Deine Beispiele, Boba, zeigen deutlich, wodurch sich das Wort "Schummeln" im Realleben häufig ersetzen ließe - teilweise zB durch "gerechtfertigte Notstände" und "verantwortungsvolles Regelübertreten" ...
Danke!
Ganz nebenbei: Ich plädiere für das Einhalten von Regeln - auch in den von mir aufgezeigten Alltags-Situationen.
Ich sehe auch in den wenigsten Situationen einen gerechtfertigten Notstand. Meistens nehme ich Egoismus oder Gedankenlosigkeit wahr. (auch bei mir selbst)
(Beispiel: Die allerwenigsten fahren zu schnell mit dem PKW, weil sie irgendeinen wirklichen Notfall haben. Manche bilden sich ein, dass ihr Grund so relevant wäre, die meisten fahren einfach gedankenlos zu schnell.)
Aber ich bin nicht so vermessen, behaupten zu wollen, ich würde nie als Fußgänger eine rote Ampel ignorieren oder als Radfahrer niemals auf der falschen Seite oder in einer Einbahnstraße in die falsche Richtung fahren. Ich weiß dann aber auch, dass ich mich genauso egoistisch verhalte. (Und es gibt auch klare Situationen, wo das für mich ein NoGo wäre.)
Insofern: Ich denke, es ist meistens falsch und befürworte es, sich richtig zu verhalten, bin aber nicht so vermessen mir ständiges richtig Verhalten zuzuschreiben.
Und insofern muss ich mir dann auch Toleranz aneignen, wenn andere sich genauso wenig richtig verhalten. Gefährdende Situationen wären absolutes NoGo.
Kommen wir zum Spieltisch... Da gilt das gleiche, (da nehme ich Mitspielenden massiv den Unterhaltungswert beeinträchtigen als NoGo - allerdings muss man da auch die Empfindlichkeit des Mitspielenden bewerten).
Auch im Rollenspiel plädiere ich für regelkonformes Spielen und versuche, mich möglichst genau an die Spielregeln zu halten.
Spielregeln wecken ohnehin mein Interesse und oft auch eine gewisse Begeisterung. Es liegt aber auch daran, dass mich die negative Konsequenz im Spiel nicht stört.
Ganz im Gegenteil: Meist bereichert die negative Konsequenz das Spielerlebnis, weil es gerade dann interessant wird.
Das Ableben der Spielfigur ist eben nicht das gleiche, wie pitschnass im Regen mit dem Rad 100m gegen die verkehrsberuhigte Einbahnstraße zu fahren, um 2km Umweg zu sparen.

Aber das sind meine Prämissen und Prioritäten.
Bin ich irgend eine maßgebliche Instanz, dass ich mir anmaße zu entscheiden, was meinem Nachbarn wichtig sein darf oder muss? Nö. Also spare ich mir irgendwelche anmaßende Bigotterie. Ich bin ja selbst nicht perfekt.
Wenn irgendwer mir massiv den Spielspaß raubt, spiele ich nicht mehr mit ihm. Das reicht doch als Konsequenz. Gleiches gilt für "die Chemie muss stimmen".
Ansonsten hat jede(r) erst einmal eine Menge Vertrauen von mir zu erwarten.
Ich gehe grundsätzlich erst einmal optimistisch an die Rollenspiel Situation.
4 Ausgangsannahmen: 1. Wir wollen alle spielen. 2. Jeder will gut unterhalten werden. 3. Jeder weiß, dass es bestimmte Dinge braucht, damit das gelingt. 4. Jeder ist bereit, seinen Teil dazu beizutragen.
Diese "bestimmten Dinge" lege ich in die Schubladen "Sozialkompetenz", "Engagement", "Kompromissbereitschaft" und "Gesunder Menschenverstand" ab.
Und ich weiß auch, dass es unterschiedliche Erwartungshaltungen gibt und dass diese nicht immer kompatibel sind.
Wobei ich festgestellt habe, dass ich eigentlich mit fast (!) jeder Art Rollenspiel zu spielen, Spaß und Unterhaltung haben kann. Ich pass mich an und finde ziemlich unterschiedliche Sachen gut. (Ich hab auch keinen speziellen Musik-Geschmack, sondern finde in fast jeder Musikrichtung Lieder, die ich gern höre.)
In den letzten 20 Jahren bin ich sehr gut damit gefahren. Inklusive der Erkenntnis, dass es auch Leute gibt, die eben egoistisch sind. Aber da muss ich mich auch nicht entrüsten - dann spielt man eben nicht mehr gemeinsam.
Und vor allem muss deswegen ich nicht über anderes Verhalten oder Leute irgendwelche Wertungen aussprechen. Das finde ich ehrlich gesagt ziemlich anmaßend.