Das ist einfach eine Frage der Gruppe und auch der einzelnen Spieler. Jeder Spieler hat seine persönliche Herangehensweise an das Thema, und keiner will sich da etwas aufzwingen lassen.
Einer meiner langjährigsten Spieler ist, egal ob er einen Profikiller spielt oder einen Biologielehrer, ein gewissenloser, grausamer Killer ohne auch nur einen Anflug von Gefühlen. Das ist aber einfach in ihm drin, ganz unabhängig vom Character Sheet, und er sieht das auch nicht so: Für ihn ist ein NPC einfach ein NPC, wenn einer was wichtiges zu sagen hat und vorher in Scheiben geschnitten wird, dann wird der GM halt einen neuen machen, der dann die Info rüberbringt.
Mitleid mit Zivilisten? Nur NPCs. Kranke Kinder in einer Krebsstation? Nur NPCs.
Ein anderer Spieler dagegen versucht tatsächlich seinen Charakter zu spielen. Ist's ein Profikiller, versucht er einen sauberen Schuss - einfach aus Berufsehre. Wenn er aber dabei eine junge Frau im Rollstuhl wegbläst, unabsichtlich, wird er deshalb keine Träne vergießen, sondern nur kurz fluchen.
Wenn er einen jungen, heldenhaften Fantasy-Abenteurer spielt, stürzt er sich ohne zu zögern in ein brennendes Bauernhaus, um das alte Großmütterchen zu retten. Ein echter Rollenspieler eben.
Natürlich beeinflusst die Gruppe den Spielstil mit: Wenn das Bauernhaus brennt, der Abenteurer will rein, aber die Gruppe spuckt in den Sand und sagt: Wir ziehen weiter, dann macht der Abenteurer das auch, weil er die Gruppendynamik nicht zerstören will, meta-gaming-mäßig.
So ist das.
Als Spielleiter kann man nur versuchen, den NPCs immer und immer wieder ein Gesicht zu geben. 100, 200, 300 Mal hauen die Charaktere einfach eine Axt rein und schießen drauf - aber eines fernen Tages werden sie einen NPC als Individuum wahrnehmen. Daran glaube ich fest. Ganz fest.