Thema: Abenteuerstrukturen - welche gibt es?

[Radulf St. Germain]

Ich bin vor kurzem über diesen Artikel gestoßen: https://www.handwrittengames.com/interactive-structures

Diese Überlegungen zu Abenteuerstrukturen gefällt mir sehr gut, scheint mir aber nicht vollständig. Vielleicht kann mir der eine oder die andere hier mit weiteren Links aushelfen? Das hier ist sicherlich sehr abstrakt, vielleicht gibt es noch andere Einteilungen. Auch Meinungen würden mich interessieren...

• Lineare Struktur: Kann zu Railroading werden aber man hat als Designer sehr viel Kontrolle über die Geschichte, die erzählt wird
• Verzweigende Struktur: Hier gehört vielleicht(?) die Sandbox rein.
• Parallel Struktur: Es gibt Entscheidungen aber man wird immer wieder in eine Hauptgeschichte zurückgesaugt.

[Radulf St. Germain]

Das hier ist zum Beispiel eine andere Sichtweise aber auch interessant: https://gnomestew.com/gnome-stews-giant-list-of-rpg-adventure-types/

[Colgrevance]

Ich fand die Artikel vom Alexandrian zu Game/Adventure Structures sehr interessant. Der Einstieg findet sich hier: https://thealexandrian.net/wordpress/15126/roleplaying-games/game-structures; weitere Details kann man auch in dem Buch "So you want to be a Game Master" finden.

[Swanosaurus]

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es um die Struktur des Geschehens am Spieltisch gesehen soll oder die Struktur vorgefertigter Abenteuer.
Bei letzteren stellt sich ja erst mal die Frage, ob sie überhaupt in Form von Szenen aufgebaut werden, egal ob die jetzt auf einer eindimensionalen Linie ablaufen oder ob es Verzweigungen und/oder Parallelstränge gibt. Von daher finde ich die in dem Eingangslink beschriebenen drei Strukturen alle ziemlich gleich, bzw. gehe ich davon aus, dass so ziemlich jede lineare Abenteuerpräsentation auch immer zumindest ein gewisses Maß an Verzweigungen und Parallelen aufweist (sonst wäre es ja WIRKLICH ein Roman).

Die Struktur auf dem Papier ist jedenfalls evtl. eine ganz andere als die Struktur, die das dann im Spiel annehmen soll.

Meine ganz konkrete "Lieblingsstruktur" besteht typischwerweise aus: Zielvorgabe, "Was bisher geschah", NSC-Beschreibungen, Schauplatzbeschreibungen und einer knapp gefassten "Was passiert, wenn die SC nichts machen"-Timeline. Das gerne in dem Sinne linear, dass Informationen sinnvoll aufeinander aufbauen, d.h. dass ich möglichst viel verstehe, ohne schon beim ersten Lesen hin und her zu blättern - ist bei so einer Struktur nicht immer möglich, lässt sich aber schon durch die Wahl der richtigen Reihenfolge der Elemente begünstigen. Wenn am Anfang eine (auch lieber knappe) Backstory steht, bin ich als SL schon mal grundsätzlich informiert, und wenn dann die NSC folgen, dann kenne ich schnell die Motivationen der Hauptfiguren neben den SC. Die Schauplätze können dann gerne ans Ende.

Gibt sicher noch tausend andere Wege, Abenteuer gut zu verschriftlichen, aber bei so aufgebauten Abenteuern finde ich mich am besten zurecht. Ist im Endeffekt die Struktur, die Iron Crown Enterprises damals meistens bei seinen Abenteuern hatte, und die es auch öfters mal bei Chaosium gab/gibt.

[Radulf St. Germain]

Das ist sehr in Richtung PbtA oder?

[Swanosaurus]

Das ist sehr in Richtung PbtA oder?

Ich bin gar nicht so pbtA-Erfahren, kenne eigentlich nur Dungeon World und Monster of the Week ein bisschen und würde auf der Grundlage sagen: Eher nicht. Wie gesagt, eigentlich ist es eher eine Struktur, die ich aus so 90er-Sachen von MERS kenne und die ich in letzter Zeit auch selbst meistens verwende, wenn ich etwas ausformuliere.

[SigmundFloyd]

Die im Artikel beschriebenen Strukturen sind insofern recht umfassend, dass sie sich auf verschiedene Weisen verwenden lassen:

• Als Abfolge von Szenen (Wenn die SC in Szene A Entscheidung 1 treffen, folgt als nächstes Szene B...)
• Als abstrahierte Karte in einem ortsbasierten Abenteuer wie einem Dungeon Crawl (Tür 1 führt zu Raum B; Tür 2 zu Raum C...)
• Als Mindmap von Spuren in einem Ermittlungs-Abenteuer (Am Tatort A  ist Spur 1 zu finden, die auf NSC B hinweist, und Spur 2, die auf Schauplatz C hinweist...)

Die Alternative ist eine Struktur, die die möglichen Entscheidungen der SC weitgehend offen lässt (diese sind ja eh nur begrenzt planbar), und stattdessen ein Hintergrundszenario mit einer gewissen Eigendynamik beschreibt (wie Swanosaurus schon schrieb: Was sind die Motivationen wichtiger NSC? Was passiert, wenn die SC nichts tun? Oder auch Dinge wie: Welche Ressourcen hat der Schurke zur Verfügung, um seine Pläne in die Tat umzusetzen?) Auf dieser Basis kann die SL dann spontan entscheiden, was als Reaktion auf die Handlungen der SC als nächstes passiert.

[Radulf St. Germain]

Guter Punkt. Das ging mir heute auch durch den Kopf: Man könnte Abenteuer unterscheiden bei denen die Gegner/die Umgebung statisch ist und wo sie dynamisch ist.