Autor Thema: [MERS/Rolemaster] Legenden von Calanor  (Gelesen 430 mal)

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Offline Namo

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[MERS/Rolemaster] Legenden von Calanor
« am: 2.04.2025 | 14:57 »
So, ich habe ja hier https://www.tanelorn.net/index.php/topic,127474.msg135204572.html#msg135204572 vor etwas mehr als einem Jahr mit einem Werkstattthread begonnen.

Während der andere Thread eher dazu dient, meine Gedanken, Ideen und Hürden mit der praktischen Umsetzung auszuführen, möchte ich hier in Zukunft klassische Spielberichte führen die sich rein auf die Handlung der Abenteuer beziehen. Dadurch haben diejenigen, die sich für die Handlung interessieren eher einen Einblick, was wir da überhaupt gespielt haben und worum es im Detail geht. Wir haben also klassisch den Film auf der einen und das Making of auf der anderen Seite. Hier wird man vielleicht auch mit der Zeit schön die Entwicklung sehen können. Ich bin zugegebener Maßen selbst darauf gespannt, wie ich in hoffentlich ein zwei Jahren darauf zurück blicke. Und da ich Spielberichte selbst immer gerne lese, hoffe ich dadurch noch etwas zum Forum beitragen zu können. Jetzt bin ich natürlich 20 Jahre aus dem Rollenspiel und Spielleitung raus gewesen, so dass das nicht next Level wie bei manchen anderen hier ist. Aber Herzblut steckt dennoch drin. Und mit Klischees arbeite ich natürlich auch gerne, denn viele davon haben wir ja noch überhaupt nicht erlebt :)

Wir spielen ein modifiziertes MERS System unter Anwendung diverser Rolemaster 2 Regeln/Tabellen und natürlich Zauber. Dazu gesellt sich die ein oder andere Hausregel.

Natürlich muss ich hier einen dicken Disclaimer oder eher eine Warnung aussprechen. Hintergrundwelt ist zwar die gesamte Schöpfung Tolkiens, aber wir haben in unserer alten Kampagne hauptsächlich im vierten Zeitalter gespielt. Somit hatte ich zum einen mehr schöpferische Freiheiten und zum anderen als Silmarillion Liebhaber auch einmal die Möglichkeit eine Kampagne hin zur Mutter aller epischen Fantasykampagnen zu spielen. Das Ziel damals: Morgoth und dessen von Tolkien prophezeite letzte Rückkehr die am Ende in der Dagor Dagorath – die Schlacht der Schlachten – münden würde. Viel war diesbezüglich in unserer Kampagne schon in Mittelerde geschehen und da ich schon immer viele andere Einflüsse  hatte – sehr stark z.B. Michael Moorcock und sein Ansatz vieler Dimensionen und Dämonen, waren die Geschichten und Handlungen durchaus auch turbulent und extreme high Fantasy.

Aber die Erinnerungen daran sind bei uns allen verblasst und das ist der Ansatz der neuen hangover Kampagne wie ich sie für mich immer wieder gerne intern nenne. Die Spieler wissen kaum noch was wir da vor 20 Jahren gespielt haben und haben größtenteils Erinnerungsfetzen. Und diese werden immer mal aufgefüllt werden während der laufenden Kampagne. Diese ist aber letzten Endes doch eine ganz eigene Kampagne – bis zu einem gewissen Endpunkt hin. Sie wissen nicht was mit ihren alten Charakteren geschehen ist. Sie wissen nur noch, dass sie aufgeteilt waren, denn der Kämpfer der Gruppe ist letzten Endes von einem bösen Artefakt verzehrt worden und hat sich in Finsternis, einen alten mächtigen Dämonen und Diener einer bösen Göttin verwandelt. Die Gruppe war über zwei Dimensionen verteilt in der Hoffnung ihren alten Freund doch irgendwie zurück zu bringen. Und so sprechen manche Abende eben auch immer mal bewusst auf die Metaebene an und spielen mit den Erinnerungen der Spieler, befüllen diese wieder und am Ende steht immer wieder die Frage – wo soll das in Bezug auf die alte Kampagne hinführen?

Am Anfang hatten sie überhaupt kein Wissen davon, dass es eine Verbindung geben würde. Sondern zu Beginn sollte es darum gehen wieder wie früher einfaches Rollenspiel in „irgendeinem“ Setting zu spielen um zu sehen ob es uns noch Spaß macht. Also entwarf ich einen kleinen Fantasykontinent in dem wir spielen würden: Das Land Calanor (Quenya für „das Land des Lichts“).

Sie wissen über das Land, dass vor knapp 99 Jahren die Sonne für 7 Tage nicht mehr wieder aufgegangen war. Am 8. Tag erschien sie wieder am Himmel und hieraus ist die Kirche Tharons – des Sonnengottes – entstanden. 

Vor über 80 Jahren ist Amon-Ra, der letzte König des Reiches, verstorben. Da er keinen Nachfolger hatte, herrscht seither ein Reichsrat über das Land. Wobei das Land durch die einzelnen Fürstentümer immer weiter zerfällt und der Reichsrat als solches eigentlich keine weitreichenden Befugnisse mehr hat bzw. diese nicht wirklich durchsetzen kann. Die beiden mächtigsten Fürstenhäuser sind das Haus Aldarion und Vardamir. Diese stehen in einem latenten Konflikt zueinanander.

Die Menschen des Landes werden ungewöhnlich alt und haben eine Lebenserwartung von rund 160 Jahren.

Soweit in Kürze der Hintergrund. Auch den Spielern wird beim Spielen nach und nach mehr zum Hintergrund des Landes erläutert. So werde ich es auch hier in den Beiträgen halten.

Die Helden unserer Geschichte sind:

Nerestro Ta‘Uris, ein menschlicher Waldläufer dessen Familie früher dem Königshaus gedient hatte. Doch als der König immer mehr Handlungen von den Waldläufern verlangte, die gegen das Wohl der Menschen des Reiches liefen, haben sich manche hiervon losgesagt. Hierzu gehörte Ilfaris, der Vater von Nerestro und dessen großer Bruder Tokaro. Während der Vater umgebracht wurde, ist Tokaro vermisst. Und diesen vermissten Bruder sucht Nerestro schon lange. Bisher ohne Erfolg. Seither leben Nerestro und seine Mutter als Geächtete im Verborgenen.

Caryen Varantir, menschlicher Paladin des Tharons. Einziger Sohn des Fürstenhauses Varantir. Allerdings hat er sich früh in Jugendjahren von seiner Familie losgesagt, da diese aus seiner Sicht in böse Machenschaften verstrickt waren und er damit nichts zu tun haben wollte. So fand er zur Kirche Tharons und nahm dessen Lehren an. Sein aktueller Auftrag ist Priester Armadii auf seinen Reisen zu begleiten und schützen.

Andara, elbischer Magier. Die Elben sind im Land nicht gut gelitten und nur wenige wurden je von den Menschen gesehen. Sie leben gering an Zahl im Norden in einer kleinen Enklave namens Armalond. Die Menschen misstrauen den Elben und es ranken sich dunkle Gerüchte um sie. Doch verfügt Andara über seltene magische Begabung und so wurde er früh Mitglied der Magierakademie von Cymril. Hier erhielt er von seinem Meister Malfar seinen Stab dem ungewöhnliche Macht innewohnt. Denn in Calanor existiert keine Angriffsmagie wie Feuerstrahlen und ähnliches. Diese hatten die früheren Besatzer des Landes verboten um die Magier zu entkräften. Doch mit seinem Stab vermag Andara Blitzstrahlen zu beschwören. Er ist auf der Suche nach der alten Magie wie sein Meister sie nennt. Denn dieser weiß darum, dass es einst mächtige elementare Magie gab.

Allen drei Männern ist gleich, dass sie 99 Jahre alt sind. Was in unserer echten Lebensspanne etwa  40 Jahren entsprechen würde – wohlwollend gesagt fast das Alter von uns Spielern. Erfahren aber noch fähig  ;D

Hier ist auch schon fast das erste Metathema:

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« Letzte Änderung: 3.04.2025 | 08:18 von Namo »

Offline Namo

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Re: [MERS/Rolemaster] Legenden von Calanor
« Antwort #1 am: 2.04.2025 | 19:04 »
Abend 1 Drei Pfeile des Schicksals

Es ist der 17. Januar im Jahr 99 nach der Finsternis (n.d.F.) und entlang der alten Weststraße Annubad, südlich des Schimmerkamms, zog sich eine kleine Karawane durch das Land. Eine bunte Gesellschaft hatte sich zusammengefunden – Händler, Reisende, Abenteurer. Caryen Varantir, ein Paladin Tharons, begleitete den Priester Armadii auf dessen Reise nach Tharven, wo das Fest der Freiheit gefeiert werden sollte. Neben ihnen reiste Andara, ein Graumagier, der das Land durchstreifte, stets auf der Suche nach Hinweisen auf die alte Magie.



Die Karawane wurde von Cameron geführt, einem erfahrenen Mann, dem man anmerkte, dass er viel gesehen hatte. Unter den weiteren Reisenden befanden sich Bardo Bardolino, ein stets plaudernder Barde, der Händler Rashid, der edlen Yuudai-Wein und kunstvolle Lampen verkaufte, sowie die Halblingfamilie Grassmück, die mit ihren Geschichten und ihrer herzlichen Art für ein wenig Wärme sorgten.



Eines Abends, als das Lager aufgeschlagen wurde, stieß ein neuer Reisender zu ihnen: Nerestro Ta' Uris, ein Waldläufer, dessen Name Cameron merklich verstimmte. Es war, als erkannte er etwas in diesem Mann, das ihm Unbehagen bereitete. Zunächst meinte er jemanden in Nerestro zu erkennen, doch als er hörte, dass er der Sohn von Ilfaris Ta’Uris war, brach er das Gespräch mit Nerestro unvermittelt und scheinbar wütend ab. Während sich Armadii und Caryen über die Möglichkeit einer Pilgerreise durch Calanor unterhielten, sorgte Bardo für fröhliche Stimmung, indem er ein Lied am Lagerfeuer anstimmte. Doch nicht alle Geräusche jener Nacht waren harmlos – Nerestro vernahm in der Ferne ein unheilvolles Heulen, das nach Hunden und weit Schlimmerem klang.



Am nächsten Morgen schlug das Unheil zu. Die Karawane wurde überfallen. Wie aus dem Nichts trafen drei vergiftete Pfeile den Priester Armadii, der leblos zu Boden sank. Caryen war hilflos und konnte nur noch das Surren der Pfeile hören, die das Leben seines Freundes und Schutzbefohlenen beendeten. Während um ihn herum die Hölle losbrach blieb für ihn die Zeit still und er kümmerte sich um Armadiis Leichnam und murmelte ein Gebet zu Tharon und versuchte zu verstehen was gerade geschehen war. Die Garxx, die offensichtlich die Schützen waren, verschwanden sofort nach ihrem tödlichen Angriff, während Goblins von zwei Seiten heranstürmten und die Karawane weiter angriffen. In der blutigen Auseinandersetzung fielen zwei Wachen, Cameron wurde verletzt, doch durch das beherzte Eingreifen von Caryen, Andara und Nerestro konnten Rashid, die Grassmücks und die anderen Reisenden gerettet werden. Caryen führte seine Klinge nach dem Tod seine Schutzbefohlenen mit göttlicher Wut, Nerestro verteidigte mutig die vorderen Wagen, und Andara – zu aller Überraschung – entfesselte aus seinem Stab einen mächtigen Blitzstrahl, der die Feinde erschütterte. Als der Kampf vorüber war, brachten Rashid und Cameron ihren tiefen Dank zum Ausdruck.



Während sich die Karawane beeilte den Schutz der Kammwacht zu erreichen, um die Überlebenden in Sicherheit zu bringen, formierte sich eine neue Gruppe. Gemeinsam mit Andara, Nerestro und Bardo nahm Caryen die Verfolgung der Garxx auf. Sie hatten nicht nur einen Überfall verübt – sie hatten ein Attentat verübt so seine feste Meinung. Und die Gefährten mussten den Drahtziehern auf die Spur kommen und die Hintergründe in Erfahrung bringen.
In den Bergen begegneten sie einem Bergtroll, der mit einer Ziege beschäftigt war und ihnen glücklicherweise keine Beachtung schenkte. Ihr Weg führte sie in ein abgelegenes Tal, in dem sie eine alte Wachfestung entdeckten – das Versteck ihrer Feinde. Es war Zeit, einen Plan zu schmieden.
Andara schlich sich mit magischer Unterstützung auf den Wachturm und ließ vier Goblins mit einem Schlafzauber und einem gezielten Pfeilstreich lautlos sterben. Die verbleibenden drei im Turm fielen unter den Klingen von Nerestro und Caryen. Die Garxx im Bergfried ahnten nichts von der drohenden Gefahr.
Eine geschickte Ablenkung lockte sie in den Hof, wo ein harter Kampf entbrannte. Nerestro wurde schwer am Arm verwundet, Andara enthüllte eine weitere furchteinflößende Facette seiner Magie – ein finsterer Zauber, der einen der Garxx in schmerzgekrümmtem Wahnsinn zurückließ. Caryen stockte bei diesem Anblick kurz und musterte den Elb den er nicht wirklich kannte mit kritischem Blick. Schließlich lagen die Gegner besiegt zu ihren Füßen, auch ihr abgerichteter Kampfhund war gefallen.

Sie wollten rasten, doch aus dem oberen Stockwerk des Bergfrieds drangen Geräusche herab. Andara und Caryen entschieden, der Sache auf den Grund zu gehen, während sich Nerestro aufgrund seiner Verletzung schonen und erholen musste. Die eingestürzte Treppe zwang sie zum Klettern, bis sie ein noch gut erhaltenes Zimmer erreichten. Dort, versteckt in einem alten Kleiderschrank fanden sie einen Mann – offensichtlich ein Garxx-Magier der mit unterwürfiger Stimme um Gnade bat.

Die Frage stellt sich: Verdiente er sie?

Metagespräch exisitiert hier nicht und war nicht notwendig. Es ging rein darum die Regeln zu lernen, erstes worldbuilding zu betreiben, die Zusammenführung der Gruppe und dem ersten gemeinsamen Rollenspielabend seit 20 Jahren. Und es ging mir natürlich darum die Ablenkung perfekt zu machen. Ich erzählte den Spielern, dass es in Calanor keine Orks gibt. Also nochmal weiter weg von Mittelerde. Dafür gibt es Garxx - mein Namen für die D&D Gnolle.

Die Eindrücke hinter dem Schirm findet ihr hier:
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,127474.msg135217945.html#msg135217945
« Letzte Änderung: 2.04.2025 | 19:13 von Namo »

Offline Namo

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Re: [MERS/Rolemaster] Legenden von Calanor
« Antwort #2 am: 2.04.2025 | 20:26 »
Abend 2 Schatten über Tharven

Die Verhörung von Rasputin Adamtklaue begann in der kargen Stille der Nacht. Caryen und Andara saßen ihm gegenüber, das Flackern der Fackeln spiegelte sich in seinen dunklen Augen. Der Garxx-Magier sprach mit aufgeregter, sich aber langsam beruhigender, Stimme – eine Seltenheit unter seinesgleichen. Er hatte sich von den Garxx losgesagt, sagte er, weil er nach Antworten suchte. Antworten auf die Frage, wer ihn geschaffen hatte, was ihn zu dem gemacht hatte, was er war. Ein Magier unter den Garxx war ungewöhnlich, fast schon undenkbar. Einem Gerücht folgend möchte er zum Sturmwall, jener zerklüfteten Bergkette im Westen Calanors, wo ein Mensch von kleiner Gestalt, doch großer magischer Macht hausen sollte. Vielleicht würde er dort finden, was er suchte.



Caryen und Andara trafen eine Entscheidung. Sie ließen ihn gehen. Zum Dank übergab er ihnen einen schwarzen Opal, ein Artefakt, durch das sie ihn im Notfall kontaktieren konnten. Bevor er ging, offenbarte er ihnen noch eine erschütternde Wahrheit: Die Garxx hatten Armadii nicht zufällig angegriffen. Sie handelten auf Befehl einer dunkelblau gewandeten Gestalt, eines Menschen. Ihr Anführer, Lugark, hatte dafür eine große Summe erhalten. Lugark hofft sich bei Gugot, dem selbsternannten König der Garxx, Ansehen mit Reichtümern erkaufen zu können. Doch die Garxx und Goblins waren nur Handlanger. Die wahre Frage war: Ging es bei diesem Angriff wirklich nur um Armadii, oder steckte etwas weit Größeres dahinter? Auf diese Frage hatte auch Rasputin keine Antworten.

Am Lagerfeuer reflektierten Caryen, Andara, Bardo und Rasputin die Ereignisse der letzten Tage. Bardo, wie immer voller Enthusiasmus, sah sich bereits als Teil ihrer Schicksalsgemeinschaft. Er nannte sie die "Fantastischen Vier" – ein Name, der ihm zu gefallen schien.
Am nächsten Morgen erreichte die Gruppe die Kammwacht. Die Karawane war bereits eingetroffen, und Ordred, der Kommandant der Kammwacht, hörte besorgt zu, als sie ihm von den Ereignissen berichteten. Die Garxx und andere Kreaturen kamen der Kammwacht gefährlich nahe. Cameron, der Karawanenführer, war froh, die Gruppe wohlbehalten wiederzusehen, besonders Nerestro Ta' Uris. Was diesen erstaunte ob der kühlen Art die dieser ihm bisher zu Teil werden ließ.

Schließlich erreichten sie Tharven. Die Ankunft der Karawane war von tiefer Trauer gezeichnet. Menschen hatten sich versammelt, darunter die Priester Velus und Kharvai aus der dortigen Kirche. Der Hohepriester Behrin war nicht anwesend, da die Zeit für eine Nachricht zu knapp gewesen war. Velus, der leibliche Bruder des ermordeten Armadii, war tief getroffen, doch er wollte den Abend nutzen, um das Leben seines Bruders so zu feiern, wie es dieser nach jeder Reise getan hatte: mit einem Humpen Greifenbräu in der Greifenschenke Baldrams.
Die Feier wurde ein rauschendes Fest, untermalt von Bardos Musik. Lachen und Gesang erfüllten den tumultartigen Schankraum, während die Erinnerung an Armadii geehrt wurde. Velus übergab Caryen den Priesterring seines Bruders, ein Symbol des Vertrauens. Doch plötzlich geschah das Unfassbare. Ein Schrei durchbrach die ausgelassene Stimmung. Velus taumelte, fiel in Caryens Arme – tot. Ein schwarzer Dolch steckte zwischen seinen Rippen, die Klinge vergiftet. Panik brach aus, und erste Stimmen verdächtigten Caryen. Doch Wigarus Montari, Anführer der Nachtwache, erkannte im anschließenden Verhör, dass dies ein Irrtum war.



Bardo behauptete, den Täter gesehen zu haben. Er trug eine blaue Gewandung. Alles deutete auf die "Blaukappen" hin, wie die Diebesgilde "Farlons Augen" umgangssprachlich genannt wurden. Doch Wigarus war überrascht, denn Morde gehörten nicht zu deren Gewohnheiten.
Die Helden eilten mit einem schrecklichen Verdacht zu Priester Kharvai. War das Attentat auf Velus erst der Anfang? Denn wenn es um Attentate auf die Kirche geht, so würden auch er und Behrin nun in Gefahr schweben. Gerade rechtzeitig erreichten sie Kharvais Unterkunft und verhinderten seinen Mord. Ein Kampf gegen drei Attentäter, gekleidet wie Männer der Diebesgilde, entbrannte im Garten von Kharvais Haus. Im Hintergrund schien eine berobte Gestalt alles zu beobachten, bevor sie unauffindbar verschwand. Einer der Attentäter wurde lebend gefasst.

Behrin war erschüttert. Nun war klar, dass sich eine Verschwörung gegen die Kirche – zumindest in Tharven – entfaltete. Doch war dies nur der Anfang? Im Dialog entstehen furchtbare Vorahnungen. Denn die Kirche hat keine nennenswerten bekannten Gegner. Sie oder eher Tharon und seine Diener haben einen großen Anteil daran, dass das Land, das früher Morenore hieß, nach Jahrtausenden vom Fluch der Arakniden befreit wurde. Aber sollten von diesen etwa einzelne überlebt haben? Das würde das Land in Panik versetzen. Behrin bittet die drei sich im Geheimen der Sache anzunehmen. Würde dieser Verdacht sich bestätigen, müsste auch der Illuminierte umgehend davon informiert werden. Das wäre die schlimmste Entwicklung im Land in den letzten hundert Jahren. Selbst der Tod des Königs Amon-Ra wäre nicht so schlimm gewesen, wie das was sich hier anbahnt.



Die Befragung des gefangenen, Angbor, brachte durch Andaras Magie die Wahrheit ans Licht. Er und zwei weitere waren von einer Frau namens Ayyyara angeheuert worden. Ihr Auftrag war klar: die Priester in Tharven zu töten. Sie erfuhren auch, dass sich die Renegaten am Hafen aufhielten.
Da der Kampf um Kharvai zeigte, wie gefährlich ihre Feinde waren, suchten sie Verstärkung. Da Ayyyara hier scheinbar versuchte die Schuld auf Farlons Augen zu schieben, versuchten sie aus der Not eine Tugend zu machen und ermittelten wo diese zu finden waren. Nachdem mehrere Menschen der Stadt befragt wurden, fanden sie den entscheidenden Hinweis. In den Tiefen der Kanalisation trafen sie auf Farlon den Einäugigen. Der kleinwüchsige, hochgebildete Zyklop tobte über den Verrat innerhalb seiner "Familie". Er stellte seine rechte Hand, Zoraya, und mehrere Männer zur Verfügung. Nerestro war verwundert, im Audienzraum Farlons begann sein Ring, ein Ring der immer schon von seiner Familie getragen wurde und ihm von seiner Mutter überreicht wurde, schwach zu leuchten und warm zu werden.

Am Hafen kam es zur Konfrontation. Ayyyara, eine scheinbar menschliche Frau, entpuppte sich als tatsächlich als Araknidin. Und nicht irgendeine Araknidin, sondern offensichtlich eine Schattenweberin. Ihre menschliche Form zerfiel teilweise, während sie sich in eine ekelerregende Mischung aus Mensch und Spinne verwandelte. Ihre Angriffe waren mächtig, doch als sie ihre Unterzahl erkannte, floh sie mit den Worten, dass sie dafür sorgen würde, dass aus Calanor wieder Morenore, das dunkle Land, werden würde. Ihr Körper zerfiel dabei in unzählige Spinnen, die in jede Ritze entschwanden.



Erschöpft von den Geschehnissen des Tages wollten sich die Helden am Morgen mit Behrin beraten. Doch noch vor der Nachtruhe erhielt Nerestro einen Brief von Cameron mit der Bitte ihn zu treffen. In einer düsteren, verlassenen Gasse, steht Cameron. Als Krieger gerüstet. Nerestros Muskeln spannen sich an. Er konnte die Situation nicht einschätzen, als Cameron zu sprechen beginnt. Cameron offenbart, dass das Schwert und Schild der Königsgarde, die in der Greifenschenke als Dekoration hingen, einst ihm gehörten. Er war dabei, als Nerestros Vater Ilfaris Ta' Uris ermordet wurde – und er hatte es nicht verhindert. Sein ganzes Leben lang verfolgte ihn diese Schuld. Er lässt seine Waffe fallen und fiel vor Nerestro auf die Knie und sprach mit bebender Stimme: "Tötet mich, wenn euch beliebt. Es wäre eine angemessene Strafe für meine Taten."

Metagespräch:

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Die Eindrücke hinter dem Spielleiterschirm findet ihr hier:
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,127474.msg135226683.html#msg135226683



« Letzte Änderung: 5.04.2025 | 17:28 von Namo »

Offline torben

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Re: [MERS/Rolemaster] Legenden von Calanor
« Antwort #3 am: 3.04.2025 | 08:36 »
Sehr schön, dass innerweltlichen Erlebnisse am Spieltisch hier nun auch noch ihre Aufzeichnung finden  :d

Hast Du den Spielern die Bilder, die Du den Berichten angehängt hast, während der Session gezeigt (resp. da schon gehabt) oder sind die erst später entstanden?
Und hast Du die Sessions jetzt nachträglich aus dem Kopf aufgeschrieben, oder hast Du bereits während der Session mitgeschrieben, was sich - abseits der Vorbereitung - tatsächlich am Tisch zugetragen hat?

Grüsse
torben

Offline Namo

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Re: [MERS/Rolemaster] Legenden von Calanor
« Antwort #4 am: 3.04.2025 | 09:24 »
Die Bilder habe ich in den Sitzungen zur Visualisierung verwendet. Gerade bei NSCs ist mir das immer relativ wichtig, damit alle ein genaues Bild von meiner Vorstellung haben. Gerade da die Bilder ohnehin später auf unserer Kanka Kampagnenseite landen. Dadurch kann ich auch vermeiden, dass die Spieler sich einen NSC anders vorstellen wie er dann plötzlich ein paar Wochen später auf der Kankaseite bildlich auftaucht. Oftmals entsteht durch die Bilder auch eine direktere Verbindung. So ist unsere Jack Black Barde direkt von Null auf Kult gegangen. Gleichzeitig hatte ich ja auch noch über Suno einen Karawanensong generiert der beim Lagerfreuer von "Bardo" vorgetragen wurde. Das hat dem NSC schon gleich etwas mehr gegeben wie wenn ich einfach nur von ihm berichtet hätte. Da das aber ja auch mein erster SL Abend seit 20 Jahren war, war ich natürlich auch auf diverse "technische" Hilfsmittel angewiesen. Was ich noch nicht gut beschreiben kann, kann ich vielleicht gut anhand von Bildern zeigen - so mein Gedanke damals. Wobei ich anfangs, wie man sieht, auch noch viel mit KI Bildern experimentiert habe. Das habe ich später nicht mehr so wirklich gemacht, da mir die Ergebnisse meistens nicht so gefallen bzw. der Aufwand bis ich ein passendes Bild habe mir relativ groß erscheint. Und irgendwie hat KI auch immer einen recht ähnlichen Look.

Aufgrund des Alters und damit nachlassenden Gedächtnisses schreibe ich am Morgen nach unserem Abend immer ein stichwortsatzartiges Logbuch zu der Handlung und besonderen Szenen des Vorabends. Das wird dann auch für alle in Kanka veröffentlicht. So halten wir in Erinnerung was war bzw. können das Wochen und Monate später auch nochmal nachlesen. Das hilft mir natürlich dabei auch einen gewisse Kontinuität zu bewahren und keine Szenenanschlussfehler zu machen. Beschneidet mich aber natürlich auch darin, später nochmal Szenen und Handlungen abzuändern. Insofern basierten die Berichte die ich gestern geschrieben habe auf den Logbucheinträgen die ich nur ausformuliert habe. Wobei ich zugeben muss, dass ich den Aufwand dazu enorm unterschätzt habe.  ;D

Offline Namo

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Re: [MERS/Rolemaster] Legenden von Calanor
« Antwort #5 am: 3.04.2025 | 14:43 »
3. Abend Kristalle Teil 1

Nerestro stand Cameron stumm gegenüber. „So sprich was du zu sagen hast“ kam gepresst aus seinem Mund. „Was hast du mit dem Tod meines Vaters zu schaffen?“ Cameron, einst ein Mitglied der Königsgarde, hatte zusammen mit einem kleinen Trupp den Königsauftrag erhalten, Ilfaris und Tokaro'Ta'Uris gefangen zu nehmen. Anführer der Gruppe war ein Hauptmann namens Yron Varantir. Doch die Mission war von Blut getränkt worden: Yron selbst hatte Ilfaris hierbei getötet, und Tokaro war in Ketten gelegt und gefoltert worden, um den Aufenthaltsort von Nerestro und seiner Mutter Norina zu erfahren. Scheinbar sollte die gesamte Familie Ta’Uris aufgegriffen werden.

Doch hatte Cameron wenige Tage später von Meneldur, dem Berater des Königs, die Wahrheit über die Ehre der Ta'Uris erfahren. Sie waren bis zuletzt treue Diener des Königs gewesen. Schon länger gingen Gerüchte um den schwankenden Geisteszustand des Königs durch die Gänge und Hallen des Königspalastes umher. Schließlich entschloss Cameron sich Tokaro zu befreien, seinen alten Namen – Saegar Vardamir – abzulegen und sich als Karawanenführer ein neues Leben zu schaffen. Tokaro brachte er vorher zu Meneldur in Sicherheit. Nerestro entschied sich daraufhin Cameron am Leben zu lassen. Doch nicht ohne Bedingung: Cameron sollte Buse tun und sich ihm anschließen - auf der Suche nach seinem Bruder. Und wenn sie diesen dann gefunden hätten, so würde seine Mutter Norina über Camerons Schicksal entscheiden. Cameron beugte sich dem Wunsch Nerestros und versprach ihm zu folgen, bis er seine Schuld abgetragen hat.



Diese Enthüllungen wurden überschattet von der Beerdigung von Armadii und Velus. Viele Bewohner Tharvens versammelten sich, um den beiden toten Priestern die letzte Ehre zu erweisen, darunter auch der Lord-Gouverneur Numendil Baravon. Die Trauer lag schwer in der Luft, während die Flammen der Scheiterhaufen in den Himmel loderten.

Später sprach Nerestro mit Caryen und Andara über das, was er von Cameron erfahren hatte. Caryen war erschüttert zu hören, dass seine eigene Familie in Machenschaften verstrickt war die das gesamte Leben von Nerestro überschattet hatten. Und doch wunderte es ihn nicht.  Er entschuldigte sich aufrichtig für das Leid, das Nerestro durch sie erfahren hatte, und versicherte ihm, dass er sich längst von ihnen losgesagt habe. Er versprach, Nerestro bei seiner Suche nach Tokaro zu unterstützen. Auch Andara erklärte seine Unterstützung. Die Erlebnisse des letzten Abenteuers hatten ihm nach all den einsamen Wanderschaften zum ersten Mal das Gefühl gegeben, Freunde gefunden zu haben. Und so schmiedete das Schicksal aus Fremden eine Gemeinschaft.

Behrin trat an die Gruppe heran und bat sie, nach Aranost zu reisen. Sie sollten dem Illuminierten, dem Oberhaupt der Kirche Tharons, Bericht erstatten über die Geschehnisse in Tharven – und darüber, dass zumindest eine Schattenweberin noch lebte. Zu gefährlich wäre es einen Boten oder einfachen Brief zu entsenden. Sie, die drei Männer die all das wirklich erlebt haben, sollten diejenigen sein, die im Geheimen die Botschaft überbringen sollten.



Mit einem Charterschiff unter dem Kommando von Kapitän Adolar verließen die Gefährten Tharven und fuhren den Fluss Malduin hinauf in Richtung Aranost. Schon am nächsten Tag stießen sie auf ein herrenloses Flussschiff, die Pegasus. Es war offensichtlich Opfer eines Angriffs durch Flussschrecken geworden. Dank ihrer überlegenen Taktik und des geschickten Einsatzes der Schiffsballista gelang es den Charakteren, sich den Ruf als Flussschreckenschrecken zu verdienen. Sie nahmen das Schiff gemäß den Flussgesetzen in ihren Besitz und heuerten Joris Adama Cain an. Dieser war eigentlich der Maat von Adolar, doch offensichtlich war ihr Verhältnis nicht das Beste. Und so wurde der junge Maat zum Kapitän. Er würde in Zukunft die Pegasus als Handelsschiff nutzen solange die drei Freunde sie nicht benötigen würden.



Zwei Tage später machten sie Halt in einem Gasthaus am großen Zweiwasserfall, um neue Kräfte zu sammeln. Nicht jedem ist die Schifffahrt gut bekommen und so freuen sie sich über ein normales Bett für die Nacht. Doch die Ruhe währte nicht lange. Die Wirtin wundert sich, weshalb einer der Gäste noch nicht zum Abendessen erschienen sei. Caryen der ohnehin noch auf dem Weg in sein Zimmer war nahm sich der Sache an und wollte ihn wecken. Doch als er das Zimmer betritt, liegt dieser tot in seinem Bett. Als Caryen zu ihm tritt um ihn zu untersuchen, erwacht er plötzlich als Zombie und greift ihn an. Nahezu zeitgleich brachen weitere Untote aus dem angrenzenden Wald hervor. Der Angriff konnte mühsam zurückgeschlagen werden, doch nicht ohne Verluste: Ein Kind und die Schwester der Wirtin fielen den Kreaturen zum Opfer. Auch Stora, die Mutter des verstorbenen Kindes wurde Verwundet. Aber sie ist außer sich vor Trauer, so dass sie bewusstlos geschlagen werden muss. Ihr Mann bringt sie auf ihr Zimmer und will über sie wachen. Caryen und Cameron erlitten schwere Verletzungen. Doch der Schrecken war noch nicht vorbei – bereits kündigte sich eine zweite Welle an. Während die Leichen der ersten Untoten verbrannt wurden, schmiedeten die Überlebenden fieberhaft einen Verteidigungsplan. Fenster und Türen des Gebäudes wurden so gut es ging verbarrikadiert.



Inmitten der Vorbereitungen machte Caryen eine unheilvolle Entdeckung. In den Überresten des ersten Zombies, eines Mannes namens Horvath, fand er ein Tagebuch. Darin beschrieb Horvath seine Reise in eine Krypta hinter dem Wasserfall, wo er ein Portal in eine fremde Dimension entdeckt hatte. Dort hatte er einen schwarzen Kristall gefunden und mitgenommen. Doch kaum hatte er ihn an sich genommen, war er von Schattenwesen verfolgt worden. Eines dieser Wesen hatte ihn verletzt, doch er hatte es zurück durch das Portal geschafft – nur um mit der unheimlichen Gewissheit zu leben, dass die Schatten ihn suchten, um den Kristall zurückzuholen. Er war ins Gasthaus zurückgekehrt, um zu schlafen – und war gestorben. Den Kristall konnte Caryen jedoch nicht finden.

Dann erklang mit unheilvollem Stöhnen die nächste Welle von Untoten. Die Verteidiger nahmen ihre Positionen ein. Die Schatten waren noch nicht besiegt...

Metagespräch:
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Die Eindrücke hinter dem Spielleiterschirm findet ihr hier:
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,127474.msg135231285.html#msg135231285
« Letzte Änderung: 5.04.2025 | 17:20 von Namo »

Offline Namo

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Re: [MERS/Rolemaster] Legenden von Calanor
« Antwort #6 am: 5.04.2025 | 15:04 »
Abend 4 Kristalle Teil 2 

Die Nacht lag schwer über dem Gasthaus, der Wind wehte den Geruch von verbranntem Fleisch und feuchtem Laub über die Hänge des Zweiwasserfalls. Drinnen – zwischen berstenden Barrikaden und flackerndem Kerzenlicht – begannen die Verteidiger sich auf das Unvermeidliche vorzubereiten. Die zweite Welle der Toten war im Anmarsch.

Nerestro und Andara bezogen Stellung auf dem Dach, ihre Flammenpfeile zischten in die Dunkelheit und verwandelten morsche Körper in lodernde Scheiterhaufen. Unten in der Küche stemmten sich Caryen, Joris und die Wirtin Felicita gegen das Anrollen der nächsten Angriffswelle. Währenddessen versuchten Cameron und andere Gäste die Barrikaden im Schankraum aufrecht zu erhalten. Doch die Barrikaden an den Fenstern brachen unter dem Druck der Untoten und ein verzweifelter Nahkampf entbrannte.

Felicita, kampferprobt und entschlossen, hatte nicht mit dem Unerwarteten gerechnet – einer abgetrennten Zombiehand, die sich lautlos unter einem Tisch hervorschob und sich erbarmungslos um ihren Hals schloss. Röchelnd rang sie nach Luft, während Caryen mit aller Entschlossenheit die Toten zurückdrängte. Erst das rechtzeitige Eingreifen Camerons rettete ihr das Leben, als sein Schwert die zombiehafte Klaue durchtrennte.

Doch der Feind wandelte sich. Die neuen Zombies wirkten... anders. Sie bewegten sich zielgerichteter, fast so, als folgten sie einem Willen. Durch ein zweites Fenster stürmten sie den Gastraum, während die Kämpfer auf dem Dach ihre letzten Gegner zu Boden streckten. Als Andara zur Hilfe eilen wollte, fiel Nerestro eine dunkle Gestalt in den Schatten auf – sie schien selbst aus Schatten zu bestehen.



Im Chaos kam es zu einem absurden Moment: Einer der Untoten verharrte irritiert vor einem alten Salatkopf auf einem Tisch, als wäre ein schwacher Hauch seiner früheren Existenz in ihm erwacht. „Kopf ist Kopf“, murmelte er, als hätte sein vergangenes Leben als überzeugter Veganer sich noch einmal aufgebäumt.

Die Schlacht tobte weiter, und plötzlich hallten Rufe und das Donnern von Hufen durch die Nacht. Eine Kutsche näherte sich in halsbrecherischem Tempo – es waren die Reisenden des Blauen Schwans. Diese war scheinbar ahnungslos ob der Untotenplage am kleinen Frachthafen angekommen. Doch die Hoffnung währte nur kurz: Die Kutsche kippte um, ein Passagier wurde sofort von den Toten verschlungen. Kapitän Adolar wurde von Zombies umzingelt, schwer verwundet, dem Tod nahe.

Andara vernahm inmitten des Tumults eine Stimme in seinem Kopf. Fremd, eine düstere Präsenz – jemand verlangte den Kristall zurück, fragte, ob “er es sei”… Wer sprach da?

Mit letzter Kraft gelang es den Helden, die Untoten endgültig zu besiegen. Adolar wurde gerettet, die restlichen Überlebenden fanden Schutz im Gasthaus. Die Reste der Toten, Körperteile und abgetrennte Gliedmaßen, wurden auf einen brennenden Scheiterhaufen geworfen. Die Nacht roch nach Asche und Blut.

Später fanden die Gefährten, unter dem Dielenboden in Horvaths Zimmer verborgen einen dunklen Kristall von dem dieser in seinem Tagebuch berichtet hattet. Den Schattenkristall. In Caryens Händen brannte er wie Eis, während Andara ihn ohne Schmerz halten konnte. Magisch ließ sich das Ding kaum begreifen, doch sein Einfluss war unzweifelhaft: alt, böse, nekromantisch. 



Nach langen Diskussionen beschlossen die Helden, die Menschen zum Hafen auf das Schiff zu evakuieren. Im Fuhrparkschuppen des Gasthauses stand noch die Kutsche eines Händlers und dessen Pferde. Diese wollten sie für die Flucht nutzen. Ferlix und Stora, das trauernde Bauernpaar, das im Laufe der Nacht ihrenn Sohn an die Zombies verloren hatten, wurden auf der Pegasus untergebracht. Allerdings wurde Stora im Laufe der Nacht rapide krank und fiebrig bis sie schließlich bewusstlos wurde. Eine große Diskussion entstand unter den Überlebenden. Was sollte mir ihr geschehen? Stora lag noch immer bewusstlos da – vielleicht bereits vom Fluch der Untoten befallen.

Dann machten sich Caryen, Nerestro und Andara auf den Weg. Ihr Ziel: die Gruft hinter dem Zweiwasserfall. Dort, so glaubten sie, hatte alles begonnen – und könnte es auch enden.

In der düsteren Grabkammer des alten Fürsten öffnete sich dann tatsächlich ein Portal. Die Luft war erfüllt von Flüstern. Schatten krümmten sich an den Wänden. Caryen war mit dem Kristall in Händen hervor getreten. Dieser vibrierte – dann riss die Realität auf, und ein Spalt in eine andere Welt tat sich auf. Dahinter: ein uralter Tempelraum. Leer. Vergessen.

Caryen trat hindurch. Es roch nach Schwefel und Rosenduft zugleich. Er hatte Gänsehaut vor Kälte - aber in der nächsten Sekunde rann ihm der Schweiß aus den Poren vor Hitze.

Kaum war er in der fremden Welt, erschien der Dämon den Nerestros am Waldesrand gesehen hatte. Aus den Schatten geschält, verlangte er den Kristall. Er versprach, mit ihm auch die Zombieplage zu beenden. Zögernd, voller Zweifel – aber auch in der Hoffnung, den Wahnsinn zu beenden – übergab Caryen das Artefakt nach kurzer Verhandlung mit dem Wesen. Auch wenn ihn der Satz "Sie verlangt nach ihm" kurz hat zögern lassen. Aber so viele Seelen im Landstrich um den Zweiwasserfall waren bedroht. Er musste für sie einstehen. Dann verließ er die fremde Welt wieder. Das Portal schloss sich hinter ihm.

Als sie im Licht des Morgens zur Pegasus zurückkehrten, war der Spuk vorbei. Die Toten? Verschwunden. Stora? Geheilt. Als die Strahlen der Sonne den Malduin golden Schimmern lies – so kam er auch zu seinem Namen der in mystischer Sprache “der goldene Fluss” bedeutet – kam ihnen die Nacht nur noch wie ein Alptraum vor. Sie würden die Erlebnisse der Nacht jedoch niemals vergessen. Und die Berührung des Kristalls ihrer Seelen ebenso nicht.

Drei Tage später, mit erschöpften Körpern und schweren Gedanken, erreichten sie endlich die majestätische Königsstadt Aranost.



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« Letzte Änderung: 6.04.2025 | 17:02 von Namo »

Offline Namo

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Re: [MERS/Rolemaster] Legenden von Calanor
« Antwort #7 am: 6.04.2025 | 15:48 »
Da die gesamte Handlung dieses Abends in Aranost spielte, hätte ich den Beginn auch als Beginn des Aranost Abenteuers behandeln können. Aber thematisch gehörte es für mich des Abenteuertitels wegen noch zum vorherigen Abenteuer. So gesehen also 2 in 1.  ~;D

Abend 4 Kristalle Teil 3

Während Joris und Cameron sich in der Taverne „Zur Ankerkette“ einmieteten, zog es Caryen, Nerestro und Andara sogleich in den Tempel Tharons. Zu drängend war, was in Tharven geschehen war – zu bedeutsam die Kunde, die sie dem Illuminierten überbringen mussten. Auf dem Weg zum Kirchengelände sahen sie die wunderschöne, für das Fest der Freiheit geschmückte, Stadt. Sie waren rechtzeitig zu den Feierlichkeiten die den Sieg und die Vertreibung der Arakniden feiern sollte in die alte Königsstadt gelangt. Welche Ironie waren im Blick darauf die Nachrichten die sie bei sich trugen.

Aufgrund der von Behrin vorab übermittelten Botschaft wie wichtig ihre Nachricht sein würde wurden sie ohne Umschweife vorgelassen. Der Illuminierte erwartete sie bereits, allein, in der Stille des weiten, sonnenbeschienenen Tempels.

Caryen ergriff nach Vorstellung seiner Freunde das Wort. Ruhig aber bestimmt berichtete er von ihrem Kampf gegen Ayyyara – und der zu befürchtenden Rückkehr der Arakniden. Der Illuminierte hörte schweigend zu, doch seine Miene verhärtete sich zusehends. Er hatte es geahnt, sagte er. Eine düstere Bewegung im Schatten des Landes, tiefgreifender als der Zwist zwischen Aldarion und Vardamir. Sogar jenseits der Bedrohung durch die Garxx. In den letzten Wochen waren Priester verschwunden, der Kontakt zu einem Ordensbruder in Bingenberg war abgerissen. Dieser hatte von verschwundenen Menschen berichtet – all das hatte ihn beunruhigt. Doch jetzt ergab es ein düsteres Bild. Und dennoch wisse man nun noch nicht wirklich was vor sich ginge. Ist es nur eine Schattenweberin oder sind es gar mehrere? Konzentriert betrachtet er die drei so ungleichen Männer die vor ihm stehen. „Drei Männer!“, „die Arakniden die einst für die Finsternis standen“ – „das ist das Zeichen“ murmelt er mehr zu sich als für die Ohren der Anwesenden bestimmt.



Er führte sie in das obere Stockwerk des Tempels, in den Kristallraum – einen Ort, der so rein in Licht getaucht war, dass die drei Gefährten unweigerlich die Augen zusammenkneifen mussten. In der Mitte des Raumes schwebte ein Licht. Der Illuminierte sprach nun von der Vergangenheit, in der er einen Splitter der Sonne fand – ein Kristall der von Tharon selbst stammen sollte. Ein Engel war ihm damals erschienen und hatte zu ihm gesprochen. Neben anderen Weissagungen, die schließlich zur Begründung der Kirche führte, so sprach der Engel auch davon, dass einst drei Männer kommen würden die die Finsternis verfolgen. Ihm sei aufgetragen worden, sie zum Licht Tharons zu führen. Nun, so sagte er, sei dieser Moment offensichtlich gekommen.
Fragend sahen sich die drei Männer an. Nachdem alle drei sich gegenüber dem Kirchenoberhaupt dem Kampf gegen die Arakniden verschworen hatten, lies der Illuminierte das Licht zu seinen Händen schweben und es stellt sich als der Kristall Tharons heraus. Das oberste Relikt der Kirche.
Schweigend erhoben die drei Männer ihre Hände – und einer nach dem anderen berührte den Kristall.
Caryen spürte, wie Tharons Seele durch seine Adern floss, wie eine uralte Flamme, die sein Innerstes entzündete. Nerestro fühlte Macht in sich aufsteigen – durchdringend, fließend, konzentriert in seinem Ring, der zu glühen begann. Für Kratzer gehaltene Stellen in seinem Ring schmolzen und verformten sich zu einem Linienmuster. Und auch Andara wurde von Feuer erfasst. Er wurde in diesem Moment der erste Magier Calanors seit langer Zeit, der wieder über das Element des Feuers gebot. Doch Tharons Macht war im Gegensatz zu seinen Freunden keine Gnade ohne Preis. Schmerz begleitete sie, Stimmen flüsterten in seinem Kopf, als würde sich etwas in ihm dagegen sträuben diese Macht anzunehmen.

Am nächsten Tag wollte der Illuminierte den kleinen Reichsrat einberufen – Derenai Aldarion und Harumor Vardamir sollten hören, was geschehen war. Beide wären aufgrund des Festes der Freiheit in Aranost zugegen. Die Anführer der beiden größten Häuser des Landes sollten vorab informiert werden. Der Illuminierte hofft, dass sie die Größe der Gefahr erkennen und ihre Animositäten ruhen lassen würden. Und wenn diese beiden mit einer Stimme sprechen würden, so würde der große Rat sicher folgen. Nur in Einheit könnte man der Gefahr begegnen. 

Dem zustimmend verließen die drei Helden den Tempel aufgewühlt und voller Gedanken. Sie waren müde und wollten nur noch schlafen.

Abend 4 Aranost Teil 1

Am nächsten Morgen lag ein silberner Schimmer über Aranost. Die Stadt war im Fest der Freiheit gefangen – Fahnen wehten, Kinder lachten, Schauspielergruppen zogen durch die Straßen. Eine davon stellte die legendären Helden Lucifer, Kwork und Thagirion dar. Der Legende nach diejenigen die die Revolution gegen die Arakniden vor 100 Jahren angeführt hatten und für deren Niederlage verantwortlich waren.

Im Ratsturm der Königsburg begann die Sitzung. Derenai Aldarion war abwartend und aufmerksam. Harumor Vardamir hingegen trat mit kühler Skepsis auf – und zu Caryens Erschütterung erschien auch Yron Varantir, begleitet von seinem maskierten Leibwächter Valkrist. Was hatte sein Onkle hier zu suchen? Und auch Nerestro durchlief es. War das nun tatsächlich der Mörder seines Vaters? Doch er musste sich ruhig halten und war in Aranost auch unter einem Decknamen unterwegs. Würde man hier erfahren, wer er ist, so bestünde die Gefahr, dass er in Ketten gelegt würde. Oder Schlimmeres.



Caryen trug ihre Erlebnisse vor. Harumor jedoch schenkte der Geschichte keinen Glauben. Für ihn waren die Piraten der Südmeere und die Garxx eine weitaus realere Gefahr. Es entbrannte ein Streit mit Derenai, der dem jungen Paladin Glauben schenkte – als Sohn des legendären Harlak von Avernus kannte er die alten Geschichten um die Arakniden nur zu gut. Yron jedoch – der von Harumor selbst dazu gebeten worden war, stellte sich auf Caryens Seite und trat für ihn ein. Caryen und seine beiden Freunde waren irritiert. Das klang nicht nach dem Mann von dem Cameron berichtet hatte.



In der hitzigen Diskussion kam auch ans Licht, dass Caryens Ausbilder Halton Sonnenschreiter in Wahrheit Halton Aldarion war. Und Harumor Vardamir misstraute jedem aus dem Hause Aldarion. Und so ließ Harumor sich nicht bewegen. Ohne irgendwelche Beweise wollte er sich auf das Geschwätz – bei aller Wertschätzung für den Illuminierten – über eine Rückkehr der Arakniden nicht einlassen.  Er verließ den Saal und ließ die Anwesenden enttäuscht zurück. Der Illuminierte hatte tatsächlich gehofft, dass Harumor die alte Feindschaft für eine höheres Ziel beilegen würde. Und so löste sich die Versammlung ergebnislos auf.

In der Ankerkette diskutieren die Freunde ausgiebig über ihre nächsten Schritte. Sie mussten Beweise finden. Sollten sie nach Bingenberg reisen und versuchen heraus zu finden was dort geschah? Doch Nerestro wollte Meneldur den alten Königsberater suchen. Dieser würde vielleicht wissen wo Tokaro sich aufhält oder hat zumindest Hinweise über ihn.



Wenig später erreichte Caryen eine Einladung – Yron wolle ihn sprechen. Zusammen mit Nerestro und Andara besuchte er die Stadtvilla seines Onkels. Yron empfing ihn mit offenen Armen, sprach von Familie, von Caryens kranken Vater und von Verantwortung die er als Sohn des Hauses Varantir tragen würde. Doch Caryen blieb standhaft – er hatte der Vergangenheit abgeschworen. Als jedoch Samia Varantir, seine Mutter, den Raum betrat, geriet sein Herz ins Wanken. Ihre Worte waren nicht politisch, nicht berechnend. Sie waren ehrlich und von Liebe geprägt. Lange hatte er sie nicht gesehen und lange vergessene Kindheitserinnerungen und Gefühle stiegen in ihm auf. „Komm zurück“, bat sie. „Du bist unser Sohn.“ Und auch Yron sprach angesichts der von ihm geschilderten Gefahr die Vergangenheit zu vergessen und gemeinsam nach Vorne zu blicken. Doch Caryen verneinte. Er verließ sie – nicht aber, ohne von Samia seinen alten Siegelring zurückzuerhalten den er einst auf dem Boden der Eingangshalle zurück ließ als er sein Zuhause verlassen hatte. „Ich habe ihn stets bei mir getragen“, flüsterte sie. „Wir sind deine Familie und du bist immer willkommen.“



Noch am selben Tag besuchten sie Derenai Aldarion, um nach Meneldur zu forschen und über die Ratssitzung zu sprechen. Nerestro hoffte noch immer, über ihn Hinweise auf seinen Bruder Tokaro zu finden. Allerdings hatte er inzwischen herausgefunden, dass Meneldur vor langer Zeit Aranost verlassen hätte und niemand wüsste wo er wäre. Derenai rief seinen Vater, Harlak von Avernus, hinzu. Dieser war ein guter Freund von Meneldur und erzählte von einem Brief Meneldurs den dieser ihm geschick hatte. Er wollte nach Avernus kommen um mit ihm über wichtige Dinge den König betreffend zu sprechen. In dem Schreiben bat Meneldur darum, sich im Falle seines Verschwindens an Gorlan den Archivar zu wenden.
Die Gruppe begab sich zur Bibliothek. Hier trafen sie den sehr alten Gorlan. Dieser war ein Vertrauter Meneldurs und nachdem die Freunde das Gespräch mit Harlak erwähnten, übergab er ihnen ein altes Pergament Meneldurs. In diesem Stand ein rätselhaften Satz:
„Wenn das Auge des Drachen sich zu Mittag bettet, findet sich das Geheimnis hinter der Sonne.“

Zunächst blieb es rätselhaft. Doch dann hatte Caryen eine Eingebung. In Yrons Besprechungszimmer in dem sie zuvor waren, befand sich ein kunstvoller Kaminsims mit einer Drachenfigur, die eine Uhr umschlang. Ihr gegenüber: ein Gemälde von Aranost – mit einer strahlenden Sonne darüber.
Yrons Stadtvilla... war einst Meneldurs Refugium. Wie ihnen Gorlan dann auch bestätigte.

Mit entschlossenen Blicken schmiedeten die Gefährten einen neuen Plan. Ihre Abreise würde sich verzögern.

Metagespräch
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Hinter dem Spielleiterschirm:
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,127474.msg135236687.html#msg135236687

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,127474.msg135239807.html#msg135239807

« Letzte Änderung: 7.04.2025 | 12:44 von Namo »

Offline Streunendes Monster

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Re: [MERS/Rolemaster] Legenden von Calanor
« Antwort #8 am: 6.04.2025 | 17:27 »
Weiter so - ich lese sehr interessiert und neugierig mit  :d
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Re: [MERS/Rolemaster] Legenden von Calanor
« Antwort #9 am: 6.04.2025 | 18:00 »
Schön, danke für dein Interresse. Da wie ja erst 12 oder 13 mal gespielt haben, dürfte ich ja einigermaßen schnell aufschließen.  :)