.

Würde ich hier Leute kennen, deren Spielstil ich völlig vertraue, dann würde ich erwägen, sie punktuell um Unterstützung zu bitten und ihnen die Aufgabe geben, eine dieser legendären, epischen NSC-Antagonisten zu übernehmen.

Pro
Ich denke, das würde meine Gruppe auf eine besondere Art und Weise herausfordern. Meinen Kampfstil kennen sie in- und auswendig. Der fremde Spielende jedoch ist erstmal unbekannt. Welche Taktiken setzt die Person ein? Die Boss-Figur bekommt nun ganz sicher einen eigenen Stil, eine eigene Sprache, eine eigene Denkweise. Das könnte sehr aufregend sein.

Kontra
Es könnte zu einem Regel-Gerangel führen. Der Gastspielende deckt auf, dass den Regeln nach XYZ eigentlich anders gespielt werden müssten - oder Diskussionen brechen vom Zaun, ob Dinge nun so oder so geregelt werden sollten. Auch verschiedene Spielstile jenseits von Regelinterpretationen könnten offenbar werden: Wo ich als SL vielleicht eine Idee um ihrer Epik willen zulasse, die unter anderen Umständen von Regeln als nicht gedeckt gelten, würde der Gast-Spielende eventuell diese Idee vielleicht als für zu absurd annehmen und daher nicht angemessen darauf reagieren. Und will ich wirklich eine 30jährige Kampagne auf die letzten Meter zusätzlichen Risiken aussetzen, wo doch die Kippgefahr auf so hohen Stufen schon grundsätzlich sehr hoch ist?

Angenommen Ihr habt zu Euch bekannten, anderen Spielenden oder auch Spielleitenden das Vertrauen, dass ihr auf einer Spiel-Wellenlänge seid: Würdet Ihr eine solche Einladung an einen "Gast als Boss" erwägen?

Jetzt eine ähnliche oder gleiche Situation nur ohne die Kontrapunkte:

Ein Bosskampf steht an. Du als SL denkst: Wie kann ich den Kampf aufpeppen, wie kann ich als SL mich besser/sicherer/überraschender fühlen als wenn ich den Boss nur aus mir heraus schöpfe?

Ich könnte andere SLs um Rat und/oder Hilfe fragen.

Man könnte andere SLs um Hilfe bitten, den Boss-NSC von seinen Werten und seinen Taktiken her auszuarbeiten. Man könnte online ein Probespiel (ohne die SCs) auf dem Schlachtgelände vor-spielen, um mehr Sicherheit im Umgang mit dem Boss zu erlangen, und sich inspirieren lassen.

Quasi eine Art SL-Coaching/Training.

Alle in dem angesprochenen Szenario "Gast-SL" genannten Kontrapunkte würden dabei nicht ins Gewicht fallen. Man könnte auch flexibler einen Termin finden, da sich nur zwei (oder drei?) SLs zusammen tun müssten. Und für den Coach ist die Sitzung vielleicht auch hilfreich/lehrreich/interessant.

Gut, das ist nicht wenig Arbeit für den Coach. Aber bei anderer Gelegenheit können die Rollen wechseln, und der jetzige Coach profitiert dann ebenfalls und direkter von der anderen SL.

Was meint Ihr zu der Idee?

[aikar]

Wenn man etwas perfektionieren will ist es immer eine gute Idee, andere Meinungen einzuholen.

Für einen Bosskampf wäre mir persönlich der Aufwand zu hoch, vor allem wenn es dann zu Probekämpfen etc. kommt. Auch, weil einen die Handlungen der Spielenden dann ja doch immer wieder überraschen können. Wenn ich aber vorhabe, das Szenario zu veröffentlichen, sieht das anders aus.

[Undwiederda]

Ich helfe Spielleitungen gerne bei ihren Plots und biete gerne Coachings an aber für das durchspielen von Dingen habe ich dann keine Zeit. Ich mag es einfach den Ideenball hin und her zu werfen aber man muss auch eine SL erst finden, die ungefähr auf der selben Wellenlänge liegt, ansonsten fruchtet es meiner Erfahrung nach kaum.

[Quaint]

Ich mach das schon häufiger mal, dass ich mich wegen Plots usw. etwas berate. Testkämpfe spielen aber normalerweise nicht oder nur wenn ich ganz neu und unsicher in einem System bin.

[Aedin Madasohn]

Was meint Ihr zu der Idee?

verkauf es doch einfach als Arena Modus  Boss fight

das Rollenspiel davor war in deiner Runde

jetzt kommt blankes taktische Finessieren und sich seiner eignen Systemmastery erfreuen mit gleichgesinnten (etwa auf hex Feldern)
unverbindlich, keine Rücksicht auf TPK und hochheiliges Spielerequipment; einfach drauflos kämpfen und aus dem vollen Schöpfen dürfen

wenn du dadurch deinen "Boss" besser kennengelernt und Tricks und Kniffe seines Stils "erfahren" bzw "vorgeführt" bekommen hast, gehst du zurück in deine Runde

und wenn du feststellst: dieser Boss ist eigentlich zu mächtig gebaut für deine Party
dann ersparst du dir einen ungewollten TPK 
oder eine bemerkte Abskalierung mitten im laufenden Gefecht, was ja auch frustrierend für alle ist.

und stellst erstmal nur einen kleingekochteren Gardehampelhauptmann in den Weg, damit deine Party "lernt"

also, gesucht werden systemmastery Cracks zum unverbindlichen hex Feld Schlachtgetümmel samt schamloser TPK-Freigabe. Alles darf, nichts muss zurückgehalten werden.
hört sich doch nach win-win für alle Parteien an, oder?

[Zed]

verkauf es doch einfach als Arena Modus  Boss fight

das Rollenspiel davor war in deiner Runde

jetzt kommt blankes taktische Finessieren und sich seiner eignen Systemmastery erfreuen mit gleichgesinnten (etwa auf hex Feldern)
unverbindlich, keine Rücksicht auf TPK und hochheiliges Spielerequipment; einfach drauflos kämpfen und aus dem vollen Schöpfen dürfen

wenn du dadurch deinen "Boss" besser kennengelernt und Tricks und Kniffe seines Stils "erfahren" bzw "vorgeführt" bekommen hast, gehst du zurück in deine Runde

und wenn du feststellst: dieser Boss ist eigentlich zu mächtig gebaut für deine Party
dann ersparst du dir einen ungewollten TPK 
oder eine bemerkte Abskalierung mitten im laufenden Gefecht, was ja auch frustrierend für alle ist.

und stellst erstmal nur einen kleingekochteren Gardehampelhauptmann in den Weg, damit deine Party "lernt"

also, gesucht werden systemmastery Cracks zum unverbindlichen hex Feld Schlachtgetümmel samt schamloser TPK-Freigabe. Alles darf, nichts muss zurückgehalten werden.
hört sich doch nach win-win für alle Parteien an, oder?

Absolut - das trifft, was ich mir vorgestellt habe!

In DnD-3.5 und sicher auch in anderen Systemen fühlt sich Kampf auf sehr hohen Stufen anders an als in niedrigen - und ich gebe zu, bei seltenen Bosskämpfen in Stufe 19-20 fühle ich mich nicht ganz so sicher...

Ich helfe Spielleitungen gerne bei ihren Plots und biete gerne Coachings an aber für das durchspielen von Dingen habe ich dann keine Zeit. Ich mag es einfach den Ideenball hin und her zu werfen aber man muss auch eine SL erst finden, die ungefähr auf der selben Wellenlänge liegt, ansonsten fruchtet es meiner Erfahrung nach kaum.

Ja, das wäre einiges an Zeit, die der Coach investieren müsste (hatte ich ja eingangs schon geschrieben). Das zahlt sich am Ende aus, wenn man mal die Rollen tauscht.

[chad vader]

Ich könnte andere SLs um Rat und/oder Hilfe fragen.

Man könnte andere SLs um Hilfe bitten, den Boss-NSC von seinen Werten und seinen Taktiken her auszuarbeiten. Man könnte online ein Probespiel (ohne die SCs) auf dem Schlachtgelände vor-spielen, um mehr Sicherheit im Umgang mit dem Boss zu erlangen, und sich inspirieren lassen.

Quasi eine Art SL-Coaching/Training.

Ich glaube du meinst Mentoring oder kollegiale Beratung.

Mach ich beides und gerne, wobei sich das in letzter Zeit wieder vermehrt mit Beratung zu Spieldesign vermengt.

Das beschränkt sich aber alles auf beratende Gespräche und evtl. mal eine Gastrolle in einer Testrunde. Wenn ein:e SL, noch dazu ein:e unerfaherne:r, so aufwendige Spielvorbereitung plant, dass er:sie Aufgaben wie Testkämpfe darin teilweise outsourcen möchte, würde ich da mit der Problemsuche anfangen. Auf die Art kann SL-Praxis und SL-Lernen mMn kaum nachhaltig funktionieren.

In dem Fall wäre tatsächlich ein Coaching eine gute Ergänzung, wie man am besten mit solchen Ansprüchen an sich selbst umgeht.

[Olibino]

Wenn beide (der SL und der Coach) Spaß daran haben, einen komplexen taktischen Kampf mal als Vorbereitung durchzuspielen: klar, gute Idee. Ich würde es dann allerdings eher Sparringspartner als Coach nennen.

Aber wenn der eigentliche SL eigentlich keinen großen Spaß an komplexen taktischen Kämpfen hat, dann finde ich es keine gute Idee. Nur aus Pflichtgefühl, es den Spielern rechtzumachen soviel persönliche Freizeit zu opfern und keine Freude daran zu haben. Dann würde ich tatsächlich im Sinne eines Coaches oder Mentors überlegen, was man ändern könnte, damit es Spaß macht.

[Zed]

Aber wenn der eigentliche SL eigentlich keinen großen Spaß an komplexen taktischen Kämpfen hat, dann finde ich es keine gute Idee. Nur aus Pflichtgefühl, es den Spielern rechtzumachen soviel persönliche Freizeit zu opfern und keine Freude daran zu haben. Dann würde ich tatsächlich im Sinne eines Coaches oder Mentors überlegen, was man ändern könnte, damit es Spaß macht.

Nee, so ist das nicht. Ich als SL habe sehr große Freude an taktischen Herausforderungen. Bisher gingen sie (insbesondere auf hohen Stufen und unserem sehr fiesen Cerebremancer) häufig zugunsten der SCs aus, und damit war ich völlig d'accord.

Aber jetzt auf den hohen Stufen die Risiken für die SCs etwas erhöhen - da fühle ich mich in 3.5 nicht mehr ganz trittsicher. Der typische 3.5-Effekt, dass gewinnt, wer zuerst dran ist, scheint mir in diesen hohen Stufen noch ausgeprägter zu sein.

Wenn beide (der SL und der Coach) Spaß daran haben, einen komplexen taktischen Kampf mal als Vorbereitung durchzuspielen: klar, gute Idee. Ich würde es dann allerdings eher Sparringspartner als Coach nennen.

Stimmt, das trifft es noch besser, Sparringspartner!

[unicum]

Mag nur ein Teilaspekt sein aber aus schlechter erfahrung möchte ich anmerken das es bei kommunikation jeder Art auch immer Probleme geben kann:

ich erinnere mich gerade an eine Diskussion wo wir als Gruppe in einem Abenteuer irgendwann an dem Punkt waren "Wir glauben wir haben nichts falsch gemacht aber trozdem fahren wir gerade mit vollgas gegen eine Wand" da hatte die SL dann auch argumentiert das sie sich (während Pausen) mit anderen SL beraten hat - sich also hat coachen lassen und von denen die antwort bekommen haben soll "lass sie draufgehen für so dumme fehler."

Das Problem das ich dabei heute sehe ist - die darstellung des SL an andere SL war einseitig, (kann ja nur einseitig gewesen sein, da uns spieler niemand gefragt hat).

Im nachhinein ist das für mich auch etwas in richtung "schlecht abgestimmte Gruppe" und "schlechte Kommunikation". Ich möchte jezt nicht der SL die ganze Schuld zuschieben, aber bei der lezten Diskussion darüber war sofort die Rechtfertigungshaltung im Raum, die schlussendlich dazu geführt hat das ich bei ihr wohl nie wieder spielen werde.

Kommunikation ist (und wird es wohl immer sein) schon immer etwas tricky gewesen.

[Boba Fett]

Eigentlich finde ich den konstruktiven Dialog im Spielleiter-Kreis immer hilfreich.
Das war schon "früher" so, als in unserem Freundeskreis mehrere Rollenspielerrunden nebenher existierten und die Spielleiter sich mal austauschten oder man sich mal besuchte und ins Quatschen geriet. Was da an kreativem Output durch Brainstorming rauskam, war ungeheuer.
Manchmal half es schon, wenn man sich einfach nur mal ausformulieren konnte / musste, und dadurch Gedanken zu Ende gedacht hat.

Ich fand diesen Dialog ebenso motivierend, weil es einfach richtig viel Lust auf die nächsten Spieltermine gemacht hat, wo man das spielen konnte, worüber man zuvor nur gequatscht hat. Und hinterher wieder zum Quatschen die Resultate mitbringen. Selbst wenn es dann mal nicht optimal lief, konnte man sich zumindestens über die Deppen (man selbst war ja nur einer davon) ausheulen - Mimimi, schluchz, alle doof!

Insofern: Voll dafür!
Leider sind die Zeiten der konspirativen Treffen bei uns lange vorbei, denn die Dinosauriere Spielleiter sind ja alle ausgestorben und man selbst ist das einzige übergebliebene Fossil. Ausserdem haben alle Job, Family, Kids, Playstation, whatever und deswegen hat keiner Bock sich noch auf ein Bierchen zu treffen. Naja, vielleicht liegt es auch daran, dass sich Fossile öfters unter die Dusche stellen ... ach, lassen wir das. 

Bleibt nur noch der Gedanke: Könnt man ja auch online machen - im Tannenbaum Discord. Ja, ist denn schon Weihnachten?
Nein, es heisst natürlich Tanelorn-Discord. Da gibbet doch Chat-Räume.

[Scath]

Mit den richtigen SL ist das total sinnvoll.
Aber oft ist die Denkweise hier ja unterschiedlich und dann würde ich eher die Finger von lassen.

Wenn Du da einen Kreis an SL aufbauen willst, kannst Du mich gerne mit in den Topf werfen.
Ich bin in anderem Umfeld als Mentor unterwegs und könnte mir das auch in Bezug auf Rollenspiel vorstellen.
Wobei ich auch hier gerne in den Austausch gehe, denn ich kann sicherlich auch noch einiges lernen.