Ich hatte in den letzten zwei Tagen die Ruhe, einmal einen Schritt zurückzutreten und mir das Thema und die hier aufgelaufenen Standpunkte von unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.
Was ist nochmal die Ausgangslage?"Ich möchte als SL nicht "schummeln", weil ich nach meiner Auffassung dadurch der Gruppe [etwas] wegnehme."
versus
"Wer als Spielleitung schummelt, handelt unlauter und nimmt seiner Gruppe [etwas] weg."
([etwas] kann zB "Spannung" sein)Zwei ähnliche Sätze, aber der zweite ist übergriffig, weil er andere Spiel(leitungs)stile, in denen gut begründbare verdeckte SL-Eingriffe kein Problem darstellen oder sogar schlicht Teil des Spielleitens sind, abwertet. In meinen Augen geht es in diesem Diskussionskomplex nur um den zweiten Satz, oder "gegen den zweiten Satz" müsste es wohl treffender heißen.
Maarzan hat des Pudels Kern in dem Post über diesem so formuliert, ich habe nur das Wort "gelingende" eingefügt:
Im Kern liegt damit das Problem des Themas hier in dem Nicht(an)erkennen, dass es andere gelingende Spielstile als den eigenen gibt(Die Folgerungen teile ich nicht, darum übernehme ich seinen prägnanten Satz nur bis hierher.)
Überarbeitungsbedarf meiner GegenstreitschriftKlarifiziert habe ich zwei Dinge: Zum einen musste ich verdeutlichen, dass dieses Gesprächsthema nicht vor einem Monat vom Himmel fiel. So wurde aus dem Threadtitel "Warum "Schummeln" ein Kampfbegriff ist" der Titel "Wie "Schummeln" zum Kampfbegriff wurde"
Zum anderen habe ich deutlich gemacht, dass die Kritik der Gegenstreitschrift sich die Vertretenden des zweiten Satzes vornimmt
"Wer als Spielleitung schummelt, handelt unlauter und nimmt seiner Gruppe [etwas] weg.": Nämlich
diejenigen , "die sich ghouls Argumentation anschließen".Sollte sich jemand alleine von der Existenz der Zurückweisung des e i n e n guten Spielleitungsspiels beleidigt fühlen, so kann ich das nicht ändern. Ich habe in den letzten Wochen mehrere Leute im

teils direkt gefragt, wo im Eingangspost die Grenze zur Beleidigung überschritten wird, auch
(wenn auch ein wenig versteckt) den ghoul, aber eine einleuchtende Antwort war für mich noch nicht dabei. Darum nochmal
@ghoul und @diejenigen, die sich ghouls Argumentation anschließen: Schreibt mir, wo ich in meiner Gegenstreitschrift zu weit gehe.
Was könnte in meinen Augen diesen Themenkomplex beenden?...und gibt es auch eine nicht-utopische Antwort auf die Frage?
Ich fürchte nicht.
Na gut, also trotzdem:
Alle Satz-2-Anhänger:innen wechseln zu Satz 1: Wenn sie sich eingestehen, dass i h r Weg zum besten Spiel(leitungs)stil nicht allgemeingültig ist, ist das Problem gelöst, und wir können konstruktiv über verdeckte SL-Eingriffe sprechen.
Das
Leitbild dieses Forum fordert das sogar: "Wir verstehen uns als offenes Forum für alle Spielstile des Hobbys - wir betrachten diese als gleichwertig und möchten einzelne Spielstile weder hervorheben noch abwerten."
Der bisherige Workaround der Satz-2-Anhängenden war, ihre für sie allgemeingültige Auffassung zB durch knappe Antworten, in denen Anti-"Schummel"-Buzzwords auftauchen, unter dem Radar zu halten. Der Begriff "Schummeln" erst recht ohne Anführungszeichen, ist für mich ein solches Buzzword.
Ich befürchte, das wird sich nicht ändern.
Aber ghoul hat seine Streitschrift doch relativiert!Ja, das sieht nach ein wenig Hoffnung aus, dass der Absolutheitsanspruch "guter" Spielleitung etwas weniger absolut formuliert ist:
Hier gibt es Nuancen und Grenzen, die diskutiert werden dürfen.
Ich meine, diese sanfte Nuancierung kann erst Bedeutung erlangen, wenn sie in die
ghoulsche Streitschrift und
die darin verknüpften
weiteren Schriften eingearbeitet ist.
Solange das nicht geschieht, kann immer auf die absolut formulierte Schrift oder die Nuancierung verwiesen werden - so wie es rhetorisch gerade passt.
Wenn sich nichts ändert, waren die ganzen Gespräche hier zu diesem Themenkomplex also umsonst?Ich meine nicht.
1) Bislang haben die Vertreter:innen des Spiel(leitungs)stils, die jeden verdeckten Eingriff ablehnen, in vielen Gesprächen hier für ihre Position geworben. Ich denke, in den letzten Wochen konnte deutlich für die Gegenposition geworben werden:
• Die Nutzung des Begriffes "Schummeln"
suggeriert eine unlautere Spielleitungsmethode, die n i c h t automatisch gegeben ist.
•
Viele Spielsysteme gestatten (unter Umständen) verdeckte SL-Eingriffe. Dadurch sind es keine Regelverstöße (selbst wenn das System diese Eingriffe "schummeln" nennen sollte).
•
Session Null macht alles klar: Wenn die Gruppe sich auf gelegentlich verdeckte SL-Eingriffe einigt, sind diese Eingriffe Teile des ganz normalen Spielleitens.
•
Mehr als die Hälfte der
nys, die mit abgestimmt haben, leben eine Vereinbarkeit von verdeckten SL-Eingriffen und gelingender Spielleitung.
• Gelegentliches verdecktes Eingreifen der Spielleitung
macht diese Spielleitung noch nicht automatisch zur willkürlichen Erzählautokratin.
• Gelegentliche verdeckte Spielleitungseingriffe kann man zuallererst auch "ganz normales Spielleiten" nennen und nicht "schummeln".
• Es gibt einen Spiel(leitungs)stil/eine
Systemfamilie, die sich mit verdeckten SL-Eingriffen nicht verträgt.
2) Vielleicht wechseln ja doch Einzelne in die "Es gibt viele gelingende Spiel(leitungs)stile, auch wenn ich für mich den Nicht-Schummel-Ansatz gefunden habe."-Kategorie.
3) Um diejenigen, die unter dem Radar fliegend weiterhin suggerieren, dass verdeckte SL-Eingriffe immer "Schummeln" und zu vermeiden sind, auszubalancieren, möchte ich zwei kurze, zitierfähige Posts formulieren, auf die man immer verweisen kann, wenn im Forum wieder einmal die Satz-2-Anti-"Schummel"-Argumentation auftaucht.