Das klingt so. Aber der Verzicht auf 0815 Standards ist doch kein Garant für ein gutes Setting. Dieser Dualismus klingt hier aber durch. Man muss sich nur einschränken und dann wird alles gut.
Ich habe ja gerade in meinem letzten Beitrag mehrmals geschrieben, dass ich prinzipiell keinen der beiden Ansätze auf- oder abwerten möchte. Ärgerlich finde ich nur, wenn ich im Kern den konsistenten Eigenentwurf sehe, und dann konzentriert die Ausarbeitung sich mehr darauf, konventionelle Elemente dranzukleben, die ich genauso gut selbst drankleben könnte, wen ich sie will und brauche. Und die Ausarbeitung des originellen Elements verschwindet dahinter oder wird ausgebremst, weil bestimmte Sachen sich dann doch zu sehr mit den Muss-Elementen beißen.
Aber das Problem ist doch ein ganz anderes: über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Und je weniger bunt es wird, desto mehr muss einem die Farbwahl gefallen.
Nur ist "bunt" eben eine Farbwahl. Gegen die ich nicht mal etwas habe. Aber wenn jeder Stuff zusätzlich immer noch khaki, azurblau und ziegelrot im Muster muss, dann wird die Stoffwelt dadurch nicht unbedingt vielfältiger.
ein Setting ist kein Selbstzweck. Es sei denn, man betrachtet es als bloßes Kunstwerk. Wenn nicht, soll es bespielt werden, und dann muss es gefallen oder es wird ignoriert ubd erfüllt seinen Zweck nicht.
Und wenn man sich an D&D als Platzhirsch dran hängt, muss man eben auch D&D anbieten oder das Setting findet nur in ganz wenigen Fällen Beachtung.
Bingo! Ein Setting muss kein Kunstwerk sein, aber es DARF - auch - ein Kunstwerk sein. Das steht einer Spielbarkeit auch in keiner Weise im Weg. Die kreative Beschränkung bei der Wahl der Settingelemente hindert die Autor*innen ja in keiner Weise daran, ihr Material gut für das Spiel aufzubereiten. Vieles kommt vielleicht sogar klarer und übersichtlicher heraus, wo bewusst ein Fokus gesetzt wird.
"Soll bespielt werden" musst du trennen von "Soll von verkauft und von vielen bespielt werden", verbunden mit der Annahme, dass es eine Hauptmasse von Spieler*innen gibt, die "alles" in einem Setting wollen, damit es für sie infrage kommt (was ja durchaus sein mag).
Wenn ich einen Text egal welcher Art lese und dabei immer wieder denke: "Na ja, das passt nicht so richtig rein, aber soll sich ja auch verkaufen, also muss wohl", dann finde ich das ehrlich gesagt deprimierend. Den Text lege ich ganz schnell wieder weg, egal, ob es ein Roman oder ein Rollenspiel oder ein Comic ist. Wenn ich was knallbunters mit allem und scharf lese, bei dem das knallbunte Grundkonzept ist, ist das was ganz anderes. Ich würde auch um Himmels willen nicht behaupten, irgendein D&D-Regelbuch wäre besser, wenn es sich bei der angebotenen Auswahl der Ancestries mehr beschränkt, weil das D&D-Regelbuch hinsichtlich Settings eben ein Baukasten ist. Aber wenn jemand dann einen spezifischen Entwurf vorlegt, der sich z.B. aus diesem Baukasten bedient, will ich darin erst mal nur die Elemente sehen, die inhaltlich passen. Gerade bei D&D ist es leichter, den Rest selbst hinzuzufügen, als ihn wieder abzumontieren (mal abgesehen von der Lesezeit, die ich zum Wiederkäuen des Bekannten opfere).
Hm, eigentlich geht es mir auch nicht um D&D, ist nicht meine Baustelle, aber ich denke mal, das bekannteste Beispiel.
Ich finde den Gegensatz zwischen "Elfenbeinturm-Kunst" und "spielbar", den du aufmachst, jedenfalls so nicht richtig. Das Thema der spielbaren Aufbereitung ist noch mal ein anderes.