26.
Alexander Hartung - Auf der Spur des Jägers. Ebenfalls ein Re-Read, der 9. Fall für Jan Tommen und sein Team. Schwieriges Thema, gut umgesetzt, wie immer ohne Splatter oder Schockeffekte. Die Nik Pohl-Serie ist zwar richtig gut, aber Tommen und sein Team sind ungeschlagen. 5 von 5.
27.
Alexander Hartung - Auf verlorenen Wegen. Der 8. und immer noch ungeschlagen beste Fall für Jan Tommen, Chandu, Max und Zoe, die diesmal auf dem winterlichen Rügen ermitteln statt in Berlin, um zu beweisen, dass Max keinen Raubmord begangen hat und einfach nur zur falschen Zeit die falschen Fragen gestellt hat. 5 von 5
28.
Wolfgang Herrndorf - Tschick. Maik Klingenberg ist ein Außenseiter in seiner Klasse, sein Vater kümmert sich lieber um seine insolvente Firma und seine Assistentin Mona und seine Mutter ist Alkoholikerin, die regelmäßig in einer "Beautyfarm" eincheckt, ein Euphemismus für eine Entzugsklinik. Als auch sein Schwarm Tatjana ihn nicht zu ihrem Geburtstag einlädt und seine Eltern ihn einfach allein lassen (Vater muss zur "Tagung" mit der Assistentin), ist er froh, als sein neuer Mitschüler Andrej, ein junger Russlanddeutscher, genannt "Tschick" ihn mit einem geklauten Lada aufsammelt. Gemeinsam beschließen die beiden Jungen, in die Walachei zu fahren, wo Tschicks Großvater leben soll.
Auch wenn die beiden Protagonisten erst 14 Jahre alt sind, das Buch ist nicht (nur) für Jugendliche. Roadmovies sind meiner Meinung nach ein altersloses Genre, das hier gekonnt mit einem Coming-of-Age-Roman verknüpft wird. Maik und Tschick sind zwei sehr glaubwürdige Teenager und rutschen nie ins Klischee ab, die Figuren, die sie treffen, sind skurril, aber immer respektvoll geschrieben, und die Beschreibungen der Fahrt durch den heißen Sommer ohne wirkliche Orientierung sehr plastisch. Ich hatte das Buch vor zwei Jahren mal als E-Book-Angebot erstanden und dann vergessen, jetzt wiedergefunden und in einem Rutsch durchgelesen. 5 von 5.
29.
Katherine Arden - Der Bär und die Nachtigall. Irgendwie komme ich gerade dazu, das zu tun, was ich seit zwei Challenges tun will: Den Kram lesen, der hier ungelesen rumliegt. Auch "Der Bär und die Nachtigall" habe ich vor Jahren mal erstanden (mindestens 6), ins Regal gestellt und vergessen. Dann irgendwann letztes oder vorletztes Jahr angefangen, gelangweilt zur Seite gelegt, aber so recht weggeben wollte ich es auch nicht. Also wieder vorgeholt und plötzlich war ich hooked und wollte die Geschichte von Wasja, ihrer Familie und dem mittelalterlichen Russland lesen, in dem der alte Glaube noch stark ist und sogar den eifrigen Priester Konstantin in die Knie zwingt. Die Beschreibungen und die Welt sind so plastisch, dass ich mehrfach nachsehen musste, ob ich nicht doch überlesen habe, dass die Autorin eigentlich Russin ist (sie ist US-Amerikanerin und hat Russisch studiert), und auch wenn das Buch Teil einer Trilogie ist, es wirkt doch in sich abgeschlossen. Einzig der Titel ist an den Haaren herbeigezogen und erschließt sich erst auf den letzten 50 Seiten. Das Buch darf trotzdem bleiben. 4 von 5.
30.
Christina Beuther - Konfetti im Herzen. Einem geschenkten Gaul und so... Thalia hat das E-Book für umme rausgehauen, und ich dachte, ach, so ein Wohlfühlroman kann ja nicht schaden. Kann er tatsächlich nicht, die Geschichte ist einfach nur süß, ziemlich vorhersehbar und absolut nix Neues. Zwischendrin gibt es immer wieder ein paar lustige Dialoge, der jüngste Sohn der Hauptperson ist ein kleiner Star Wars-Nerd, und wenigstens werden keine Leute als "Comical Relief" abgestellt aufgrund irgendwelcher Äußerlichkeiten. Achja, eine Story hat das Buch auch, nach der Scheidung von ihrem Mann und dem Umzug in eine andere Wohnung will die Lehrerin Anne eigentlich erstmal ihr Leben auf die Reihe kriegen, aber dann machen ihr gleich zwei Männer einen Strich durch die Rechnung, bis dann nach einigen Irrungen und Wirrungen das Happy End kommt. 3 von 5.
31.
Luke Arnold - The last smile in Sunder City. Das absolute Kontrastprogramm zum Buch davor. 2022 als E-Book gekauft, angefangen und aus irgendeinem Grund nach ein paar "Seiten" nicht weitergelesen, habe ich es vor allen Dingen deswegen vorgeholt, weil ich abends im Bett nur E-Books lesen kann. Es lag übrigens nicht am Buch, dass ich abgebrochen habe, im zweiten Anlauf gab es keine Pausen und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen.
Worum geht es? In Sunder City, einer Stadt, die irgendwie in Europa oder den USA zwischen 1890 und 1980 liegen könnte, gab es einmal Magie und magische Wesen, bis es den Menschen gelang, die Magie zum Versiegen zu bringen. Schuld daran ist ein Mann: Fetch Phillips, der jetzt in Sunder City als "Man for Hire" arbeitet und zwar nur für magische Wesen, nicht für seinesgleichen, die Menschen. Die Suche nach einem verschwundenen Vampir scheint ein Routinefall zu sein, doch dann verschwindet eine weitere Person und Fetch muss feststellen, dass es diesmal vielleicht doch nicht so einfach ist.
Zwischen Fetchs Suche gibt es immer wieder Rückblenden in sein Leben sowie Erläuterungen zum Aufbau der Welt, die sich gut in die Erzählung einfügen und stringent aufgebaut sind. So entsteht ein rundes Bild vom Hauptcharakter und der Welt, und man versteht auch Fetchs Motivation. Das Buch ist übrigens der erste Teil einer Reihe, ich bin dann raus aus dem Thread und lese Teil 2

. 5 von 5.
32.
Atarius Maier - Distancia. Pogo und Portale. Terry hat keinen Bock auf Schule oder seinen Spießervater, viel lieber hängt er mit seiner (besten) Freundin Jill auf illegalen Punkkonzerten ab und betrinkt sich. Was ein bisschen wie ein Bericht über Punks in der ehemaligen DDR klingt, ist tatsächlich ein Urban Fantasy-, pardon, Fantasy Punk-Roman. Denn eines Tages entdeckt Terry auf der Flucht vor der Obrigkeit ein Portal, das ihn in eine Parallelwelt bringt: Nach Distancia, wo das Leben als Punk scheinbar viel entspannter ist. Aber Terry ist nicht der erste und nicht der einzige, der von der Existenz der Portal weiß.
Das Buch war ein Tip des Autors auf Mastodon, und die Beschreibung klang nach etwas, was mir gefallen würde. Tatsächlich mag ich die realweltliche Analogie des Buches und auch die Personen sind schön gezeichnet (sogar Terrys Spießervater hat seine guten Seiten), aber ich hätte mir etwas mehr Weltenbau gewünscht. Wieso gibt es die Portale, woher kommt die Zwischenwelt zwischen ihnen, wieso hat eine Welt Magie und wie manifestiert sie sich noch außer in energiearmen Antrieben? Aber gut unterhalten wurde ich auf jeden Fall. 3 von 5.
33.
Laetitia Colombani - Der Zopf. Was haben eine Inderin aus der Kaste der Dalit, der Unberührbaren, eine junge Sizilianerin, die Perückenmacherin ist und eine erfolgreiche kanadische Anwältin gemeinsam? Es ist recht schnell klar, was diese drei Frauen aus so unterschiedlichen Welten verbindet, aber die guten Bücher sind ja die, die man trotz bekannter Auflösunger (weiter-)liest. Tatsächlich sind die einzelnen Handlungsstränge in sich sehr gut aufgebaut, jede der drei Frauen hat eine ganz eigene Stimme, und gerade den Teil in Indien fand ich gut recherchiert und die Autorin verliert sich nicht in irgendwelchen Klischees über das Land. Auch die Geschichte der Sizilianerin Giulia gefiel mir gut, bei der Kanadierin Sarah wird ein wenig arg auf "Smash the patriarchy" herumgeritten, ohne dass sich die Figur aber selbst daraus löst. Erst ganz zum Schluss erkennt Sarah, dass ihr Wert nicht von ihrem Job und vor allen Dingen der Anerkennung irgendwelcher Männer, die sie aber eigentlich doch nicht will, abhängt. 4 von 5