Der Paladin hat sich über die Jahre zu meiner Lieblingsklasse gemausert, nachdem ich ihn als Jugendlicher überhaupt nicht ausstehen konnte. Ich würde mich allerdings weigern, ihn als betriebsblinden Idioten zu spielen.
Ein Paladin gehorcht zum Beispiel nicht blind jedem Gesetz oder Herrscher, sondern prüft im Zweifel erstmal das Gesetz oder den Herrscher selber, ob dieses oder dieser Gut und gerecht ist. Und wenn er entscheidet, dass es ein schlechtes, ungerechtes oder gar böses Gesetz oder der Herrscher ein Tyrann ist, dann nimmt er das nicht hin sondern schickt sich an, für eine Änderung zu sorgen.
Zweitens, wie ich schon im anderen Thread angedeutet habe: es ist nicht mein Job als Paladin, _dich_ zu zwingen _meine_ Eide zu befolgen. Wenn man sich erstmal das verinnerlicht, ist schon eine Menge gruppeninternes Konfliktpotential aufgelöst. Als Paladin ist erstmal mein Selbstanspruch, mit gutem Beispiel voranzugehen.
Freilich, wenn ein anderes Gruppenmitglied extrem advers handelt, zB ständig Unschuldige bestiehlt, betrügt, quält oder tötet, dann kann ich da nicht wegsehen. Das ist dann aber mE ein grundsätzliches Problem innerhalb der Gruppe und da lasse ich mir auch nicht als Paladinspieler den schwarzen Peter zuschieben.
Drittens, früher war es lächerlich einfach, ein Kobayashi Maru zu konstruieren, aus dem der Paladin entweder nicht lebend oder nicht als Paladin rauskommen würde. Dazu hatten wir auch schon lange und ausführliche Threads, kann ich bei Gelegenheit raussuchen. Der eigentliche Sinn von solchen No-Win-Situations ist aber mE für den Paladin: sich nicht damit abfinden! Make life take the lemons back! Zeig der Welt, dass du so badass bist, dass du die Geiseln retten _und_ den Bösen aufhalten kannst!
Achja und noch was: es wird im Mainstream irgendwie als gegeben angenommen, dass Paladine immer einer Gottheit dienen und von dieser ihre Macht (Kräfte) verliehen bekommen. Quasi wie Kleriker, nur mit Schwert. Wenn es im bespielten Setting unbedingt so verlangt wird, halte ich mich dann eben in des jeweiligen Gottes Namen daran. Aber viel interessanter finde ich einen Paladin, der seine Macht aus seinen eigenen Überzeugungen zieht. Bzw im D&D-Multiversums-Kontext: aus den kosmischen Prinzipien, auf die er ausgerichtet ist, also aus seinem Alignment. Und so macht es auch am meisten Sinn, dass - wie in früheren Editionen - der Paladin seine Kräfte verliert, wenn er nicht mehr Lawful Good ist: weil er dann seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird.