Tatsächlich ist dem Bryndrick offensichtlich sowas wie Hautfarbe und Herkunft völlig egal. Kamogelo besieht sich erschrocken die bewegte Holzfigur, und kommt sogleich auf was ganz Unerwartetes: „Wie sieht der Arme denn
aus?“„Ein bisschen gruselig mit den ganzen Knochen und so, oder?“
„Ja ja, nee … der ist ja total
baufällig, da müsste man mal erstmal alles wieder festziehen und ein bisschen säubern, würd' ich sagen!“
Til blinzelt verblüfft. Er selber sieht sich ja auch als Heimwerker, und er ist selbst zur Hälfte Mensch. Da hätte er selber ja mal schon drauf kommen können, denkt er jetzt. Darauf, dass dem Bryndrick vielleicht auf diese Weise schon mal geholfen werden könnte.
Gemeinsam bringen sie also alle Verschnürungen und Gelenke vorsichtig auf Vordermann. Kamogelo fragt zurückhaltend dabei den Bryndrick, ob da was weh täte, oder wie er seine Glieder am besten bewegen könne, und der gibt wortkarg Antwort. Er scheint nicht recht zu wissen, was er von den beiden zu halten habe, die da an ihm herumwerkeln. Aber er scheint alles andere als dagegen zu sein, sondern lässt die Wartungsarbeiten brav über sich ergehen.
Schließlich erhebt das Holzkonstrukt sich, bewegt all seine Gelenke versuchsweise. Ohne weitere Erklärungen bedankt er sich, wendet sich ab, und schreitet wieder auf den Wald zu.
Die beiden Hamburger gucken ihm nach.
„Na, das war ja mal wieder was …!“, sagt Til sinnlos.
„Unglaublich! Kannst mich gerne mal wieder fragen, ob ich hierhin mitkomme!“, sagt Kamogelo.
„Ja, das würde sich tatsächlich ganz gut treffen!“, sagt Til fröhlich.
Dann bringt er seinen Nachbarn nach Hause zurück, und dort hilft er dem noch weiter mit dem Werkeln an seiner Citroën-Ente, wo sie gerade schon so schön dabei waren. Außerdem will Til sicher gehen, dass der Herr Nachbar nicht doch noch das totale Nervenflattern kriegt, so im Nachhinein. Aber der wirkt nur nachdenklich. Sie verabschieden sich schließlich mit einem fröhlichen Handschlag.
Beschwingt geht Til mit seinen Kaninchen zurück zu der Geheimtür. Die Kaninchen futtern unterwegs jede Menge Buttermaiskolben, die müssen sie sich beschafft haben, als sie eben unbeobachtet waren. (Entweder haben sie die an einem Straßenstand mit ihrer Niedlichkeit erschnorrt, oder heimlich geraubt, zuzutrauen wäre ihnen vermutlich beides.)
Til schließt also erneut von außen die Freistatt-Tür ab, und sieht hinauf in die Wipfel des dunklen Märchenwalds. Der Nachmittag hier draußen ist fortgeschritten, trotz der sommerlichen Jahreszeit wird es hier in wenigen Stunden dämmern. Aber nachdem so viele Tage lang in der Herbstwelt das Träumen unerreichbar schien, will Til jetzt nicht noch länger abwarten, indem er noch eine Übernachtung einlegt vor Beginn der Wanderung! Sich von seinen Hasen-Sinnen leiten zu lassen wäre wohl das Richtige, das Gehör und der Orientierungssinn dieser Gestalt macht die Unwegsamkeit des Waldes bei Dunkelheit sicherlich auch wieder wett.
Da mache ich mal den Move namens Gather Information, um den Rückweg nach Holz-Giebel-Brunnen-Dorf zu finden. Dafür mache ich als Extended Action zwei Würfe auf Wahrnehmung+Überleben+Aspekt (‚In Wald und Feld von Instinkten geleitet‘). Darin brilliert der Feldhase ziemlich, er schmeißt mühelos zehn Erfolge. Dennoch nur ein Weak Hit, einer der Challenge Dice zeigt eine Zehn. Das bedeutet, dass unterwegs eine Gefahr unseren Weg kreuzt. Vielleicht der Fuchs oder ein fetter Uhu? Oder was noch garst'geres, eine Spukgestalt des Märchenwaldes? Nehmen wir mal die Nixe aus dem gleichnamigen Grimm-Märchen!„Hmm, was soll man da sagen, kaum krieche ich aus meinem Weiher, werfen sich die Hasen-Leckerbissen mir praktisch ins Maul! Heute muss mein Glückstag sein!“, zischelt es, als genau vor Tils Feldhasengestalt eine Silhouette sich aus dem Dunkel erhebt!
Die Grimm'sche Nixe: Menschenkinder will sie als Diener, aber Feldhasen will sie snackenDaraus machen wir den Move Face Danger. Til und die kreischenden Kleinen Bunnies gehen mit dieser Gefahr mal wieder um, indem sie einfach vor ihr weglaufen! (Und Til hat nicht mal Kämme und Bürsten dabei, die hatten in dem Märchen durchschlagenden Effekt gegen die verfolgende Nixe.) Bei Geschick+Athletik+Aspekt (‚Hakenschlagen auf der Flucht‘) kommen sieben Erfolge heraus. Die Challenge Dice sind großzügig, und gewähren dadurch einen Strong Hit! Til bekommt einen Punkt Willenskraft zurück, und die weißen, fluffigen Vierbeiner hängen hakenschlagend die verfressene Wasserbewohnerin ab im Gewirr der Baumwurzeln und Farnsträucher.„Kommt zurück, Hasen-Leckerbissen!“, faucht es zornig zwischen den finsteren Stämmen, wo die abgehängte Nixe suchend umher irrt, aber die Nager denken ja gar nicht daran.
Nach mehreren Wegstunden kommen die Lichter von
Holz-Giebel-Brunnen-Dorf in Sicht. Mittlerweile ist es natürlich längst nicht mehr umlagert von den Grimgoromn-Scouts.
Aber was ist hier los, das habe ich mir noch nicht zurecht gelegt? Die Orakelwürfel prophezeien Serve Labor. Die Boggans im Dorfe sind ja sowieso legendäre Handwerker, das bedeutet doch nur … oh nein: Der Orakelspruch muss bedeuten, dass die Arbeitskraft von Holz-Giebel-Brunnen-Dorf nun unter Zwang im Dienste Grimgoromns steht!Til stellt sich auf die Hasen-Hinterläufe, und fuchtelt mit den Vorderläufen in der Luft herum, und seine Kaninchenfreunde springen um ihn herum, und durch dieses Schelmenspiel sinkt die Schwierigkeit um eins. Erneut drei Erfolge, es klappt. Wir katapultieren uns via
Hopscotch auch diesmal wieder ungesehen über die Dorfmauer hinweg! Und siehe da, vor den Knopfaugen des zitternden Hasen erscheinen zwei hünenhafte Grimgoriminatori im Fackelschein, in spiegelnd schwarzen Vollrüstungen. Dann und wann stellen sich ihre Käferpanzer-Belüftungsklappen an Schultern, Ellbögen, und Kniegelenken auf, ansonsten wachen sie reglos. Die menschlichen Nachtwächter schleichen mit respektvollem Abstand um die neuen ‚Beschützer‘ des Dorfes herum …!
Soundtrack: Floex,
Wednesday (Is The New Friday)https://www.youtube.com/watch?v=pePOsagq-9MUm diese Zeit schlafen alle tief den Schlaf der Gerechten, Menschen wie Boggans … oder? Viele der niedlichen, kleinen Keller- und Dachbodenfensterchen sind ja erleuchtet! Der Hase Til und seine sieben Karnickelfreunde schleichen zu einem der Kellerfenster, und spähen durch das dicke Butzenglas hinab: Boggans arbeiten in ihren Kellerräumen, nähen, stopfen, hobeln, schmirgeln. Das macht ja auch Sinn, Heinzelmännchen sind doch nachtaktiv … aber irgendwas stimmt da nicht, die wirken diesmal so freudlos dabei?
Til und seine Freunde hoppeln durch ein angelehntes Fenster ins Innere eines der Häuser, und schleichen sich durch die Gänge, die Kellerstiege hinab. Dort verwandelt er sich ungesehen in einer dunklen Ecke zurück. Als Wechselbalg klopft er behutsam an den Holzrahmen der offenen Kellertüre, und steckt den Kopf hinein: „Hallo allerseits! Darf man stören?“
Mehrere kleine, rundliche Boggans fahren zusammen und wenden sich ängstlich zur Treppe. Ihre freundlichen, runzligen Gesichter hellen sich auf, als sie sehen, wer da unangemeldet vorbei kommt.
In den Gebäudekellern wird nachtsüber fleißig gearbeitet„Na, Donnerschlag! Ihr seid's ja! Der Herr Pooka vom Lichten Hofe!“
„Meiner Treu!“
„Wer? Sagt an, Meisters, wer ist's?“
„Der, der uns das hochwohlgeborene, kleine Fräulein zurückgebracht hatte!“
„Meine Seel', welch eine Überraschung!“
„
Rasch kommt sein Auftreten fürwahr, aber er ist mir noch nicht
über.“
„Tretet ein, Herr Haselberger, tretet ein! Aber tretet vorsichtig auf, denn die Sterblichen schlafen um diese Zeit, und wir dürfen sie nicht wecken! Diese Diele dort, die knarrt gewohnheitsmäßig.“
Til und die Bunnies kommen näher.
„Was ist dort oben denn los, Leute?“, erkundigt er sich, „Beim Tor stehen zwei, wie heißen die noch … Grimgori … minatori!“
„Ja“, klagt einer der Boggans verdrießlich, „Holz-Giebel-Brunnen-Dorf steht derzeit unter der Kontrolle von denen aus Grimgoromn! Das Herrscherreich hat uns besetzt und den Bürgermeister unserer Sterblichen zu einem Handel gezwungen. Nicht nur die Menschen dort oben im Dorfe müssen nun den ganzen Tag lang schuften für die aus Grimgoromn, sondern des nachts auch wir Heinzel!“
„Ist nicht wahr!“, entfährt es Til, „Könnt Ihr nichts dagegen tun? Die sind Arschlöcher, die muss man doch wieder rausschmeißen!“
„Wir sind friedfertige Leutchen, Herr Haselberger! Und sollten die hier abgestellten Grimgoriminatori auch nur ahnen, dass wir danach trachteten, uns aufzulehnen … oh, noch selben tags würde ihre Reiterei hier wieder anrücken!“
„Außerdem sind Grimgoriminatori unbesiegbar! Ihre Streitkolben sind wuchtig, ihre Stiefel schwer, und alle vierhundertdreizehn Scharniere an ihren Harnischen sind stets gut geölt!“, murrt ein anderer Handwerker.
„Aber Meisters, seht nur!“, sagt ein anderer Boggan, „Der Herr Pooka hat seit dem letztem Male seine Ausstattung verbessert! Trügen mich meine Augen, Meisters, oder ist dies das berühmte Schwert von Yvamore?“
„Mit solch einer Klinge könnte ein Ritter gewiss die Grimgoriminatori herausfordern.“
„Herausfordern, ja. Niederwerfen?! Nein, nein, nein …“
Til meldet sich in dem allgemeinen Gebrabbel zu Wort, „Ich verwende es ausschließlich zum Parieren.“
„Die Sidhe haben es ihrerzeit verwendet, um ganze
Königreiche zu erobern! Lasst uns dieses Meisterstück sehen, Freund Pooka …!“
Til überreicht das Schwert den Boggans, die es mit ihren untrüglichen Kennerblicken bewundern.
„Ja, fürwahr …“
„Dieser Glanz!“
„Das Schwert von Yvamore: Meiner Seel'!“
„Es muss natürlich neu geweiht werden …“
Til fragt neugierig, „Geweiht?“
„Ja, Herr, es hat nichts von seiner Pracht verloren, aber einiges von seiner Macht und Schärfe! Ihr solltet zu einem der heiligen Haine der Sidhe pilgern, oder zu ihren Freistätten, fern von hier, und den Segen von Yvamore erbitten! Dann wird es seine einstige Qualität zurückerlangen!“
„Was ist das, Yvamore?“, will Til wissen, als sie ihm das Schwert zurückgeben.
„Ein mythisches Königreich der Sidhe, Freund. Vor über tausend Jahren befand es sich in einem anderen Teil des Fernen Träumens, hinter dem Horizont, weit von hier. Die Sidhe, Trolle, und Satyre von Yvamore schickten gar oft ihre glorreichen Ritter aus nach anderen Teilen des Träumens, wo ihr Beistand erfleht ward! Sogar in der Welt der Sterblichen wurde es gegen die Feinde des Lichten Hofes geführt, damals, als dies noch nicht die Herbstwelt ward. Galenvynn mit den Schimmernden Augen hat es geführt, und Ivawain der Flammend Rote von Hause Gwydion. Zuletzt war es in Händen von Siguvinh Merlainne vom Hohlkronen-Hof zu Aevalorn, und mit ihr ging es auch verloren, im tiefen Labyrinth.“
„Es eignet sich auch ganz hervorragend zum Parieren“, fügt Til stolz hinzu.
„Sicherlich wärest Du ein guter Knappe für einen Sidhe-Ritter ... Obwohl Du ein Pooka bist. Du bist ungewöhnlich für die von der Art Robin Gutfreunds. Als herrenloser Freischärler wirst Du nicht viel ausrichten gegen das schreckliche Herrscherreich Grimgoromn.“
„Ich kann auf jeden Fall Hilfe holen! Sagt mir, wohin die Kaninchen und ich uns zu wenden haben, und wir kommen mit Verstärkung wieder! Vielleicht gibt es Kräfte hier, die vermitteln können, und die Grimgoriminatori friedlich zur Vernunft bringen!“
„Eine schöne Idee, fürwahr. Leider unmöglich! Die hohen Häuser der Sidhe, ja, die könnten uns helfen. Die Gwydion oder Fiona, aus den alten Geschichten! Aber dieser Teil des Träumens ist abgelegen. Hier war lange keine Sidhe-Gefolgschaft mehr gesehen, denn die meisten verbarrikadieren sich in ihrer Heimatwelt, und der Rest hat sich in der Herbstwelt verkrochen.“
„Wir werden warten müssen, bis die Besatzer uns und unseren Menschen alles abgepresst haben, das sie benötigen, und abgezogen werden, um weiter zu marschieren. Um ihnen als ein dauerhafter Stützpunkt zu dienen für ihren Feldzug ist unser Dorf zu abgelegen von den Straßen, und nicht reich genug!“
„Was ist mit Aneta? Und habt Ihr in letzter Zeit einen flüchtigen Kindling aufgenommen? Er hört auf den Namen Lobo!“
„Unsere kleine Edeldame ist schon beim ersten Auftauchen der Grimgoromn-Reiterschar in Sicherheit gebracht worden, Herr Haselberger. Du erinnerst Dich! Gewiss ist sie auch eine Sidhe, aber noch viel zu klein, um uns in dieser Lage helfen zu können.“
Einer der Boggans murrt, „Wir wissen nicht, welchem der Häuser sie entstammt, und welchem der Höfe. Und da sie ein Wechselbalg ist so wie Du, Herr Pooka, hat sie keine Erinnerungen daran, woher sie kommt und wo sie hingehört. Es könnte wahrscheinlich an jedem Ort im Träumen sein, oder sogar in der Herbstwelt! Und selbst wenn wir es wüssten, wir könnten solch entlegene Orte ja doch nicht erreichen.“
„Eiderdaus, sag' ich. Eiderdaus!“, jammert ein anderer Handwerker.
„Seit langem irrt sie schon in den Endlosen Wäldern umher … Wie oft haben wir sie ersucht, hier im Dorfe zu verweilen, gefleht, was Meisters? Aber sie ist nicht zu halten, wie so viele von ihrem Kith!“
„Die Grimgoriminatori würden sie natürlich gefangen nehmen, wenn sie unsere kleine Hochwohlgeborene zu fassen bekämen! Dies sind genau die Art von politischen Gefangenen, die sie zu machen erhoffen, ganz nebenbei, während ihres Feldzuges. Darum haben wir der jungen Dame nicht gestattet, zurückzukommen aus den Fluchttunnels. Sie harrt aus bis die Luft hier im Dorfe wieder rein ist!“
„Drunten in den kristallenen Höhlen! Den Höhlen von Cyenwen!“
„Dort, tief drunten im Fels, da kennen sich nur Boggans und Zwerge aus. Da haben unsere Leute schon so manch ein Unwetter und sogar das eine oder andere Drachenfeuer überdauert!“
„Ich sollte nach ihr sehen, und ihr berichten. Und Ihr habt nicht von dem Kindling namens Lobo gehört, nein?“
„Ach, Freund Pooka! Wenn jemand auf dem Weg nach Holz-Giebel-Brunnen-Dorf gewesen wäre in den letzten Wochen, so wäre er sicherlich in den Fangnetzen der Häscher von Grimgoromn gelandet!“
„Oh nein … oh nein, Leute, was kann ich denn da tun?“
„Darauf hoffen, dass das Schicksal es gut mit Euch Changelings aus der Herbstwelt meint, Freund! Wenn Du in die Fluchttunnels willst, dann müssen wir uns sputen. Dies ist nur im Dunkel der Nacht zu schaffen. Die Grimgoriminatori dürfen uns dabei nicht behelligen!“
☀
Die Boggans geben Til neue Klamotten von ihren Menschen, die sie gerade neu geschneidert haben, bäuerlich und grob, aber schön stabil. Seinen schicken Schlafanzug verstaut er in einem kleinen Lederrucksack, den die anderen Kithain ihm geben, zusammen mit etwas Proviant.
Machen wir daraufhin dann mal einen Face-Danger-Move, um ungesehen von den schrecklichen Grimgoriminatori die versteckte Falltür zu erreichen und in die Fluchttunnels der Heinzelmänner zu entkommen! Unser Führer dabei ist wieder der Hausgeist aus dem Hause des menschlichen Medicus, der sich ebenfalls freut, Til und seine Kaninchen wieder zu sehen.
Dieser Boggan hat nun endlich Gelegenheit, sich vorzustellen, und nennt sich Dwyddle Umswydd.
Also Geschick+Heimlichkeit gewürfelt, mit den Bunnies, schnell und leise, immer Dwyddle hinterher! Sieben Erfolge, und daraus folgt ein Weak Hit.Ein dritter Grimgorominatorus läuft Patrouillie auf den Kopfsteinpflasterstraßen! Gerade, als er die Flüchtenden endgültig stellen will, und in den Hinterhof einbiegt, in dem sie verschwunden sind, schließt sich die Holzluke über deren Köpfen! Das war sauknapp, und ich muss einen Folge-Move anschließen, da nehme ich Endure Harm, denn Til und der Boggan purzeln in ihrer Hektik die Sprossenleiter herab, mitsamt ihren Rucksäcken, das unterste zuoberst und das oberste zuunterst!Til absorbiert ein Wundlevel und steckt eins ein, er holt sich ordentlich blaue Flecken und verstaucht sich das rechte Handgelenk. Er und Dwyddle schauen atemlos hinauf zu der dunklen Falltür, von wo etwas Staub hinab rieselt. Die Bunnies landen lautlos um sie herum. Til legt warnend einen Zeigefinger vor die Lippen, damit sie nicht zu quieken beginnen. Niemand versucht aber, die Bodenluke aufzustemmen … der Grimgoriminatorus hat sie scheinbar nicht entdeckt!
Leise kriechen sie weg, den Schacht entlang, der einst in Fels und Erdreich getrieben wurde. Til unterdrückt einen Schmerzensschrei, als er das verstauchte Handgelenk belastet! Binnen einer Viertelstunde bringt sein schimärischer Körper sich jedoch von selbst wieder in Ordnung, die Verstauchung heilt in sagenhafter Geschwindigkeit.
Dwyddle Umswydd raunt nach einer weiteren halben Stunde des Kriechens durch die irdenen Gänge dem Pooka zu: „Wir sind da, Freund! Siehe …! Die Höhlen von Cyenwen!“
Die Zuflucht tief unter den Ewigen Wäldern, wo das unterirdische Cyenwen beginntDie Höhlen erstrecken sich mit einem außerweltlichen, bläulichen Schimmern vor Til, der staunend den Blick hebt. Felssäulen verbinden die Decke des Höhlengewölbes über ihnen, und den Boden tief darunter, kleinere und größere Serien von Hohlräumen durchziehen das Gestein. Unzählige Kristalle im Gestein hüllen die Szenerie in ihren Widerschein. Ein paar Boggans sitzen aneinander gedrängt auf einem felsigen Sims direkt vor ihnen. Dwyddle läuft bereits gut gelaunt auf sie zu und nimmt seinen Rucksack ab, um die Vorräte auszupacken, die er seinen Artgenossen mitgebracht hat.
Til kommt zurückhaltend näher und stellt sich vor. Das ganze Dutzend heißt ihn herzlich willkommen und alle nennen ihm ihre Namen, als sei er ein lange vermisster Freund ihrer Familien. Die Boggan-Kinder beginnen sofort mit den Bunnies zu spielen.
Dies sind diejenigen Heinzel aus dem Dorf, die zu große Angst vor den Grimgoriminatori haben, um denen unter die Augen treten zu wollen. Aneta jedoch ist mittlerweile nicht mehr hier!
Was sagt denn das Orakel zum Verschwinden von Tils kleinem Schützling Aneta? Learn Creation. Offensichtlich hat sie sich selbst eine neue Feenkunst beigebracht, womöglich ist die einfach unverhofft aus ihrer Feen-Erinnerung wieder aufgestiegen …:„Ach, Herr Pooka, wir hatten doch vor, genauestens auf sie Acht zu geben! Trotz ihres ewiglichen Fernwehs. Das hat das arme Kind ganz schrecklich in seinem Banne gehalten, ja ja. Schwuppdiwupp, war sie weg, ließ sich nicht aufhalten!“
„Was soll das heißen, sie ließ sich nicht aufhalten?!“, fragt Til aufgeregt, „Die Flügelchen taugen ja noch nicht zum Fliegen, das weiß ich noch genau!“
„Ei wo, Flügelchen. Die Luft scheint sie weggetragen zu haben, Herr! Sie muss sich diesen Luftstrom daselbst geschaffen haben! Wir haben sie das ehedem noch nie machen sehen. Noch nie! Sie muss ganz von allein auf diese Kunst gekommen sein!“
„Ja aber … wo ist sie denn hin?“
„Ja, immer der Nase nach, immer dem eigenen Fernweh gefolgt! Vielleicht hat sie ein Geheimnis, die junge Hochwohlgeborene, eines, das sie immerzu hütet, vor unsereinem. Ganz so scheint‘s ja manchmal mit ihr! Irgendeine Verpflichtung, der sie nachzugehen hat, aber heimlich? Wer weiß! Ihr Kith hat gar viele Geheimnisse, so sagt man. Oh, wie jammervoll, Herr! … Was haben wir uns die Lungen aus dem Leibe geschrieen, dass sie zu uns zurück kommen möge!“
Die kleine, dicke Boggan-Frau deutet kläglich in Richtung des Felssims. Til legt sich flach auf den Bauch, und glotzt in die Dunkelheit hinab, dorthin, wo man tief dort unten den Höhlenboden sehen kann im Licht der Kristalle. Aber natürlich ist dort kein Zeichen von Aneta, keine praktischerweise fallen gelassene Brosche, keine Fußspuren im Kies …
„Ich geh' ihr nach!“, sagt Til dennoch, „In welche Richtung genau hat ihr Luftstrom sie denn getragen?“
Die aufgeregten Boggans deuten in die Richtung.
„Willst Du das wirklich tun, Til Haselberger?“, fragt Dwyddle Umswydd besorgt, „Du kannst mit Deinen Spring-Künsten gewiss dort herab gelangen … gewiss … aber dort drunten in den Höhlen von Cyenwen kann sich einer auf Jahre verirren!“
„Ja, dann ist das doch umso schlimmer, dann muss man die kleine Aneta doch da raus holen!“
„Sie weiß sich zu helfen, Til! Und sie kehrt ja immer zu uns zurück. Oft ist sie wochenlang fort, aber ihre Intuition ist stark. Früher oder später werden wir sie wieder im Dorfe in die Arme schließen können.“
„Was wißt Ihr denn über das Kind?“, erkundigt sich Til verwirrt.
„Beinahe nichts! Die Hohen, nicht wahr, die verstehen sich ja darauf, zu schweigen, wenn sie wollen. Womöglich hat das Kind geschworen, eine eigene Queste zu verfolgen, die sie weiter und weiter voran treibt. Vielleicht wurde ihr sogar ein Geas auferlegt, nicht wahr, ein magischer Eid! Eine Erfahrung hat ganz Holz-Giebel-Brunnen-Dorf jedenfalls schon mit der Hochwohlgeborenen gemacht, mein lieber Til: Wenn sie bereit ist, ihr Begehr zu schildern, dann wird sie es von sich aus tun, aus eigenem Antrieb heraus; denn entlocken können es ihr weder honigsüße Zungen noch inständiges Flehen!“
„Ich gehe ihr nach“, sagt Til mit großer Bestimmtheit, „Sie ist ein Changeling so wie ich, richtig? Dann gelingt es mir vielleicht, zu ihr durchzudringen. Ich habe jahrelange Erfahrung mit meinesgleichen!“