Das gleiche gilt (wurde ebenfalls oben schon gesagt), wenn man ohnehin null Kontrolle hat und eh schon weiß, dass man verliert. Resignation ist etwas anderes als Angst.
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Man steht eben nicht bei Smaug in der Höhle und sagt: "Ich ziehe mein Schwert und stech den jetzt ab!" Sondern man denkt mit jeder Minute mehr: "Scheiße! Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße..." Und das funktioniert (zumindest für mich) erst dann, wenn ich aufgehört habe, über Spielwerte nachzudenken, weil ich weiß, dass die mich (oder wen/was auch immer) jetzt ohnehin nicht retten können.
Sehr interessante Punkte. Theorie: Ich sollte für Horror keinen (oder zumindest keinen direkten/einfachen) Weg haben, die Gefahr zu überwinden. Aber ich kann (und sollte) einen möglichen (!) Weg haben zu entkommen, möglicherweise zu einem hohen Preis. Erst wenn ich glaube, dass auch Flucht hoffnungslos ist, stellt sich Resignation ein.
Wenn diese Punkte gegeben sind, KANN es aber selbst bei heroischer Fantasy wie D&D Horror geben. Das Smaug-Beispiel hat mich dahingehend echt zum Nachdenken gebracht. Ich kann als Spieler:in sogar WISSEN, welche Werte der Drache hat. Genau dadurch wird mir klar, dass ich ihn mit meinen aktuellen Charakterwerten nicht überwinden kann. Wenn ich aber trotzdem mit ihm konfrontiert werde und die Resignation vermieden wird, kann sich tatsächlich Horror einstellen.
Man stelle mal einer Stufe 5 Gruppe einen Uralten Drachen gegenüber, mit einem "Ja das meine ich ernst" und freue sich über die WTF-Blicke und Angst um das Überleben der Charaktere. Aber: Es sollte einen Weg raus geben. Nicht einen Weg, den Drachen zu erledigten (Damit wird er zu einer Herausforderung), sondern einen Weg, irgendwie die eigene Haut zu retten. Dadurch vermeidet man die Resignation.
Dann kann man noch schön mit der Stimmung spielen, indem man die Überlegenheit und Grausamkeit des Drachens ausspielt, wie eine Katze mit ihrem Spielzeug. Er könnte die Gruppe jederzeit erledigen, aber er will etwas Spaß haben. Und dadurch öffnet sich dieses winzige Fenster, dass evtl. (!) in die Freiheit führt. Aber in keinem Fall zu einem Sieg, wenn man Horror will.
Man stelle sich die Bilbo-Smaug-Szene mit einem schwarzen Drachen in einem nebligen Sumpf vor...
Man sieht immer wieder mal Bewegung oder hört eine Stimme, weiß aber nie, wann er zuschlagen wird. Nebenher ist der Weg unsicher. Der Drache ist kein lovecraftsches unerklärliches unbekanntes Wesen, er ist nur zu bekannt, fast schon abgelutscht. Aber man weiß, wenn er wirklich zuschlägt, ist es vorbei. Damit lässt sich schon gut Stimmung machen.
In diesem Fall würde ich aber auf keinen Fall in den Kampfrundenbereich oder auf die Battlemap gehen!
Ich glaube, so eine Szene werde ich mal in unsere Witchlight-Kampagne einbauen. Aus dem Sumpf sind sie gerade raus, aber ein abgestorbener Wald voller Spinnweben tut es auch.