Wieso sollte ich Spielern verbieten etwas zu spielen? Rollenspiel soll Freiheit sein und die eigene Fantasie die Grenze und nicht der Ego-Trip des Autors oder SL.
Klar, wenn es Sachen in der Welt nicht gibt, dann kann man sie nicht spielen. Wenn es aber alles gibt, dann sollte man es auch spielen können. Gerade bei eigenen Sachen.
Dann noch immer der Schneeflocken-Aspekt. "Das ist mir zu Mainstream. Elfen sind doof. Ich bin so Special und meine Idee ist so besonders."
Nein, sie ist langweilig.
Ich glaube, es geht da eher um (unterstellte) Spielkultur: Wenn die Erwartung ist, dass der klassische D&D-Zoo komplett verfügbar sein muss, weil Spieler*innen sonst ungebührlich eingeschränkt werden, dann ist das halt für Settingdesigner der Appell, auch bitte alles irgendwie aufzunehmen.
Wenn ich eine Gruppe habe, in der ich mir leicht über die Core Story einig werde und damit darüber, welche Elemente was am eigenen Tisch zu suchen haben und welche rausfliegen, ist das ja gar kein großes Problem. Dann wird das Setting halt ohne Elfen, Zwerge und Vampire gespielt und auf den konzeptionellen Kern rangezoomt.
Wenn ich diese Gruppe nicht habe, dann bringt mir allerdings das Setting, dass die Elfen, Zwerge und Vampire von vorneherein weglässt, evtl. auch nicht viel, weil dann Spieler eben unzufrieden mit dem Setting sind.
Trotzdem nervt mich auch die Kitchen-Sink-Dominanz, weil die eben immer mehr den Eindruck verstärkt, das "müsste" es alles geben, sonst sei das Setting einschränkend und damit gängelnd, schlecht, kreativitätsfeindlich (obwohl es ja eigentlich eine Binsenweisheit ist, dass Beschränkungen die Kreativität fördern).
Und da ich hauptsächlich RSP-Leser bin, nervt mich das ständige Reingebutter von "All things D&D" in alle möglichen Settings erst recht, weil bei einem Lesetext ein Missklang eben ein Missklang ist - ich kann mir beim Lesen zwar überlegen, dass ich etwas im Spiel weglassen würde, aber bei der Erfahrung, mir eine präsentierte Welt lesend zu erschließen, stört das drangeklatschte Element erst mal und kostet mich Zeit, die ich lieber mit dem kreativen Kern des Settings verbringen würde als mit dem, was noch alles sein muss.
Abgesehen davon würde ich gerne festhalten: Die Erwartung, dass ein bestimmter "Satz" von Ancestries und anderen Settingelementen vorhanden sein muss, ist auch ganz schön elitär, weil sie tendenziell die Autor*innen ausschließt, die die D&Dismen aus dem einen oder anderen Grund nicht vollständig mit der Muttermilch aufgesogen haben und sich das alles plötzlich draufschaffen sollen. Sind vielleicht nicht so viele, aber trotzdem wäre es schön, wenn es ein bisschen mehr Platz gäbe für die Weltenbauer*innen, die einfach ihre eigenen Ideen umsetzen wollen, ohne sich zu fragen, wie sie da jetzt noch Elfen/Zwerge/Tieflinge in irgendeiner Form reinwurschteln.
EDIT: Nicht schlecht finde ich den Ansatz, einfach das eigene, konsistente Setting zu beschreiben und dann optionale Andockstellen vorzuschlagen, an denen die, die es wollen, ihre jeweiligen Liebingszwerge usw. unterbringen können. Ist allemal besser, als das X-te Zwergenvolk für das eigene Setting zu erfinden und zu beschreiben, mit einem kleinen Twist vielleicht, der dann aber auch wieder nicht so richtig anders sein darf, weil die Zwergenfans müssen ja ihren gewohnten Zwerg da unterbekommen. Letzteres ist einfach nur verschwendete Schreib- und Lesezeit.