Und das ist im Rollenspiel auch nicht anders. Wenn Du beim Rollenspiel erwischt wirst, dass Du entgegen Absprachen die (Spiel- oder Verhaltens- [Würfel]) Regeln ignorierst, bekommst Du auch eine Konsequenz. Das mag eine Ermahnung ("Kopfschütteln und ein entsprechender Blick"
) sein. Und im Wiederholungsfall verschärfen sich auch die Konsequenzen - bis man nicht mehr mit Dir spielt.
Genau genommen hat man dann das Vertrauen, verspielt...
Bei dem, was Boba hier schreibt, war für mich jetzt viel Schönes dabei. Denn so läuft es doch bei den meisten in Wirklichkeit, oder?
Vertrauen bedeutet, dass man zunächst einmal davon ausgeht, dass sich der andere an die (geschriebenen und ungeschriebenen) Gesetze des sozialen Zusammenlebens hält. Dabei gibt es reichlich Raum für Missverständnisse, weil Menschen teilweise verschiedene Vorstellungen gerade von den ungeschriebenen Regeln haben. Vertrauen kann daher absichtlich und unabsichtlich beschädigt werden. Und dieser Schaden kann wiederum unterschiedliche Ausmaße annehmen.
Als ich oben gesagt habe, dass ich eine Runde sofort abbrechen würde, wenn ich jemand mit einem Cheat-Würfel erwischen würde, habe ich bewusst einen Extrempol gewählt - etwas, was für mich ein No-Go ist. Darunter gibt es aber - und das zeigt ja die Diskussion hier auch sehr deutlich - viele, viele Abstufungen von Handlungen, die der eine völlig okay findet und der andere indiskutabel. Ob man dann in die Diskussion geht, um die künftigen Normen zu klären, oder sich sagt "Die Standpunkte sind so weit auseinander, da glaube ich nicht mehr dran", muss dann natürlich jeder für sich entscheiden.
In den meisten realen Situationen (abseits von altklugen Foren-Diskussionen) dominiert nach meiner Erfahrung der "wir klären das"-Ansatz. Manchmal sogar der "wir ignorieren das so gut es geht"-Ansatz. Umso überraschter reagieren teilweise Leute, wenn man doch mal sagt: Okay, Leute, das war's für mich.
Ich hatte beispielsweise mal eine Situation mit einer neuen Online-Gruppe, in der wir uns geeinigt hatten, dass wir auf unterschiedlichen Stufen spielen wollen - primär, weil einer der Spieler unbedingt seinen hochgemaxten Magier spielen wollte. Für mich okay. Bis er dann gleich bei Sitzung 2 damit angefangen hat, hart Player-vs-Player zu gehen und meinem Char durch Magie seinen Willen aufzuzwingen. Hatte er geschummelt? Nö, alles regelkonform. Hatte er meine Vorstellungen von unserem Sozialkontrakt gebrochen? Fuck, yeah. Wir haben kurz diskutiert, dass ich das nicht witzig fand, er hat auf seinem Standpunkt beharrt, dass er einfach besser gewusst habe, was gut für mich ist, und ich habe die Gruppe verlassen. Und
guess what - das hat mir in der zugehörigen Online-Community den Ruf eingetragen, unzuverlässig zu sein...
Dies nur mal als Beispiel, dass "Vertrauen" eine sehr komplizierte Sache ist und dass das Brechen sozialer Regeln viel komplizierter sein kann als reines Schummeln (in all seinen Schattierungen).