@Satyr
grundsätzlich sehe ich das wie Du, aber man kann den gegenteiligen Standpunkt auch noch anders formulieren, dann klingt er IMHO viel interessanter.
Folgendermaßen: der SC ist mir relativ egal, den gibt's ohnehin nicht. Mich gibt's, und ich will Spaß haben, der unter anderem darin besteht, dass ich (mit Zustimmung meiner Mitspieler) "Sachen" in der fiktiven Welt machen kann. Also wähle ich meine SC-Werte so, dass ich die Sachen machen kann auf die _ich_ Lust habe. Will ich eine verzweifelte junge Frau spielen, die mit all den Ereignissen in ihrem Leben nicht mehr zurechtkommt und versucht für sich sowohl in praktischer als auch seeelisch/moralischer Hinsicht einen Weg "raus" zu finden, werde ich den SC mit allerlei sinnlosen Fähigkeiten vollladen, hauptsache ich werde die Punkte los. Die mangelnde Kompetenz ist ja gerade das was mich reizt. Ich werde aber schon zusehen, dass ich meiner Spielfigur eine Drogengeschichte anhänge, vorzugsweise noch ein uneheliches Kind und zum Ausgleich jede Menge unsolide Bekanntschaften.
Andererseits, habe ich Lust auf einen Undercover-Cop der leichte Schwierigkeiten mit richtig und falsch bekommen hat und wie eine Bombe mit tickendem Zünder durch die Gegend rennt, dann werde ich dafür sorgen, dass er auch ordentlich "explodieren" kann. Zum Teufel mit dem Realismus, _ich will_, dass es ein Blutbad gibt wenn ich entscheide ihn Amok laufen zu lassen, also werde ich genügend Punkte in seine Schusswaffen-Fähigkeit pumpen dass ich sicher sein kann dieses Blutbad auch anrichten zu können, auch wenn die Würfel gegen mich stehen. Gibt wenig was ich deprimierender fände als die Vorstellung meine Entscheidung, dem SC einen "großen" Abgang zu verschaffen würde durch die Regeln und Würfel zu einem eher armseligen Rumgeballere bei dem niemand verletzt wird (wobei, kann auch lustig sein. Deswegen war die letzte junge Frau (s.o.) auch unheimlich scharf auf Feuerwaffen obwohl sie nicht für 5cent damit umgehen konnte.). Ob ich den Investigation oder Police Knowledge-Check schaffe ist mir als Spieler dagegen herzlich egal, also gebe ich dafür auch keine Punkte aus.
Der Ansatz verlangt natürlich, dass man Werte mehr als "Prioritäten des Spielers" den als "Eigenschaften des SC" versteht und nicht darauf insistiert, dass Rollenspiel dazu da ist, sich in eine fiktive Person, die man sich selber ausgedacht hat und deren Entscheidungen man kontrolliert "hineinzudenken" (sich also vormacht man träfe die Entscheidungen nicht selbst). Und natürlich Mitspieler, die das auch so sehen können/wollen.