Autor Thema: [Diskussion] Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?  (Gelesen 7317 mal)

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Offline Lord Verminaard

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Ich gebe zu, ich bin in "The Forge" nicht heimisch. Die Threads und Posts sind mir zu umfangreich, das was ich mir angesehen habe, war größtenteils ein umständliches, pseudo-wissenschaftliche Englisch, bei dem ich jeden Satz zweimal lesen muss, und auch wenn ich GNS inzwischen besser verstehe und auch - was Systemdesign angeht - recht interessant finde, weiß ich doch nicht, ob ich sie als alleinige Diskussionsgrundlage haben möchte. Von der Prämisse will ich gar nicht anfangen.

Aus Zeitgründen ist es mir auch unmöglich, mir die ganzen Wochen-Rollenspiele und den ganzen freien Kram anzusehen. Aber wenn ich mir die Rezensionen von Sorcerer, Trollbabe oder My Life With Master durchlese, beschleicht mich das Gefühl, dass sich dort schon so etwas wie ein neuer "Standard" eingeschlichen hat. Nicht ein Standard, der bestimmt, was für eine Art von Werten ein Charakter haben muss, oder welche Würfelmechanik es sein soll. Sondern ein Narrativisten-Standard. Eine Fixierung auf Szenen und Konflikte, und auf Regeln, die Aussagen über den Ausgang von Szenen und Konflikten treffen und es dann Spielern und SL überlassen, diesen Ausgang zu erzählen.

Deshalb meine Frage an die (den?) Forge-Experten hier: Gibt es eigentlich dort noch andere Ansätze? Oder geht alles, was dort produziert wird, in diese Richtung?

Eyeless: Titel geändert
« Letzte Änderung: 28.07.2004 | 18:11 von Eyeless »
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Offline Fredi der Elch

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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #1 am: 27.07.2004 | 11:08 »
Aus Zeitgründen ist es mir auch unmöglich, mir die ganzen Wochen-Rollenspiele und den ganzen freien Kram anzusehen.
Muss man ja auch nicht, aber
Zitat
wenn ich mir die Rezensionen von Sorcerer, Trollbabe oder My Life With Master durchlese,
Die sollte man schon gelesen haben. Und nicht nur in der Rezension. Und da Zeitgründe vorzuschieben, aber auf der anderen Seite ein neues Rollenspiel zu schreiben (was unmengen Zeit kostet), ist ... unsinnig.

Zitat
Sondern ein Narrativisten-Standard. Eine Fixierung auf Szenen und Konflikte, und auf Regeln, die Aussagen über den Ausgang von Szenen und Konflikten treffen und es dann Spielern und SL überlassen, diesen Ausgang zu erzählen.
Also erst einmal: das hat nichts mit Narrativismus zu tun. Narrativismus = Prämisse. Conflict Resolution, Szenen, Erzählrechte = Techniken.

So, nachdem das geklärt ist:
Zitat
Gibt es eigentlich dort noch andere Ansätze? Oder geht alles, was dort produziert wird, in diese Richtung?
Was willst du denn genau? Riddle of Steel und Burning Wheel machen Task Resolution. Allerdings ist Conflict Resolution sicher am verbreitetsten (und was anderes gibt es (noch?) nicht). Sorcerer (uvm.) macht keine Szenenbasierung. Sorcerer macht auch kein verteiltes Erzählen. Aber recht hast du schon, es gibt viele Spiele, die das so machen.

Was genau ist jetzt die Frage? Suchst du Ideen für ein eigenes Design? Wenn du ein Spiel mit Task Resolution, ohne Szenen und verteilte Erzählrechte, mit Attributen, Skills und Hit Points willst... dann muss ich dich fragen, warum du nicht D&D, GURPS, Tri-Stat... blabla spielst. Um konkret zu werden: Warum sollte irgendjemand Wolkenwelt spielen und nicht GURPS Fantasy+Luftschiffe. Oder FATE. Oder *tausend Alternativen*? ... Es gibt keinen (wenigstens keinen offensichtlichen).

The Forge macht einiges anders als der Mainstream, weil... es den Mainstream eben schon gibt und man bei jedem Rollenspiel, das man entwickelt fragen sollte: "warum eigentlich= Was bringt es, was tausend andere nicht schon bringen?" Und von den von dir genannten Trends gibt es tatsächlich weniger als von den "klassischen". Wobei sich sicher ein Trend auf The Forge rauskristallisiert.
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Offline Lord Verminaard

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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #2 am: 27.07.2004 | 11:38 »
Ach Fredi, lass doch jetzt mal Wolkenwelt. Das habe ich aus Spaß an der Freude geschrieben und nicht weil ich wollte, dass es die Rollenspielergemeinde im Sturm erobert. Geht es nicht in deinen Kopf, dass es noch andere Gründe geben kann, selbst ein Rollenspiel zu schreiben, als Innovationsdrang? Aber darum geht es hier nicht. Wenn es dich tatsächlich interessieren sollte, kann ich gerne an anderem Ort versuchen, dir meine Motivation bei SdW zu erklären (wobei ich im Augenblick eh nicht voran komme... ::) )

Ich interessiere mich einfach dafür, ob es noch andere Ansätze auf The Forge gibt als die von Ron Edwards und seinen Fans. Deinem Post entnehme ich, dass nein. Das war doch alles, was ich wissen wollte. Und, auch wenn dir das anders geht, mir reicht die Rezi von MLWM oder Trollbabe, um zu wissen, dass diese Spiele mich nicht reizen. Dankenswerter Weise werden sie ja dort doch recht genau beschrieben.

Warum ich mich für neue Konzepte interessiere? Wie wäre es mit: nur so? Weil man ja nie weiß, ob nicht irgendwas dabei ist, bei dem man sagt: "Wow, super, das will ich spielen?"

Das N lasse ich jetzt mal auf sich beruhen, vielleicht raff ich's ja wirklich nicht. Wie unterstützt man mit Spielregeln eine Prämisse? Na ja, mir auch egal. Wobei die Prämisse nach Egri ja eigentlich nur eine kausale Verkettung der einzelnen Szenen bedeutet, und nicht etwa eine ethisch-moralische Fragestellung. Sorry, den konnte ich mir nicht verkneifen, da ich's nun mal gerade gelesen habe.
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Offline Lord Verminaard

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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #3 am: 27.07.2004 | 11:49 »
P.S.: Mir persönlich geht es nicht nur um Regeln, sondern auch um Konzepte. Was den Punkt Konzept angeht, finde ich z.B. MLWM oder Trollbabe durchaus interessant. Diese Konzepte sind nicht so universell und auf ewig lange und immer neue Kampagnen ausgelegt, sondern deutlich fokussierter. Man wird die Spiele vielleicht nicht so oft spielen, aber dafür bringen sie mal eine andere Perspektive, als immer wieder einen harten Burschen (edlen Helden, ausgekochtes Schlitzohr) auf der Suche nach Abenteuern, Ruhm und Reichtum in diesem oder jenem Setting zu verkörpern.

Ich persönlich finde es halt schade, dass Konzepte, die ich an sich reizvoll finde, mit Spielmechanismen verknüpft werden, die mir nun mal nicht zusagen. Andererseits wäre MLWM auf GURPS ziemlicher Quatsch. Nur weiß ich genau, dass ich kein Spiel spielen möchte, bei dem mir die Regeln irgendwann sagen: "Übrigens, die Geschichte ist jetzt zuende und du begehst Selbstmord. Mach was draus."
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Offline Fredi der Elch

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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #4 am: 27.07.2004 | 11:59 »
Geht es nicht in deinen Kopf, dass es noch andere Gründe geben kann, selbst ein Rollenspiel zu schreiben
Doch. War ja nur ein Beispiel. Es sollte erläutern, was auf The Forge immer zuerst gefragt wird: "Was hat dein Design, was andere nicht haben?". Klar kann man ein Rollenspiel schreiben, weil man Lust hat. Aber zuerst gehen die doch tatsächlich davon aus, dass man es dann auch spielen will. Verrückt, nicht? ;)

Zitat
Ich interessiere mich einfach dafür, ob es noch andere Ansätze auf The Forge gibt als die von Ron Edwards und seinen Fans.
Schon wieder so eine nette Unterstellung. Du kennst Dich mit The Forge nicht aus (wie ich dem ersten Post entnehme) und unterstellst es seinen nur Ron Edwards und seine Fans. Das ist nicht so. Aber davon werde ich Dich wahrscheinlich nicht überzeugen können...

Zitat
Warum ich mich für neue Konzepte interessiere? Wie wäre es mit: nur so? Weil man ja nie weiß, ob nicht irgendwas dabei ist, bei dem man sagt: "Wow, super, das will ich spielen?"
Was für Konzepte wären das denn z.B.? Ich kann mir einfach so überhaupt nichts anderes vorstellen, sorry. Task Resolution gibts schon. Conflict Resolution gefällt Dir nicht. Also fehlt...?? Szenenbasiert magst Du nicht. Ohne Szenen gibts schon. Also fehlt... verdammt entweder mit oder ohne Szene ist die einzige Möglichkeit!

Hast Du irgendeine Vorstellung, wie so ein neues Konzept aussehen könnte? Denn wenn ja, wären die Leute auf The Forge sicher ganz wild daruf!

Zitat
Wobei die Prämisse nach Egri ja eigentlich nur eine kausale Verkettung der einzelnen Szenen bedeutet, und nicht etwa eine ethisch-moralische Fragestellung.
Tja, wir reden aber leider nicht von Egri. Schade auch. ;)

Ich persönlich finde es halt schade, dass Konzepte, die ich an sich reizvoll finde, mit Spielmechanismen verknüpft werden, die mir nun mal nicht zusagen.
Mach es besser / anders! Wie gesagt, schreib ein Spiel, bei dem sowas gut verknüpft und für "traditionellerer" Spieler zugänglich ist und Du wärst der Held auf The Forge! (und mein persönlicher Held auch! *schmacht*)
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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #5 am: 27.07.2004 | 12:19 »
Okay, "Ron und seine Fans" war polemisch, ich gebe es zu. Hey, ich hätte gleich nur den Vornamen nehmen sollen, das bietet sich ja geradezu an... *lol*

Was fehlt? Weiß auch nicht, deshalb frag ich ja. :P

Ein außergewöhnliches Konzept in ein relativ klassisches Rollenspiel (mit ein paar wenigen, auf das Konzept bezogenen Besonderheiten) einzubinden, kann doch eigentlich so schwer nicht sein... Ich hab's! Die SCs sind, erm, Vampire, und in ihnen wütet der Konflikt zwischen Mensch und Bestie. Das Flair wird eine Mischung aus Anne Rice und Blade, und die Regeln werden ein klassisches Pool-System mit ein paar knusprigen Sonderfähigkeiten und ein paar wenigen Personality Traits. So was müsste doch super laufen, oder? ;D
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wjassula

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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #6 am: 27.07.2004 | 12:24 »
Ich finde The Forge hauptsächlich interesant, weil sich viele Leute dort die Mühe machen, umfangreich Spielerlebnisse zu post, und diese dann auch zu analysieren. Kann man viel für die eigene Spielpraxis draus mitnehmen. Natürlich hat man nicht immer Lust, sein Spiel so verkopft zu druchleuchten, aber manchmal kann es ja nicht schaden. ich will ja auch nicht jedesmal, wenn ich ein Buch lesen, eine literaturwissenschaftliche Abhandlung darüber schreiben, aber gelegentlich finde ich sowas interessant.

Ich habe auf The Forge im Übrigen auch schon viele Threads zu ursprünglich nicht-narrativ ausgelegten Spielen gefunden, allen voran D&D. Da geht es dann meist um die Frage, wie man aus der Routine ausbrechen und mal was anders machen kann. Doch, das finde ich interessant.

Offline Fredi der Elch

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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #7 am: 27.07.2004 | 12:35 »
Ein außergewöhnliches Konzept in ein relativ klassisches Rollenspiel (mit ein paar wenigen, auf das Konzept bezogenen Besonderheiten) einzubinden, kann doch eigentlich so schwer nicht sein... Ich hab's! Die SCs sind, erm, Vampire, und in ihnen wütet der Konflikt zwischen Mensch und Bestie. Das Flair wird eine Mischung aus Anne Rice und Blade, und die Regeln werden ein klassisches Pool-System mit ein paar knusprigen Sonderfähigkeiten und ein paar wenigen Personality Traits.
;D Super, das ist klassisches Rollenspiel, verbunden mit... klassischem Rollenspiel! Fehlt nur noch das außergewöhnliche Konzept und schon wäre es super! :)

Wie gesagt, wenn Dir ein Super-Konzept einfällt, sag bescheid. Falls jemand auf The Forge eines findet, sage ich schon bescheid... ;) Ichhabe nur etwas gegengehalten, weil sich Dein Post so anhörte wie "Haben die auf The Forge eigentlich irgendwelche bahnbrechende Konzepte? Die ganzen bahnbrechenden Konzepte von denen gefallen mir nicht, machen die nicht was anderes? Nö? Wie laaaangweilig..."  ::)
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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #8 am: 27.07.2004 | 12:44 »
Ich finde es nicht langweilig, was auf The Forge passiert. Ich fände es aber schade, wenn man dort, statt in alle möglichen Richtungen zu experimentieren, nur denselben neuen Pfad immer breiter austreten würde. Deshalb ja meine Frage, weil ich eben selbst nicht die Muße (bzw. das Sitzfleisch) habe, um den Entwicklungen dort zu folgen. TRoS steht schon auf meiner Wunschliste. Burning Wheel... Hm, die Homepage sieht eher mäßig spannend aus, finde ich.
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Offline Fredi der Elch

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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #9 am: 27.07.2004 | 12:54 »
Ich finde es nicht langweilig, was auf The Forge passiert. Ich fände es aber schade, wenn man dort, statt in alle möglichen Richtungen zu experimentieren, nur denselben neuen Pfad immer breiter austreten würde.
Tatsächlich kam dieselbe Kritik auch aus deren eigenen Reihen. Sie wurde bentwortet mit 2 Erwiderungen:

1. Mach halt! Jeder darf soviel experimentieren, wie er will. Und es scheint nichts Neues wirklich auf der Hand zu liegen. Spiele wie "alle spielen verschiedene persönlichkeitseigenschaften einer Person" sind vorgeschlagen worden. Aber das ändert nichts daran, dass es keine Alternative zu Task oder Conflict Resolution gibt.

2. The Forge hat das Ziel, Indy-RPGs zu fördern. Dazu gehört sowohl Theoriegelaber und wildes experimentieren als auc tatsächlich mal spielbare Spiele zu schreiben zu promoten und unter die Leute zu bringen. Es wird im Moment versucht, den zweiten Punkt etwas zu stärken: tatsächlich Spiele zu schreiben, die auch gekauft werden. Und da ist noch lange nicht Schluss mit Conflict Resolution. :)
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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #10 am: 27.07.2004 | 13:27 »
... auch wenn ich GNS inzwischen besser verstehe und auch - was Systemdesign angeht - recht interessant finde, weiß ich doch nicht, ob ich sie als alleinige Diskussionsgrundlage haben möchte. Von der Prämisse will ich gar nicht anfangen.
Recht hast Du, das haben auch dort schon einige gemerkt. Zugegebenermaßen tun sich alternative Ansätze aber noch etwas schwer, vor allem weil sie bisher noch nicht so gut organisert sind (Referenzartikel, einheitliche Vorstellungen unter den GNS-Dissidenten). Davon abgesehen: GNS hat ein eigenes Unterforum und schwappt gelegentlich in andere Bereiche. Gibt aber auch RPG Theory, Indie Game Design und Actual Play, man kann den GNS Kram also gut vermeiden. Wenn man will.

Zitat
Aber wenn ich mir die Rezensionen von Sorcerer, Trollbabe oder My Life With Master durchlese, beschleicht mich das Gefühl, dass sich dort schon so etwas wie ein neuer "Standard" eingeschlichen hat. Nicht ein Standard, der bestimmt, was für eine Art von Werten ein Charakter haben muss, oder welche Würfelmechanik es sein soll. Sondern ein Narrativisten-Standard. Eine Fixierung auf Szenen und Konflikte, und auf Regeln, die Aussagen über den Ausgang von Szenen und Konflikten treffen und es dann Spielern und SL überlassen, diesen Ausgang zu erzählen.
äh? Wie meinst Du das mit dem Standard? Die Spiele werden nach dem bewertet, was sie nach eigener Aussage leisten wollen. Wenn das Spiel sich speziell an Narrativisten richtet, ist halt ein Kriterium wie Spielbalance irrelevant, wer Wert auf sowas legt wird das Spiel ohnehin nicht spielen.
Was allerdings stimmt, ist das den Forge-Leuten aufgefallen ist, dass viele Spiele z.B. zum Erzählrecht garnichts sagen, oder offenlassen, wann genau etwas wie passiert (Ansage? Wurf? wenn jemand das Ergebnis erzählt?), was zu Konflikten führen kann und im Grunde dasselbe ist, als ob die halbe Waffentabelle fehlt. Insofern ergeben sich tatsächlich etwas andere Bewertungs-Standards, aber mal ehrlich, sind Dir Reviews lieber in denen die Verwendung von 3d6 gegen den d20 abgewogen wird? Der klassische Fokus auf mechanische Feinheiten ist auch _nicht immer_ das Gelbe vom Ei.
Schließlich und endlich sind die meisten offiziellen Reviews von R. Edwards. Er hat eben seinen eigenen Stil (den ich furchtbar finde, aber egal). Lies Die doch mal folgenden Spielbericht/Review von Ralph Mazza (Valamir), Co-Author von Universalis und einer der aktivsten Forgistas zu Phil Reeds neuem Spiel Motocaust durch. Link. GNS-frei!

Zitat
Deshalb meine Frage an die (den?) Forge-Experten hier: Gibt es eigentlich dort noch andere Ansätze? Oder geht alles, was dort produziert wird, in diese Richtung?
Vieles. Aber nicht alles. Ich empfehle mal wieder einen Blick auf Great Ork Gods als Kontrastprogramm.
Aber es stimmt schon, für die großen Wälzer mit den langen Skill-Listen hat man im allgemeinen wenig übrig, das kennt man, man hat schon c.a. 20-100 dieser "Erweiterten Hausregeln"/Heartbreaker gesehen, das Interesse ist eher gering. Es besteht dagegen ein großes Interesse an Systemen, die für einen Spielzweck/-stil optimiert sind und diesen in allen Bereichen unterstützen. Und Sachen wie Conflict-Resolution sind nunmal neu und interessant, man will ausprobieren, Möglichkeiten und Grenzen finden etc.
Mit GNS hat das erstmal nichts zu tun (weil Techniken), aber natürlich wird gelegentlich darauf Bezug genommen. Schließlich ist die Theorie recht umfangreich und man hat die Experten da, also warum nicht auch unter diesem Gesichtspunkt einen Blick drauf werfen? Ist noch keiner vertrieben worden weil er nicht GNS konform war. ;)

Hilft Dir das weiter? Falls nicht, einfach nochmal nachfragen.
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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #11 am: 27.07.2004 | 13:42 »
Ich empfehle mal wieder einen Blick auf Great Ork Gods als Kontrastprogramm.
Hm. Great Ork Gods hat Conflict Resolution, merkwürdige Verteilung von Erzählrechten, die Spieler bestimmen die Schwierigkeit von Konflikten... Also alles Sachen, die Verminaard nicht gefallen bzw. die er mit "dieser Forge Standard" gemeint hat. Kontrastprogramm würde ich das nicht nennen. Gut ist es gerade deswegen! :)
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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #12 am: 27.07.2004 | 14:21 »
Fuck, dann eben Robots & Rapiers, Exemplar oder Unsung.

Offline Fredi der Elch

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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #13 am: 27.07.2004 | 14:35 »
Cool! Nette Beispiele und für mich ein weiteres Beispiel dafür, dass auf The Forge richtig gute Rollenspiele gemacht werden. GNS hin oder her: es geht auch ohne oder mit oder egal. Hauptsache das Spiel ist am Ende gut!
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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #14 am: 27.07.2004 | 15:04 »
Thx, werde ich mir demnächst mal ansehen.

Lange Waffen- und Skilltabellen sind nicht das, was ich suche. Ich weiß auch nicht, ich suche ja gar nichts bestimmtes. Ich meine, auf Fortune in the Middle wäre ich von alleine auch nie gekommen. Es gefällt mir nicht, aber das ist nicht der Punkt. Vielleicht gibt es da draußen ein Spiel mit einer neuen Idee, die ich total genial finden würde, und ich habe keine Ahnung! ;)

Btw: Wenn ich allein das Glossar des Forge-Jargons sehe, vergeht mir die Lust. Beispiel "credibility": Wenn ich nicht ins Glossar schaue, rede ich ständig an den Leuten vorbei, weil ich das Wort im ursprünglichen Wortsinn gebrauche. Es gibt sicher noch viele andere Beispiele, und ich glaube kaum, dass das auf den GNS-Bereich beschränkt ist, oder?
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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #15 am: 27.07.2004 | 15:09 »
@Lord Verminaard: Kennst Du Puppetland? Wenn nicht, kann ich bestimmt auf dem Treffen für Dich einen Platz freihalten ;)
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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #16 am: 27.07.2004 | 15:13 »
Es gibt sicher noch viele andere Beispiele, und ich glaube kaum, dass das auf den GNS-Bereich beschränkt ist, oder?
Also "Actual Play" und "Indie Game Design" sind ziemlich GNS-frei und auch Jargon-reduziert. Ganz dran vorbei kommt man sicher nicht. Aber versuche mal im FERA komplett ohne bestimmte Vokabeln durchzukommen, geht auch schlecht.

Also die beiden Foren kann ich nur empfehlen, da geht die wirkliche Entwicklung! GNS und RPG Theory gebe ich mir auch nur, wenn ich grade ganz wild drauf bin. Allerdings muss man schon ein wenig Zeit mitbringen. Denn die netten Ideen, Spiele und Threads wollen ja auch gelesen sein. Und das kann einem eben keiner Abnehmen.
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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #17 am: 27.07.2004 | 15:33 »
Btw: Wenn ich allein das Glossar des Forge-Jargons sehe, vergeht mir die Lust. Beispiel "credibility": Wenn ich nicht ins Glossar schaue, rede ich ständig an den Leuten vorbei, weil ich das Wort im ursprünglichen Wortsinn gebrauche. Es gibt sicher noch viele andere Beispiele, und ich glaube kaum, dass das auf den GNS-Bereich beschränkt ist, oder?
Es ist ein (auch schon als solches erkanntes) Problem, aber kein unlösbares. Den meisten Jargon müsstest Du über Fredi 'eh schon aufgenommen haben. ;)
In der Praxis sind Fälle in denen man länger aneinander vorbeiredet selten, unter anderem weil die meisten Forge-User sich noch erinnern, wie das war als man den Jargon nicht verwendet hat. Zum anderen, weil sich einige bemühen so wenig wie möglich davon zu verwenden (ok, gibt auch das Gegenteil). Drittens, weil's meist extrem schnell auffällt. In dem Fall wird der Neuling meist auf die Def. verwiesen, bzw. nimmt dann eben ein anderes Wort. Viertens: der Jargon hat genau den Zweck zu verhindern dass man aneinander vorbeiredet, und den erfüllt er auch halbwegs. Fünftens: _manchmal_ ist das eben keine Plauderecke, sondern Diskussion auf hohem Niveau, und wer sich daran beteiligen will muss sich halt informieren und die Quellen kennen, die auch die anderen gelesen haben. Sonst fängt man immer wieder bei Null an, oder kommt über "IMO" nicht hinaus.
Im GNS-Bereich ist es am schlimmsten, ausserhalb braucht man fast keinen Jargon.

Um mal schlussendlich dein Bsp. aufzugreifen: credibility =
1. The quality, capability, or power to elicit belief: “America's credibility must not be squandered, especially by its leaders” (Henry A. Kissinger).
2. A capacity for belief: a story that strained our credibility.

das wird IMO nur zum Problem, wenn man dt. "Glaubwürdigkeit" denkt und es in die Ecke Integrität/Persönlichkeitsmerkmal abschiebt. IMO kommt man von da nur über die Assoziation zur Kreditwürdigkeit wieder auf das richtige Konzept, in dem Sinne, dass Menschen durch Sprache handeln/Dinge tun können. (Hiermit erkläre ich euch ...) ((IIRC nennt sich das performativer Sprechakt, oder so))
Wenn man dagegen "etw. Glauben machen" assoziiert liegt man goldrichtig.

Teclador

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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #18 am: 27.07.2004 | 15:44 »
@ForgeExperten: Stimmt es eigentlich, dass Inspectres auch direkt oder indirekt auf Überlegungen auf The Forge zurückzuführen ist? Oder hab ich da was durcheinander gebracht?

Gast

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Teclador

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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #20 am: 27.07.2004 | 16:02 »
@Montag: Ahh! Vielen Dank.

Kurze Nachfrage: Waren Robots&Rapiers/Exemplart und Unsung als Beispiele für "eher traditionelle" Spiele gemeint, oder als Beispiele für Spiele die interessante neue Wege gehen?

Offline Lord Verminaard

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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #21 am: 27.07.2004 | 16:08 »
Ohne jetzt meinen eigenen Thread entführen zu wollen: Wenn jemand in einer Rollenspieldiskussion von "credibility" redet, dann gehe ich als unvoreingenommener Zuhörer davon aus, dass er Glaubwürdigkeit / Glaubhaftigkeit im Sinne von Nachvollziehbarkeit, Plausibilität, meint. Wenn aber jemand das auf The Forge sagt, will er damit ausdrücken, dass die "glaubwürdige" Aussage Teil des "Shared Imagined Space" wird. Das ist allein anhand des ursprünglichen Wortsinns schlichtweg nicht nachvollziehbar.
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Offline Fredi der Elch

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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #22 am: 27.07.2004 | 16:12 »
Kurze Nachfrage: Waren Robots&Rapiers/Exemplart und Unsung als Beispiele für "eher traditionelle" Spiele gemeint, oder als Beispiele für Spiele die interessante neue Wege gehen?
Beides (denke ich mal). ;D Also eher "traditionelle" Spiele, die auch neue Wege gehen (denn ganz ohne "Neu" geht es bei The Forge nicht...)


Das ist allein anhand des ursprünglichen Wortsinns schlichtweg nicht nachvollziehbar.
Nun, wenn du hier von "Spieler" redest, damit aber einen der Spieler (nämlich den SL) ausschließt, ist das vom ursprünglichen Wortsinn auch nicht nachvollziehbar. Du siehst, jede Gruppe von Leuten hat ihren eigenen Jargon. Wobei wir naturgemäß an unseren eigenen natürlich soweit gewöhnt sind, dass er uns nicht mehr auffällt.
IMO ;D
« Letzte Änderung: 27.07.2004 | 16:15 von Fredi der Elch »
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D&D kann immerhin eine Sache gut, auch wenn es ganz viel Ablenkendes enthält: Monster töten. Vampire kann gar nichts.

Offline Lord Verminaard

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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #23 am: 27.07.2004 | 16:20 »
"Robots&Rapiers" scheint nach erstem überfliegen systemtechnisch noch relativ "klassisch" zu sein, wobei mich das Setting und Konzept eher nicht so reizt. "Exemplar" scheint eine Mischung aus cinematischer Action und gamistischen Elementen zu sein (die Werte der SCs verbessern sich, indem sie Sachen in die Luft jagen ;D). "Unsung" ist wohl eins dieser Spiele, bei dem ein Würfelwurf über das Verhalten des Charakters entscheidet und nicht der Spieler.
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Re: Gibt's auf "The Forge" eigentlich noch was anderes?
« Antwort #24 am: 27.07.2004 | 16:43 »
@Verminaard:
Es wird sich immer ein Jargon bilden, der für Außenstehende nicht nachvollziehbar ist. Worauf Du allerdings hinaus wolltest war wohl, dass der Jargon sich weit vom ursprünglichen Wortsinn wegbewegt hat. Das ist aber schon im allgemeinen Rollenspieljargon so. Wer als unbedarfter hier im Forum auf das Wort Charakter stößt wird ohne Hilfe nicht auf den gemeinten Sinn stoßen, sondern zwangsläufig missverstehen. "Mein Charakter ist schmutzig" wird für einen Laien wohl als psychologisch angehauchte Selbstkritik verstanden werden. Wir kommen nicht umhin, dass selbst kleine Gruppen, die zusammen arbeiten, einen gemeinsamen "elitären" Wortschatz bilden. Problematisch wird das ganze nur dann, wenn dieser plötzlich dazu genutzt wird, andere auszugrenzen oder an den Wortschatz der Anspruch der "Wahrheit" oder Allgemeingültigkeit erhoben wird. Solange das nicht der Fall ist sehe ich darin keine Probleme.