Autor Thema: Gelegenheit für eine Near-SF-Kampagne: Der Einschlag  (Gelesen 212 mal)

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Offline sma

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Aktuell hat der Asteroid 2024-YR4 eine 2,3% Chance, dass er 2032 zwei Tage vor Weihnachten die Erde trifft, wobei dies in Äquatornähe wäre, also die Achse Kolumbien, Brasilien, Kongo, Uganda, Äthiopien oder Indien.

Er hat eine Umlaufzeit von 4 Jahren, d.h. 2028 kommt der Asteroid noch einmal vorbei und bietet die Gelegenheit, die Bahn und damit die Wahrscheinlichkeit genauer zu bestimmen.

Trifft er, dann mit einer vermuteten Wucht von 8 MT. Im Gegensatz zu einer Atombombe, die üblicherweise hunderte Meter über dem Boden gezündet wird (damit es kaum Fallout gibt), schlägt der Asteroid ein und schleudert dadurch gewaltige Mengen Staub in die Atmosphäre, was weltweit das Klima ändern und zeigen wird, ob die vermutete Theorie eines nuklearen Winters korrekt ist. Im Meer würde es an den Küsten je nach Entfernung gewaltige Tsunamis (über 100m) geben und das verdampfte Wasser später wochenlang niederregnen. Das Geräusch des Aufschlags wird fast überall auf der Welt zu hören sein.

Die DART-Mission hat gezeigt, dass man Asteroiden ablenken kann.

Gehen wir für eine Kampagne davon aus, dass der Einschlag sicher ist. Wird man vor 2028 eine DART-Mission vorbereiten? Je früher man trifft, desto geringer muss die Wirkung sein, um die Bahn soweit abzulenken, dass der Asteroid entweder die Erde trifft oder man zumindest das Gebiet kontrollieren kann, wo er runter geht.

Idealerweise würde man bis 2028 ein Teleskop in die Umlaufbahn bringen.

Das wird weltweit zwischen 2025 und 2028 auch immer wieder vorgeschlagen, doch zunächst scheint genug Zeit da zu sein, sodass es nicht so dringlich ist und dann fehlt die Zeit, d.h. letztlich passiert es nicht.

Indien versucht, ihr Raumprogramm selbst weiter zu entwickeln. Zumindest, um bis 2028 ein Teleskop zu haben. Diese Mission wird 2027 jedoch scheitern und funktionsunfähiges Teleskop ins All bringen. Und über eine Rakete, die einen Asteroiden erreichen könnte, verfügen sie nicht.

Die EU müsste eine Ariane-6-Rakete starten, wenn diese denn schon fliegen würde. Ihr Versuch in letzter Minute in 2028 wird auf dem Startplatz explodieren und somit auch weitere Missionen unmöglich machen.

Da die USA nicht direkt betroffen sind, sieht der dortige Diktator vor 2028 keinen Anlass zur Handlung. Mit der Macht des Stärkeren sichert sich die USA bis dahin lieber Ressourcen und die totale Dominanz im Internet. Säuberungsaktionen bekämpfen unamerikanisches Verhalten.

Andererseits könnte den USA ein Einschlag in China sehr gelegen kommen, das trotz massiver Wirtschaftssanktionen zu einer immer größeren militärischen Gefahr wird, indem man den Asteroiden exakt "richtig" ablenkt,  was wiederum China dazu bewegt, so eine Mission um jeden Preis zu verhindern und (zurecht) von unkontrollierbaren Risiken spricht.

Würde man 2028 Gewissheit erlangen, hätte man nur noch 4 Jahre bis zum Einschlag.

Sagen wir, in unserem Szenario würde es den Norden von Uganda treffen. Indien ist beruhigt und stellt ihr Raumfahrtprogramm wieder ein. Der US-Diktator fordert den Großteil der Bodenschätze von Uganda für eine Hilfe, damit eine NASA-DART-Mission den Einschlag in den Atlantik ablenkt – dem Protest aller Anrainerstaaten zum Trotz. Diese sammeln sich um China, die eine UN-Mission zur Evakuierung der Einschlagzone in Uganda vorschlagen, angeführt von China, da die USA schon 2027 aus der UN ausgetreten sind. Sie spekulieren ebenfalls auf Bodenschätze. Kenia, wo die Flüchtlinge angesiedelt werden soll, wird nicht gefragt.

Und sie sind strikt gegen die DART-Mission, die die USA nun in jedem Fall durchziehen wollen, um dem Asteroiden gehörig in den Arsch zu treten, wie die offiziellen Worte des Diktators sind. Ganz von der Hand zu weisen sind die Pläne auch nicht, denn wenn man den Einschlag komplett verhindern würde, wäre es am besten.

An Land wird ein ca. 200m tiefer und 800m durchmessender, ca. 2 km² großer Krater entstehen. Bis zu 70 km³ Gestein wird dabei in die Atmosphäre geschleudert. In einem Radius von 4km würde alles zerstört und die Druckwelle ist garantiert tödlich. Bis zu einer Entfernung von 26km spürt man die Druckwelle, die große Zerstörung an Natur und Infrastruktur anrichtet und der begleitende Feuerball erzeugt bis dahin lebensbedrohliche Verbrennungen.

Uganda hat eine Bevölkerungsdichte von 229, wenn es nicht gerade eine Stadt trifft, mussten rein rechnerisch 500.000 Personen evakuiert werden, sprich der Einschlag würde ca. 2130 km² betreffen. Das wäre eigentlich schaffbar…

Vielleicht wird die erste Mission, das Impact Device mit einer Starship-Rakete sabotiert – jedenfalls behaupten die USA dies, während China von einem der üblichen Fehlstarts von Space X spricht.

Die zweite Mission gelingt, und China versucht mit einer eigenen Long March-Rakete nun das Impact Device ablenken, damit es 2024 YR4 nicht trifft. Eine Explosion ihrer Rakete zerstört die US-Rakete, das beschädigt einige Starlink-Satelliten und wütet unter den europäischen Geopositions-Satelliten und zerstört letztlich die chinesische Raumstation, worauf diese von einem kriegerischen Akt im Weltraum sprechen und man sich gegenseitig vorwirft, mutwillig Satelliten mit illegalen Weltraumwaffensystemen zu zerstören. Kurz danach fallen überall in Europa und den USA Kommunikationsanlagen aus, da wichtige Chips durchbrennen. Das Internet ist großflächig gestört, überall herrscht Chaos.

Musk twittert Kriegserklärungen im Minutentakt, die Börsen kollabieren und werden geschlossen und es kommt zu ersten Mobilmachungen. Erst Chinas offene Drohung, TSMC zu zerstören, erinnert an das Prinzip der vollständigen gegenseitigen Vernichtung und führt zum Einlenken.

Und während in Uganda viel zu langsam die Evakuierung stattfindet, ungelenkte Flüchtlingsströme auch aus gar nicht betroffenen Gebieten dazu führen (weil niemand die offiziellen Angaben mehr glaubt), dass überall Grenzen geschlossen werden und es zu lokalen Grenzgefechten kommt, dringen Russlands Truppen aus Weißrussland in Polen ein, um sich nach der 2026 zusammengebrochenen Ukraine eine weitere Provinz zu sichern.

Und dann ist es Weihnachten 2032, und die Asche fällt wie Schnee auf das kalte Land... es ist Nacht geworden.

Offline sma

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Re: Gelegenheit für eine Near-SF-Kampagne: Der Einschlag
« Antwort #1 am: 10.02.2025 | 21:29 »
Kleiner Nachtrag: Scott Manley zeigt in diesem Video einen Online-Rechner beim JPL der NASA, mit dem man Abwehrmissionen durchrechnen kann. Das ist mir leider ein bisschen zu hoch, was er da erklärt, aber ich nehme mit, eine Mission würde ca. 1 Jahr dauern, bei 4 Jahren, die man Zeit hätte und das Impact Device müsste dabei nicht wirklich schwer sein, maximal 1t, was man mit heutigen Raketen problemlos in die Umlaufbahn bekommt und die untere Grenzen für typische Satelliten ist. Wie viel Masse jetzt der Treibstoff hat, um im Prinzip das Geschoss, was man dem Asteroiden entgegenschleudert, ausreichend zu beschleunigen… weiß ich nicht.

PS: Er zeigt übrigens auch kurz Nukemap, wählt aber Lagos in Nigerias als Beispiel, was dort die größte Stadt ist und das dramatischere Beispiel als mein Uganda. Man müsste hier in ca. 3 Jahren über 21 Millionen Menschen evakuieren. Oder eben den Asteroiden erfolgreich ablenken. Interessant hier sind seine Überlegungen, dass man die Mission so wählen sollte, dass man sie gut beobachten kann, damit man ggf. nach einem Jahr nochmal eine Mission starten kann.