Autor Thema: Cyberpunk tot?  (Gelesen 22242 mal)

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Mc666Beth

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Cyberpunk tot?
« am: 12.09.2004 | 11:43 »
Diese Frage stelle sich mir als ich das Forum von Guardians of Order gelesen habe.
Der Grund hierfür ist, das GoO ende diesen Monats ein (vollständiges) Tri-Stat-d8 Regelwerk mit den Namen Ex Machina auf den Markt bringt. Hierbei handelt es sich um ein Cyberpunkregelwerk, das erste seit Jahren, wenn ich das so überblicke.

Zitat
Not trying to threadcrap here, but what do you say to the common sentiment that cyberpunk is "dead", both as a literary and gaming subgenre?

Dieser Satz fiel nun in dem entsprechenden Thread: ( Quelle).
Für mich ist Cyberpunk nicht tot. Ich spiele in diesen Genre mehr als in jedem anderen. Die Frage ist jetzt, bin ich ein alter Sack der ein totes Setting nur noch aus Nostalgie spielt oder hat der Mensch da oben doch nicht so den Kern getroffen?

Durag

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #1 am: 12.09.2004 | 12:00 »
Also um ehrlich zu sein, habe ich aus der Richtung in letzter Zeit bis auf deine Anmerkung kaum von Neuerungen erfahren. Villiecht hilft da aber auch Dogio weiter.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #2 am: 12.09.2004 | 12:11 »
Hmm, 'Sathranet' von Holistic wird auch in Richtung Cyberpunk gehen. Das Genre war vielleicht in den letzten Jahren etwas rückläufig, aber tot? Nein, glaub ich nicht. Viel zu spannend um auszusterben ;-)

Offline Roland

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #3 am: 12.09.2004 | 12:30 »
Immerhin gabs im letzten Jahr 2 D20 Cyberpunk Rollenspiele, eins von Mogoose das andere von Living Room Games.


Aber der dystopische, antikapitalistische und technikskeptische Ansatz des Cyberpunk ist heute nicht mehr so en vogue wie in den 80ern.
« Letzte Änderung: 12.09.2004 | 12:35 von Roland »
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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #4 am: 12.09.2004 | 12:46 »
Cyberpunk ist alleine schon deswegen tot, weil die Romane von Gibson eigentlich eine Welt beschreiben sollten, in der man nicht leben möchte. Und was machen SRler und CPler? Sie verbringen dort sogar ihre Freizeit! Insofern ist die Idee des Cyberpunk schon lange tot.

Ein

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #5 am: 12.09.2004 | 13:06 »
Naja, Cyberpunk ist tot. In den USA toter als hier in Europa, wo er immer noch von der antiamerikanischen, antikapitalistischen Einstellung zerrt. Aber im großen und ganzen ist Cyberpunk nur eine weitere Epoche in der SciFi-Literatur, die abgeschlossen ist. Lange hat sie nicht durchgehalten, sicherlich wegen ihrer ausgesprochenen Naivität. Wenn man sich aber z.B. Neuromancer ansieht, stellt man schnell fest, dass das Style-over-Subtance ist. Cyberpunk war zu naive, zu klischeehaft und zu eingeengt. SciFi war vorallem immer eine Betrachtung von gesellschaftlichen Veränderungen, das konnte Cyberpunk mit seinen kaputten Antihelden, die außerhalb der Gesellschaft stehen, nie betrachten.

In den USA kommen aber schon lange keine wirklichen Cyberpunk-Sachen mehr raus, wohl auch weil die Autoren älter geworden sind und heutzutage eine etwas realistischere Sichtweise vom Leben haben. Außerdem gehört das, was früher als Cyberpunk galt schon lange zum Allgemein gut, selbst Mainstream-Autoren thematisieren mittlerweile Nanotechnologie, Gentechnik und Virtuelle Realität.

Auch ist Cyberpunk nun auch schon etwas älter und ein paar Dinge sind einfach anders gekommen, als man das so "vorhergesehen" hat. In den heutigen Gesellschaften ist es kaum ein Problem auch einen unkonventionellen Lebensstil zu frönen (tun wir hier ja alle als Rollenspieler), weil individuelle Entfaltung nicht nur akzeptiert wird, nein, sie gilt mittlerweile sogar als Grundfeste unserer Gesellschaft und jeder, der sich nicht individualisiert gilt als versnobter Gutbürger.

Sprich alles ist nicht so schlimm, wie man es sich hätte vorstellen können. Daher für mich ist Cyberpunk tot, auch wenn Rollenspiele dazu rauskommen. Wenn wir uns ansehen, zu was allem Rollenspiele rauskommt, dann sieht man schnell, dass das nichts zu bedeuten hat.

Offline Roland

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #6 am: 12.09.2004 | 13:07 »
Cyberpunk ist alleine schon deswegen tot, weil die Romane von Gibson eigentlich eine Welt beschreiben sollten, in der man nicht leben möchte. Und was machen SRler und CPler? Sie verbringen dort sogar ihre Freizeit!

Cyberpunk ist nicht nur eine pessimistischen zunkunftsvision, sondern die Protagonisten sind meist Rebellen gegen das System (-> Punk), was zumindest in Talsorians Cyberpunk ein definitver Bestandteil des Spiels ist.   
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Mc666Beth

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #7 am: 12.09.2004 | 13:12 »
Also den Vergleich zwischen Gibson und SR halte ich für gewagt, aber dies ist nicht das Thema.

Hmm wenn ich dann mal überlege, in den meisten Romanwelten möchte ich nicht leben, die in einer gewissen Form negativ sind. Das hält mich aber nicht davon ab darin zu spielen. Sonst müssten wir alle Horror-Rollenspiele auch abschaffen. Aber auch diese Diskusion führt eigentlich nur vom Thema weg.

Die d20-Publikationen kenne ich nicht. Holistic sagt mir duch Fading Suns was. Ich denke wir können uns wirklich darauf einigen, das die meisten Theme, wie globale Vernetzung, längst keine Utopie mehr sind.  Im Trend liegt es auch nicht. Aber ist deswegen das Genre Cyberpunk wirklich tot? Vor allem da es ja noch andere Themen hat, wie der gläserne Mensch usw.

Offline Boba Fett

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #8 am: 12.09.2004 | 13:22 »
Zitat
Cyberpunk ist alleine schon deswegen tot, weil die Romane von Gibson eigentlich eine Welt beschreiben sollten, in der man nicht leben möchte.

Das Argument finde ich nicht stimmig.
Ich möchte auch nicht als Untoter oder im Dunkeln blutsaugender Verdammt sein, und trotzdem finden sich in diesem Genre jede Menge Rollenspieler.
Genausowenig würde ich gern in einer CoC Welt leben.

Cyberpunk ist ein kleines Genre in der "near Future" - Science Fiction. Es hat nur wenig Autoren. Es war kurze Zeit ein Shooting Star, ist aber längst auf dem absteigenden Ast.
SF hat es generell schwieriger auf dem RPG Markt, als Fantasy.
Ausserdem hat die Gegenwart vieles, was in Cyberpunk beschrieben wird längst eingeholt. Die schnellen wechselnden Moden, vorherrschende Konzerne, Gangkulturen, Anonymisierung der Gesellschaft, technisierung des Alltags, Cybernet - das sind Elemente die wir heute bereits leben, wenn teilweise auch erst in ihrem Anfangsstadium.
Deswegen verliert Cyberpunk vielleicht etwas an Attraktivität. Rollenspiel mit Cybernet ist nicht so spannend, wenn ich daheim im Internet surfen kann.

Ausserdem haben sich viele amerikanische Autoren, die das Genre beherrschten seit dem 11.09. der jetztzeitigen Fiction verschrieben, so auch William Gibson. Die Realität scheint im Moment faszinierend zu sein, als die nahe Zukunft.

Wobei ich nicht sagen möchte das CP tot ist.

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Durag

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #9 am: 12.09.2004 | 13:39 »
Wir sollten uns entweder für Christian Preuss oder für Cyberpunk eine neue Abkürzung einfallen lassen. *g*

Ich werd auf alle Fälle demnächst mit SR anfangen.

Offline Alrik aus Beilunk

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #10 am: 12.09.2004 | 13:49 »
Naja, Cyberpunk ist tot. In den USA toter als hier in Europa, wo er immer noch von der antiamerikanischen, antikapitalistischen Einstellung zerrt. Aber im großen und ganzen ist Cyberpunk nur eine weitere Epoche in der SciFi-Literatur, die abgeschlossen ist. Lange hat sie nicht durchgehalten, sicherlich wegen ihrer ausgesprochenen Naivität. Wenn man sich aber z.B. Neuromancer ansieht, stellt man schnell fest, dass das Style-over-Subtance ist. Cyberpunk war zu naive, zu klischeehaft und zu eingeengt. SciFi war vorallem immer eine Betrachtung von gesellschaftlichen Veränderungen, das konnte Cyberpunk mit seinen kaputten Antihelden, die außerhalb der Gesellschaft stehen, nie betrachten.
100% Zustimmung

Ganz besonders fällt dies bei Cyberpunkt Verfilmungen wie Jonny Mnemonic auf.
Quote: Ambrose Bierce  
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Offline Boba Fett

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #11 am: 12.09.2004 | 13:55 »
Wenn ich mir die Welt heute anschaue, dann finde ich immer mehr Punkte, an denen ich sehe, dass Cyberpunk heute schon real ist.

Alleine weil mir heute schon das Leben als "Style over Substance" vorkommt. Und genau das ist ein Stilmittel des Cyberpunk. Die einzige Entwicklung, die hinter-her hinkt ist die technische, da Cyberware und Netrunning noch auf sich warten lässt.
Aber sowohl politisch und wirtschaftlich sind wir schon da, wo Cyberpunk 2020 hinzielte.
Wer das Cyberpunk 2020 besitzt kann ja mal in die "Weltgeschichte bis 2020" schauen. Es ist erschreckend, wieviel aus der fiktiven Historie wirklichkeit geworden ist. Ich sage nur "Middle-East Meltdown".
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Offline Yoscha

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #12 am: 12.09.2004 | 16:07 »
Cyberpunk ist ebenso tot wie 1984.
Er war eine pessimistische Zukunftsvision seiner Zeit, und der damaligen Ängste und Zweifel. Sei es der Aufstieg Japans , die sich abzeichnende Vernetzung, oder einfach der Verfall der "klassischen" Wertesysteme (der zwar schon in vorher begann, aber imho erst in den 80gern konkrete Auswirkungen zeigte).
Nur sind diese grundlegenden Ängste heutzutage oft anachronistisch, die Vernetzung ist ein Fakt, wie das Forum hier beweist und ist schlicht und ergreifend nicht mehr visionär oder beängstigend sondern banal, seit der Asienkrise ist Japan auch nicht mehr der wirtschaftliche Angstgegner der "westlichen Welt", man hat sich mit den Veränderungen, die die 70ger und 80ger mit sich brachten einfach arrangiert.

Um einmal das Beispiel 1984 heranzuziehen. Das Szenario ist ebenfalls anachronistisch. Der Trumph des Sozialismus längst pase, ebenso die Vision des ewigen, heißen  Krieges.
Und dennoch die totalitäre Überwachung die Orwell beschreibt ist erschreckenderweise aktueller den je. Und meines Erachtens auch fast die Dreiteilung der Welt, die er bechreibt, Amerika gegen Europa gegen China, in stets wechselnden, bröckelnden Allianzen.

Und so ist es auch mit Teilen des Cyberpunks, wenn man sich überlegt, wie sehr Lobbyisten die Politik mitbestimmen, wie sehr die Vernetzung der Welt voranschreitet, dann sehe ich auch hier noch einen aktuellen Kern.

Cyberpunk ist nicht tot, die Welt hat sich weiterbewegt, der Cyberpunk hingegen nicht.
Wobei ich wie oben schon gesagt Cyberpunk in eine Reihe mit Metropolis, 1984 und anderen Werken der pessimistischen Utopie stelle. Ich glaube niemand mehr würde heute noch 1984 schreiben, ebenso ergeht es dem Cyberpunk.

Mein Fazit, der Cyberpunk ist für die Archive, die pessimistische Utopie wird weiterleben, nur wird sie sich anderen Themen zuwenden, wie sie es bereits seit ihren Anfängen immer wieder getan hat.


PS Ein wenig Eigenwerbung, meine Gedanken über eine "moderne Cyberpunk-Welt"

Offline Le Rat

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #13 am: 12.09.2004 | 16:34 »
Wobei, wenn ich mir jetzt mal so die wirtschaftliche Entwicklung so anschaue, dann wird die Zukunft von China und Indien bestimmt.


Crazee

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #14 am: 12.09.2004 | 20:03 »
Cyberpunk ist alleine schon deswegen tot, weil die Romane von Gibson eigentlich eine Welt beschreiben sollten, in der man nicht leben möchte. Und was machen SRler und CPler? Sie verbringen dort sogar ihre Freizeit! Insofern ist die Idee des Cyberpunk schon lange tot.


Besonders solche Nobel-Punk-Systeme wie SR haben u.U. dazu beigetragen.

Ein

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #15 am: 12.09.2004 | 20:07 »
Quatsch, das hat der CPunk schon ganz alleine getan. ;)

Crazee

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #16 am: 12.09.2004 | 20:21 »
Ich gebe ja zu, dass ich Cyberpunk mag, besonders da ich manchmal die Nachrichten schaue und denke: "Hey, Cyberpunk lässt grüßen!"

Ich habe auch mit Mc666Beth zusammen eine GURPS-Cyberpunk-Vision für Hamburg geschaffen, die wir demnächst mal ausgelassen ausprobieren wollen. Für mich wird CP nie sterben.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #17 am: 12.09.2004 | 20:29 »
Hey, und selbst wenn CP anachrohronistisch sein sollte- so what? Spielen wir nicht auch Victorian Age? Mittelalter? Antike? Cyberpunk hat genügend Elemente, um es immer spannend zu halten. Auch wenn es die Wirklichkeit bereits eingeholt hat. Das war aber auch schon zu den Zeiten der Fall, als CP total 'in' war. Die Realität und die technische Entwicklung läßt sich eben schlecht vorhersagen. Ich brauch mir nur Blade Runner anzusehen und weiß, warum ich CP mag. Hat einfach eine tolle Atmosphäre.

Offline Arbo

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #18 am: 12.09.2004 | 21:11 »
Hi!

Also, ich glaube, die Behauptung, Cyberpunk sei "tot", macht ggf. wieder den Fehler, zu sehr auf den kommerziellen Bereich zu schielen. Sicher, da kam nicht viel Neues. Und, um ehrlich zu sein, was soll es da noch viel Neues geben? Schaue ich mir die CP2020-Sachen an, da ist immer noch viel Zeug vorhanden. Schon im Grundregelwerk war da viel, was - und da beziehe ich mal ganz frech Gegenposition zu den Aussagen, CP wäre "altmodisch" - immer noch spielbar und nicht unbedingt (automatisch) veraltet ist. Davon abgesehen gibt es ja immer noch das Gerücht, dass CP2030 [3. Edition von CP202 (Talsorian)]  irgendwann heraus kommt. Dass dann CP wie Phönix aus der Asche aufsteigen kann, halte ich daher nicht für ausgeschlossen ("Jaja, die Hoffnung stirbt zuletzt, nich war Johnny?" ;-) ).

Ansonsten ist im "Privatbereich", d.h. im freien, unkommerziellen RS-Bereich sicher genügend Zeug veröffentlicht worden, was dem ein oder anderen vielleicht verborgen geblieben ist. Und wieviel alte SRler viel lieber richtigen (!!!) Cyberpunk mit ihrem System spielen, wäre auch mal ein interessanter Untersuchungsgegenstand.

Dass Genre also gleich mausetot zu sprechen, halte ich für deshalb für gewagt. Ebenso wie die Behauptung, dass CP von "antiamerikanischen Tendzen" getragen wäre. Hee, Leute, CP kann nicht nur als Gesellschaftskritik an Kommerz usw. und als negativ aufgefasst werden, sondern auch als "Hoffnung" und Freiheit, welche sich jeweils durch die neuen Möglichkeiten eröffnen (Schon mal was vom "Land of the Free" gehört? Muss das negativ besetzt sein?).

-gruß,
Arbo
« Letzte Änderung: 12.09.2004 | 21:16 von Arbo Moosberg »
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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #19 am: 12.09.2004 | 21:20 »
"Land of the Free"? Meinst du die grottenschlechte CP2020-Kampagne?

Ansonsten hatten Cyberpunk-Autoren nicht viel für ihr Land übrig, schon gar nicht war es das verklärte Land der Freiheit und Möglichkeiten. USA ist ein Haufen Scheiße, der von korrupten, erzkonservativen Kapitalistenschweinen in den Abgrund gelenkt wird. Das ist das Credo von Cyberpunk und sonst nicht viel mehr.

Mc666Beth

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #20 am: 12.09.2004 | 22:07 »
Ok da wir jetzt schon zwischen kommerziel und nicht kommerziel unterscheiden. Ein paar Gedanken dazu von mir.
Rollenspiele sind für mich grundsätzlich selten wirklich rentabel, ein paar Leute können davon leben. Aber es wird wohl niemals eine Industrie daraus, die 10.000 Leute und mehr beschägtigt. Bei Rollenspielen, die eh ein Nischenprodukt sind, bewegen wir uns also in einen nicht kommerziellen Bereich. Hier scheint wieder Material zu kommen. Interessant finde ich das schon, da ich das nicht erwartet habe. Sollte eine CP203X kommen, was ich erst glaube wenn ich es in den Händen halte, dann wird es wohl klassischer Cyberpunk sein, sprich also Chrome und Dreck, Willkommen auf der Klinge Kumpel. Ex Machina ist ein Grenzfall dazu später. Shadowrun kann man sicher als Noblepunk bezeichen. *Nicht schlagen* Da es meistens zu weit von Dreck des klassischen Cyberpunks weg ist und viel zu bunt für den klassischen düsteren Cyberpunk.

Jetzt gehe ich mal eher etwas in den ?kommerziellen? Bereich. Buch, Computerspiele und Film meine ich damit. Und ich muss ehrlich sagen, den klassischen Cyberpunk habe ich da schon länger nicht mehr gesehen. Meiner Meinung nach kamm noch Deus EX (1 Teil) dem klassischen Cyberpunk am nächsten. Aber werfen wir doch mal ein Blick auf Minority Report und I,Robot. Das waren zwei doch recht erfolgreiche Filme. Theme die in diesem Film behandelt worden sind, findet man auch in klassischen Cyberpunk-Genre. Die Totale Vernetzung und Überwachung, Mensch und Maschine wo ist die Grenze? Künstliche gliedmaßen usw. Also das Cyber haben wir schonmal gefunden. Wo ist aber der Punk? Und das kann ich auch nicht beantworten. So wie ich das sehe hat eine Wandlung stattgefunden. Der Punk der 80er, der ja auch ein Symbol der Zeit war, ist verschwunden und statt dessen haben wir andere ?Anti?-Helden. Und eine andere Erzählweise, aber die Themen sind doch sehr ähnlich.

Jetzt wieder die Brücke zum Rollenspiel und Ex Machina. Dieses Spiel liefert 4 Settings mit, jedes zwischen 30.000 und 45.000 Wörtern, die genau diese Bandbreite haben. Es gibt einen Turm der ins All ragt und je weiter oben man lebt desto besser die soziale Stellung. Es gibt ein Setting, das Underworld heißt und wohl dem klassischen Cyberpunk am nächsten kommt. Ein Setting erinnert an eine Welt die der aus Minority Report doch ähnelt. Ist Cyberpunk also tot?

In meinen Augen nicht. Es haben sich Settings und Genres gebildet die von ihm beeinflußt werden und den Punk nicht mehr so groß schreiben. Aber Cyberpunk an sich ist nicht tot.


Für alle Nögler mir ist bewusst, das I,Robot auf einen Geschichte von Isaac Asimov beruht, im weitesten Sinne. Und mir ist auch bewusst, dass Isaac Asimov keinen Cyberpunk schreibt, dennoch wage ich zu behaupten der Film und auch Isaac Asimov selbst werden ab und zu beinflusst von diesem Genre.

Ein

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #21 am: 13.09.2004 | 00:05 »
Kein Punk, kein Cyberpunk. Wie gesagt, in der Science Fiction geht es - abseits allen sense-of-wonder - vorallem um gesellschaftliche Darstellung, denn Science Fiction ist und war schon immer eine Extrapolation der derzeitigen gesellschaftlichen Verhältnisse und die sind nun mal halt anders als sie in den 80er waren. Die Technik ist nur der Tand um das ganze nett zu verpacken.

Außerdem bezweifel ich, dass sich Asimov sonderlich vom Cyberpunk beeinflussen lassen hat. Immerhin ist "I, Robot" bereits 1950 erschienen. Mal abgesehen davon, dass er nichts mehr schreiben kann, weil er leider seit '92 tot ist. Ein schrecklicher Verlust nicht nur für die literarische Welt.

Crazee

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #22 am: 13.09.2004 | 07:48 »
"Land of the Free"? Meinst du die grottenschlechte CP2020-Kampagne?

USA ist ein Haufen Scheiße, der von korrupten, erzkonservativen Kapitalistenschweinen in den Abgrund gelenkt wird.

Ist das in Deutschland so viel anders????

Zitat von: Zhou Yu
Science Fiction ist und war schon immer eine Extrapolation der derzeitigen gesellschaftlichen Verhältnisse...

Ja, das stimmt. Also war CP immer ein Subgenre von SF, mit einer "Punk"-Athmosphäre und wenn man den Punk weglässt, hat man wieder SF. Aber dann war SR schon immer ein SF-System (meine Meinung). Außerdem hat sich der Begriff (ebenfalls meine Meinung) Science Fiction in letzter Zeit mehr in Richtung SpaceOpera etc. bewegt. und der Begriff des Cyberpunk ist etwas weicher geworden.

Jetzt komme ich wieder zu einer alten Diskussion mit Mc666Beth: Was macht CP eigentlich aus???

Reicht eine vernetzte Welt schon aus?? Meiner Meinung nach nicht.
Muss ein großer Teil der Bevölkerung in der Gosse (oä) leben (Schere zwischen arm und reich)??
Muss die Stimmung gegen die Gesellschaft/Regierung sein???

Ich weiß dann nämlich nicht so genau ob iRobot ein CP-Film ist oder doch eher klassische Science Fiction??

Offline Arbo

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #23 am: 13.09.2004 | 09:03 »
@ Zhou Yu:

Zitat
"Land of the Free"? Meinst du die grottenschlechte CP2020-Kampagne?

Ansonsten hatten Cyberpunk-Autoren nicht viel für ihr Land übrig, schon gar nicht war es das verklärte Land der Freiheit und Möglichkeiten. USA ist ein Haufen Scheiße, der von korrupten, erzkonservativen Kapitalistenschweinen in den Abgrund gelenkt wird. Das ist das Credo von Cyberpunk und sonst nicht viel mehr

"Land of the free" gibt es zwar als CP2020-Produkt, das selbst kenne ich jedoch nicht (abgesehen davon, habe ich von "fertigen" Kampagnen und Abenteuern eh eine schlechte Meinung und wäre deshalb für die Bewertung eines solchen Produktes zu tiefst ungeeignet).. Ich meinte das "Credo" ... schau Dir die "Klasse" der Nomaden usw. an. Du kannst das SO oder SO sehen. Cyberpunk hat u.a. auch viele positive Aspekte (jaja, nicht nur, aber auch!).

Gerade der Begriff "Freiheit" spielt auch im Genre Cyberpunk eine wesentliche Rolle (in diesem Bezug darf dann der Cyberpunker auch wieder Held sein ... der Einzelkämpfer gegen das Böse - auch aus dem eigenen Land - ... ein zu tiefst amerikanisches Thema!). Daneben vergisst Du, dass m.E. auch die Russen im CP2020-Regelwerk ziemlich stereotyp böse wegkommen ... also auch anti-russische Tendenzen? Wohl kaum, denn es handelt sich um Sci-Fi, die damals üblich war. Auch vor dem Hintergrund manch bornierten Welbildes im Rahmen des Ost-West-Konfliktes. Wenn das einem bitter auf den Magen schlägt, weil sich gewisse Teile davon bewahrheiten oder auch stark anders interpretieren lassen ... O.K. Aber bitte nicht partou einen Anti-X-mus (mit x gegen unendlich) unterstellen. Das kannst Du nämlich bei 100% aller Rollenspiele auch IRGENDWIE machen, wenn Du das WILLST.

-gruß,
Arbo
« Letzte Änderung: 13.09.2004 | 09:07 von Arbo Moosberg »
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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #24 am: 13.09.2004 | 09:31 »
I,Robot und Minority Report sind in meinen Augen keine Cyberpunkfilme, nur um das noch mal richtig zu stellen.
Aber sie benutzten sehr wohl Elemente des Cyberpunks und SF was ja recht ähnlich ist. Was ich mit dem Vergleich oben sagen wollte ist, das "Cyber" überlebt hat mit seinen Fragestellungen und Themen und der Punk verschwunden ist. Ob man das nun wieder als 0815 SF bezeichnen möchte ... bitte das ist jedem selbst überlassen.

Im RPG-Bereich ist es wohl nicht tot wenn wir uns mal ansehen was so alles demnächst erscheint.

@Crazee

Um klassischen Cyberpunk zu haben, braucht man mehr als eine vernetzte Welt. Man brauch Köpermodifikationen (Boi/Cyberware) eine recht kaputte Welt mit einer großen Schere zwischen arm und reich. auf jedenfalll braucht man sehr viele illigale Drogen. Ein paar Verbrechersyndikate und Konzerne sind auch nicht schlecht. Und das wichtigeste ein Menschenleben ist !nichts! wert, es gibt eh zuviel davon. Das ist aber eher meine bescheidene Meinung.