Eine wirklich sehr schöne und vor allem in sich stimmige Zusammenfassung die du da über gutes Rollenspiel gemacht hast und deren Inhalt wohl von keinem bestritten wird
Von mir schon!
Aber das war ja klar, oder?
Mal zu den Schlüssen, die ich aus den Ideen ziehe: was braucht man, um Rollenspiel auf diese Weise zu betreiben?
- Einen Spielleiter mit sehr viel Macht (im Sinne von Force). Ich würde schon fast sagen: Illusionismus. Ergibt sich daraus, dass eine Story wichtig ist, die Spieler aber nicht an die Story denken sollen sondern sich in den Charakter hineinversetzen. Wer muss es also machen? Der SL. Am Besten so, dass es keiner merkt (d.h. die Spielrealität gewahrt bleibt)
- Der SL muss hellsehen können. Er muss den Spielern geben, was sie wollen, die Spieler dürfen es ihm aber nicht direkt sagen...
Ok, wahrscheinlich dürfen sie es ihm außerhalb des eigentlichen Spiels sagen, sonst passen die Vorschläge ja nicht zusammen.
- Für den SL: with great power comes vieeeel Arbeit! Auf ihm Lastet die gesamte Verantwortung für das Gelingen,dieSpieler steuern nur etwas Farbe und Feedback bei.
- Das Ziel des "Hineinversetzens" muss sehr oft vernachlässigt werden. Z.B. wenn die SPIELER dem SL Vertrauen entgegebringen müssen, dass die CHARAKTERE niemals hätten oder auf andere SPIELER eingehen müssen.
- Ebenso Inkohärenz hier: "Wenn Spieler das Spiel hingegen taktisch angehen, um sich gegen den SL „abzusichern“, wird atmosphärisches Rollenspiel unmöglich." vs. "Wenn die Spieler erkennen, dass sie jetzt gerade Gefahr laufen, ihren Charakter wirklich zu verlieren". Die Spieler müssen dann nicht taktisch denken, obwohl ihre Charaktere in Gefahrt schweben.
- Aber, eigentlich sind sie ja nicht in Gefahr, denn: "Die Kehrseite ist, dass der SL dieses Engagement dann auch belohnt und den Spielern eine großzügige Chance einräumt, der Gefahr zu entrinnen". Voilà: Illusionismus.
Will sagen: für den beschriebenen Stil braucht man einen sehr starkern, sehr engagierten SL, der sich viel Arbeit macht und Illusionismus sehr gut beherrscht. Die Spieler müssen sich drauf einlassen und sich damit begnügen eine fertige Geschichte durch die Augen ihres Charakters anzusehen, ohne wirklich Einfluss zu haben. Also eigentlich ein Paradebeispiel für Illusionismus. Hinzu kommen noch kleinere "Ecken", in denen dann der SL moderieren muss, weil plötzlich ein Prioriätenwechsel kommt und etwas anderes wichtiger ist als die Spielrealität / Immersion. Problem: das weiß keiner vorher, also muss der SL das in die Hand nehmen.
Insgesamt: nicht so mein Stil. Ich kann aber verstehen, dass man es mögen kann. Und im Ernst: ich habe lange Zeit so gespielt. Und könnte es mit mit einem fähigen SL auch immer noch vorstellen. Nur leiten möchte ich es nicht: Ich habe noch ein anderes Leben.