Die klassische Methode zum Auswürfeln eines Charakters sieht in vielen Systemen vor, dass man erst alle Attribute (Stärke usw.) auswürfelt, ggf. noch ein bisschen tauscht oder modifiziert und danach die Charakterklasse wählt.
Bei dieser Methode wird die Klasse gemäß der Begabung gewählt -- ist man stark, so spielt man einen Krieger, um den guten Stärkewert nutzen zu können usw. Ungewöhnliche Kombinationen kommen eher selten zustande, z.B. wenn man hohe Werte in zwei Eigenschaften hat. Dann entsteht auch schon mal ein intelligenter Krieger (der natürlich auch stark ist, aber immerhin).
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Im Reich der Nibelungen funktioniert etwas anders: Man wählt
zuerst die Klasse und würfelt erst
danach die Attribute aus, wobei das Primärattribut - die wichtigste Eigenschaft der gewählten Klasse - allerdings mit 12+W6 (statt 3W6 wie alle anderen) ausgewürfelt wird.
Auf diese Weise kommen
öfters ungewöhnliche Charaktere zustande und die Funktion der Zufallsattribute ist eine andere: Statt eines mechanischen Anreizes eine Standardfigur zu spielen gibt es nun die Aufgabe ungewöhnliche Werte zu erklären. Eine Hexe mit Stärke 17 ist dann vielleicht als Kind in einen Zaubertrank gefallen oder wurde aufgrund ihrer Kraft und Körpergröße gehänselt, zum Außenseiter und dann zur Lehre zu einer ebenfalls außerhalb der Gemeinschaft stehenden Hexe geschickt…
Ganz nebenbei trifft auch diese Vorgehensweise
eine Aussage über die Spielwelt: Menschen wenden sich nicht aufgrund ihrer Begabung einem Tätigkeitsfeld zu, sondern werden von der Gesellschaft in eine Rolle gezwungen. Ein Ritter mit Stärke 13, aber höheren Werten für Weisheit oder Charisma wurde eben von seinem Vater dazu verdonnert, ihn dessen Fußstapfen zu treten, statt sich zum Priester weihen zu lassen...
Das passt gut zum Mittelalter, wie ich finde.
Welche Systeme kennt ihr noch, indem erst die Klasse (oder der Beruf usw.) gewählt und danach Attribute usw. ausgewürfelt werden?
Und: Was haltet ihr davon?
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Anmerkung: Bei
Swords & Wizardry Continual Light, der Regelbasis von
Im Reich der Nibelungen, sind die Attributswerte nicht besonders wichtig. Man erhält maximal einen +1 Bonus auf bestimmte Würfe (anders als bei AD&D, wo deutlich mehr drin ist). Mir persönlich gefällt das, aber es ist natürlich Geschmacksache -- genauso wie überhaupt Charaktere auszuwürfeln. Es geht ja auch anders (Baukasten à la GURPS, freie Beschreibung plus Zuweisen von Bedeutung à la
The Pool mit 'hat Glück in der Liebe (+1)' usw.).
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Adaptiert aus meinem
Blog/Entwicklertagebuch für
Im Reich der Nibelungen.
Gruß
Johann