Autor Thema: [Rant] Der ewige Kitchen Sink  (Gelesen 1779 mal)

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Offline Weltengeist

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[Rant] Der ewige Kitchen Sink
« am: 20.12.2024 | 21:00 »
Muss mich grad mal aufregen...

Habe mir gerade ein neues Setting angeschaut. Sah eigentlich ganz vielversprechend aus - starke Sword-and-Sorcery-Vibes, der Götterkrieg hat alle Götter (bis auf zwei) ausgelöscht und ganze Länder gleich mit. Magier sind eine zurückgezogene und vorsichtige Sekte geworden. Die nichtmenschlichen Spezies passen auch gut (insb. Tiermenschen). Ruinen und alte Geheimnisse des vergangenen goldenen Zeitalters überall. Klang schick.

Und dann mach ich das Buch auf, und da steht dann wieder drin: Alle magischen Schulen aus dem GRW können verwendet werden. Druids, Wizards, Warlocks - you name it. Alle Spezies auch - sind zwar nicht so häufig, aber hey, natürlich gibt's auch Elfen, Zwerge und das ganze übliche Gelichter. Techniklevel? Keine Angaben, aber die (fröhlich aus StockArt zusammengeklatschten) Bilder reichen von Eisenzeit über Jack Sparrow bis Sherlock Holmes. Und dann gibt's da als i-Tüpfelchen noch das mittlerweile scheinbar obligatorische Vampirkönigreich, in dem alle Namen auf "-ov" und "-ova" enden. Ich könnt grad kotzen.

Was mich zu einer Frage bringt, die mich schon mein ganzes erwachsenes Rollenspielerleben lang beschäftigt: Muss denn wirklich jedes Setting, das so etwas wie einen Stil zu haben scheint, am Ende wieder in der gleichen Einheitsbrühe ersäuft werden? Häufig ist da eine tolle, eigenständige Grundidee, und dann - klatsch: müssen noch Elfen, Zwerge, Orks, Ritter, Prinzessinnen, Wikinger, Ninjas und Gothic-Vampire mit rein. Sogar bei Myranor, das ich anfangs gerade dafür geliebt habe, dass es all das nicht gab...

Dabei fing es für mich schon mit Terry K. Amthors Shadow World an: sie hatte wirklich einen ganz eigenen Stil, und dann hat man einfach einen Haufen Drittautoren drauf losgelassen, denen die ursprüngliche Vision scheißegal war und die einfach das mit in die Welt gepackt haben, was sie sowieso gerade in der Schublade hatten. Aber ich werfe das auch einem Keith Baker vor - sein Eberron wäre so viel cooler, wenn er ganz auf die Dragonmarked Houses und Artefaktmagie gesetzt hätte, statt wieder alle D&D-Zauberklassen zuzulassen. Naja, und wenn es nach mir geht, hätte man auch nicht wieder den ganzen Spielbare-Rassen-plus-Monsterhandbuch-Zoo mit reinpacken müssen...

Und natürlich gibt es auch auf Eberron ein Vampir-Königreich (falls ihr jetzt sagt: "Hä? Wo?", dann hab ich nix gesagt ;)) Genauso wie auf Arcanis, wo es absolut null zum restlichen Setting passt. Und genau wie auf Midgard (also dem Kobold-Press-Midgard), wo es mich ebenfalls maximal nervt - schon allein, weil es keinerlei vernünftigen Grund dafür gibt, dass die jetzt nicht die Welt überrannt haben, wenn sie schon ein ganzes Land voll Vampire nebst zugehörigem Futter haben.

Oder unser deutsches Midgard. Nehmen wir - nur mal als Beispiel - den Karmodin. Einen magischen Wald in einer Region, die als ursprünglich als frühmittelalterlich-slawisch charakterisiert wird und die direkt an das Territorium der Hunnen (sorry, Tegaren) grenzt. Der Wald markiert zudem die Grenze zwischen unserer und der Anderswelt. Da kommt dann eine Kampagne zu raus, auf die man sich freut und die mit einem supermystischen Abenteuer beginnt. Und dann geht es in Wahrheit - um aztekische Vampirgötter? Und das Finale hat plötzlich deutlich mehr von 19. Jahrhundert-Rumänien als vom ursprünglichen Setting? Aaargh!

Aber auch sonst erinnert mich das, was bei Rollenspiel-Settings immer wieder angerichtet wird, ein bisschen an koreanische Küche: Großartiges, wirklich großartiges Essen, das dann aber routinemäßig bis zur Unkenntlichkeit unter "special sauce" (aka Chili bis der Arzt kommt) ertränkt wird.

Ich will ja niemandem seine Kitchen Sinks wegnehmen, und ich kann problemlos damit leben, dass Aventurien, Golarion, Faerûn, Lorakis und wie sie alle heißen jeden "Specialist" (nach Robin Laws) abholen wollen. Aber könnt ihr uns anderen, denen das schon seit Jahren zum Hals raushängt, nicht wenigstens unsere Nischen lassen?
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Offline gilborn

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #1 am: 20.12.2024 | 21:30 »
Und natürlich muss jede Exotenrasse auch für den Spieler zugänglich sein, egal wie selten oder schlicht unpassend er ist... und wehe die Spielwelt reagiert auf ihn als wäre er so fremdartig wie er nunmal ist, dann ist aber Schicht im Schacht!
 ~;D

PS: Schön dass du wieder da bist!

Offline JS

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #2 am: 20.12.2024 | 21:53 »
(insb. Tiermenschen).

Ich wundere mich gerade ein wenig, daß dieser total ausgelutschte Punkt nicht dazugehört und der Frust erst mit den anderen Klischees begann. Und es gibt doch so viele Nischensettings, die natürlich nur von wenigen gespielt werden, daß Sorgen unbegründet sind.  :think:
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Offline Xemides

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #3 am: 20.12.2024 | 22:11 »
Dann nimm doch Glorantha ^^
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Offline nobody@home

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #4 am: 20.12.2024 | 22:12 »
Da dürfte mMn mit reinspielen, daß die weitaus meisten gerade Fantasy-Rollenspielschreiber selbst da, wo sie nicht von vornherein für D&D schreiben (wo halt die "Standard"völker und -klassen bereits im System fest verankert sind und entsprechend gnadenlos in alle Settings mitgeschleift werden), zumindest in erster Linie genau dieses kennen und also schon mit entsprechenden Bildern im Kopf antreten. Und selbst, wo das mal nicht der Fall ist, sind die meisten anderen denkbaren Spielvorbilder ihrerseits auch schon stark von D&D mitgeprägt (ja, Midgard und DSA, guckt nicht so unschuldig, Videospiele und "klassische" Fantasy-Anime sowieso nicht...), so daß man aus der Klischeefalle und Das-muß-doch-aber-so-sein-richtig?-Denke gar nicht mal so einfach wieder herauskommt.

Ein bißchen mag dann auch noch die Versuchung dazukommen, gleich eine ganze Fantasywelt aufzusetzen -- und so eine Welt ist ja recht groß, da paßt also, möchte man vielleicht denken, schon ohne große Probleme auch alles Mögliche hinein. Wieso also nicht erst mal den ganzen Standardmüll hineinpacken (die Elfen leben natürlich hier, die Zwerge da...) und dann noch das, was man an eigenen Ideen tatsächlich hat, noch obendrauf dazutun?

Teil meines persönlichen Ansatzes wäre denn auch, ein Fantasysetting erst mal einigermaßen klein zu halten. So was wie beispielsweise zwei bis vier gegenseitig benachbarte und nicht unbedingt immer harmonisch miteinander auskommende Königreiche o.ä. sollte eigentlich schon vielen Gruppen genug Gelegenheit geben, sich eine ganze Weile auszutoben, ohne gleich auch noch auf der anderen Seite des großen Ozeans nach Abenteuern suchen zu müssen -- und in eine so potentiell vergleichsweise überschaubare Gegend muß ich dann auch gar nicht zwanghaft alles Erdenkliche quetschen, sondern sowohl deren einzelne Teile als auch die Gesamtheit können allemal jeweils ihre eigene klare Identität haben. (Und um neue Gefahren "von außerhalb" erweitern kann ich das Ganze ja später immer noch, wenn ich unbedingt muß...ja, kreative Faulheit ist auch ein wenig Teil des Gedankens. ;))

Offline Mithras

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #5 am: 20.12.2024 | 22:42 »
Deswegen Hyboria: Humans only, various Cultures. Basta. Oder halt Hausregeln. Aber dieser D&D 5E Zoo der mit 3.0 ja schon anfing geht mir auch auf die Nerven. Golarion finde ich das schlimmste Beispiel das es gibt...
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Tolkien ist stark überbewertet und seine Bücher nach Der kleine Hobbit furchtbar zäh und langatmig. Das beste was er zustande gebracht hat, war die Vorlage für die Drei besten Fantasyfilme zu liefern, die bisher gedreht wurden.

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Offline Tudor the Traveller

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #6 am: 20.12.2024 | 23:21 »
Hmm. Ehrlich gesagt empfinde ich es genau anders herum: zuviel Super Special - oft grimdark - Settings und viel zu wenig generischer High Fantasy Kitchen Sink, der nicht irgendwie doch einen erzwungenen Twist hat um ihn speziell zu machen ...  :think:
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Offline Haukrinn

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #7 am: 20.12.2024 | 23:28 »
Produziere, was die Leute kaufen. Abweichungen davon gibt's nur selten.

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #8 am: 20.12.2024 | 23:46 »
Ich wundere mich gerade ein wenig, daß dieser total ausgelutschte Punkt nicht dazugehört und der Frust erst mit den anderen Klischees begann.

Mag mit daran liegen, daß dieser Punkt verglichen mit einer Reihe anderer Fantasyklischees (wie beispielsweise ach so exotischen Menschen wahlweise mit spitzen Ohren oder in kurz) so ausgelutscht noch gar nicht ist...und in mancher Hinsicht eigentlich sogar besser ins Genre paßt, denn so was wie sprechende Tiere dürften zumindest viele von uns ja noch ganz selbstverständlich aus ihrer Kindheit kennen. Und: bei Tiermenschen besteht ja gerade nicht jeder Hinz und Kunz darauf, daß die unbedingt "zur Fantasy" gehören und deshalb in jedes Spiel mit hineinmüssen, das haben sie also schon mal für sich. :)

Offline JS

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #9 am: 20.12.2024 | 23:55 »
Tiermenschen im Fantasy-RSP waren schon in den 90ern ausgelutscht und sind in so vielen Settings wie unsere Elfen und Zwerge.
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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #10 am: Gestern um 00:17 »
Tiermenschen im Fantasy-RSP waren schon in den 90ern ausgelutscht und sind in so vielen Settings wie unsere Elfen und Zwerge.

Sind sie zumindest als spielbare Charaktere (über NSC-Lokalkolorit kann man sich streiten, aber in die Kategorie fallen dann auch gleich wieder diverse "klassische Monster"...wie ausgelutscht sind beispielsweise Drachen?) meines Wissens definitiv nicht, also erzähl' bitte keinen Kokolores.

Es ist auch nicht so, als ob ich in Sachen Tiermenschen einen besonders stark ausgeprägten allgemeinen Für- oder Wider-Standpunkt hätte. Ob und wie gut die in ein Setting passen, hängt für mich recht direkt wiederum von diesem ab -- eine Welt, die ohne sie gar nicht richtig funktionieren würde, ist nun mal nicht dasselbe wie eine, die sie in etwa so nötig braucht wie ein Fisch ein Fahrrad. Nur wenn einer käme und mir erzählen wollte, alle Settings fielen ausschließlich in die eine oder andere Kategorie...dem würde ich halt einen Vogel zeigen. ;)

Offline Marduk

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #11 am: Gestern um 00:20 »
Es gibt sie, die Nichstandardsettings, aber die sind halt nicht so erfolgreich, weil die Mehrheit halt die Standardsettings will..

Exalted, Glorantha, Shadows of Esteren sind da nur ein paar Beispiele, die sind aber gerade in Deutschland halt nur Nische in der Nische.
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Offline Gondalf

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #12 am: Gestern um 00:33 »
Muss mich grad mal aufregen...


Und dann mach ich das Buch auf, und da steht dann wieder drin: Alle magischen Schulen aus dem GRW können verwendet werden. Druids, Wizards, Warlocks - you name it. Alle Spezies auch - sind zwar nicht so häufig, aber hey, natürlich gibt's auch Elfen, Zwerge und das ganze übliche Gelichter. Techniklevel? Keine Angaben, aber die (fröhlich aus StockArt zusammengeklatschten) Bilder reichen von Eisenzeit über Jack Sparrow bis Sherlock Holmes. Und dann gibt's da als i-Tüpfelchen noch das mittlerweile scheinbar obligatorische Vampirkönigreich, in dem alle Namen auf "-ov" und "-ova" enden. Ich könnt grad kotzen.

Was mich zu einer Frage bringt, die mich schon mein ganzes erwachsenes Rollenspielerleben lang beschäftigt: Muss denn wirklich jedes Setting, das so etwas wie einen Stil zu haben scheint, am Ende wieder in der gleichen Einheitsbrühe ersäuft werden? Häufig ist da eine tolle, eigenständige Grundidee, und dann - klatsch: müssen noch Elfen, Zwerge, Orks, Ritter, Prinzessinnen, Wikinger, Ninjas und Gothic-Vampire mit rein. Sogar bei Myranor, das ich anfangs gerade dafür geliebt habe, dass es all das nicht gab...

…Dabei fing es für mich schon mit Terry K. Amthors Shadow World an: sie hatte wirklich einen ganz eigenen Stil, und dann hat man einfach einen Haufen Drittautoren drauf losgelassen, denen die ursprüngliche Vision scheißegal war und die einfach das mit in die Welt gepackt haben, was sie sowieso gerade in der Schublade hatten. Aber ich werfe das auch einem Keith Baker vor - sein Eberron wäre so viel cooler, wenn er ganz auf die Dragonmarked Houses und Artefaktmagie gesetzt hätte, statt wieder alle D&D-Zauberklassen zuzulassen. Naja, und wenn es nach mir geht, hätte man auch nicht wieder den ganzen Spielbare-Rassen-plus-Monsterhandbuch-Zoo mit reinpacken müssen...



Eventuell einfach anpassen, weglassen, was nicht gefällt, umgestalten, was nicht passt.
Ist ja deine Runde, anders wird es wohl nicht gehen.

Das habe ich hier aus dem Tanelorn erst so richtig durchblickt.
Die Leute tauschen Settings und Regelsysteme, spielen Regeln Version 4, mit der Welt aus 1.
Kein Bock auf Metaplot, dann ändere ich ihn oder lasse ihn weg und spiele ein angepasstes D&D Abenteuer in meiner DSA Runde.

Irgendwie passt vieles ja nie so 100%, irgendwas muss man eh anfassen, also einfach machen, wie es gefällt.

>;D

Tiermenschen im Fantasy-RSP waren schon in den 90ern ausgelutscht und sind in so vielen Settings wie unsere Elfen und Zwerge.

Naja, ein Tick weniger ist es schon.
Wobei ich auch finde, wenn es ins Setzing passt oder mal ein Klischee aufgebrochen wird, ist es auch halb so wild.
In MYZ gab es Tiermenschen, die waren auch etwas anders..
„Mir grinst die Sonne aus jeder Ritze - ich könnte Konfetti kotzen“

- Bernd Stromberg -

Offline JS

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #13 am: Gestern um 00:47 »
also erzähl' bitte keinen Kokolores.

Ich diskutiere nicht mehr mit Leuten, die das Mindestmaß an Höflichkeit unterbieten.
Bin raus aus dieser Farce.
« Letzte Änderung: Gestern um 01:11 von JS »
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Offline klatschi

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #14 am: Gestern um 00:48 »
Ich verstehe Weltengeists Kritik da schon etwas weitergehend. Es gibt ja zwei Elemente, die hier durcheinandergeworfen werden: Setting und regeltechnische Umsetzung.

Hmm. Ehrlich gesagt empfinde ich es genau anders herum: zuviel Super Special - oft grimdark - Settings und viel zu wenig generischer High Fantasy Kitchen Sink, der nicht irgendwie doch einen erzwungenen Twist hat um ihn speziell zu machen ...  :think:

Wenn ich Weltengeist richtig verstanden habe, dann ist das das eine: Ein Setting hat eben eine gewisse Tonalität und twists und Co, um einen Unique Selling Point aufzubauen. Dazu kann man stehen wie man will, die Kritik äußert sich ja daran, dass man sich dann nicht traut, dies auch regeltechnisch darzustellen, indem das Setting gewisse Charakterklassen und Völker ausschließt, Zauberschulen verbietet und damit die Spelllist einschränkt und und und. Das hat dann auch gar nichts damit zu tun, wie sehr das Setting versucht, in der Geschichte einen Unique Selling Point zu erzwingen, weil es am Ende dann doch wieder beim selben rauskommt, mit minimalen, nicht-inversiven Einschränkungen (Zwerge und super selten, aber den Spielern natürlich dennoch als Volk nicht vorenthalten).

Also, so zumindest meine Interpretation, und den Eindruck habe ich manchmal auch.

Ich denke, dass manchmal dahinter auch einfach zu einem gewissen Grad die Faulheit der Entwickler steckt. Denn Spellists einzuschränken bedeutet, dass ich mir genau Gedanken muss, wer eigentlich Zugriff auf welchen Spell haben muss. Charakterklassen wegzunehmen bedeutet, dass gewisse "Rollen" vielleicht nicht abgebildet werden. Und so weiter.
Mein Lieblingsbeispiel ist "Adventures in Rokugan", ein DnD-Derivat, das L5R actionlastiger machen soll. Es sind tolle Ideen im Spiel, aber man hat sich nicht getraut, einen weiteres Attribut einzuführen (Honor), obwohl ein solcher Schritt im DMG ausdrücklich als Beispiel für Samurai-Kampagnen beschrieben wird. Das wäre natürlich für die Klasse des Courtiers / Höflings mega passend, dann macht man lieber einfach viele in sich / der Klasse geschlossene Subsysteme, als dass man mit einer Veränderung der Attribute das ganze Spiel anfasst.
Gerade Magiesysteme sind da schwer zu adaptieren, wie Aikar mal über seine DnD-DSA Conversion geschrieben hat.

Da taugt mir gerade Dolmenwood sehr, das einfach in vielen Bereichen abseits der Wege geht. Da geht halt aber dann auch nicht alles...Wie man aber einen Grimalkin (ein Katzenwesen, das die Form zwischen gestiefelten Kater, Hauskatze und Wildkatze wandeln kann) darstellt, ist dann immer so ne Frage. Oftmals verliert sich die Darstellung ja dann im Aufgreifen klassischer Fantasy-Klischees.
« Letzte Änderung: Gestern um 00:56 von klatschi »

Offline nobody@home

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #15 am: Gestern um 01:28 »
Generell: ein Fantasysetting, insbesondere eins Marke Eigenbau, kann so aussehen, wie sein(e) Erschaffer das möchte(n). Das kann eine für viele vertraut-bequeme EDO-Klischeepackung sein, muß aber nicht; und man kann versuchen, alles Mögliche und dann noch dreimal Nachschlag hineinzuquetschen, aber nötig ist auch das nicht zwingend und weniger ist insbesondere im kleineren Rahmen schnell mal mehr. Wenn man sich nicht dauernd in der Breite verzetteln muß, dann kann man mit demselben Aufwand eben statt dessen auch mal mehr ins Detail und die Tiefe gehen.

Offline Eismann

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #16 am: Gestern um 03:38 »
Ich war vor einer Weile in einem Restaurant, alles sehr chic, modern und auf teures Steakhouse aufgezogen. Auf der Karte waren dann aber neben ein paar Steaks hauptsächlich Currywurst, Spabo und Schnipo. Denn es war in Spanien in einer deutschen Seniorenhochburg mit einem Campingplatz ein paar Straßen weiter.
Das erinnert mich irgendwie an das Thema: Wenn man der Masse folgt, dann landet man früher oder später eben beim Standard. Ob man das aus Gewohnheit tut, weil man nichts anderes kennt oder weil man auf die Wünsche einer möglichst großen Zielgruppe eingehen will.
Andererseits ist es auch nicht leicht etwas Neues (und vorzugsweise "Gutes") aufzuziehen, ohne zu krude zu werden.
« Letzte Änderung: Gestern um 03:41 von Eismann »

Offline Weltengeist

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #17 am: Gestern um 07:57 »
Ich wundere mich gerade ein wenig, daß dieser total ausgelutschte Punkt nicht dazugehört und der Frust erst mit den anderen Klischees begann. Und es gibt doch so viele Nischensettings, die natürlich nur von wenigen gespielt werden, daß Sorgen unbegründet sind.  :think:

Auch wenn du dich ja scheinbar schon wieder aus der Diskussion zurückgezogen hast, würde ich dazu gerne etwas klarstellen:

Natürlich kann man die obige Liste an Klischees noch beliebig erweitern. Beispielsweise um Tiermenschen. Oder um einen Italienische-Renaissance-Staat. Oder um das übliche Cthulhu-Zeugs.

Mir geht es aber nicht darum, dass nichts davon drin sein darf. Natürlich darf es das. Ich hab nichts gegen Elfen und Zwerge. Ich hab nichts gegen Wikinger (also im Rollenspiel jedenfalls ;)). Ich hab nicht mal was gegen den gelegentlichen Vampir (solange sein Name nicht gerade auf -ov endet und er bei Knoblauch Panikattacken kriegt). Was mich nervt, ist dass immer ALLES davon drin sein muss. Also Elfen UND Zwerge UND Orks UND Vampire UND Cthulhu UND Mongolen UND Renaissance-Staat UND Ritter+Prinzessin UND der gesamte griechische Mythenzoo UND alles von den Gebrüdern Grimm UND Pirates of the Carribean UND UND UND.

Für mich ist das so, als würde ich in der Küche den Schrank aufmachen und sagen: Kochen wir mal was leckeres. Wie machen wir das? Indem wir alles in einen Topf tun, was lecker ist. Schnitzel: Check. Pommes: Check. Nutella: check. Orangen: Check. Ketchup und Mayo und Senf und Sojasoße und Aceto Balsamico: Check. Noch ein Stück Pizza rein, Weintrauben, eine Dose Hering in Tomatensoße, ein Stück Kuchen, eine halbe Tüte Gummibärchen. Und jetzt warm machen, kräftig umrühren und voilá - einfach genießen... :puke:
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Online Raven Nash

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #18 am: Gestern um 08:06 »
Als Weltenbauer sehe ich das Problem vor allem darin: es ist nunmal viel einfacher, vermeintliche Standards zu übernehmen, als selber etwas zu entwickeln, dass dann in sich stimmig bleibt. Wenn man seine Welt mit dem Spezies-Zoo vollpackt, muss man bei den Kulturen nicht besonders in die Tiefe gehen. Die Tiermenschen verhalten sich eben wie vermenschlichte Tiere, die Elfen sind eben Elfen, die Zwerge saufen Bier und stinken - Ende.

Eine in sich stimmige Welt zu bauen, erfordert nunmal Arbeit. Soll sie mehr sein als 08/15-EDO, bedarf das auch noch Recherche. Und wenn man dann auch noch für D&D baut, darf man um Himmels Willen nur keine PHB-Rasse verbieten!
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Offline Mithras

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #19 am: Gestern um 08:09 »
Das es Exalted nicht auf deutsch gibt stößt mir auch auf aber der Durchschnittsmichel aus D-Land kauft und spielt halt nur 08/15 Fantasy... :bang:
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Offline diogenes

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #20 am: Gestern um 08:19 »
Ich finde es schade, dass bei diesen Diskussionen immer ein bisschen Elitismus zumindest latent mitschwingt. Nach dem Motto, wir echten Rollenspieler*innen, wir wollen ausgefallene tolle Settings mit genau abgestimmten Regeln dazu aber das Fußvolk will ja nur den Standard McFantasy mit alles.

Die Realität ist, dass sich Standard D&D Fantasy eben am besten verkauft. Das meiner Meinung nach Positive, das Kitchen Sink settings da leisten, ist in dieser Standard-Schablone eben möglichst viel unterzubringen. Die Frage ist doch, egal wie ausgelutscht das auch ist, was man damit am Spieltisch macht. Ich oute mich da gern als 08/15 Pathfinder Golarion Fan. Mehr Kitchen Sink als Golarion und Pathfinder, besonders seit 2e geht ja nicht. Aber es macht halt am Tisch real einen Unterschied, ob ich in Ustalav mit all den -ov und -ova-Vampir*innen spiele oder im Mwangi-Becken oder im Untoten-Staat Geb. Dass das alles etwas unrealistisch nah beieinander liegt, wenn man mit einer "Realismus"-Brille drauf guckt, geschenkt, aber wer macht denn das wirklich, also im Spiel.
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Offline Weltengeist

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #21 am: Gestern um 08:30 »
Ich finde es schade, dass bei diesen Diskussionen immer ein bisschen Elitismus zumindest latent mitschwingt. Nach dem Motto, wir echten Rollenspieler*innen, wir wollen ausgefallene tolle Settings mit genau abgestimmten Regeln dazu aber das Fußvolk will ja nur den Standard McFantasy mit alles.

Also zumindest von mir ist das ausdrücklich nicht so beabsichtigt, im Gegenteil: Deshalb schrieb ich ja oben, dass ich jedem sein Kitchen-Sink-Setting gönne. Ich hab auch selbst mehrere (teilweise komplett) im Regal stehen. Und mir ist auch klar, dass den großen Massen-Blockbustern auch gar nichts anderes übrig bleibt, als breite Settings zu bauen, die möglichst viele Vorlieben und Spielstile abholen.

Mir geht es vielmehr darum, dass es abseits davon ja auch Platz für Nischen gibt. Diese werden aber immer wieder beschädigt. Und ich kaufe das Argument nicht, dass "der Deutsche" oder wer auch nur das immer gleiche kaufen würde. Sieht man ja im Romanbereich. Weder bei Joanne K. Rowling noch bei George R.R. Martin noch in Brandon Sandersons Cosmere-Kosmos kommt alles zum Einsatz, was je in der Fantastik erfunden wurde. Es geht also, und es geht auch erfolgreich. Aber wie Raven Nash oben schreibt: Dazu muss man in sein Worldbuilding mehr Denkzeit investieren. Und man muss die Abkehr von den seit 50 Jahren angewöhnten Tropes auch wollen (und dem Leser/Spieler das gleiche zutrauen).
« Letzte Änderung: Gestern um 08:38 von Weltengeist »
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Offline Kaskantor

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #22 am: Gestern um 08:35 »
Malmsturm und Engel wären 2 deutsche Settings, die mir spontan einfallen würden…
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Offline Mithras

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #23 am: Gestern um 08:36 »
Konkret macht mein SL das so, gerade jetzt aktuell. Von Geb zum Mwangibecken mit ein paar Tagen Fußmarsch.
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Offline Sashael

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Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
« Antwort #24 am: Gestern um 08:51 »
Ich hab das mal versucht und ein Setting mit recht harten Einschränkungen bei der Spezies- und Klassenwahl aufgesetzt.

Wortwörtlich der erste Spieler kam mit einem Konzept an, das die Einschränkungen ignorierte. Mit ganz viel Bliblahblub, warum das denn jetzt doch passen würde, garniert mit dem Vorwurf, ich würde Kreativität einschränken. Während das Konzept de facto nur aus Powergaming bestand.

Die Runde hat auch nur 3 oder 4 Sessions gehalten.
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


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