Unterschiedliche kulturelle Werke wendet sich an unterschiedliche Personengruppen- oder, um mal etwas fieser zu sein- an Personengruppen mit unterschiedlichem Bildungsniveau. E-Kultur gilt allgemein als überlegen, weil sie facettenreicher und anspruchsvoller ist, sich also an ein intellektuelles Publikum wendet. U-Kultur (wie beispielsweise Trivialliteratur, aber nicht da drauf reduzierbar) wendet sich an ein weniger... gebildetes Publikum. Es gibt eine deutliche qualitative Abstufung zwischen den beiden Kulturformen.
Oder, um mal ein bißchen Feuer unter den Pott zu bringen: Gute Bücher werden für ein intellektuelles Publikum geschrieben, mäßige und schlechte für die breite Maße.
Die traditionelle Unterscheidung von E- und U-Kultur kann man getrost in die Tonne treten, denn sie ist seit mindestens einem halben Jahrhundert von der Realität eingeholt. Ein nicht unwesentlicher Teil derer, die U-Literatur lesen, gehören zur Bildungselite. Doch nicht nur das: Beispielsweise werden unzählige SF-Bücher werden von Wissenschaftlern geschrieben, von mehrfachen Doktoren in unzähligen geistes- und naturwissenschaftlichen Disziplinen. Trotzdem käme keiner auf die Idee, die Romane der E-Literatur zuzuordnen - dahinter steht ein Standesdünkel, der jeden Bezug zur gesellschaftlichen Realität längst verloren hat.
Idealerweise soll Literatur soll bereichern und erbauen - das heißt, auch was sehr konkret als Unterhaltungsliteratur konzipiert ist, kann trotzdem einen sehr starken Subtext aufweisen. Zwar gibt es die Pole E und U nach wievor, aber die literarische Realität findet in der breiten Masse dazwischen statt.
Wenn ein Buch wie der Ullysses (gut, hartes Beispiel) vom Leser nicht verstanden wird, dann liegt dies nicht an dem Buch (der Ullysses ist herrlich- wirr, kompliziert und im späteren Verlauf grammatikfrei, aber herrlich), sondern da dran, dass der Leser nicht mit diesem Buch umgehen kann; das Buch liegt ausserhalb seiner kulturellen Reichweite.
Hier bist Du in Beweisnot. Belege mir, daß James Joyce nicht nur eine Reihe geistiger Aussetzer in ein formal anspruchsvolles Korsett gezwängt hat.
Und dann lies "Sternentanz" von John Clute (U-Literatur nach Deiner Definition) und sag' mir, ob Du's verstanden hast. - Oder nein, sag' mir lieber,
wie Du es aufgefaßt hast. Dort liegt der Hund viel wahrscheinlicher begraben.
Und bitte, widerleg mir einer mal den Rassismus aus dem Herrn der Ringe. Los, probiert's.
Da ist nichts zu probieren und nichts zu widerlegen.
Rassismus ist die Unterscheidung von Wesen einer Spezies anhand phänotypischer Unterschiede ihrer Rassen. Also ist der Herr der Ringe so rassistisch wie jeder, der einen europiden von einem negriden oder einem mongoliden Vetreter der Spezies Mensch unterscheiden kann.
Ideologischer Rassimus ist, wenn mit dieser Unterscheidung eine moralische Wertung einhergeht. Das ist im HdR augenscheinlich der Fall, aber bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, daß die Betrachtungsebene verfehlt wurde: Die Bewohner Mittelerdes betrachten die Orks nicht als intellektuell unterlegen und weniger kulturfähig, weil es ihnen gerade in den Kram paßt, sondern weil es so die beobachtbare Realität ist. Das ist, als wenn ich einen Kampfhund mit einem Wildhund vergleiche - ich nehme eine rassische Unterscheidung vor, aber die qualitative Bewertung hängt am beobachtbaren Faktum, daß der Kampfhund im Vergleich zum Wildhund tatsächlich stärkere Angriffsaffekte hat. Im HdR sind die Orks die Kampfhunde und die Elfen, aus denen sie hervorgingen, die Wildhunde.
Das spricht klar gegen ideologischen Rassimus im HdR. Ich gehe davon aus, daß Du auf diesen hinaus wolltest, denn das gänzliche Fehlen von Rassismus an sich ist Menschen vorbehalten, die in Sachen Rezeption und Kognition eingeschränkt sind - Säuglinge, beispielsweise. Die können noch keine phänotypischen Unterschiede zwischen sich und dem afrikanischen Baby gegenüber feststellen.