Autor Thema: Bazaar  (Gelesen 53241 mal)

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Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #275 am: 9.01.2005 | 12:10 »
Da ist Furcht. Sie schwimmt wie ein Ertrinkender in den tosenden Wogen des Hasses. Die Furcht versucht, sich an sein Herz zu klammern
Doch die Furcht gleitet ab und versinkt in den Tiefen.

Der Gegner – der Feind – stürzt sich mit aller Macht auf ihn. Er fühlt seine Wut, spürt, wie sie sich mit der eigenen mischt und umso machtvoller wird. Obwohl er instinktiv spürt, wohin der Gegner seinen Schlag führt, überrascht ihn der direkte Angriff.
Kein Spiel mehr. Gut.
Der Feind läßt ihm wenig Möglichkeit auszuweichen, so dreht er den Oberkörper nach hinten weg, um den Arm zu schützen, nimmt dafür den Treffer auf der Brust in Kauf. Der Säbel trifft, schrammt über Schulter und Brust, gleitet seitlich ab, als Enkidi zurückweicht. Der Schmerz treibt ihm in einem grellen Netz die Luft aus den Lungen, krümmt ihn, läßt ihn aufstöhnen. Der Atem brennt in seiner Kehle, als er sich keuchend strafft, um dem Gegner die verdiente Antwort zu geben.

Die Gestalt gerinnt aus einer Wahrnehmung, die trübe und falsch geworden ist. Vladimir. Soviel kann er erkennen. Doch der Körper des Meisters wirkt seltsam verzerrt, fehlproportioniert, größer, breiter, massiger. Enkidi kneift die Augen zusammen, doch das Bild bleibt unscharf. Auf dem Stahl seiner Klinge schimmert Licht, aber sonst ist es dunkel. Etwas ist falsch. Und da ist ein Brennen in seiner Brust, anders als der Schmerz des Hiebes.

Er hebt das Schwert in Richtung des Gegners, zögernd. Nimmt eine Bewegung wahr. Der Feind kommt auf ihn zu?
Genug, sagt Vladimirs Stimme. Du langweilst mich. Entweder du kämpfst und nutzt deine Ressourcen oder ich erlöse dich und überlasse den Hunden was von dir übrig bleibt.

Die Furcht taucht auf und packt zu, reißt ihn hoch aus den Fluten. Sein Herz hämmert, als er begreift und zurückwankt. Sein Rücken prallt gegen etwas, eine andere Gestalt. Ehe er reagieren kann, schließt sich ein Arm wie ein Schraubstock um seine Brust und er hört, wie sich dicht an seinem Ohr Lippen zu einem Grinsen öffnen.

erlaubt mir, diesen kampf zu beenden, sire.

Der Arm legt sich um seine Kehle, drückt zu, erstickt den Schrei, erstickt alles.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #276 am: 9.01.2005 | 12:10 »
Eine Bewegung. Der Feind kommt auf ihn zu.
Er blinzelt. Er braucht einen Moment ehe die Realität sich voll entfaltet. Der Säbel des Kossacken fährt donnernd nieder, ein zweiter Schlag, doch er kann ihm gerade noch ausweichen. Setzt ihm seinerseits nach und versetzt ihm einen flinken Hieb mit der flachen Seite der Klinge. Er lacht auf, freut sich daran, wie leicht er die Deckung des Kossacken durchdringen kann. Der Gegner ist wütend, das sieht man in seinem Gesicht.

Ein kaltes Grinsen erscheint auf den Zügen des Li Halan, dann weicht er zurück, bringt Distanz zwischen sich und den Kossacken. Seine Bewegungen haben plötzlich etwas tänzelndes, wiegend, lauernd, wie die einer Viper. Die Aggression, die eben noch den Kampf bestimmte, wird zurückgenommen, blitzt aber immer noch in seinen Augen.
Er mustert den Hauptmann, als müßte er ihn erneut einschätzen, blickt dann zu den beiden anderen Kossacken in den Tiefen des Raumes. Das Grinsen wird breiter.
Er hebt lockend das Schwert und erwartet Ras' Angriff.

The_Kossack

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #277 am: 9.01.2005 | 12:43 »
Drei Treffer, zählt etwas in Ras, etwas, das darauf achtet, daß er aus der Schlacht zurückkommt. Wenn man keinen Schmerz empfindet, ist es zu leicht, zu vergessen, daß das Fleisch Grenzen hat. Die Grenzen lassen sich überschreiten, aber nicht zu lange, nicht zu weit.

Kampfunfähigkeit?

Ras kann nicht zurück, die Wut ist zu stark, greift wie Lava nach dem Innersten, nach den Kraftreserven in seiner Seele, er weiß nicht mehr genau, warum er gegen diesen Mann kämpft, der sich zu schnell bewegt, alles, was er weiß, ist, daß es eine Herausforderung ist, und die hat er nie ausgeschlagen. Die Tänze, die Intrigen, die Mordanschläge, sogar die Orgien unter Adligen haben sein Blut nie so in Wallung gebracht wie ein Duell. Nur hat er jetzt einen besseren Körper zur Verfügung.

<Ja, das hast du nie gekonnt, zu verlieren> hört er eine Stimme aus der Erinnerung. Sie ist nicht einmal spöttisch, nicht von Decados zu Decados gesprochen. Eher resignierend. Familie.

Es gibt keinen Grund zum Verlieren. Es ist nicht Andrei, knurrt es in Ras.

Die spöttische Einladung beruhigt ihn nicht, läßt die Wut erneut aufwallen, und mit dem Aufsteigen der Welle kommt der Ausfallschritt, der ganze Körper spannt sich - ein Stich, der Schwung genug besitzt, um in einen seitlichen hieb umgewandelt zu werden. Alles auf eine Karte.

<Wenn du verstehen könntest, dass du nicht immer siegen musst. Dass du sonst alles verlierst.>

Nacheiko hatte zu viel Zeit bei seiner Mutter verbracht. Zu viel Zeit.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #278 am: 9.01.2005 | 13:46 »
Er täuscht ein seitliches Ausweichen vor, tritt aber im letzten Augenblick in den Angriff, reißt sein Schwert empor und fängt die volle Wucht des Säbels mit seiner Klinge auf. Die Waffen verkeilen sich knapp unter der Parierstange. Ein Zittern rollt durch den Schwertarm des Li Halan und das Grinsen macht einen Augenblick dem Schmerz Platz. Er drängt seinen Körper mit aller Macht gegen den des Kossacken, gibt ihm keine Chance, die Waffe frei zu bekommen, keucht, lacht, atmet schnell, und doch scheint der Kampf seine Kräfte nicht zu verzehren.

"Du bist gut, Kossacke, aber nicht gut genug", faucht er höhnisch.

Die Bewegung ist blitzschnell und wäre für jeden außer einem Decados vollkommen überraschend. Für einen Atemzug wird die Kraft, die über die Klinge auf Ras' Schwertarm wirkt, schwächer, als sich das Gewicht des Li Halans leicht verlagert. Seine linke Hand greift hinter sich, taucht auf, wandert in einem Bogen nach oben. Eine Klinge blitzt – scharf, keine Trainingswaffe. Kommt kurz vor Ras' Kehle zum stehen.   
« Letzte Änderung: 9.01.2005 | 13:57 von Enkidi Li Halan »

The_Kossack

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #279 am: 9.01.2005 | 15:19 »
Mit gefletschten Zähnen starrt Ras in die Augen so dicht vor ihm, Körper gegen gepanzerten Körper, er weicht nicht zurück, obwohl er weiß, daß eine Drehung und ein Ausweichen zur Seite ihn befreien wird, für einen weiteren Ausfall, einen weiteren Angriff. Aber er will die Entscheidung jetzt erzwingen, das dauert zu lange, seine Ungeduld und seine Wut schreien nach einer Entscheidung, dem Hieb, der die Spannung lösen wird. Er hält den gebundenen Säbel fest, drückt gegen den Druck, gleich gegen gleich, während ein Teil seiner selbst sich fragt, woher der Feind die Kraft geschöpft hat.

Nichts, was der Kirche gefallen kann. Außer den Schwertbrüdern gibt es keine übermenschlichen Kämpfer. Schweißperlen stehen auf seinen Schläfen, der Atem geht schwer - Spannung läuft durch die Kossacken, die zusehen, manchen beschleicht ein seltsames Gefühl dabei, den Kommandanten ohne Helm so aufgebracht zu sehen, das Mienenspiel, den Ärger, den Haß, die Menschlichkeit, vielleicht. Ras spürt die Blicke, aber starrt in die Augen des anderen, der ihn hält, den er hält, Chaos und Ordnung, oder Ordnung und Ordnung, doch von anderer Sorte, im Wesen gleich.

Dann.

Nicht gut genug.

Ras Augen werden schmal, der Haß lodert auf, verdrängt beinahe die Wut. Demütigung, eine Ohrfeige, wo er etwas anderes erwartet hätte. Was? Das Eingeständnis, den seltsamem Moment von Gleichheit?

Du bist ein Narr, hört er eine Stimme, und sie klingt wie Andrei. Haß flackert in seinem Blick, er spannt den Körper wieder, um Enkidi von sich zu schleudern, den verfluchten Kampf endlich zu beenden, jetzt will er Blut. Es geht nicht mehr um den Sieg, jetzt geht es darum, zu zerstören.

Dann - ein Blitzen im Augenwinkel - aber Ras ist gebunden, gefangen im Druck vorwärts, und er spürt die Klinge an der Kehle, die mit Atem bebt, die Muskeln, die sich spannen und hervortreten, Sehnen, das rasend pochende Blut. Er hebt das Kinn, der Kiefer tritt stärker hervor, der Kopf zurückgelehnt, die Augen blitzen unter gesenkten Lidern.

Mein Blut wird ihm ins Gesicht spritzen, wenn er mir die Kehle durchschneidet, durchfährt es Ras, und er wünscht, sein Blut wäre Gift, Säure, könnte mit abertausend Klauen nach den Augen des Li Halan greifen und sie ihm aus dem Schädel reißen. Seine Lippen ziehen sich verächtlich zurück, fast, als wolle er ihn anspucken, und der Haß wandelt sich, zieht sich zurück, wird zu einer schmalen, kalten Klinge. Er hätte den Helm aufbehalten sollen. Was für ein Wahnsinn.

Seine Männer haben die Hände an den Waffen, einer tritt einen Schritt vor. Jevgenij? Ras hebt die Hand, ohne hinzusehen. "Wollen wir sehen...", er atmet schwer, seine Stimme ist rauh, "ob der Li Halan ein Mann ist." Der Blick ist voller Haß und Verachtung. "Woraus bist du gemacht." Fast Frage, fast Herausforderung.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #280 am: 10.01.2005 | 00:39 »
Der Li Halan.
Ein kurzes Zucken um die Mundwinkel, ein Beben der Nasenflügel, der Atem eine Spur zu scharf eingesogen.
Der Kossacke weiß nicht, wie sehr er ihn beleidigt und für einen kurzen Moment gefällt ihm die Vorstellung, wie die Klinge seines Dolches die Muskeln und Sehnen des bebenden Halses bis zu den Knochen hinab durchtrennt.
Er liebt es, auf diese Art zu töten.

Aber da sind noch die beiden anderen, und er hat zu lange auf diesen Moment gewartet, um ihn wie ein Narr wegzuwerfen.
Er kann sich Stolz nicht leisten, und letztendlich ist es die Ehre des Li Halan, die auf dem Spiel steht.
Bedeutungslos.

Er hat eine Rolle zu spielen.

Seine Augen werden schmal, die Lippen formen Worte, die dem Hauptmann kühl entgegenwehen.
"Ich töte nicht den Besitz eines Grafen, dessen Gast ich bin."
Er lächelt dünn und senkt den Dolch, tritt in der gleichen Bewegung zwei Schritte zurück. Sein Blick liegt lauernd auf dem Hauptmann, registriert aus den Augenwinkeln jede Bewegung der beiden anderen Kossacken.

"Ihr habt mir vorzüglich gedient, Hauptmann. Das war eine aufschlussreiche Lektion." Etwas blitz spöttisch in seinen Augen.
"Ihr dürft Euch entfernen", sagt er mit einer Stimme, als würde der Trainingsraum ihm gehören.
Als wäre er die Authorität, der sich Ras beugen müßte.

The_Kossack

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #281 am: 10.01.2005 | 01:14 »
Und noch mehr als das. Die Beleidigung. Ihn zu behandeln wie einen Soldaten? Einen gewöhnlichen Mann, der seine erbärmliche Lehmhütte nur verlassen hat, um seinem Herrn auf einem Schlachtfeld zu dienen.

Besitz. Ein Sklave. Er spielt das Spiel mit Andrei, ja, Unterwerfung, ja, absoluter Gehorsam, der von Liebe nicht zu unterscheiden ist. Für Andrei macht er sich zum Sklaven. Für Andrei ist er das und mehr, oder weniger, ganz wie es dem Grafen gefällt. Das aber ist ein Spiel zwischen ihnen, etwas, das den Schmerz besiegt hat, damals, einen Platz hat er bekommen dadurch, und er war dankbar dafür, daß Andrei den Schmerz weggenommen hat. Ein Schmerz, dem zu entgehen sich Herzöge versklavt hätten.

Aber. Das Spiel ist zwischen ihm und Andrei.

Nicht.
Mit.
Dem Li Halan.

Ras fletscht die Zähne in einer Grimasse, die die Kossacken beben lassen, das starre Gesicht ist wie im Wundstarrkrampf verzerrt, jetzt, ein Alptraumgeschöpf mit blitzenden, blutgierigen Augen. Er trägt einen Titel, er ist ein Offizier, der Li Halan weiß das. Er will nachsetzen und ihn töten, entgültig, aber er war Kossacke, der Adlige gewinnt die Oberhand mit knaopper Not, hinter der haßverzerrten Fratze. Er wendet sich zur Seite, ruckartig, als habe er eine Ohrfeige erhalten - während seine Finger einen Handschuh von den Fingern zupfen. Also gut, reißen.

Er dreht sich wieder zu, das Gesicht glüht  noch immer vor Haß, ist aber nicht mehr ganz so entstellt - er schleudert Enkidi den Handschuh vor die Füße. "Ich fordere Euch. Wählt die Waffe und dein Zeitpunkt."

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #282 am: 10.01.2005 | 09:11 »
Ein Duell?
Mit ihm?
Das war lächerlich.
Er hatte Kossacken immer wie Hunde behandelt, denn das waren sie, Hunde des Krieges. Zu grob als dass sie die Feinheiten eines Kampfes unter Adligen schätzen könnten. Gut zum Training vielleicht, und unverzichtbar auf dem Schlachtfeld.
Aber ein Duell?

Er starrt in die grünen Augen, in denen der Haß und der Wunsch zu töten brennt. Neigt leicht den Kopf zur Seite und begreift, dass er ihn tatsächlich beleidigt hat. Sein Name.... Ras Chandra Decados. Es dauert etwas, bis er den Gedanken zuordnen kann.
Dann – die Erinnerung an ein Gespräch. Ja, richtig. Graf Mandin.
Was für eine seelenvolle Kreatur. Seine Art zu kämpfen, feiner, gebildeter, eleganter.
Etwas wehrt sich dagegen, die Erinnerung freizugeben, aber er ist stärker, nimmt sie sich, denn er braucht sie. Um den Gegner richtig einzuschätzen. Der Hauptmann ist von Adel. Und Edenya hat nicht alles ausgelöscht, was das bedeutet.

Für einen Augenblick ist er versucht, nach dem Geist des Kossacken zu greifen. Menschen.... ließen sich so viel leichter einschätzen.
Aber dafür war später noch Zeit.

Zeit.

Ja, er hat Zeit. Der letzte Widerstand tief in seinem Inneren ist erstickt und es herrscht Stille. Nur das Rauschen seines Blutes.
Er prägt sich das Gesicht, die hasserfüllte Fratze, die vor ihm lauert, ein und weiß, dass der Hauptmann ihm helfen wird, sein Ziel zu erreichen.
gute wahl, enkidi, wispert er in die Dunkelheit.


Seine Züge straffen sich, werden kühl und emotionslos wie seine Stimme.
"Wie ihr wünscht, Hauptmann Chandra.
Schwert.
Mitternacht."
Ein Lächeln, und er blickt zu dem Banner der Mantis, das sich samten an die Wand des Raumes schmiegt.

"Gleicher Ort?"

The_Kossack

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #283 am: 10.01.2005 | 13:08 »
Ras Chandra ringt um Fassung, ringt darum, die Würde zu behalten, die er für sich fordert. Er ist kein Tier, wenn die Leidenschaft jetzt auch rast. Sie rast wie schon lange nicht mehr. Aber der Preis.

Er tritt zurück, gemessen, schneidig, wie bei der Parade, wenn er dem Oberst Bericht erstattet hat, oder dem Jakovianer. Der Li Halan ist ihm zu ruhig, zu kalt, etwas daran gefällt ihm nicht, aber er kann es nicht einordnen, weiß nicht, was es bedeutet. Will es nicht wissen.

Zwei Männer, ein Duell. Enkidi mag die Regeln bestimmen - die Waffe, die Dauer des Kampfes, sogar, ob sie gerüstet sein werden oder nicht. Ob sie Schilde tragen werden, oder dem Stahl entgegentreten werden wie Hazat es tun.

Er strafft sich, spürt den Zorn rasen und kreischen wie eine severische Furie, ein Beben geht durch seinen Körper, als er wieder den Instinkt niederkämpft, Enkidi hier und jetzt anzufallen.

Duell. Es gibt Vorbereitungen zu treffen, der Sekundant muß gewählt werden, Andrei muß es erfahren, er muß den Attentäter fangen, bevor das geschieht, und er muß seine Angelegenheiten regeln. Nur für den Fall, daß Enkidi ihn tötet. Aber was gibt es schon für Angelegenheiten, wenn es keine Linie mehr gibt, um die man sich zu kümmern hat; es bleibt nichts übrig bis auf die Treue zum Lehnsherrn.

"Mitternacht, an diesem Ort", sagt er, die Stimme etwas gepreßt, weil die Wut bis zu seiner Kehle hoch tobt. "Ich werde meinen Sekundanten schicken, um die Regeln festzulegen."

Sei kein Narr, Ras, sagt da wieder die Stimme, die klingt wie Andrei. Die Regeln wurden bereits gebrochen, wieder und wieder. Das ist kein höfisches Duell. Du willst ihn töten. Dann tue es.

Ras schiebt den Säbel zurück an seinen Platz, sieht jetzt zur Seite, wo Jevgenii und Boris und noch einige andere Kossacken stehen, die mit dem plötzlichen Wandel ihres Kommandanten nichts anfangen können - zu plötzlich, zu stark, sie würden murmeln, aber sie tun es nicht, das wird später geschehen, wenn er nicht in der Nähe ist. Ihnen ist er so verpflichtet wie Andrei. Er führt sie, er ist das Vorbild, er muß alles das sein, wonach sie streben. Immerhin steht er bei ihnen im Kampf, führt von vorn, nicht von einem Feldherrenhügel. Sie kennen die Regeln eines Duells unter Adligen nicht, und Ras spürt, wie sein Atem jetzt leichter geht, wie der Haß sich in die Fasern seines Körpers zurückzieht, langsam, wie warnend, ihn nicht zu vergessen.

Wann hat er sich das letzte Mal so lebendig gefühlt? In Andreis Armen. Haß, Begehren und Zerstörungslust sind alles, was von ihm geblieben ist. Sein Blick folgt kurz Enkidis zum Mantisbanner, sieht seine Herrin dort, Grün auf Schwarz.

Dann wieder zu dem Li Halan, der alles das in Frage gestellt hat.

"Ich warte auf Euch."
« Letzte Änderung: 10.01.2005 | 13:10 von The_Kossack »

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #284 am: 10.01.2005 | 14:44 »
"Tut das." Er muss sich zügeln, damit die Worte nicht so höhnisch klingen, wie sie gemeint sind.
Der Kossacke brennt, die Hitze seines Zorns wogt ihm spürbar entgegen, brandet gegen seine Haut und lässt ihn zittern vor Erregung. Die Entscheidung muss warten, aber dieses Feuer wird auch in ein paar Stunden noch heiß genug sein.

Er verlässt den Kampfplatz, erinnert sich aber gerade noch rechtzeitig eines kleinen Details, dass er dem Hauptmann nach allen Regeln der Kunst schuldig ist. Eine Verbeugung. Knapp und wohl bemessen.
 
Dann wendet er dem Hauptmann den Rücken zu. Fast hofft er, dass der Decados seine Chance nutzt. Doch der Augenblick verstreicht.

Der Li Halan wirft das Übungsschwert achtlos zu Boden, greift nach dem eigenen Waffengurt und legt ihn an.
Ohne ein weiteres Wort verlässt er den Raum.

Vom Decados-Sektor strebt er in Richtung seiner Quartiere – ohne große Eile, aber wachsam. Ein Teil seiner Aufmerksamkeit suchts stets nach jemand der ihm folgen könnte. Der in den Schatten lauert oder eine verborgene Waffe trägt. Ein Instinkt, den er niemals ablegen wird, und besonders nicht jetzt.

Er ist alleine hier, ohne Verbündete. Sein Einfluss ist in den endlosen Fernen, die zwischen Planetensystemen liegen, verweht wie Staub. Niemand, dem er vertauen könnte. Abgeschnitten von allem woraus er seine Macht zieht, wegen dem verfluchten Li Halan.
Seine Lippen schürzen sich verächtlich, und er fegt den Gedanken ärgerlich beiseite.
Biegt in einen Gang der Station ab und sieht sich selbst in einem Spiegel, den irgendein Architekt hier anbringen ließ, um die Illusion eines weiten Raumes in der Enge der Station zu erschaffen. Goldumrandeter Prunk, um dem Anspruch der Adligen an eine wohnliche Umgebung zu genügen.

Seine Kiefer mahlen aufeinander, als er sich sieht. Schwarz, weiß, rot. Die Farben der Li Halan. Das Gesicht ist schmaler geworden, dunkle Schatten liegen unter den Augen. Langes Haar. Er schnaubt und blickt in seine schwarzen Augen, ja, unverändert dieses Mal.
Die ganze Gestalt ist eine Beleidigung und er dreht sich weg, hastet mit einem Mal den Gang hinunter.

Er hat einiges zu erledigen.

The_Kossack

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #285 am: 10.01.2005 | 15:05 »
Stumm läßt er den Li Halan ziehen, niemand im Raum rührt sich, kein Kossacke, kein Diener. Niemand wagt es, ihm den Helm zu bringen oder das Schwert aufzuheben. Lange Sekunden verstreichen, in denen Ras langsam die Wut zurückzwingt, den verfluchten Stolz.

"Jev", sagt er leise, es klingt wie ein Grollen. "Du begleitest mich." Er tritt zurück in die Umkleiden, läßt sich aus der Rüstung helfen, duscht und wäscht sich, prüft unter dem Wasserstrahl die Stellen, an denen ihn der Li Halan getroffen hat.

Mein Gesicht wollte er sehen. Um mir die Kehle durchzuschneiden, durchzuckt es Ras und der Haß kommt zurück, dunkel und bitter. "Er ist ein Feind, ich habe mich geirrt."

"Hauptmann?" fragt Jevgenii und Ras begreift, daß er laut gesprochen hat. Unwillig schüttelt er den Kopf, läßt sich von einem Sklaven abtrocknen - vorgewärmte Tücher, man reibt ihn nicht ab wie ein Pferd, sondern tupft mehr; Offizier sein hat seine Privilegien. "Du wirst mir helfen, einen Attentäter fangen, Jev. Ich habe keine Zeit, es allein zu tun. Der Graf wünscht, mit ihm zu sprechen."

Jevgenii nickt. "Verstanden, Hauptmann."

Er läßt sich eine frische Uniform bringen und läßt die Rüstung vorerst zurück. Der Graf ist mit diplomatischen Dingen beschäftigt, heißt es. Er hinterläßt ihm eine Nachricht, Andrei muß wissen, daß er sich zu einem Duell verpflichtet hat. Andrei kann es verbieten, wenn seine Pflichten es nicht erlauben. Aber würde Andrei ihn so entehren? Nein. Es würde auch auf Andrei ein schlechtes Licht werfen. Gut, die Jakovianer waren weit pragmatischer - eher ließen sie Unehre zu als Verschwendung oder Versagen. Sie waren gewiß nicht glücklich darüber, wenn ihm seine Ehre mehr bedeutete als die Pflicht.

Das tat sie nicht. Ras blieb stehen, seine Miene finster, die Augen nachdenklich. Ehre. Pflicht. Er konnte nicht sicher sein, daß er den Kampf gewann. Sie mochten beide verletzt werden, einer mochte den anderen töten. Das Serum würde ihn nicht beschützen, und Elixier konnte die schwersten Verletzungen nicht heilen. Die Wut hatte sich weit genug zurückgezogen, um ihn nicht mehr zu zwingen. Er war nüchterner, jetzt, begriff, daß er Fehler gemacht hatte. Wäre er den anderen Adligen ebenbürtig in ihren Ränken und Spielen, wäre er nie so in die Schlinge geraten. Wäre der Li Halan nichts weiter als ein Mensch, hätte er nicht gezögert, würde er sich diese Gedanken nicht machen, aber der Li Halan war ein formidabler Feind, ein Gegner, der ihm ebenbürtig war. Und er bestimmte die Regeln.

Ras schüttelte unwillig den Kopf. Erst der Attentäter.

Offline Elisabeth Hawkwood

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #286 am: 10.01.2005 | 18:47 »
"Vielen Dank, sehr gern." Elegant liess sie sich in den Sessel gleiten und sah sich einmal mehr um. "Die Azara ist ein richtiges Kleinod, scheint mir! Sie muss sehr schnell sein und ist sicherlich wendiger als meine Fregatte." Bewunderung klingt in ihrer Stimme mit. Man sieht, dass das Schiff gut gepflegt wird, wahrscheinlich ist eher sie dafuer verantwortlich, als der Li Halan. "Auch wenn es sich ein wenig seltsam anfuehlt, dass es hier so leer ist, die gesamte Mannschaft ist wohl von Bord gegangen?" Ist es nicht etwas wagemutig, das Schiff so ganz ohne Bewachung zu lassen? Scanner hin oder her, ich wuerde niemals nur einem Bewachungssystem trauen, aber sie muss selbst wissen was sie tut, soviel Besatzung werden sie auch nicht haben. "Wieviel Mann Besatzung fliegen normalerweise mit? Wenn ich fragen darf... ."
Aus den Augenwinkeln beobachtet sie den Piloten. Wo hat sie den denn nur aufgegabelt? Aber er mag das Schiff... wie er wohl fliegt? Naja, aber einen neuen Piloten brauche ich nicht, nur einen Mannschaftsfuehrer und dafuer brauche ich andere Quellen, aber das sollte auch Zeit haben.
Sie kehrt aus ihren Gedanken zurueck und blickt die Commanderin, die einen Moment abwesend scheint fragen an, während sie aus den Augenwinkeln heraus weiterhin amuesiert den Piloten beobachtet.
"Am Ende Deiner Reise durch die Dunkelheit steht immer das Licht. Die Reise wird zuende gehen und doch einen neuen Anfang bringen." Lextius 40, Omega Gospels   

"När förändringens vind blåser bygger en del vindskydd medan andra bygger väderkvarnar." Mao Zedong

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Offline Elantil Enbaran

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #287 am: 10.01.2005 | 19:54 »
Sie hörte wie sich die Tür öffnete und wieder schloss. Dann vernahm sie leises Tuscheln. Sie wurde wütend. Wer wagte es sie während Ihrer Maniküre und Peelingmaske zu stören? Jeder in Ihrer Umgebung wusste dies nur zugut.

"Was ist los?" verlangte sie zu wissen. "My Lady, eine Nachricht ist für Euch eingetroffen."

"Deshalb wagst du es mich zu stören?" Dieser Mann war eindeutig unfähig! "Die Nachricht wurde hinterlegt und ist verschlüsselt. Sie hätte Euch schon vor Tagen erreichen müssen. Ich verstehe das nicht." Er hoffte das die Nachricht wichtig genug war, um von ihm abzulencken.

"Verschlüsselt sagst du?" "Ja My Lady, Eure persönliche Anwesenheit ist erforderlich." Sie gab Ihren Zofen ein Zeichen, das diese sich unverzüglich um die Beseitigung der Peelingmaske zu kümmern hatten. Es dauerte ihr viel zu lange. Nach endlosen Stunden, zumindest kam es ihr so vor, war es vollbracht. Wenn diese Nachricht von Xavier stammte? Gleich werde ich es wissen. Verdammt sei meine Neugier!

Sie eilte in ihr Arbeitszimmer, besah sich den Holoschirm. Ihr Sekretär zeigte ihr unterwürfig was sie zu tun hätte. Dann schickte sie ihn fort. Die Nachricht lag vor ihr. Das was sie sah, konnte sie zuerst nicht glauben. Das konnte nicht sein. Wieso ihr das? Zorn wich Angst und wieder Zorn. Sie schaltete die Denckmaschine ab. Denck nach Josephine, denck nach! Was war als erstes zu tun. Alles andere war jetzt unwichtig.
Sprach der LiHalan Herzog zum orthodoxen Erzbischof: "Halt du sie dumm, ich halt sie arm."

Elantil Enbaran, danke Enkidi LiHalan http://www.byzantiumsecundus.com/elantil_color.jpg

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #288 am: 10.01.2005 | 20:36 »
Itarus Gesicht wurde fahl.
"Ein Duell?"
Der Junge stank nach Weihrauch, wahrscheinlich hatte er sich in den letzten Stunden in der Kirche herumgetrieben. Warum auch immer. Ein Fluch, ein Widerspruch, ein 'unreiner Gedanke' – der Anlass war unwichtig. Offensichtlich gefiehl sich Itaru in der Rolle des Knieenden.

"Ja", knurrte er kurz. Er hatte keine Lust, sich mit dem Balg zu unterhalten.
"Aber wie ist das möglich..." Itarus Stimme stockte. "Ihr wolltet doch nur... trainieren?"

Der Mantel fiel achtlos zu Boden, er schnippte mit dem Finger. "Los, hilf mir mit der Rüstung." Ein Stirnrunzeln von Itaru. Fragen quollen in seine Augen, doch die schlanken Hände begannen wortlos, Ösen und Riemen zu lösen.
Mit dem Panzer fiel der Druck, der seinen Körper gehalten hatte, wie ein Rahmen. Blut pochte in seinen Muskeln. Das Fleisch registrierte allmählich die Spuren, die der Kampf hinterlassen hatte.
Itaru sagte noch immer nichts, aber man sah, dass es hinter seiner Stirn arbeitete.
Er sog scharf die Luft ein, als die Finger des Jungen über seine Brust glitten und die letzte Schicht der Panzerung entfernten.
Der Schmerz kam und forderte was ihm zustand. Itaru zuckte zurück, das Gesicht in Sorge.
"Seid ihr verletzt?" Neugierig wie ein Waschweib.
 
"Nein." Er richtete sich ruckartig auf, was ein Fehler war. Biß die Zähne zusammen und schnaubte grimmig.
Als wäre das eine Einladung, sprudelte es aus Itaru heraus:
"Was ist geschehen? Was hat der Decados mit Euch gemacht? Hat er Euch beleidigt? Warum habt Ihr ihn gefordert?" Amüsiert registrierte er, dass der Junge nicht eine Sekunde annahm er wäre gefordert worden. Seine Stimme war voller freundschaftlicher Sorge, der Knappe mochte seinen Herrn. Das war sicherlich ein Vorteil in bestimmten Situationen. Jetzt ging er ihm einfach auf die Nerven.

"Verflucht, Itaru", fauchte er, mit einem bösartigen Blitzen in den Augen. Seine Stimme näherte sich dem Gefrierpunkt. "Erstens. Verschone mich mit deiner Anteilnahme. Zweitens. Hol mir ein Medkit. Drittens. Lass mir ein Bad ein. Viertens. Geh mir aus den Augen und warte, bis ich dich wieder rufe."
Itaru verstummte augenblicklich und senkte den Kopf. Seine Lippen waren zu schmalen Linien zusammengepresst. Er verbeugte sich und gehorchte.
« Letzte Änderung: 11.01.2005 | 10:00 von Enkidi Li Halan »

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #289 am: 10.01.2005 | 20:36 »
Wenig später sank er in die heißen Wogen, angelte nach einer Ampulle aus dem Medkit und setzte sich eine großzügige Dosis Schmerzmittel. Die Drogen und die Hitze schwemmten den Schmerz davon, während sich das Wasser rot von Blut färbte. Er genoß es, für eine Weile schwerelos zu sein, doch seine Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Planten sorgfältig seine nächsten Schritte. Erst dann würde er sich etwas Abwechslung gönnen.

Er wählte eine dunkle Robe, als er aus dem Bad gestiegen war. Keine Diener und Sklaven, die ihn ankleideten. Das war bedauerlich, aber ratsam in Anbetracht seiner Gestalt. Er drehte seinen Körper vor dem Spiegel und lächelte, als er seinen Rücken sah. So gefiehl er sich.

Itaru wartete draußen, in aufgeräumter Haltung vor dem niedrigen Tisch knieend. Zwei Tassen Tee standen dort, dampfend. Er lächelte, zum ersten Mal wirklich erfreut. Roch aber trotzdem zuerst an der Tasse, bevor er einen Schluck nahm. Gift wirkt am schnellsten aus der Hand, der man vertraut.
Zuerst der Tee, dann der Plan.

"Hör mir gut zu, Itaru...."

The_Kossack

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #290 am: 10.01.2005 | 21:09 »
Wenig macht soviel Spaß wie ein Rollkommando. Es ist die unkomplizierte Art und Weise, mit der Kossacken Spaß haben und die im allgemeinen zu Kollateral- und Sachschäden führt. Jev ist dabei - er war auch bei der Besprechung mit dem Jakovianer, der ihnen die nötige Information beschafft hat. Hand wäscht Hand, dachte Ras bei der Erinnerung daran und lächelt böse. Und Jev ist ein guter Mann für diese Angelegenheit.

Sie erwischen den Van Gelder zum rechten Zeitpunkt. Die Jakovianer sorgen dafür, daß das Schott im richtigen Moment aufgeht, Jev geht voraus, dann folgt Ras - beide tragen Rüstungen ohne Rangabzeichen. Rollkommandos sind am besten, wenn man wirklich gesichtslos ist. Der Van Gelder springt auf und greift nach einer Waffe, der Schuß schlägt in eine Wand, dann sind die Kossacken heran. Jev packt den Attentäter, dreht ihm so hart die Arme auf den Rücken, daß einer davon hörbar aus dem Gelenk springt. Der Van Gelder schreit, wird trotzdem gefesselt und geknebelt, bekommt einen Sack über den Kopf und wird abtransportiert. Jevgenii nimmt sich seiner an, während Ras das Quartier kurz untersucht, dann das Feld den Jakovianern überläßt.

Jetzt wird Andrei ihn sehen.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #291 am: 10.01.2005 | 22:00 »
Itarus Hände bebten, als er das Pergament faltete und in den Umschlag schob. Wachs quoll rot unter dem Siegel hervor und erstarrte.
Sein Herr hatte ihm die Angelegenheit in nüchternen Worten erklärt, aber recht glauben konnte er es noch nicht.

Ein Duell also. Der Baron hatte ihn als seinen Sekundanten bestimmt und ihm die Bedingungen genannt, unter denen sie kämpfen würden. Einfach und ohne Mißverständnisse.
Itaru war hin und her gerissen, zwischen Bewunderung und Zweifel.
Bewunderung für den todesverachtenden Mut, mit dem sich sein Herr dieser Decados-Schlange in den Weg stellen würde.
Und Zweifel daran, ob er diese Entscheidung bei klarem Verstand getroffen hatte.

Er betrachtete den Abdruck im Wachs, das sich leuchtend vom dunklen Papier abzeichnete. Das Kreuz des Drachen. Enkidi hatte ihm seinen Siegelring gegeben – Itaru sollte es tun, den Brief verschließen. Er begriff nicht, warum. War das eine jener seltsamen Lektionen, die die Fürsten seines Hauses ihren Schülern mit auf den Weg gaben? Er schüttelte den Kopf und spürte wieder dieses ungute Gefühl, das ihn in letzter Zeit des öfteren beschlich.

Etwas stimmte nicht mit dem Baron. Schon seit Tagen war er überreizt, wirkte ausgebrannt und gleichzeitig rastlos. Es war kein Priester in ihrer Begleitung, und Itaru fragte sich, warum sein Herr darauf verzichtet hatte, lastete doch so offensichtlich etwas schwer auf seinen Schultern.
Es stand ihm aber nicht zu, ihn zu fragen. Er war sein Knappe. Er würde seinen Herren nie in Verlegenheit bringen.

Um so mehr schalt er sich für sein Benehmen. Der heutige Tag hatte furchtbar begonnen, und es zeichnete sich ab, dass er in einer Katastrophe enden würde.
Er richtete ein inniges Gebet an Lextius, nahm dann all seinen Mut zusammen und machte sich mit dem Brief auf den Weg zu den Quartieren der Decados.

The_Kossack

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #292 am: 10.01.2005 | 23:06 »
"Wie aufmerksam", sagt Andrei und deaktiviert seine Drahtklinge. Das schwache Leuchten, das die Position des Monodrahtes anzeigt, erlischt im grünlichen Dämmerlicht von Andreis Kabine.

Es riecht nach Blut und Angst; Ras' Nasenflügel weiten sich - so ein vertrauter Geruch, so passend. Vom Van Gelder ist immerhin noch der Torso am Stück vorhanden. Andrei steht da, mit dem leicht schräggelegten Kopf, der starren Haltung, wie ein jagender Askorbit. Er tötet ohne sichtliches Gefühl, ohne die Wut und den Haß, den Ras empfindet, oder die Lust. Andrei tötet, weil es eine logische Konsequenz ist aus dem, was zuvor geschehen ist. Der Van Gelder hatte kein Recht, hier zu sein, er war verdächtig, und Andrei akzeptiert keine Entschuldigungen. Nicht von einem bekannten Mörder. Ras kennt den Mann nicht, weiß nicht, was er getan hat, aber er zweifelt nicht daran, daß Andrei gute Gründe hat, ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Und sei es nur, um ganz sicher zu gehen oder einem anderen Decados das Spiel zu verderben.

Andrei erwacht aus der starren Haltung, legt das Schwert zur Seite und winkt einem kreideweißen Sklaven, die Einzelteile wegzuräumen. Ohne den Haufen noch eines weiteres Blickes zu würdigen, greift er nach einem feingeschliffenen Kelch mit Wein und nimmt einen Schluck. "Vielleicht war er wirklich nur auf der Durchreise", sagt er seidig, seine Form von Süffisanz.

"Es ist nicht auszuschließen, Meister."

Andrei legt den Kopf schräg, betrachtet ihn. "Er hat dich nicht verletzt. Dann ist das von dem Trainingskampf?"

Ras nickt. "Ich wurde einige Male getroffen."

"Und deshalb hast du ihn gefordert? Um deines Stolzes willen?"

Nicht auszuschließen, daß Andrei den Kampf verfolgt, oder daß einer der Kossacken bereits Bericht erstattet hatte. "Er hat mich ..."

Andrei hob scharf die Hand. "Ich will eine Antwort, Ras." Der Tonfall war scharf, und nicht zufällig verwendete er ganz ähnliche Worte wie gerade noch im Verhör.

"Die Ehre des ..."

"Die Ehre der Mantis laß meine Sorge sein", sagte Andrei scharf, verzog aber keine Miene. "Weißt du, warum uns die Askorbiten so überlegen sind? Den einzelnen interessieren Stolz oder Furcht nicht. Sie lassen sich nicht einfach ködern, sie handeln immer, wie der Schwarm es verlangt. Warum hast du den Helm nicht getragen?"

Weil er mich darum gebeten hat, lag es Ras auf der Zunge, aber er blickte Andrei nur an, der nickte.

"Du mußt mit deinem alten Leben brechen, Ras. Du kannst nicht beides sein, gesichtslos und adlig." Er trat näher, legte die Hand auf Ras' Brust, die Fingernägel krallten sich in die Brustplatte, und der leise Druck genügte, um Ras auf die Knie fallen zu lassen. "Oder reicht es dir? Willst du zurück? Zurück zu deinem Stück Land am Rande des Dschungels, zurück zu diesem verfallenen altertümlichen Gemäuer, in dem der Geist deines Sohnes umgeht? Zurück zu den Gängen deiner Ahnen, den Bildern der wenig glücklichen Linie Chandra, die es trotz ihres Talentes für die Tragödie immerhin bis in dieses Jahr geschafft hat?" Andrei schnaubte. "Du darfst nicht vergessen, wer ich bin. Wenn deine Handlungen mir zur Schwäche werden ..."

"Das werden sie nicht!" entgegnete Ras, leidenschaftlich.

Andrei holte tief Luft, schüttelte dann den Kopf. "Du mußt deinen Sohn hinter dir lassen. Der Li Halan ist nur so gefährlich, weil deine Erinnerungen ihm zuarbeiten. Ich kenne dich, Ras. Du kannst lieben und hassen, und das entfernt dich vom Rest des Schwarms." Andrei legte ihm die Hand ins Gesicht, krümmte dann die Finger, daß Ras die Nägel an der Wange spüren konnte. "Aber ich lasse nicht zu, daß deine Sehnsucht dich tötet. Wenn der Sekundant kommt, wirst du meinem Befehl gehorchen."

"Was ist Euer Befehl, Meister?"

"Das erste Blut. Das reicht. Bis zur Kampfunfähigkeit ... würde das Band zwischen euch noch verstärken, und wenn du ihn tötest, hast du einen weiteren Geist, den du mit dir herumtragen kannst. Vergieß sein Blut, und dann vergiß ihn endlich. Ich bin nicht wegen solcher Kinderreien hier - und du bist  nicht nur Dekoration, sondern mein Leibwächter. Du hättest die Forderung nicht einmal aussprechen dürfen, ohne mich zu fragen."

Ras' Wangenmuskeln zuckten. "Ja, Herr."

"Und jetzt ruh dich aus für den Kampf."

"Ja, Herr."
« Letzte Änderung: 10.01.2005 | 23:13 von The_Kossack »

Offline Elantil Enbaran

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #293 am: 11.01.2005 | 13:53 »
Sie hing ihren Gedanken nach, als Quong Li eintrat. Er verbeugte sich vor ihr mit den Worten: „Verzeiht die Störung My Lady, aber wir haben ihn gefunden.“ Das riss sie aus ihrer Lethargie. „Nur den Jungen? Was ist mit der Mutter?“ wollte sie wissen. Quong Li verbeugte sich abermals „Wir haben sie kurz vor dem Jungen gefunden. Leider war sie tot. Sie muss dort schon zwei oder drei Tage gelegen haben.“ Lady Josephine verzog das Gesicht. Es schien sie tatsächlich zu berühren das diese Frau tot war. Jedoch hielt diese erkennbare Betroffenheit nicht lange an. Ihr Gesicht wurde schlagartig wieder ernst. „Wo ist der Junge jetzt?“ fragte sie Quong Li. Er lächelte kurz, zumindest musste man dies bei ihm so deuten. „Er wurde in das vorbereitete Quartier gebracht. Man kümmert sich dort um ihn. Alles wurde so ausgeführt, wie My Lady es verlangt hat. Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass irgendwer etwas mitbekommen hat.“ „Was auch so bleiben soll und wird!“ warf sie ein.

Sie erhob sich hinter ihrem Schreibtisch. Dann schritt sie langsam auf und ab, schon wieder tief in Gedanken versunken. Nach einigen Minuten des umherwanderns richte sie das Wort wieder an ihren Diener. „Die Prioritäten haben sich geändert. Der Junge ist nicht mehr so wichtig, aber es ist trotzdem gut, dass wir ihn haben. Wir fahren fort wie bisher. Darüber hinaus haben wir einen neuen Auftrag. Halte die Leute bereit. Versuche unauffällig ein paar Crewmitglieder für ein Sternenschiff zu bekommen. Stell keine Fragen! Wir brauchen eine zweite Mannschaft. Weiterhin benötigen wir Platz auf dieser Station. Ich hoffe du hast dich über die Mannschaft dieser Station informiert. Wir müssen wahrscheinlich ein ganzes Schiff verstecken. Vermutlich eine Fregatte. Sobald wir sie haben bringen wir sie her. Ich bin nur an dem Inhalt interessiert. Was danach mit dem Schiff passiert ist mir egal.“

Quong Li starrte sie erstaunt an, sagte dann aber „Jawohl meine Lady, alles wird so geschehen wie ihr es wollt.“

„Geh jetzt! Lass mich allein!“
Sprach der LiHalan Herzog zum orthodoxen Erzbischof: "Halt du sie dumm, ich halt sie arm."

Elantil Enbaran, danke Enkidi LiHalan http://www.byzantiumsecundus.com/elantil_color.jpg

Jack Hawkins

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #294 am: 11.01.2005 | 23:24 »
Jack trat von einem Bein auf das andere und wünschte sich eine Kippe. Stattdessen angelte er nach einem kleinen, abgegriffenen Sprungkreuz aus neonrotem Plastik und lies es durch die Finger gleiten, während sein Blick verträumt über die Brücke wanderte.
Er vermied es, der Baronin zuviel Aufmerksamkeit zu schenken; er hatte sie freundlich gegrüßt, aber das war's auch schon gewesen. Der Umgang mit Adligen war einfach nicht sein Ding und je höher sie oben standen, desto größer war die Kluft.

Er folgte gespannt den Ausführungen des Commanders, sie versuchte die technischen Einzelheiten so zu erklären, dass auch die feine Dame sie verstehen würde.
Obwohl... Jack legte den Kopf leicht schräg. Die Lady schien sogar was von der Materie zu verstehen. Vielleicht war sie aber auch einfach höflich und tat so. Wer konnte das schon wissen.

Jacks Blick fiel auf eine seitlich angebrachte Konsole und seine Augenbrauen hoben sich bis knapp unter den Haaransatz. Das war ein Geschützmonitor. Er biß sich auf die Unterlippe und grinste schräg. Hallo baby.

Er schlenderte zur anderen Seite der Brücke, wo ein kurzer Gang abführte. Dort musste es zum Geschützturm gehen. Er drehte sich zu Commander Lindsey um, deutete fragend hinter sich. "Darf ich?"
« Letzte Änderung: 12.01.2005 | 08:31 von Jack Hawkins »

The_Kossack

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #295 am: 12.01.2005 | 12:36 »

Andrei läßt sich ankleiden; alles lautlose Bewegungen und Berührungen, kaum wirkliche Berührungen, alles geschieht geisterhaft. Als die Nachricht kommt - Ras' Sklave bringt sie - bricht er das Siegel des feindlichen Hauses. Aber *nein*, wir sind jetzt alle Untertanen des Imperators, und überfliegt das Schreiben.

Schwerter. Wie die Hazat. Mitternacht.

Er kennt ihn gut, denkt Andrei. Meinen Kossacken so zum Ungehorsam zu bringen ist kein Geringes. Er wirft einen Blick in den Spiegel, sieht hinter sich auf dem Bett Ras, der unruhig schläft, aber natürlich, die Erinnerungen, die Geister, die der Kossacke ansammelt. Er hätte ihm die Erinnerung rauben müssen. Das Experiment ist gescheitert, wenn Ras nicht aus seiner Schwäche eine Stärke macht. Das allein würde reichen, um den Befehl zu geben, den Li Halan zu töten, aber Andrei glaubt an die Gesetze des Dschungels. Solange man Ras keine politischen Fallstricke legt - und wer sollte das tun - wird er allein zurechtkommen.

Flüsternd erteilt er seinem Sekretär Anweisungen - ein weiteres Schreiben wird aufgesetzt. Das erste Blut wird entscheiden. Ras ist vieles, nur nicht schnell. Soll er seinen Stolz schlucken. Er wird es verdauen, oder es wird schwären. Das Schreiben wird gesiegelt und dem Boten wieder übergeben.

Andrei richtet sich auf, streicht das Haar zurück. Ein Blick auf Ras, in dessen Gesicht es wieder gezuckt hat. Der Graf öffnet ein Kästchen, bereitet mit eigener Hand alles vor. Er wird die eine Entscheidung nicht an die andere hängen, das wäre unpassend, nach all den Jahren. Und er kann die Linien sehen, die um Ras' Augen liegen.

Die Zeit eilt, dachte er, und legt die Spritze an. Du bist eine sonderbare Kreatur Ras, aber du bist meine Kreatur, und ich werde noch nicht auf dich verzichten.

Schweiß bildet sich, als der Inhalt der Spritze die Haut durchdringen hat und die Veränderungen in Gang setzt. Nur auf molekularer Ebene, natürlich. Die Körperchemie von Kossacken ist eine durchaus diffizile Angelegenheit, aber die, die er bisher dafür ausgewählt hat, haben gut darauf angesprochen.

Er legt die Spritze so hin, daß Ras sie sehen wird, wenn er aufwacht.

Willkommen auf unserer Seite, denkt Andrei. Es ist keine Unsterblichkeit, aber wir arbeiten daran.

Offline Managarmr

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #296 am: 12.01.2005 | 14:14 »
Rumpelnd und quietschend bewegte der Lift sich nach unten. Er hatte sich einige Ebenen höher am Endpunkt der Hauptlifte zum nächsten Knoten im C-Sektor begeben und dort eine Fahrmöglichkeit nach unten wahrgenommen. Mit einem Ruck kam der Gitterkorb zum Stehen. Hier gab es weder polierten Plasteel oder dicken Teppich als Boden, nur ein braunfarbenes Gitter, durch da man ins Dunkle unter den Fuessen schauen konnte. Natuerlich auch keine melodische Stimme, die den Ankunftsort bekanntgab, sondern nur eine Stockwerkszahl, in stilistisch armen Kaskow-Font in eine billige Legierung gestanzt. Eigentlich hinterleuchtet, aber nur noch ca. die Hälfte der Permadioden funktionierte. Versonnen betrachte Bruder Erland die kryptische "-8". Hier muesste es sein, und noch gen 25 Grad.
Er schob die Tuer des Korbes auf. Das Quietschen verhallte in den Tiefen der verwinkelten Streben. Direkt gegenueber blätterte alte Floureszenzfarbe von der kondensfeuchten Wand.
"Seltor C - Lag rbercich. Zut itt nur fur Befuglc".
Wer auch immer das sein mag dachte der Mönch amuesiert, als er tiefer die verwinkelten Korridore eintauchte.
Sackgasse. Schrott, eine alte Vakuumkiste und verschlissene Lichtleiter aufgetuermt an einer feucht glitzernde gruenschimmelnden Plasticretewand. Gerade noch hatte er ein paar alte Kuehlkammern passiert, die längst ihrer Funktion und Kupferleitungen beraubt, nun als im Vergleich zur Umgebung relativ trockene Lagerräume dienten. Er stand und lauschte. Monotones Tropfen, das Zischen in flackernder Agonie dahinsterbender Fusionsleuchten, entferntes Murmeln, eine schlagende Tuer, jedoch keine humanoide Laute in der Nähe.
Auch keine Kamera, zumindest keine fuer mein ungeschultes Auge identifizierbare.. Bruder Erland ging in die Hocke. Seltsam, das muesste es sein....Und der Boden ist eindeutig zu glatt und benutzt....
Nun fragen wir doch mal nach
. Er machte kehrt und begab sich zum Schacht zurueck. Richtig, hier war eine Treppe nach unten. Gestank zog in Schwaden nach oben. Nun kommen wir von den Eingeweiden zum Anus der Station.... Bruder Erland stieg die schief hängende Treppe hinab ins Reich der Ausgestossenen und von der Stationsökonomie Ausgespieenen, die nur noch auf ein Wunder oder die Muellverwertung warteten. Hombors Juenger, und zwar die niedrigste Stufe. Aus der Dunkelheit kamen drei, vier kinder geschossen, in Lumpen und eines mit Geschwueren, die garantiert echt und nicht aufgemalt waren. Bei St. Hombor, durchschoss es Erland elend. Sofort bettelten sie ihn an "Vater, wir hungern...meine Schwester ist krank..." Bruder Erland verteilte ein paar Hartriegel ("Mutter Annas Beste - in Wirklichkeit zu Paste gepresster Madoc- Fischabfall, aber immerhin gehaltvoll) und ging langsam durch die Gänge, vorbei an Höhlen aus Plastiktueten und Isolierschaumbruchstuecken, hier und a ein Schluchzen, entweder von Kindern oder Erwachsenen, die sich der Hoffnungslosigkeit ergaben. Viele waren es nicht, verglichen mit Stationen wie Cumulus. Aber auch gab es die Fluechtlinge oder Reisende, die die Leistung fuer ein Shuttle hinunter oder gar fuer eine Passage auf einem Sprungschiff nicht mehr aufbringen konnten. Und die hier konnten nicht arbeiten, und fuer viele Bettler war nicht Platz auf Bazaar. Nur die gewitzten und Brutalen hatten die guten Plätze oben auf der Agora. Offiziell waren diese Menschen natuerlich nicht vorhanden, aber dort, wo sie zumindest temporär nicht verscheucht wurden. Jaja, das Geld des Imperiums floss natuerlich in die Zinsen der Reeves, um die Militärkredite aus der Kriegszeit abzubezahlen, oder die Aufbauleistungen auf Byzantium zu finanzieren. Und wer weiss, schon wieviel hier in der Administration versickerte. Tja und Valentinian, Geld fuer Vorhänge hast Du! Ich muss mit Remigius sprechen, wenn ich ihn wohlbehalten finde.
"Vater, Vater kommt hierher!" Ein Mädchen riss aufgeregt an seinem Arm, der wie zufällig ueber dem Zugang zu Erland spärlichen Habseligkeit lag. Unter dem Schmutz war sie huebsch, zweifellos wartete wohl später das Los der Prostitution, wenn sie nicht Glueck hatte anderweitig und besser dieser Lage zu entkommen. "Was ist denn, meine Kind?"
Sie zerrte ihn zu einem Häuflein Elend, das auf dem Boden wimmerte. "Sie haben Karl zusammengeschlagen! Un' "Die Dame" ist tot. Und sie haben ihn einfach mitgenommen!" Das Mädchen war den Tränen nahe. Bruder Erland kniete sich hin. Der Mann war alt, und ein Bein fehlte. Untauglich durch Arbeitsunfall... Sein Gesicht war ruiniert, der zahnlose Mund eingerissen, truebe Fluessigkeit sickerte aus einem zerstörten Auge. Muster? Nein, hier lohnte es nicht fuer sie. Aber wer dann?. Bruder Erland legte dem Mann die Hand auf, der vor Schmerzen stöhnte. Er war nicht mehr wirklich bei Bewusstsein, sein zerfetzter Umhang dunkel von Blut. Mit seinen knubbligen Fingern angelte er eine Schere aus seiner Kutte und zerschnitt den fleckigen Stoff. Hellrotes Blut mit Bläschen quoll aus dem Loch, dass eine Rippe in den Brustkorb gestanzt hatte. Allschöpfer im Himmel! Bruder Erland begann leise Mortius aufzusagen. Seine Umgebung verfiel in Stille und er selbst in Gebetstrance. "...in Deine Hände nimm seine Flamme!" Karl tat einen letzten röchelnden Atemzug.
Jemand sagte trocken "Er hats wenigstens hinter sich. Genauso wie sie"
Erland riss sich aus der Trance. Ihn schwindelte leicht, und Sterne tanzten vor seinen Augen, als er aufstand. Widerstandsloss liess er sich zur "Dame" fuehren. Geistesabwesend wurde er sich bewusst, dass sie sein Eigentum zu respektieren schienen, es war noch alles da.
"Hier" Abgearbeitete Hände wiesen auf eine Gestalt, die in einer Wandnische lag, neben einem Licht, das in einer Schale ranzigen Maschinenöls brannte. "Bitte Vater, sagt auch Ihr die Riten. Die Männer haben se nur kurz untersucht, und sin dann mit 'em Jungen abgezogen.´"
Resigniert schaut Erland auf die Verschiedene und setzte sich vor die Nische. Ehemals wohl sehr huebsch, aber wohl nicht seit kurzem hier. Leichenstarre, die demnächst, vor allem hier unten, in Verwesung uebergehen muesste. Sehr zarte Hände, vor Schmutz starrend. Bläulich verfärbte Lippen, ehemals braunes Haar. Bläulich? Bruder Erland öffnete vorsichtig den Mund. Die Zähne waren deutlich zu regelmässig und gut, die Farbe des Gaumens spiegelte eindeutig die Todesursache....
"Livet kan bara förstås baklänges, men måste levas framlänges" Søren Kierkegaard         
"Meine angenehmsten Ratgeber sind Bücher; denn weder Furcht noch Hoffnung hindern sie daran mir zu sagen, was ich tun soll"
Alfons V. von Aragonien

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #297 am: 12.01.2005 | 15:51 »
Er lag auf dem Bett und ließ das Amulett zwischen den Fingern gleiten. Es war aus einem unscheinbaren grauen Stein gefertigt, fingerlang, und hatte annähernd die Form eines flachen Zylinders. Drei Kerben waren grob in die Oberfläche geschnitzt, und an einigen Stellen wirkte der Stein gläsern, als wäre er großer Hitze ausgesetzt gewesen. An der Unterseite war eine Stück des Amuletts abgebrochen und nur ein grober Stumpf übriggeblieben. Einzig die Fassung aus rostfleckigem Eisen und die dazugehörige Kette machten aus dem Stein ein Schmuckstück, aber alles in allem war das Ding weder kunstvoll noch schien es von irgendeinem materiellen Wert.

Doch es fühlte sich warm an.
Auf eine seltsame Art und Weise weich, als wäre es Fleisch.
Und er hatte es gespürt, in der stofflosen Dunkelheit, in der sein Bewußtsein dämmerte wenn sein Körper nicht ihm gehörte.
Es war in diesen endlosen Abgrund gefallen in dem Moment, als es seine Haut zum ersten Mal sanft berührt hatte.

Er hob es gegen das abgedimmte Deckenlicht und betrachtete das Schattenspiel an der scharfen Abbruchkante. Wohin führst du mich, fragte er stumm, und schickte den Gedanken zu dem Stein. Aber er prallte davon ab, zog sich auf der Oberfläche zusammen wie ein öliger Film und perlte ohne Resonanz ins Nichts.

Die Haut des Li Halan war gerötet gewesen, an der Stelle, auf der der Stein ruhte, seit er ihn von diesem Priester entgegen genommen hatte. Er wollte ihn nicht so dicht an seinem Herzen tragen, aber er hatte dieses Gefühl, diese Warnung, im Keim erstickt.
Das Amulett hatte ihn gerufen. Ihn. Nicht den anderen.
Es war wie ein Leuchtfeuer erschienen, auf das er zugeschwommen war und nun war sein Geheimnis nur eine Armeslänge von ihm entfernt. Er würde nicht zulassen, dass man es ihm nun wieder entrisss.

Er legte die Kette um den Hals und genoss die Schwere mit der der Stein sich auf seine Brust senkte. Schloss für einen Moment die Augen und dachte nach.
Seine Gedanken begannen, abzudriften. Da war Müdigkeit, der Körper war ausgezehrt und erschöpft, hatte zu wenig Schlaf gehabt und dann war da noch das kleine Intermezzo mit dem Kossacken gewesen. Hinter einem Schleier von Drogen wartete noch immer der Schmerz, und es würde nicht angenehm werden, wenn er seine Klauen wieder ungehemmt in sein Fleisch schlug.
Er lächelte. Nun, das würde nicht sein Problem sein. Wieder und wieder ging er seinen Plan durch, aber es gab zwei Faktoren, die er nicht einschätzen konnte.

Die Sternfahrerin.
Der Graf.

Seine Gedanken kreisten.
Das Duell.
Er musste....

Er zuckte zusammen und riß die Augen auf. Verflucht. Er durfte nicht einschlafen. Der Schlaf war sein Feind.

Ruckartig erhob er sich vom Bett und ging hinüber zu der Anrichte, auf der noch immer das Medkit lag. Augenblicke später flutete ein Aufputschmittel durch seine Adern und fegte die Schwäche davon. Besser. Aber wahrscheinlich würde das nicht reichen.
Er brauchte etwas anderes, und es war die Frage, ob es das auf der Station gab.
Und er mußte etwas herausfinden.
Zeit, aufzubrechen.

Er verließ die Quartiere und machte sich auf den Weg zur Agora.
« Letzte Änderung: 12.01.2005 | 19:54 von Enkidi Li Halan »

Offline Megan

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #298 am: 14.01.2005 | 22:01 »
Megan nickte Hawkins knapp zu. "Natürlich, aber lassen Sie die Station heil." Eigentlich war sie leichtsinnig nicht mitzugehen. Andererseits schien ihr Hawkins von Anfang an erstaunlich vertraut. Er erinnerte sie an jemanden. Nicht richtig, aber irgendetwas war an ihm, ein Detail.

Als sie sich zur Baronin umwandte registrierte sie deren Blick mit welchem sie den Sternfahrer bedachte. Im weißen Spotlight der Brückenbeleuchtung wirkte das ungewöhnliche Blau ihrer Augen besonders intensiv. Es lag Kälte darin, Distanziertheit - umkränzt von langen dunklen Wimpern. "Wie....Eis...." schoß es Megan durch den Kopf und es fröstelte sie leicht. Beklommen verschränkte sie die Arme.

"Nun, Baronin. Die Manmnschaft der Azara ist nicht besonders groß. Dieses Schiff lässt sich im Notfall auch von einer einzigen Person steuern. Derzeit besteht die Crew aus unserer Ingenieurin und mir." ...und Baron Enkidi als Bordschützen schoß es ihr durch den Kopf, doch sie verkniff sich die Bemerkung, hätte sie doch einen etwas zweifelhaften Eindruck hinterlassen.

"Ich suche gerade nach einem Piloten, der uns wieder aus dem System bringt. Mein letzter hatte gewisse charakterliche Schwächen..."

Ein schriller Ton vom Hauptdeck unterbrach die Sternfahrerin mitten im Satz. Megan fuhr zusammen und sah, wie erneut Daten über den Monitor ratterten. Schleuse zu Frachtraum B, Sensorenaktivität im Hauptgang, automatische Beleuchtung "on", Sensorenaktivität in der Luftschleuse - hastig schaltete Megan auf die Kameraüberwachung - und erhaschte den Blick auf eine dunkel gekleidete, schemenhafte Gestalt, welche die Azara in eben dieser Sekunde durch das Hauptschott verließ. Ein weiterer Knopfdruck brachte die Außenkamera auf den Monitor, doch die Gestalt war verschwunden.

"Scheiße!" entfuhr es Megan und sie hastete Richtung Hauptdeck.

The_Kossack

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #299 am: 15.01.2005 | 21:21 »
Als er erwacht, ist etwas ganz und gar nicht in Ordnung. Er hat geträumt, er sei verbrannt, ein Flammenwerfer habe ihn erfaßt und das Öl sei durch die Rüstung geronnen, habe ihn bedeckt wie Parasiten, wie Käfer oder Ameisen; auf Severus gibt es eine ganze Reihe Viehzeug, daß einem Safaris verleiden kann.

Er wischt sich über das Gesicht, wundert sich darüber, daß es naß ist. Er riecht nach saurem Schweiß, als wäre er krank. Möglich, aber unwahrscheinlich. Er wird nicht krank. Der Dschungel erzeugt das Schwarzwasserfieber, aber er ist dagegen immun. Immun gegen fast alles, was Soldaten nebenbei tötet, sein Immunsystem, soviel weiß er, räuberischer und tödlicher als das meiste, was andere Menschen umbringt. Noch ein Vorteil.

Ächzend richtet er sich auf, spürt, daß jeder Muskel schmerzt, wie es seit Edenya nicht mehr wehgetan hat. Alpträume? Woher das Fieber? Krämpfe vielleicht. Er schiebt die Beine über die Bettkante, steht auf. Über seiner Hüfte ist ein blau-schwarzer Streifen erblüht, die Umrisse der Panzerplatte sind sichtbar - so hart war der Hieb. Ras runzelt die Stirn. Dann sieht er die Spritze auf dem Bett, dem unberührten Kopfkissen. Leer.

Er hat den Attentäter geliefert. Andrei hatte es versprochen.

Im Schlaf. Als würde er protestieren. Als würde er je ungehorsam, oder gar widerstreben. Als würde er es können, selbst, wenn er wollte. Hatte Andrei ihm dabei zugesehen, wie er schwitzte? Wie sein Körper sich anpaßte. Was auch immer in seinem Blut und Fleisch geschah.

Wohl kaum. Der Graf war ein beschäftigter Mann.

Du mußt dich von dem Li Halan lösen, Ras - ja. Aber ihn das Duell nicht zuende führen zu lassen, das würde die Schuld nicht auflösen, würde den Haß nicht befriedigen.

Eine Massage und ein Bad später, läßt sich Ras wieder in den Panzer schnallen. Vielleicht gibt es andere Wege, die Schuld zu begleichen. Adlige legen ihre Streitigkeiten so bei. Aber er ist auch Kossacke, und er sucht die Konfrontation. Vielleicht läßt sich der Li Halan zu einer Dummheit hinreißen.

Und so kommt es, daß Ras Chandra sich vor dem Duell wieder in die zentralen Gebiete Bazaars begibt. Der Helm hängt wieder am Waffengürtel.