Autor Thema: Bazaar  (Gelesen 54388 mal)

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The_Kossack

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #75 am: 7.10.2004 | 19:21 »
Das ist eine gute Frage, dachte Ras Chandra hinter dem verspiegelten Visier, während er die Menge teilte und auf seine Kabine zulief.

Boris' entkörperlichte Stimme in seinem Funk: <Hauptmann, geschätzte Ankunftszeit: 1 min>
<Bestätigt. Ich erwarte den Arzt und den Techniker in meiner Kabine zu treffen>
Boris: <Seid Ihr verletzt, Hauptmann?>
<Sei nicht dümmer, als ein Sergeant sein muß, Boris!>

Ras spürte Ärger aufwallen. Gewiß, Kossacken waren alles andere als flexibel. Das chemische Bad zerstörte sehr viel mehr, als man ihm angekündigt hatte. Die Vorteile waren teuer erkauft - andererseits verlangte jede Form von Meuterei und Intrige nach derselben Flexibilität, die ihnen abgedrillt wurde. Er schüttelte leicht den Kopf, dann wandte sich der verspiegelte Helm dem Weibchen zu. Es hatte eine Frage gestellt. "In mein Quartier." Seine Stimme klang dumpf und ebenso entkörperlicht wie die von Boris für ihn. "Dort wartet ein Arzt." Das war keine wie auch immer geartete Rechtfertigung - aber er wollte auch verhindert, daß das Weibchen wieder hysterisch wurde. Hatte der Li Halan in dem Gildenmädchen am Ende eine Geliebte? Sie gebärdete sich so. Er schritt weiter aus und begab sich in die weniger bevölkerten Teile der Raumstation - und als er in eine Nebengasse einbog, schälten sich aus den Schatten zwei weitere, vollständig gepanzerte, bewaffnete und behelmte Kossacken, die den Hauptmann und seine seltsame Begleitung flankierten. Die drei Gesichtslosen marschierten im Gleichschritt zur Kabine.
« Letzte Änderung: 19.01.2005 | 12:21 von The_Kossack »

Offline Megan

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #76 am: 7.10.2004 | 21:53 »
Sie hatte schon gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet. Umso verblüffter ist sie, seine Worte zu vernehmen. Sie verharrt eine Sekunde, doch er donnert schon weiter und sie muss fast laufen, um Schritt halten zu können - als seien es nicht genug Erniedrigungen gewesen, doch das fällt ihr nicht auf. In Gedanken geht sie die Möglichkeiten durch - es sind derer nicht viele. Genau betrachtet gibt es nur eine. Widerspruch wird der Koloss nicht dulden und ein Arzt ist im Grunde nicht schlecht. Andererseits wird dieser ihn wohl genauer inspizieren und wenn er sieht...
Verdammt. Ganz abgesehen davon, dass sie geradewegs in ein Schlangennest hineinspazieren...
Sie erreichen nun Bereiche der Station die sie noch nicht kennt. Enkidi rührt sich nicht. Was auch immer passiert ist, es beunruhigt. Der undurchsichtige Helm des Kossacken ist stur geradeaus gerichtet, während er den letzten Rest Menschlichkeit fein säublerich abdeckt - eine Mauer. Wahrscheinlich könnte sich ihm ein Symbiont in den Weg stellen - er würde ihn schlichtweg niedertrampeln. Sein Schritt hallt dumpf den schmalen Gang hinunter. Wo wird er sie hinführen. Ist es nicht genau das, was er wollte?
"Mut, Megan!" Sie hat schon ganz anderes bestanden. Sie wird auch hier rauskommen. Mit blauen Flecken vielleicht, aber sie hatte oft blaue Flecken. Und Enkidi erst recht. Gott, wenn sie ES sehen, dann ist alles aus. Sie muss ihn irgendwie wecken, aber das ist ausgeschlossen, solange sie im Stechschritt neben dem Hauptmann herjagt. Das Opfer verfolgt das Opfer des Jägers.. Es wird immer grotesker. Wieviele Abwegigkeiten kann eine Situation gebären?
Es ist zu spät, als sich die Schatten hinter ihrem Rücken zusammenziehen. Für einen Augenblickt erstarrt die Sternfahrerin. Es sind diese Momente in welchen man es nicht wagt, den Kopf zu wenden, während sich die feinen Häärchen im Nacken alamierend sträuben. Eine Falle, das war abzusehen und sie lässt sich wie das Kalb zur Schlachtbank führen. Was, wenn der Hauptmann das Spiel längst durchschaut hat? Was, wenn er ein Spiel im Spiel führt.Die schwarzen Männer umgeben sie wie eine Klammer, ein eiserner Griff und hätte es gegen Ras Chandra nur den Funken einer Chance gegeben, so verlischt er in diesem Augenblick vollends. Es bleibt dunkel.
"Was ist überhaupt passiert?" setzt sie an. Wenn er nicht antworten will, wird er es auch nicht tun. Vielleicht versucht sie Konversation zu führen um sicherzugehen, dass... was eigentlich? Dass dieses Menschending nicht endgültig leblos geworden ist? Vielleicht aber auch schlichtweg um ihre Angst zu unterdrücken. Vielleicht, um das Donnern der Schritte zu besänftigen.

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The_Kossack

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #77 am: 7.10.2004 | 22:12 »
Ein ganzer Gang der Station stand unter dem Zeichen von Graf Mandin. Sie passierten zwei weitere Kossacken-Posten, die sich ruckartig strafften, die Stiefel knallen ließen, als der Hauptmann mit wehendem Mantel vorbeimarschierte. "Er ist zusammengebrochen", vermeldete der Hauptmann sachlich.

Zuletzt kam er vor einer Metalltür zu stehen, die sich öffnete, als er einen Ring, den er über dem Handschuh trug, in eine Vertiefung der Wand drückte. Der Ring war aus schwarzem Metall und war zuvor nicht aufgefallen. <Position beziehen> schnarrte es im Funk, und Boris und der namenlose Kossacke blieben vor der Tür zurück.

Die Kabine erschien seltsam großzügig, sie könnte wohl acht oder zehn Leute beherbergen, aber es war nur ein Bett zu sehen, offenbar für einen Kossacken ausgelegt  - oder auch, für einen kleineren Vorox geeignet. Ansonsten standen dort einige Schränke. Ein älterer Mann im Schwarz der Decados-Diener stand mit gesenktem Kopf dort, zu seinen Füßen eine Tasche. Ein anderer Mann in einer Art Kittel betrat den Raum durch eine andere Tür - was man durch diese Tür sehen konnte, war offenbar eine Art "Werkstatt".

"Hauptmann ...?"

Ras hielt das Gewicht Enkidis mit einem Arm, um den Helm abzunehmen und dem Mann in Schwarz vor die Brust zu werfen. Der Mann fing den Helm mit Mühe auf. Ein harter, schneller Wurf. Ras grinste freudlos. "Dieser Li Halan ist gerade zusammengebrochen." Ein Blick traf Megan, aber ihre Gegenwart schien erlaubt zu sein, für den Augenblick. "Schaut ihn euch gut an."

Der Kittelträger nickte und öffnete die Tür. Dahinter - eine Mischung aus Werkstatt und Krankenstation, mit allerhand arkaner Technologie. Ras ging soweit, daß er Enkidi dort auf einer Liege ablegt, die wohl Untersuchungszwecken diente. "Kümmert euch darum. In zehn Minuten will ich wissen, was zu dem Zusammenbruch geführt hat."

"Ihr meint, ein Anschlag?"

"Solche Vermutungen überlasse ich den Geschichtenerzählern. Für den Moment werdet ihr mir die Fakten herbeischaffen." Ras' Mißvergnügen lag als Drohung in der Luft.
« Letzte Änderung: 19.01.2005 | 12:23 von The_Kossack »

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #78 am: 8.10.2004 | 00:04 »
Dr. Jubakin nickte hastig und wich in den Behandlungsraum zurück. Fakten? Natürlich, das war sein Job. Mit einer höflichen aber bestimmten Geste bat er den Hauptmann, beiseite zu treten und wandte sich seinem neuen Patienten zu. Ein flinkes Huschen seiner schlanken Finger über die Konsolen ließ summendes Leben in den Maschinen und Geräten erwachen, die um die Metallpritsche angeordnet waren. Er zweifelte daran, dass er sie benötigen würde – offensichtlich handelte es sich um einen Li Halan, der keine feinmechanische Justierung oder dergleichen nötig hatte. Aber Dr. Jubakin war ein gewissenhafter Mann, sonst wäre er nicht für diese Position empfohlen worden.
Sein Patient lag reglos unter dem neongrünen Licht der Fusionsleuchten, atmete flach, aber regelmäßig. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und ein dünner Blutfaden rann aus seiner Nase zum Kinn, dann den Hals hinab. Jubakin nahm seinen Puls und stellte im gleichen Augenblick fest, dass die Haut des jungen Mannes ungewöhnlich warm war. Fieber? Sollte er an einer Krankheit leiden, womöglich die Ursache für seinen plötzlichen Zusammenbruch?
Eine Reihe kleinerer Standarduntersuchungen, dann schob Jubakin den Ärmel des Li Halan nach oben und befestigte einen kleinen Biomonitor an seinem rechten Handgelenk. Kurze Zeit später flackerten Daten auf der Denkmaschine neben der Liege auf. Jubakin überflog die Werte und runzelte die Stirn.
"In der Tat, das ist merkwürdig, Hauptmann..."
Der Arzt beugte sich über den Patienten und öffnete seine Kleidung, um den Oberkörper freizulegen. Im Gegensatz zu seinen sonstigen Patienten trug der Li Halan keine schwere Panzerung, so dass er sich nicht lange mit Platten, Riemen und Haken herum ärgern mußte.
Als seine Hand den Stoff des Hemdes zur Seite schob, berührten seine Finger die Brust des Li Halan – und alles ging sehr schnell. Sehr schnell.

Ein Zucken ging durch den Körper des jungen Mannes und er sog scharf die Luft ein. Im gleichen Sekundenbruchteil hörte Jubakin das Geräusch einer Klinge, sah Stahl im  Neonlicht aufblitzen und spürte Schmerz, als der Li Halan ihn packte. Mit einer flüssigen Bewegung, so schnell, dass Jubakin sie nur verschwommen wahrnahm, setzte er sich auf der Pritsche auf, legte seinen rechten Arm um Jubakins Hals und drückte zu. Der Arzt keuchte, während er gleichzeitig spürte, dass sich kalter Stahl in seine linke Hüfte bohrte. Der Li Halan zog seinen Gefangenen wie einen Schild vor sich, während sein Blick über den ungewohnten Raum glitt.
Seine schwarzen Augen waren geweitet und brannten in einer Mischung aus Panik und Entschlossenheit, wie die einer gefangenen Raubkatze.


Offline Elantil Enbaran

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #79 am: 8.10.2004 | 09:21 »
„WAS HABT IHR GETAN?“ Dieser Ausruf in ihrer Nähe weckte ihre Neugier. Eine eher unscheinbare Frau hatte diese Äußerung von sich gegeben. Ihr Blick auf einen am Boden liegenden Mann gerichtet. Die Gruppe um den Liegenden erregte ihre Aufmerksamkeit. Der Mann in der Rüstung schein ein paar interessante Aspekte zu haben. Er schien sein Handwerk zu verstehen. Doch plötzlich bohrte sich ihr Blick in eine andere Person. Woher kannte sie IHN? Er war definitiv kein Mann der sie auf körperliche Ebene ansprach. Aber wer war er? Krampfhaft versuchte sie sich zu erinnern. Er sank zu Boden und verfiel in einen Singsang. Bruder E..? Irgend so etwas musste es sein?

Während sie grübelte, lenkte sie ganz automatisch ihre Schritte in Richtung dieser eigenartigen Gesellschaft. Plötzlich schnappte sie nach Luft. Dieser Gerüstete hob den Liegenden in die Luft, als würde er nichts wiegen. Doch ihre Aufmerksamkeit richtete sich sofort wieder auf den Priester. Sie wartete auf eine günstige Gelegenheit.
Sprach der LiHalan Herzog zum orthodoxen Erzbischof: "Halt du sie dumm, ich halt sie arm."

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Offline Managarmr

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #80 am: 8.10.2004 | 10:34 »
Bruder Erlands Zuege verklaerten sich, waehrend er leise im Gebet ueber Baron Enkidi kniete und er laechelte leicht. Ploetzlich jedoch runzelte er die Stirn und zuckte fast unmerklich zusammen.
Das unerwartete Handeln des Hauptmanns riss ihn dann vollkommen aus der Meditation. Er schaute sich verwirrt um, sprang dann jedoch auf, riss sein Koefferchen an sich und bemuehte sich, mit dem Stechschritt des Kossacken mitzuhalten.
Die Praesenz von noch mehr Kossacken schien ihn aber seltsamerweise nicht so zu beeindrucken.
Als sie sich dem "Fluegel" des hochrangigen Decados naeherten, schaute sich Bruder Erland verstohlen unauffaellig nach hinten um, und als er keine Spur der engelsgleichen Praesenz dieser Dame sah, liess er sich hinter eine der maechtigen Plaasteel-Streben fallen.
Er atmete auf, als ihn das Halbdunkel und der charakteristische Geruch gammeliger Dichtmasse und alten Sanders Korrosionsschutzoels umfingen und verbargen. Durch eine der Spanten, die zur Gewichtsersparnis dienten, konnte er den Beginn des Decados"fluegels" sehen.

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The_Kossack

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #81 am: 8.10.2004 | 11:10 »
Das engelsgleiche, aber sehr schwierige Wesen wurde ignoriert. Zwar eine Adlige, offenbar, aber Ras Chandra fühlte sich im Dschungel der Etikette unwohler als in einem mit Askorbiten verseuchten Stück Severisches Hochland. Nein. Und das letzte, was er jetzt auch noch brauchte, war eine Frau, die von ihm den ganzen charmanten Tanz erwartete. Und dessen war er schon müde gewesen, bevor er sich der "Kossackenbehandlung" unterzog.

Auf dem Weg in die Kabine wurde der Priester keines gesichtlosen Blickes gewürdigt - es könnte sich um ein Mitglied des Gefolges handeln, immerhin. Einen wirklichen Überblick hatte Hauptmann Chandra nicht. Aber den brauchte er nicht, um Kontrolle auszuüben.

Er beobachtete Jubakins Handlungen von der Tür her, dann wanderten seine Blicke hinüber zu einem Heiltank, der binnen Minuten mit Flüssigkeit gefüllt werden konnte. Um zu heilen - oder für das berühmte chemische Bad, um das es so viele Mythen gibt. Einige davon von den Kossacken selbst, solange sie zu Mythen noch imstande waren. Sein Blick wurde dunkel und tief. Ärzte. Ärzte machten ihn nachdenklich. Man hatte sehr viel Zeit zum Nachdenken in diesen Tanks. Und noch mehr, wenn man wieder und wieder überprüft wurde wie ein Stück Technologie. Fast unmerklich spannten sich seine Hände, Unterarme, Oberarme, Schultern. Ein Teil von ihm - all das überzüchtete und mit Chemikalien getränkte Fleisch - haßte Jubakin.

Vielleicht lag es daran, daß er den Arzt nicht warnte. Eine Möglichkeit erschien am Rande seines Bewußtseins - man entwaffnete Kriegsgefangene. Jubakin hätte das wissen müssen. Und als der Li Halan erwachte und ganz und gar nicht mehr er selbst war ... erinnerte sich Ras Chandra an einen Van Gelder, der in den Diensten seines Herrn stand, und der absolut alles verkörpern konnte, was er nur wollte. Aber wenn der Li Halan ein Attentäter wäre, dann schien er kaum recht zu wissen, was er tat. Schlechte Ausbildung? Oder ein anderer Grund.

Er blickte auf den blitzenden Stahl. Hüfte, Leiste. Jubakin könnte einfach verbluten. Der Li Halan verstand zumindest diesen Teil seines Handwerks. Schien, als müßte er verhandeln. Sehr gut dafür geeignet war er nicht. "Ihr steht unter meinem Schutz. Ich habe Euch hierher gebracht, um zu erforschen, warum Ihr zusammengebrochen seid", erklärte er monoton. "Es besteht kein Grund, das Blut des Doktors im Raum zu verteilen."
« Letzte Änderung: 19.01.2005 | 12:26 von The_Kossack »

Offline Elantil Enbaran

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #82 am: 8.10.2004 | 12:34 »
Sie wurde ignoriert! Empörend! Das war sie nicht gewohnt. Das Gaffen des Pöbels konnte sie übersehen. Aber diese Ignoranz! Die Wutfältchen kehrten schlagartig zurück. Ein Beben ging durch den ganzen Körper. Doch sie behielt die Kontrolle. Das würden sie noch alle bereuen. Dieser Priester, irgendetwas war da. Doch sie konnte sich einfach nicht erinnern.

Dann setzte sich der Tross in Bewegung. Ihren ersten Impuls unterdrückte sie. Nein, die Zeit für eine Szene war unpassend. Sie würde ihren Auftritt schon noch bekommen. Ihre Hand liebkoste bei diesen Gedanken den reich verzierten Griff ihres Schwertes. Eine unmerkliche Handbewegung und ein Schatten löste sich aus der Menge und folgte unauffällig dem Priester. Der würde ihr nicht entkommen. Noch hatte sie alles bekommen, was sie wollte. Wieder einmal übte sie sich in Geduld.

Dann wirbelte sie plötzlich herum und stolzierte auf den Stand eines Apothecarius zu. Dessen Augen weiteten sich, als sie gezielt nach bestimmten Ingredienzien fragte. Ihr scharmantes Lächeln jedoch, ließen ihn schnell seine Fragen nach dem wozu vergessen.
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Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #83 am: 8.10.2004 | 16:09 »
Enkidi hatte gehandelt, ohne nachzudenken. Reiner, instinktgetriebener Reflex. Erst als sein Bewußtsein wieder Herr über die Situation wurde, hielt die Klinge in seiner linken Hand inne. Gerade noch rechtzeitig, um nicht in warmes, schutzloses Fleisch zu gleiten. Dennoch ließ er den Mann nicht los, der sich wie ein verängstigtes Tier in seinem Grif wand und dann erstarrte, als ihn der Blick des Decados traf. Der Decados? Hatte er ihn aus dem Alptraum mitgebracht?
Nein. Der Schmerz war zu präsent, um unwirklich zu sein... wo war er? Grünes Neonlicht, Geräte, kaltes Metall... ein Heiltank. Etwas war an seinem Unterarm befestigt, drückte sich stumpf in sein Fleisch und die Kehle des Weißkittels. Und der Geruch... er weckte Erinnerungen in ihm, die er lange Jahre sorgfältig verdrängt hatte. Hatten sie ihn erwischt? Unwahrscheinlich... keine Fesseln an der Pritsche.
"Unter eurem Schutz, Decados?" Er spie die Worte aus, zwang sich aber im gleichen Moment zur Beherrschung.
"Hauptmann..." fügte er gepresst hinzu, während gleichzeitig sein Blick auf das schmale, blasse Gesicht der Frau fiel, die hinter dem Koloss stand. Megan. Sie schien nicht in Gefahr zu sein – für den Augenblick.

Er lockerte den Griff um den Hals des Weißkittels, senkte aber die Klinge um keinen Millimeter.
"Was ist geschehen? Und wo..." – Schöpfer, lass es nicht sein Schiff sein – "..bin ich?"

Offline Managarmr

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #84 am: 8.10.2004 | 16:51 »
Waehrend er aufmerksam aus dem Halbdunkel heraus die Umgebung beobachtete, und seine Ohren spitzte (dabei das Schmatzen der Rumpfratten irgendwo tiefer im Luftschacht hinter ihm ignorierend), fragte er sich, was, bei den Tagebuechern des St. Fridjolf, der Schoepfer ihm da gerade offenbart hatte...

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The_Kossack

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #85 am: 8.10.2004 | 18:29 »
Die kühlen Augen des Decados waren vollkommen auf den Li Halan fokussiert, mit der Intensität, mit der ein neuer Rekrut geprüft wurde. Zu viel hing davon ab, daß er sich nicht irrte. "Hauptmann Ras Chandra Decados vom 13. Kossackenregiment "Blut der Mantis", derzeit in den Diensten des Grafen Mandin von Cadavus, der sich auf diplomatischer Mission befindet." Vielleicht hatte die Bewußtlosigkeit seinem Gedächtnis geschadet. Oder er stand unter dem Einfluß von etwas anderem.

"Meine Gastfreundschaft mag unterschätzt werden, mein Schutz dagegen keineswegs." Er brauchte Zeit zum Nachdenken, daher drehte er sich etwas zur Seite und erlaubte Megan Zugang zu dem Li Halan. "Sagt ihm, was geschehen ist." Ein Befehl. "Und Doktor Jubakin ... wäre erfreut, wenn Ihr den Dolch aus seiner Leiste nähmt. Nicht war, Doktor?" Ein fast süffisanter Ton, dann wich Ras Chandra etwas zurück, um nun Megan und Enkidi zuzusehen. Soviel hatte er bei den Jaks gelernt. Bring sie zum Reden, dann beobachte.
« Letzte Änderung: 19.01.2005 | 12:27 von The_Kossack »

Offline Megan

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #86 am: 8.10.2004 | 20:01 »
Die Aufforderung klingt barsch, obwohl sie ohne jede Veränderung der Tonlage gesprochen wurde. Megans Reaktion folgt impulsiv. Längst ist keine Spur mehr von ihrem anfänglichen Aufbegehren zu finden.

Als Enkidi kurz zuvor plötzlich aus seiner Ohnmacht aufschnellt schreckt sie zurück. Sie hat ihn schon oft im Kampf erlebt, kennt seine Geschwindigkeit, sein Geschick, doch die Grazilität ist immer wieder überraschend. Jede Sehne, jeder Muskel arbeitet in vollendeter Harmonie, welche unmögliche Manöver möglich macht. Als er den Arzt in seine gefährliche Umarmung zwingt, ohne dass jener auch nur die Chance einer Reaktion gehabt hätte hält sie erneut den Atem an. Wann? Wann hat dieser Alptraum ein Ende?
Doch der Kossacke rührt sich nicht. Statt dessen setzt er zu einer Erklärung an, redet von Schutz. Seine Gelassenheit verblüfft sie, wie sein gesamtes Handeln seit Enkidis Zusammenbruch. Auch Enkidi hat innegehalten, während der bedauernswerte Doktor Blut zu Wasser schwitzt. Ein prüfender Blick in sein Gesicht gibt ihr Aufschluss darüber, dass er zumindest vernünftig ansprechbar sein sollte - wobei sie selbst daran mittlerweile stark zweifelt.

"Sagt ihm, was geschehen ist!" Megan fühlt sich müde, ausgelaugt. Alle Anspannung ist von ihr gewichen und ihre Glieder scheinen Zentner schwer. Warum bin ich eigentlich immer die Dumme? Wie oft schon sind wir wegen IHM in Schwierigkeit gekommen? Es ist immer Enkidi. Seien es die acht Wochen Sklavenschiff, sei es Stigmata, seien es die Avesti oder ihre gescheiterte Beförderung zum Captain oder die al-Malik-Schlampe. Wie oft schon musste sie vor ihm in Deckung gehen, wieviel Angstschweiß hat er von ihr gefordert? Ja, es ist immer Enkidi. Er, der nicht hören kann, der stets seinen Willen durchsetzen muss, den sein Stolz, seine Eifersucht oder seine tausend anderen Schwächen wie in einem ewigen Kreislauf in Probleme stürzen und den Rest der Gruppe lawinenartig mit sich reißen.
Ja, Megan ist müde. Sie würde am liebsten auf den Absatz kehrt machen. Behaltet ihn doch. liegt ihr auf der Zunge. Findet ruhig heraus, was hinter diesem Raubtier steckt...Vielleicht könnt Ihr ihn ja zähmen. Sie hat sich ihre Freiheit nicht umsonst erkämpft, und der Preis wird langsam entschieden zu hoch. Ihre Miene verdüstert sich und der Blick, mit dem sie Enkidi ins Visier nimmt, als sie ihm entgegentritt spricht Bände in einer stillen Sprache die nur wenige in Megans Umkreis kennen. Du hast ein gottverdammtes Glück, dass wir nicht allein sind, Enkidi! Danke dem Pankreator!

Die Sachlichkeit ihrer Stimme und die Monotonie kommen der Seelenlosigkeit des Kossacken erschreckend nahe. "Baron, Ihr solltet den Arzt jetzt besser loslassen, denn er hatte lediglich Befehl, Euch zu helfen. Ihr seid in der großen Halle plötzlich bewußtlos geworden - ohne erkennbaren Grund. Der Hauptmann hat Euch daher in sein Quartier gebracht, wo Ihr ja sowieso hinwolltet - wie Ihr selbst sagtet."

Mehr hat die Sternfahrerin zu diesem Thema nicht zu sagen und wieder verschließt sich ihr Mund zu einem schmalen Strich, während die dunkeln Augen weiterhin düster Enkidi fixieren. Ihre Hände vergraben sich tief in den ausgebeulten Taschen ihrer Weste. Seine Verzweiflung dringt nicht zu ihr durch. Sie kennt diesen Blick, die Verwirrung. Sie sollte ihn unterstützen, es wäre ihre Aufgabe, ihn durch diese Situation zu lenken, ihm die richtigen Worte in den Mund zu legen, doch sie will nicht mehr...
« Letzte Änderung: 10.10.2004 | 19:36 von Megan »

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #87 am: 8.10.2004 | 22:05 »
Ihr Gesicht war grau und ohne jede Regung. Das schwarze Haar hielt es wie eine leere Leinwand in einem dunklen Rahmen. Megan sprach zu ihm, bevor eine einzige Zeile ihren weich geschwungenen Mund verließ.
Die nach vorne gezogenen Schultern, der schräg gelegte Kopf – geballten Fäuste, die sich unter dem Stoff ihrer Jacke abzeichnen. Der stille Vorwurf in jedem kleinen Detail ihrer Haltung, ihres Gesichts, ihrer großen, dunklen Augen.
Gott, wie schön sie war – selbst jetzt, da ihr Blick ihn am liebsten töten würde. Oder schlimmer noch, ihn losließ, so dass er haltlos fallen würde. Enkidi wußte, wie sehr er sie verletzt hatte.

Ihre Erklärung der Situation wehte ihm wie ein eisiger Hauch entgegen. Er hatte sie schon lange nicht mehr so erlebt, aber in den letzten Tagen hatte er ihr einfach zu viel abverlangt. Ihre Nerven lagen blank, und wer konnte ihr das verübeln.
Enkidi wollte aufstehen und sie in die Arme nehmen. Ihr nahe sein. Sie um Verzeihung bitten, wieder, auch wenn sie ihn von sich stoßen würde. Sie hatte alles Recht dazu.
Aber natürlich war das unmöglich. Nicht hier, nicht jetzt, nicht unter dem Blick dieser Fremden. Später vielleicht. Und so leugnete er erneut ihre Liebe, aus Furcht, sie könne ihm als Schwäche gedeutet werden.
Seine Kehle schnürte sich zusammen und er senkte den Blick, weil er ihr ausdrucksloses Starren nicht mehr ertrug. Diese Augen schnitten tiefer als jedes Schwert.
 
"Ich verstehe."
Enkidi nickte, und die Muskeln seines Gesichts arbeiteten, als er die Kiefer aufeinander presste. Dann traf sein Blick den des Kossacken und sofort lag darin wieder Vorsicht und Mißtrauen.
"Ich danke Euch für eure zuvorkommende Gastfreundschaft, Hauptmann."
Enkidi ließ den Arzt los, der sich keuchend aus seinem Griff löste und zur gegenüberliegenden Wand des Raumes taumelte.
"Und natürlich lag es mir fern... Euren Besitz zu beschädigen." Enkidi sah das Blitzen in Megans Augen und hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Was bei allen Heiligen redete er?
Mit einem Schnauben riß er sich den Biomonitor vom Arm und schleuderte ihn Jubakin hinterher. Der gesamte Zorn über sich selbst lag in dieser kurzen Geste.
Im gleichen Augenblick bemerkte er, dass sein Hemd geöffnet war und mit einer hastigen Bewegung bedeckte er seine Brust. Etwas metallisches blitze kurz auf, verschwand dann aber unter den Falten des seidenen Überwurfs.
Der Dolch wanderte zurück in den Schwertgurt und Enkidi glitt von der Behandlungspritsche. Er biß die Zähne zusammen, als erneut ein greller Schmerz sein Rückrat emporzuckte, aber er ließ sich nichts weiter anmerken. Er wollte weg von hier. Keine Sekunde länger würde er in diesem Quartier bleiben, der Höhle des Löwen. Enkidi spürte, dass etwas ihn zum Abgrund zog. Er mußte sich wehren. Um Megans Willen.

Mit einer beiläufigen Bewegung wischte er sich das Blut aus dem Gesicht und nickte dem Doktor, dann dem Hauptmann zu. Seine Stimme klang wieder kühl und distanziert.
"Es geht mir gut, Doktor. Verzeihen Sie die Umstände. Hauptmann – ich schulde Euch meinen Dank. Aber ich denke, wir gehen jetzt besser." Ein Blick und eine auffordernde Geste zu Megan. "Commander?"
« Letzte Änderung: 8.10.2004 | 22:06 von Enkidi Li Halan »

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #88 am: 8.10.2004 | 22:05 »
Doktor Jubakin runzelte die Stirn. Er zweifelte stark daran, dass es dem Li Halan 'gut ging'. Sein Blick suchte den des Hauptmanns, während seine Hand nach dem Biomonitor griff, der auf dem Boden neben ihm lag.

Offline Megan

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #89 am: 11.10.2004 | 14:54 »
Ja, verschwinden wir, denkt sich Megan, bevor der Herr Baron es sich wieder anders überlegt.
Nachdenklich richtet sie dennoch ihre Aufmerksamkeit auf den Kossacken. Was hat er sich davon erhofft? Warum hat er ihn nicht einfach liegen gelassen? Er erscheint ihr nicht wie ein Persönlichkeit, die sich von Neugierde lenken lässt, genauso wenig wie von Mitleid. Was kümmert ihn ein schwächelnder Li Halan? Was kümmert ihn überhaupt die ganze Angelegenheit? Hat er einen Anschlag vermutet? Irgendeine Gefahr von Außen? Jemand wie er wird nicht überrumpelt. Also warum? Darf sie fragen? Sollte sie? Gewiss nicht. Sie können froh sein, sich in so unversehrter Verfassung zu befinden. Aber warum? Wie ein quälender Teufel nagt diese Frage in ihr und es ist einer der hartnäckigen Sorte.

"Hauptmann..." die Stimme versagt ihr, in dem Augenblick, da sie sich selbst sprechen hört. Dummes Ding, halt die Klappe und verschwinde! Megan beißt sich auf die Unterlippe, und dann, wie ein verweigerndes Pferd, das durch die Peitsche getrieben im bereits verstrichenen Augenblick doch noch springt:

"...warum habt Ihr das getan? Doch nicht aus Fürsorge, oder?" Als der Satz raus ist gibt sie sich ein geistige Ohrfeige aber noch immer bleibt sie stehen, eine Antwort abwartend. Enkidi ignoriert sie geflissentlich, während alles in ihr schreit. "HAU AB!"
« Letzte Änderung: 11.10.2004 | 18:36 von Megan »

The_Kossack

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #90 am: 11.10.2004 | 15:38 »
Der Kossacke beobachtete. Er war nicht in diese Stellung aufgestiegen, ohne etwas über die menschliche Natur zu lernen. Die Blicke, Stimmungen, die so rasch ausgetauscht wurden. Er wußte mittlerweile, daß die Sternfahrerin mehr war als Gefolge - die Art, wie sie Enkidi anblickte, wie sie mit ihm sprach: mit mehr Macht und Autorität, als ihr zustünde. Und Enkidi. Ein Raubtier unter der dünnen Haut aus Li Halan-Anständigkeit. Ein junger Adliger auf der Suche nach einem Platz, einem Lehen vielleicht, wie es so viele gab von diesen jungen, begabten Männern und Frauen, denen das Ende der Kriege fast jede Change genommen hatte, sich hervorzutun. Der Imperator war klug, wenn er diese zu einem Kreuzzug gegen die Kurgen bündelte. Wieviel diese jungen Adligen davon haben würden, das stand auf einem anderen Blatt. In den erlöschenden Sternen.

Ras Chandras Funk blinkte auf, er nahm den Knopf aus dem Helm und schob ihn sich in das Ohr. Leicht spannte sich sein Nacken, dann wandte er sich kurz dem Kleriker zu, ein spekulativer Blick und der Hauch eines Lächelns. Als wüßte er nun mehr über seinen Gast.

Dann blickte er zu Doktor Jubakin. "Ihr wisst, wie junge Adlige anderer Häuser sind", sagte er gedämpft. "Es geht ihnen immer gut. Und vor der Schwelle zu verrecken ist der Gastfreundschaft der Mantis bei weitem vorzuziehen. Wissen Sie, Jubakin, das ist der Preis, den das Haus bezahlt für seine politische Linie, so, wie die Li Halan für Frömmler gehalten werden und die Hazat für Heißsporne."

Er hob die Hand, um dem Doktor zu bedeuten, daß es in Ordnung war. "Es ist nicht nötig, einzuschreiten. Ich kenne das Bedürfnis der Adligen gut, um ihres Stolzes willen zu leiden. Diese Freude will ich ihnen nicht vorenthalten." Ein leichtes Nicken zu Enkidi. Ras Chandra war, was Schmerzen und Hilfe angeht, bei weitem pragmatischer. "Nun, m'Lord, Ihr seid mir willkommen. Ich nehme an, die Einladung ist damit gegenstandslos? Ich kann verstehen, wenn Ihr Euch erst erholen müßt. Geht allerdings davon aus, daß der gute Doktor hier ... vieles gesehen hat in seiner Laufbahn; Ihr könnt noch immer auf ihn zrückgreifen. Jubakin ist nicht nachtragend."

Die Frage der Sternfahrerin traf ihn unvorbereitet. Kurz verengten sich seine Augen. Als hätte er nicht seinen Anteil an Schmerz und Elend erlebt. Als hätten diese metaphysischen Verletzungen Narben erzeugt, die manchmal im Gewitter brannten. Manchmal. Nicht unter Kampfdrogen, aber als Ehrenwache mußte er nüchtern bleiben, nüchtern und kalt. Der Ausweg, einfach zu rasen, war ihm versperrt. Was hatte ihn bewogen, dem jungen Li Halan zu helfen?

Bedeutete es etwas, wenn er ihr etwas zu sehen gibt, was es nach landläufiger Meinung nicht gab. Ein Stück Seele, ein Stück Gesicht. Enkidi, der sich an ihm festhalten wollte. Und zugleich die Furcht und der Abscheu. Das mußte es gewesen sein. Beides kannte er gut, aber selten so zusammen, so in eins gefallen, daß es sich nicht trennen ließ. Er dachte darüber für eine Weile nach, mußte nachdenken, wie ihn gelegentlich der Gedanke überfiel, daß das chemische Bad seinem Verstand geschadet hatte. Die Jaks hatten ihn beruhigt und ihm versichert, alles wäre in bester Ordnung und würde in Ordnung sein, wenn er sich erst an die Veränderung gewöhnt hätte. Die Wahrheit war, daß er langsamer geworden ist, als zweigte sich der Körper Kraft von seinem Geist ab, oder als wirkte die metaphysische Sperre, die ihn vor Beeinflussung schützte, auch wie ein Filter, der kleine Anzeichen erstickte und alles langsamer zu ihm durchdringen ließ.

"Ihr mögt es für unmöglich halten, aber manche Kossacken haben Familie", erwiderte Ras Chandra.
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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #91 am: 12.10.2004 | 00:45 »
Ein Blitzen in Enkidis Augen und er blieb stehen, obwohl schon zum Gehen gewandt.
Er hatte ein scharfes Gehör, und gerade weil der Hauptmann seine Worte nicht an ihn, sondern an diesen Arzt gerichtet hatte, lösten sie noch größeren Zorn in ihm aus. Wie konnte er es wagen. Der Spott traf tief, denn der Mantis-Spross attackierte über wohl gewählte Umwege. Nicht schlecht, für einen Soldaten.
Trotzdem ballten sich Enkidis Hände zu Fäusten und für einen Moment war er versucht – ... er beherrschte sich. Das Blut pochte dröhnend durch seine Adern, flüsterte, lockte, verlangte. Das Versprechen eines Kampfes.
Sei vernünftig, sagte sein Kopf. Doch sein Körper sprach eine andere Sprache.
Wieder heftete sich sein Blick an die eindrucksvolle Gestalt des Kossacken. Er strahlte die überlegene Gelassenheit einer gut gewarteten Maschine aus. Programmiert zu töten. Für einen Augenblick bitzte ein leiser Gedanke in Enkidi hoch- er fragte sich, wie lange er wohl brauchen würde, den Decados zu besiegen. 

Ein eisiges Lächeln kroch über seine Lippen.
"Es liegt mir fern, die Gastfreundschaft der Mantis in Frage zu stellen, Sir. Ich bin mir sicher, dass Ihr Euch angemessen um mich bemühen würdet, doch ich verzichte für heute auf die Dienste eures Arztes. Und ich kann Euch versichern, dass dies nichts mit Stolz zu tun hat, Hauptmann."
Seine Stimme war ein gepresstes Raunen. Es ließ keinen Zweifel daran, dass der Li Halan den Sünden, die er an diesem Abend zu beichten hatte, eine weitere hinzufügte: Lüge.   

Enkidi wandte sich endgültig zum gehen um, als Megans Neugier eine unerwartete Frage in den Raum stellte. Noch unerwarteter war allerdings die Antwort.
Familie. Es war etwas falsches daran, dieses Wort aus dem Mund eines Kossacken zu hören. Kossacken wurden nicht geboren, sondern gezüchtet. Keine Eltern, sondern einen Bruttank. Keine Seele, nur Gehorsam.
Ihre gesamte Existenz stank nach der Blasphemie, zu der nur Haus Decados im Stande war. Kein Mensch hatte das Recht, den Schöpfer auf diese Art herauszufordern. Und doch taten sie es, jeden Tag und jede Stunde in denen die Welten ihre lautlosen Bahnen unter sterbenden Sternen zogen.

Um so mehr war Enkidi überrascht. Ras Chandra war nicht wie die Kossacken, denen er begegnet war. Sicher, er war Hauptmann, Anführer der Garde eines Grafen, und das forderte etwas mehr Geist und Scharfsinn als bei dem übrigen Gezücht, das von Edenya kam. Aber das? Er mußte sich verhört haben. Oder der Hauptmann hatte seine ganz eigene, verdrehte Vorstellung des Wortes entwickelt. Ein Mann wie er konnte -durfte- nur eine 'Familie' kennen- die verdorbene Brut, deren Schöpfung er war.

Offline Megan

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #92 am: 12.10.2004 | 09:32 »
"...um ihres Stolzes Willen zu leiden..." - JAJA, das ist es, das stimmt... fast hätte Megan lautstark zugestimmt. Dieser Kossacke ist bemerkenswert! Nicht, dass sie viele kennen würde - er ist präzise ausgedrückt der erste seiner Art - abgesehen von den trampelnden Schatten.. dennoch - bemerkenswert. Selten hat Megan ein so widersprüchliches Verhalten erleben dürfen. Einerseits diese Reglosigkeit und Unnahrbarkeit, andererseits, diese fast an Humor grenzenden Beiträge - und sie war schon immer dabei, wenn es um das Hetzen gegen die Selbstverliebtheit und die nicht nachvollziehbare Moral und Ethik des Adels ging. Eine seltsame Euphorie ergreift Besitz von Megan und nur die Stimme der Vernunft hält sie einigermaßen im Zaum. Vielleicht sind sie und Enkidi sich gar nicht so unähnlich - mit Sicherheit nicht - zumindest, wenn ihre Neugier geweckt ist.

Die Resonanz auf ihre Frage entgeht ihr nicht - so markant wenn auch minimal sticht sie aus der allgemeinen Ausdruckslosigkeit heraus. Fast scheint es, als hätte den Kossacken etwas getroffen. Nichts bedeutendes, dafür ist er zu groß und robust, vielleicht eher etwas kleines, lästiges, dem man sich dennoch nicht ohne weiteres entziehen kann. Zumindest ER nicht.

"...aber manche Kossacken haben Familie..."Ungläubig vernimmt Megan die Worte des Mannes, ein Zucken ihrer Braue verrät Überraschung. 1:0 für dich, Hauptmann. Er ist wirklich...interessant! Fast erschrickt sie über dieses stille Bekenntnis. Sie versucht sich diese Familie vorzustellen. Wurde er zwangsverheiratet? Hat er es aus "Karrieregründen" gemacht? Vielleicht versteht er etwas anderes unter Familie, als sie. Wer weiß? Bruder "Heiltank" oder irgendeine andere Perversität? Oder kann er doch so etwas wie Liebe empfinden? Ergebenheit und Loyalität seinem Haus gegenüber ja, aber LIEBE? Schade, dass die Differenzen so groß sind. Ich hätte gerne mehr darüber erfahren, denkt Megan bei sich und zuckt kaum merklich die Schultern im inneren Monolog. Schwer, es sich einzugestehen, aber sie ist beinahe enttäuscht...
« Letzte Änderung: 12.10.2004 | 09:42 von Megan »

The_Kossack

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #93 am: 12.10.2004 | 13:39 »
Männer waren schon wegen geringerer Vergehen gestorben, dachte Ras Chandra, als er sah, wie der Li Halan sich unter dem Skorpionstich windete. Er konnte sie spüren, die Kampfeslust, den Zwang, Ungebührlichkeit mit dem Stahl fortzuwischen. Ein langer, kühler Blick prüfte Enkidis Reichweite, die der seinen zwar nachstand, aber was er bisher gesehen hatte, ließ große Schnellkraft vermuten. Und daran mangelte es ihm, die Masse ließ sich schlecht bewegen. Der Säbel war nun wirklich keine Fechtwaffe, sondern die Axt, mit der eine Schlachtreihe aufgebrochen wurde. Er war ein Wellenbrecher, kein Fechter. Das war früher anders, aber seither hat er gut sechzig Kilo an Muskeln zugelegt.

Nun, mal sehen, aus welchem Material dieser Li Halan gemacht war. "Ich wäre enttäuscht, wenn es wirklich nichts mit Stolz zu tun hätte, Baron", erwiderte er kühl. Doch was bedeutete schon die Enttäuschung eines Kossacken? Er hatte dem Hofleben entsagt und das war schon lange her. In der Zwischenzeit wären bessere Klingen rostig geworden.

"Die einzige mögliche Erklärung, die nach dem Stolz zurückbleibt, wäre Feigheit, und dessen kann ich Euch nicht bezichtigen, ohne mir ein Duell aufzuladen. Stolz ist gewiß die bessere Motivation, wenn auch nicht die klügere." Er verneigte sich leicht zum Abschied, wußte ganz genau, daß Enkidi nicht in der Verfassung war zu kämpfen. Ein erfahrenerer Decados hätte ihn jetzt bis aufs Blut gereizt, in einen Angriff getrieben und zur Strecke gebracht, aber Ras hatte kein Bedürfnis danach, Trophäen zu sammeln. Und er schuldete dem Grafen seine Einsatzfähigkeit. Er hatte zuviel über die Kriegskunst gelernt, um von Duell zu Duell zu jagen, immer auf der Suche nach dem einen Feind, der ihm überlegen war. Er hat seinen Meister gefunden, vor Jahren, und damit Frieden. Diese turbulente Begegnung hat die Monotonie der Reise, der letzten Monate, wenn nicht gar Jahre, aufgerissen und ließ ihn Neugierde empfinden. Das letzte Mal war lange her. Aber dann würde er eben in die Monotonie zurückfallen und vielleicht wieder aufgestört, wenn etwas anderes geschah - die Pfade der Mantis waren verschlungen, und auch ein Leibwächter war vor ihrem Zugriff nicht sicher.

Er betrachtete das Weibchen, meinte zu sehen, wie sie darüber nachdachte, sie war zu lebhaft, verriet ihre Gefühle in der Art wie sie atmete, wie sie blinzelte, wie sie den Kopf trug, sich ihre Schultern spannten. Aber was sollte er sagen, was konnte er sagen, was nicht nach Schwäche klang? Sich zu einer Familie zu bekennen barg keine Fallstricke. Doch weiter als das ...

"... was für eine seelenvolle Kreatur", sagte da jemand, der soeben eintrat. Schmalgliedrig, in schwarzer Kleidung, stumpfer schwarzer Stoff, der mit irisierenden schwarzen Fäden reich bestickt ist. Körperlich ein Fechter, lange, elegante Gliedmaßen, ein blasses Gesicht mit grünen Augen, die Körpersprache fast wie die eines Askorbiten. Fließende Bewegung, dann abrupter Stop, Verharren. Angeblich der Mann, der Cadavus beherrschte, da das Herzogspaar dazu nicht in der Lage zu sein schien. Ein Metallzylinder am Gürtel - kein Fluxschwert, vielleicht eine Drahtklinge. "Ich sehe, du hast Gäste geladen, Ras."

Er trat auf den Kossacken zu, der vor ihm automatisch Haltung annahm, verharrte dann, hebt die Hand, verharrte. Ein fast bizarrer Tanz, die Bewegungen zugleich natürlich, als handelte es sich um seine normale Körpersprache. Dicht vor Ras drehte sich der Adlige um, daß Ras Schultern und Kopf hinter ihm aufragen. "Ihr erlaubt. Graf Andrei Mandin Decados. Ich hoffe, mein Freund hier hat es an nichts fehlen lassen?" Eine Augenbraue hob sich, der Kopf wird schräg gelegt. "Ich muß gestehen, ich hungere nach distinguierter Gesellschaft." Wieder drehte sich der Decados leicht, berührte Ras' Brustplatte mit schmalen blassen Fingern. "Du wirst mir nicht auch noch fahnenflüchtig wie Grischa, Ras? Das Imperium wäre nichts für dich."

Ras verneigte sich tief, doch die Berührung ließ ihn auf ein Knie fallen, gleich einem Schlachtroß, dem man das Knien beigebracht hat. Er war dann fast auf Augenhöhe mit dem Grafen. "Ihr scherzt, Meister."

Andrei lächelte stahlend. "Ja. Ich scherze. Steh auf, mein Lieber. Ich komme um vor Neugierde, was unsere Gäste angehen."
« Letzte Änderung: 19.01.2005 | 12:37 von The_Kossack »

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #94 am: 13.10.2004 | 00:20 »
Für einen Moment verengten sich Enkidis Augen zu Schlitzen, doch dann lächelte er. Ein Test. Mantis-Spielchen. Der Hauptmann witterte eine Gelegenheit sein Opfer zu studieren. Als hätte er ihm nicht schon genug offenbart. Decados betrachteten Menschen nach ihren eigenen Maßstäben, ihrem Nutzen, ihrem strategischen Wert und der Möglichkeit, gewinnbringend manipuliert zu werden. Schwäche war eine Einladung. Stärke umso mehr. Das Spiel gewann an Reiz, je mehr man ihnen entgegen setzte und jede Faser in Enkidi wußte, dass der Einsatz zu hoch sein würde. Und dennoch war das Angebot verlockend. Ras Chandra schien ein Mann zu sein, mit dem man seinen Spaß haben konnte. Aber dazu hatte er keine Zeit. Seine Nackenmuskulatur spannte sich an, als läge die Andeutung einer kommenden Gefahr in der Luft. Er sollte nicht hier sein.

So nahm er die Herausforderung nicht an und antwortete schlicht:
"Stolz ist die Maske der eigenen Fehler, Hauptmann. Ich glaube nicht, dass ich einen Fehler begangen habe."
Er wollte gehen, doch wieder machte ihm das Schicksal einen Strich durch die Rechnung.


"... was für eine seelenvolle Kreatur". Etwas in Enkidi lachte frohlockend. Vier Worte würden genügen, um sein Schicksal zu besiegeln, doch es war noch nicht an der Zeit. Eine Lektion wartete darauf, gelernt zu werden.

Als der Graf vor ihn trat und ihn der Blick seiner grünen, wachsamen Augen traf, geschah etwas, was Enkidi nur am Rande seiner Wahrnehmung begriff. Die Anspannung, die seit ihnen der Hauptman begegnet war, Adrenalin in seinen Körper gepumpt hatte, fiel von ihm. Tief in seiner Seele öffnete sich eine Tür, die lange verschlossen gewesen war.
Der Schmerz, der sich gierig in Enkidis Körper gefressen hatte, verklang wie das Echo eines geflüsterten Befehls. Er, der durch die Tür tief im Inneren geschritten war, wollte, dass er klar sah, ohne Schleier oder Filter – so als würde er in einen Spiegel blicken. Es würde um so vieles einfacher werden, wenn Enkidi begriff, das er nicht sein Feind war.
 
Die Stimme des Grafen drang leicht und angenehm durch den Raum. Sickerte wie Wasser in verdurstende Erde. Einladend und umgarnend wie eine sich entfaltende Droge. Enkdids Blick fiel auf Ras, der treu und ergeben vor seinem Herren auf die Knie ging. Bedingungslose Hingabe. Eine Aufgabe. Ein Ziel. Für einen Augenblick beneidete er Ras um die von jedem Zweifel freie Loyalität, die er seinem Lord schenkte. Enkidi fühlte sich leer, als eine innere Stimme fragte, für wen er auf die Knie sinken würde. Er hatte keinen Herren.

Und was ist mit dem Schöpfer? Keine Antwort.
Die bedingunslose Loyalität zu seinem Haus war ihm ebenso erzogen worden, wie Ras. Vielleicht auf eine andere Art, aber nicht weniger intensiv. Doch wo Ras das Martyrium von Edenya für immer an die Wege der Mantis schmiedete, hatte die Freiheit, die man ihm gewährte, nur Zweifel in ihm geweckt.
Der Zweifel fraß die Treue und hinterließ ein Vakuum, toten Raum, der im Zentrum seiner Seele lauerte und danach schrie, erfüllt zu werden.
Es hatte eine Zeit gegeben, in der der Glaube die Leere verdrängt hatte. Aber jetzt?
Seine Bande zu Haus Li Halan sickerten wie der feine Sand von Midians Küsten durch seine Hände. Er mißachtete ihre Traditionen, ihre Gebote und, wie zuletzt, ihre Befehle. Die Heilige Schrift, wie man sie ihn gelehrt hatte, war nur eine Ansammlung von Worthülsen und Lippenbekenntnissen und die gesegneten Männer, zu denen er einst aufgeblickt hatte, nur skrupellose Vasallen einer Hure namens Kirche. Er hatte hinter zu viel Masken geblickt und Wahrheiten entdeckt, die sich jedem Versuch, sie um der eigenen Seele willen zu ignorieren, widersetzten. Zweifel war alles, was ihm geblieben war. Eine der wenigen zuverlässigen Konstanten in seinem Leben.
Ras zweifelte nicht. Fleisch und Blut der Mantis. Enkidi spürte einen Stich in seinem Herzen und sah Graf Mandin in die Augen. Er kannte diesen Blick. Er erinnerte ihn an einen anderen Mann, der jetzt ebenfalls Graf war.

Erinnerungen quollen empor und im gleichen Augenblick waren seine Sinne wieder klar, frei von der Verlockung, der Stimme einfach nachzugeben, die ihn ins Verderben locken wollte. Er riß sich zusammen, ließ ein höfliches Lächeln auf seinen Lippen erscheinen und deutete eine Verbeugung an. Du solltest knien.
"Graf Mandin. Es ist mir eine Freude." Seine Stimme klang schal und ihm war, als würde sich eine kalte Schlinge um den Hals legen. Das Bild von Megans ausdruckslosem, enttäuschten Gesicht blitze kurz vor seinen Augen auf. Er wollte fort von hier, aber man ließ ihn nicht.
"Ich bin Baron du Enkidi gehörst Li mir Halan." 
« Letzte Änderung: 13.10.2004 | 00:22 von Enkidi Li Halan »

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #95 am: 13.10.2004 | 21:04 »
Fasziniert beobachtet Megan die Darsteller des vor ihr stattfindenden Schauspieles. Da wäre dieser Kossacke, wankend zwischen karger Konversation, bedächtigem Abwägen und Kalkulieren, Nachdenken - er denkt verdammt langsam, fast wie eine Denkmaschine, die eine gewisse Zeit zum Rechnen braucht, ehe man fortfahren kann. Er beeindruckt durch Masse und ironischerweise Ausdruckslosigkeit. Stoisch - hypermodernes, genmanipuliertes Urgestein. Sein Gegenpol - Enkidi, wie er leibt und lebt. Einen guten Kopf kleiner und bis zum Bersten angereichert mit Stolz, Zorn, Ehrgeiz und Temperament. Wenn er könnte würde er sich augenblicklich auf den Berg vor ihn stürzen und sich daran die Zähne ausbeißen. Der Doktor ist Kulisse, der Eskatonier und sie selber auch.
Dann betritt Graf Mandin die Bühne. Wieviel Arbeit im Detail steckt! Wie er steht, geht, sich bewegt. Geste, Haltung - alles auf ein machtvolles Erscheinungsbild ausgerichtet - und dabei so natürlich, dass er es von klein auf einstudiert haben muss oder es liegt ihnen im Blut. Dies ist eine andere Note der Macht. Es ist Ausstrahlung, um welche ihr Träger bis in die Fingerspitzen weiß, die er kultiviert. Er zwingt den schwarzen Koloss mühelos in die Knie, eine humorvoll verpackte Drohung auf den Lippen. Ein Berg fällt. Das ist wohl die Decados-Manier des Schwanzvergleiches. Wieder etwas gelernt.
Unvermittelt nimmt das Bild des Imperators vor ihrem inneren Auge Form an. Alexius ist anders, natürlicher aber von wesentlich eindringlicherer Präsenz. Unbewusst strafft sich die Sternfahrerin, doch nicht um Haltung vor dem Grafen einzunehmen. Ihr Blick liegt beinahe gelassen, wenn auch indirekt auf dem Adeligen als sie sich verbeugt, wie es die Etikette fordert und wie sie es schon so oft getan hat. Sie hat sich im vergangenen Jahr wahrscheinlich häufiger in Adelskreisen bewegt, als so mancher kleine Baron, und mit jedem Mal steigt ihre Aversion gegen die steife Höflichkeit, die Unterordnung, die von ihr verlangt wird,...
Aber sie wird sich heraushalten aus dieser Konversation und statt dessen Enkidi im Auge behalten. Die Möglichkeit auf ein schnelles Verschwinden ist mit Mandins Erscheinen ohnehin verpufft.
Bühne frei für die Mantis und den Drachen.

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #96 am: 14.10.2004 | 00:07 »
Der Graf lauscht mit angemessenem Interesse, nimmt auch das Nicken der Sternfahrerin zur Kenntnis, dann lächelt er wieder. "Ich bin erfreut, Baron." Die Verneigung ist vollendet, wie von einem Diplomaten nicht anders zu erwarten. Er bleibt bei Ras stehen und legt fast geziert eine schmale Hand auf dessen breite Schulter. Fast symbolisch - die Macht der Mantis ruht auf der Schulter von Kossacken. Unzweifelhaft is Andrei Mandin nah genug mit den Jaks verbunden, um sich solche Vertraulichkeiten mit dem starken Arm der Jakovianer herausnehmen zu können. "Aber wie unhöflich, Euch stehen zu lassen, Baron. Es ist kaum der Ort für eine Plauderei .... Ihr müßt Ras verzeihen, Sicherheit geht ihm über Stil, doch dieser Pragmatismus birgt das Prosaische als Keim des Verfalls bereits in sich." Er legt den Kopf schräg, wie um dem Echo seiner eigenen Worten zu lauschen, und ein Hauch voh Ironie tritt auf seine Züge. "Ich hätte nicht mit dem al-Malik reden sollen, Ras. Es schadet meinem Stil."

Ras blickt zu Andrei auf. Stil ist vermutlich das letzte, das ihn jetzt beschäftigt. Er kniet dort, als wäre das nicht nur bequemn, sondern eine Ehre, auch die Tatsache, daß er es vor "Gästen" tut, scheint ihn nicht zu bekümmern. Oder er ist in der Tat zu stoisch, um es sich anmerken zu lassen. Zugleich scheint er seine Entscheidung, seinen Meister gesucht und gefunden zu haben, nicht zu bereuen - Mandins Gegenwart scheint ihm Lohn genug zu sein. Und das ist sie, fürwahr, so eigentümlich sein Meister auch ist. Es ist beruhigend, den eigenen Platz zu kennen und das eigene Leben in der Hand eines anderen Mannes zu wissen. Er hat gegeben und geschenkt, was er zu geben und zu schenken hatte, und totale Ergebung und absoluter Gehorsam sind von wahrer Liebe kaum zu unterscheiden. "Ich kann den Baron und sein Gefolge in Eure Räume geleiten, Meister."

Andrei legt den Kopf schräg, studiert Enkidi, auch Megan, seine Lippen formen ein leises, geheimes, fast sinnliches Lächeln. Ja, das könnte ihm wohl gefallen, scheint es. Dann verdunkeln sich seine Züge. "Dafür bin ich nicht hergekommen, mein Freund, so vergnüglich das gewesen wäre." Er scheint weniger exaltiert jetzt, obwohl sich insektenhaften Bewegungen gleich bleiben. "Auf der Station befindet sich ein Attentäter. Ich erwarte, daß du ihn mir bringst... lebendig, oder, wenn möglich, noch zu identifizieren. Ich nehme vieles mit Humor, Ras, doch diese Dinge gehören nicht dazu."

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #97 am: 14.10.2004 | 21:10 »
Genervt tritt Megan von einem Bein aufs andere. Gefolge... Oh, wie unhöflich... Pragmatismus... Prosaisch.. Schadet meinem Stil... eine quäkende Stimme äfft in ihrem Geist die Worte des Grafen nach. Sie HASST es! Und dann dieser beinahe lüsterne Blick. Er meint wohl, er könne sich alles herausnehmen. Ist er nicht humorvoll?! Ha Ha.

"Eure Diplomatie wird doch nicht etwa versagt haben, oder Graf?"

Die spitze Zunge eilt ihr einmal mehr voraus, macht sich selbstständig - aber es tut so gut, als die lauernde Bemerkung heraus ist - zumindest in der ersten Sekunde!
Auweia - nicht gut, Megan, gar nicht gut... Und wieder folgt eine geistige Ohrfeige. Sie wird es nie lernen!

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #98 am: 14.10.2004 | 21:41 »
Dieser Abend begann, ihn wahnsinnig zu machen.
Sein Blick ruhte weitherhin eisern und regungslos auf dem Grafen, während er Megans ungezügelte Sternfahrerzunge verfluchte.
Er würde sein Gesicht verlieren, wenn er sie nicht scharf zurechtwies. Sie war Teil seines Gefolges, und ihre Fehler würden so unweigerlich auf ihn zurückfallen, als wären es seine eigenen.
Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er sie wegen weit geringerer Verfehlungen aus dem Raum geworfen. Aber das war lange her- eine Reise von einem Ende des Universums zum anderen, nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Seele. Wie also hätte er reagieren können, wie ein Decados es von einem Adligen erwartete? Sein Gesicht vor ihm zu verlieren, war eine bessere Wahl, als es vor Megan zu verlieren- auch wenn das nach den Katastrophen der letzten Stunden ohnehin nicht mehr viel ausmachen würde.
So beschloss er, so zu reagieren, wie man es von einem jener gutherzigen Adligen erwarten würde, von denen man seit dem Ende der Kriege so oft hörte. Jene, die nachsichtig und großzügig mit ihren Untergebenen umgingen, ganz dem Ideal des neuen Imperiums nacheiferten und doch hinter vorgehaltener Hand vom wahren Adel belächelt und verspottet wurden. Er würde handeln wie ein Hawkwood, und er hasste sich dafür.

"Commander, zügeln Sie sich."
"Verzeiht meiner Pilotin, Graf Mandin. Es lag nicht in ihrer Absicht, Euch zu beleidigen oder Eure zweifelsohne beachtlichen Fähigkeiten als Diplomat in Frage zu stellen." Er verbeugte sich vor dem Grafen, innerlich kämpfend, aber der Stimme der Vernunft nachgebend.

"Ein Attentäter, also. Wie ausgesprochen unangenehm. Doch ich bin mir sicher, sire, dass Euer Hauptmann sich dieser Angelegenheit angemessen und erfolgreich widmen wird." Megans faux pas brachte ihn in Zugzwang. "Wenn es etwas gibt, was ich für Euch tun kann, lasst es mich wissen.", sagte er mit tonloser Stimme.
   
« Letzte Änderung: 14.10.2004 | 21:46 von Enkidi Li Halan »

The_Kossack

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Re: Fading Suns - Inplay
« Antwort #99 am: 26.10.2004 | 01:01 »
Der Graf wendet sich Megan zu auf ihre seltsame Frage hin, seine grünen Augen glitzern insektenhaft, der Kopf is schräggelegt, eine Hand is gehoben, wie ein Askorbit, der Beute erblickt hat. Dann scheint er sich vage daran zu erinnern, wie sich ein menschlicher Körper bewegt und er senkt den Arm wieder, langsam, eine beinahe menschliche Bewegung. Er wendet sich Enkidi zu, als dieser die Entschuldigung und das Angebot ausspricht. "Beachtliche Fähigkeiten? Ich danke Euch für das Lob", erwidert er gelassen, aber mit dem Hauch von  Spott. Als würde es Enkidi zustehen, seine Fähigkeiten zu loben oder zu tadeln. "Aber es sei ihr verziehen ... "

Das Angbot läßt ihn den Kopf schräg legen, diesmal zur anderen Seite. "Ras hier... ist sicherlich eher für offene Operationen geeignet... Wenn allerdings jemand von einem anderen Haus ..." überlegt er laut, der Blick lauernd.