Autor Thema: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"  (Gelesen 17581 mal)

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Offline Arbo

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Wie steht es mit Euch bzgl. Englisch oder Denglisch im Rollenspiel?

Um was es mir geht: Was steckt hinter der Benutzung dieser Vokalbeln/Sprache. Jedenfalls ist mir aufgefallen, dass es sich hier im Forum - aber auch im Rollenspielalltag - mehr oder weniger durchsetzt, div. Dinge gar nicht erst deutsch auszusprechen, sie einfach so zu übernehmen.

Manchmal habe ich auch den Eindruck, dass dadurch Irritationen und Missverständnisse entstehen. Könnte dies jedefalls nicht auch das Problem mancher Diskussion sein? Warum gibt es also bspw. keinen deutschen Begriff für "Powergamer"? Faulheit oder "coolness"?

Kann es sein, dass die Begrifflichkeiten auch Auswirkungen aufs Rollenspiel haben können (Meine ja nur: "Rage" auszugeben klingt besser, als "Wut" auszugeben.)?

Was ist Eure Meinung?

-gruß,
Arbo


P.S.: Nicht falsch verstehen, es geht mir hier nicht um (konkret) das Englisch-Verständnis (was sicherlich hier und da auch als Grund angeführt werden kann).
« Letzte Änderung: 13.10.2004 | 19:15 von Arbo Moosberg »
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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #1 am: 13.10.2004 | 19:34 »
Jede Gruppe gleichgesinnter Personen entwickelt ihre eigene Sprache. Mediziner, Programmierer, Golfer, ... die Liste ließe sich endlos fortführen. Die Elemente dieser Sprache sind natürlich maßgeblich durch die Quellen geprägt, in denen man sie findet. Ebenso wie durch die demographischen Begebenheiten der Gruppe und die Historie.

1. Rollenspiel wurde in Amerika gefunden. Viele Begriffe waren daher schon geprägt als sie über den Teich kamen.
2. Noch heute erscheinen die meisten großen Rollenspiele zuerst auf englisch und prägen daher den Jargon.
--> warum sollte man also Begriffe neu erfinden, wenn es sie schon gibt und sich etabliert haben: auf englisch.
3. Die meisten Deutschen der Zielgruppe verstehen englisch sehr gut und haben daher keine Probleme damit
4. In Deutschland sind Anglizismen Gang und Gäbe (nicht so wie in Japan aber immerhin).

Dabei sind jedoch die Jargons m.U. auch schon in kleineren Gruppen unterschiedlich. Ich persönlich ecke z.B. oft an, wenn ich meinen Charakter als meinen "Helden" bezeichne. Ich habe eben mit DSA angefangen. Die Bezeichnung "Charakter" für den Helden finde ich bis heute nicht ideal, auch wenn "Held" nicht unbedingt besser ist. Aus den o.g. Gründen verstehe ich aber, dass sich der aus dem Englischen stammende Begriff etabliert hat und ich verstehe ja auch was gemeint ist. Es gibt also lokale Jargons und den gemeinsamen Jargon der Rollenspielergemeinschaft.

Oder wie man in Midgard sagt:" Mein psyZrB ist größer als dein GitB und physZrB zusammen", will sagen, dass es keinen qualitativen Unterschied zwischen deutschem und englischem Jargon gibt.

Offline Bitpicker

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #2 am: 14.10.2004 | 08:46 »
(Meine ja nur: "Rage" auszugeben klingt besser, als "Wut" auszugeben.)?

Hier zeigt sich schon ein Problem: den Begriff 'Rage' habe ich bei Werwolf immer mit 'Zorn' übersetzt, also würden wir hier schon einen Moment lang aneinander vorbei reden. Gerade bei nicht in Übersetzung vorliegenden Rollenspielen ist es daher einfacher, beim englischen Begriff zu bleiben. Für meine Gruppen deutsche ich aber durchaus einige Begriffe ein, schon weil nicht alle meine Spieler brauchbar Englisch können.

Bei den allermeisten Übersetzungen offizieller Spiele kriege ich regelmäßig einen Schreikrampf, weil Begriffe blödsinnig übersetzt werden. Paradebeispiel: Exalted - die Hohen. Beschissener kann man 'die Erhabenen' nicht übersetzen.

Allerdings finde ich auch, dass man nicht auf Teufel komm raus einen englischen Begriff braucht - schon gar nicht für selbstentwickelte Theorien wie z.B. D.A.G.  :) .

Robin
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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #3 am: 14.10.2004 | 08:49 »
@Bitpicker

Andererseits schwingt bei "erhaben" auch etwas Weltfremdes, Distanziertes mit - und die Hohen sind halt eher dann eher wichtig und mächtig...

Ist halt auch Geschmackssache.. (Wie mans macht, ist es falsch...)

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #4 am: 14.10.2004 | 08:54 »
Ich meine, nicht dass ich Exalted spielen würde, aber was ich bisher davon gehört habe, siedelt es thematisch doch halbwegs bei Nobilis an. Wie viel exaltierter / erhabener soll es noch werden? Außerdem heißt 'Erhaben' genau dasselbe wie 'Exalted', nämlich 'erhöht' (wie in erhabene, also hervortretende, Prägeschrift). Was du beschreibst, schwingt beim englischen Begriff ebenso mit. 'Die Hohen' ist einfach bedeutungsfrei. Außer man übersetzt es wörtlich zurück. Aber das wäre dann ein Spiel für Holland.

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #5 am: 14.10.2004 | 09:01 »
Bei den allermeisten Übersetzungen offizieller Spiele kriege ich regelmäßig einen Schreikrampf, weil Begriffe blödsinnig übersetzt werden. Paradebeispiel: Exalted - die Hohen. Beschissener kann man 'die Erhabenen' nicht übersetzen.

allerdings hätten sie dann nicht mehr die schicke logo-vorlage nutzen können, weil sich "die erhabenen" schlecht da reinquetschen lassen würde...  ::)  ;D

ich stelle immer wieder fest, daß sich viele dinge nicht griffig übersetzen lassen, das gilt aber wahrscheinlich für alle sprachen und deren übersetzungen in andere sprachen. allerdings nervt mich manchmal schon an, daß nicht mal der versuch unternommen wird, da etwas in die eigene muttersprache zu übertragen, z.b. "fortune in the middle" ist ja ganz klar nicht übersetzbar, da geht ja soviel von der wortbedeutung verloren...

Zitat
Jede Gruppe gleichgesinnter Personen entwickelt ihre eigene Sprache. Mediziner, Programmierer, Golfer, ...

stimmt. allerdings sind wir menschen, die das hobbymäßig machen und nicht als arbeitsfeld mit wissenschaftlichen abhandlungen (obwohl auch das gerne immer wieder leute versuchen). daher uns mit diesen berufsgruppen gleichzusetzen, halte ich für arg überzogen.
Meine itch.io-Seite | Guild of Gnomes, ein Hack von Lasers & Feelings (bisher nur auf englisch verfügbar) | Böser Mond, du stehst so stille, ein Szenario für Warhammer Fantasy RPG 3rd | DURF (Deutsche Ausgabe), ein knackiges, regelleichtes Dungeon-Fantasy-Rollenspiel

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #6 am: 14.10.2004 | 09:15 »
Zitat
z.b. "fortune in the middle" ist ja  ganz klar nicht übersetzbar, da geht ja soviel von der wortbedeutung verloren...

Ich muss gestehen, dass ich bei dem betreffenden Thema schnell glasige Augen gekriegt habe, aber was geht verloren bei z. B. 'Glücksentscheid mittendrin' (am Anfang, am Ende)? Das nur als des Teufels Advokat, nicht als ernsthafter Übersetzungsvorschlag. Bei Fachbegriffen ist es meist besser, nicht zu übersetzen, um Missverständnisse zu vermeiden, solange keine ganz offizielle Übersetzung existiert.

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #7 am: 14.10.2004 | 09:21 »
allerdings hätten sie dann nicht mehr die schicke logo-vorlage nutzen können, weil sich "die erhabenen" schlecht da reinquetschen lassen würde...  ::)  ;D

[satire]
Liebe Kollegen, wir haben keine Kosten und Mühen gescheut und hochmodernste Computersimulationen zu Rate gezogen, die aufs gründlichste geprüft haben, welche Auswahl deutscher Begriffe sich der Logo-Vorlage unseres geschätzen US-Partners am besten anpassen lässt, und es ist leider nur eine Begriffskombination übrig geblieben. Ich stelle Ihnen daher nun den offiziellen Titel unseres neuen und innovativen Rollenspiels über die Helden unserer Tage vor: "Jauche: die Kotzbrocken".
[/satire]

Vielleicht ist ein dem Original entsprechendes Logo doch nicht das wichtigste aller Kriterien.

Robin
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Offline Jestocost

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #8 am: 14.10.2004 | 09:41 »
Da ich mich ja seit einem Jahr mit der UA Übersetzung rumschlage, kann ich auch echt bestätigen, wie schwer es ist.

Mal ein paar Beispiele:

In UA gibt es seltsame Wesen, die nur als "The Cruel Ones" bekannt sind. "Die Grausamen" klingt nicht so toll:

"Ich fragte den Dämon, warum er uns darüber nichts verrraten konnte. Das einzige, was er uns entgegnete, war: "Die Grausamen haben's verboten".... Suboptimal

Was macht man da: Man schaut, wo die Bedeutung herkommt: Wie jeder Sandman-Leser (oder Aischylos-Leser) weiß, werden die Furien auch als "Eumeniden" oder im Englischen "Kindly Ones" bezeichnet. Wie auch ein späteres Quellenbuch (Statosphere - im Kapitel über Visionen) verdeutlicht, erscheinen die Cruel Ones auch als Furien.

Also haben wir uns eher etwas in Richtung "Die Gnadenlosen" oder die "Erbarmungslosen" entschieden - das ist ein guter Gegensatz zu den "Wohlmeinenden"...

Und eine vernünftige Übersetzung für "Madness Meters" und "Hardened" bzw "Failed Notches" zu finden, war echt so einfacht nicht...

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #9 am: 14.10.2004 | 09:46 »
Den Titel eines Rollenpieles muss man m.E. nicht unbedingt übersetzen. Gibt ja genügend Beipiele die drauf verzichtet haben. (Lieber eine etwas auführlichere Erklärung, was der Titel bedeuten soll)

Was mir generel bei übersetzten Regelwerken fehlt, ist eine Vergleichsliste. Schließlich sollte man ja die engl. Regelwerke auch fürs selbe Spiel nutzen können und da wäre es echt nicht dumm wenn in der deutschen Version im Anhang ne Tabelle drin wäre die mir einfach zeigt wie ein Begriff auf Englisch heist.
Zumindest die Begriffe des Systems ... und bei ungewöhnlichen Wörtern/Übersetzungen. Sehr schön umgesetzt in Tribe8! Leider, meines Wissens nur dort!


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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #10 am: 14.10.2004 | 10:05 »
Tja, Übersetzen hat so seine Tücken. Übersetzen ist auch immer Deuten oder Interpretieren. Die Idee einer eins zu eins Übersetzung ist völlig utopisch und geht an den Regeln von Sprache und Verstehen vorbei.

Einen Grund fürs "Denglisch" hat schon Dailor genannt: Anglizismen sind im Deutschen sehr stark verbreitet.
Das hat etwas mit der Nachkriegsgeschichte zu tun. Amerika wurde und wird z.T. weiterhin als großes und nacheifernswertes Vorbild gesehen. Alles was amerikanisch klingt ist cool  ;).
Weiterhin gibt es keine Sittenwächter über die Sprache und kein entsprechendes Allgemeingefühl, dass es notwendig sei, die eigene Sprache zu erhalten, wie z.B. im Frankreich. Dort gibt es Gesetze, wieviel französischsprachige Musik im Radio mindestens laufen muss, und eine Komission zur "Einfranzösierung" von Fremd- und Lehnwörtern.
Und dann ist Deutsch auch eine Sprache, die Wörter aus anderen Sprachen hervorragend aufnehmen kann, weil ihr Deklinations- und Konjugationsmuster relativ einfach ist. Wenn ich das Wort Handy im Deutschen dekliniere, passiert da nicht viel. Versucht das Gleiche mal  z.B. in einer slawischen Sprache: Klingt völlig bescheuert. Da ist es einfacher, ein neues Wort zu nehmen.
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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #11 am: 14.10.2004 | 11:06 »
Ich persönlich habe auch kein Problem mit Denglisch. Im Rollenspiel schon gar nicht - wie Robin richtig sagte, ist es besser, einen bereits bestehenden Begriff aus dem Englischen zu verwenden, als eine Eindeutschung zu versuchen und dann aneinander vorbei zu reden... Allerdings sollte man nicht vergessen, dass die durchschnittlichen Englischkenntnisse der Bevölkerung längst nicht so gut sind, wie wir es in unserem Elfenbeinturm vielleicht annehmen. Es gab mal eine Studie, bei der Leute auf der Straße nach der Übersetzung typischer Werbeslogans gefragt wurden (zwei von drei Werbeslogans sind ja heutzutage englisch). Da kamen die abenteuerlichsten Sachen raus...
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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #12 am: 14.10.2004 | 11:15 »
Dailor hat das schon richtig erklärt...
die 'Rollenspielersprache' ist eine 'Fachsprache' die für aussenstehende mitunter schwer verständlich ist und da gehören eben auch englische Begriffe mit rein.
Man kann den Powergamer auch 'Kraftspieler' oder 'Energiespieler' nennen, aber wer will das denn?
zudem ist jede Sprache immer wieder Änderungen unterworfen, heute sind die englischen Einflüsse gross in 30 Jahren sind es vielleicht ganz andere.
Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

Offline Arbo

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #13 am: 14.10.2004 | 12:09 »
@ Dailor:

Zitat
Jede Gruppe gleichgesinnter Personen entwickelt ihre eigene Sprache. Mediziner, Programmierer, Golfer, ... die Liste ließe sich endlos fortführen. Die Elemente dieser Sprache sind natürlich maßgeblich durch die Quellen geprägt, in denen man sie findet. Ebenso wie durch die demographischen Begebenheiten der Gruppe und die Historie.

Siehe Carthinius ... es geht nicht um das Herausbilden von Fachsprachen, zumindest nicht so, wie Du es verstehst. Außerdem ist es auch eine Frage, ob sich ... wenn Du beim Begriff der Fachsprache bleiben möchtest ... überhaupt eine eigene Fachsprache herausbildet. Ich meine, selbstverständlich hast Du Recht, dass Quellen sowas beeinflussen bzw. prägen. Aber gespielt wird doch immer noch in Deutsch, oder nicht?

@ Bitpicker:

Zitat
Hier zeigt sich schon ein Problem: den Begriff 'Rage' habe ich bei Werwolf immer mit 'Zorn' übersetzt, also würden wir hier schon einen Moment lang aneinander vorbei reden. Gerade bei nicht in Übersetzung vorliegenden Rollenspielen ist es daher einfacher, beim englischen Begriff zu bleiben. Für meine Gruppen deutsche ich aber durchaus einige Begriffe ein, schon weil nicht alle meine Spieler brauchbar Englisch können.

Ich will da ja nicht kleinlich sein, aber wenn Du Rage als "Zorn" übersetzt, ich Rage als "Wut" und wir weiterhin "Rage" verwenden ... bleibt da nicht das Problem bestehen, aneinander vorbei zu reden?

Dies gilt insbesondere, wenn Rollenspiele in Originalsprache vorliegen. Da hat der SL meist ein Regelband, verwendet einen Begriff und ist wohl meist auch der Einzige, der sich ein Bild davon machen kann (gut, man kann Regelwerke aus ausleihen). Hat da die Verwendung eines Begriffes in der Heimatsprache nicht ggf. etwas Eineindeutigeres?

Zitat
Allerdings finde ich auch, dass man nicht auf Teufel komm raus einen englischen Begriff braucht - schon gar nicht für selbstentwickelte Theorien wie z.B. D.A.G.

Im Kern wollte ich u.a. auch darauf hinaus. Gibt es für den Method Actor, für Casual Gaming usw. nicht auch eine griffige Deutschversion?

@ Jestocost:

Zitat
In UA gibt es seltsame Wesen, die nur als "The Cruel Ones" bekannt sind. "Die Grausamen" klingt nicht so toll:

Hm, was klingt daran nicht so toll? Kann es sein, dass der Begriff so "banal" ist, dass man als Denglisch verwöhnter Sprachpanscher ;) (nicht gegen Dich gerichtet!!!) sprichwörtlich abstumpft?

Bitte nicht falsch verstehen, aber wenn ich mir manchmal so D&D-Spieler anhöre, dann habe ich den Eindruck, dass das Fachsimpeln über "Skills", "magic missiles" usw. reichlich albern wirken würde, wenn dies auf Deutsch geschehen täte. Kann es deshalb nicht sein, dass vielleicht auch die Qualität das Rollenspiels irgendwie unter solchen Sprachmischlingen leidet?

Ich selbst hätte irgendwie auch Probleme damit, ein Fantasy-Szenario mit diesen Begriffen zu bespielen. Bei einem Spielleiter, der Artefakte bspw. im Originalton lässt ... da würde ich aufstehen und gehen - das gilt begrenzt auch für NSC-Namen. Und wie soll das auch passen ... eine Anrede in (versuchsweise) Altdeutsch und dann die Denglisch-Begriffe ... (a la ... Oh Ehrwürdiger, gepriesen sei Euere Krone ... Habt dank für euer Darksword ;) )

Ansonsten hast Du natürlich Recht, was die Schwierigkeit der Übersetzungen anbelangt. Eigennamen müssen ggf. auch nicht übersetzt werden, wenn es nicht das Szenario/der Hintergrund erfordert. Oftmals habe ich aber den Eindruck, dass man sich - als Spieler oder Spielleiter - noch nicht mal die Mühe dazu macht. Dies gilt insbesondere, wenn bestimmte Dinge übersetzbar sind.

@ Bentley Silberschatten:

Zitat
Was mir generel bei übersetzten Regelwerken fehlt, ist eine Vergleichsliste. Schließlich sollte man ja die engl. Regelwerke auch fürs selbe Spiel nutzen können und da wäre es echt nicht dumm wenn in der deutschen Version im Anhang ne Tabelle drin wäre die mir einfach zeigt wie ein Begriff auf Englisch heist.

Das wäre wirklich mal eine Alternative.

@ Dorin:

"Power" könnte ja auch mit "Macht" übersetzt werden. Wer dann den Faden weiter spinnt, kann dann leicht zum "egoistischen Spieler", "Egospieler" usw. gelangen ... was m.E. auch eine Aussagekraft besitzen täte.

-gruß,
Arbo
« Letzte Änderung: 14.10.2004 | 12:13 von Arbo Moosberg »
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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #14 am: 14.10.2004 | 12:13 »
Und dann ist Deutsch auch eine Sprache, die Wörter aus anderen Sprachen hervorragend aufnehmen kann, weil ihr Deklinations- und Konjugationsmuster relativ einfach ist. Wenn ich das Wort Handy im Deutschen dekliniere, passiert da nicht viel. Versucht das Gleiche mal  z.B. in einer slawischen Sprache: Klingt völlig bescheuert. Da ist es einfacher, ein neues Wort zu nehmen.

Hi Caynreth,

ich stimme Dir in deinen Ausführungen zu, aber Handy ist kein gutes Beispiel, weil es ein deutsches Wort ist, das nur nach Englisch klingt. Der Begriff Handy ist im Englischen nicht gebräuchlich dort heißt das Ding Cell Phone. Die Legende sagt das Wort Handy stamme aus dem Schwäbischen "Hän di kei Schnürle ?" :)

Gruß
Jörg

Offline Schwules Lesbenpony

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #15 am: 14.10.2004 | 12:21 »
aber Handy ist kein gutes Beispiel, weil es ein deutsches Wort ist, das nur nach Englisch klingt
Schon klar, ich hätte auch Baby nehmen können, oder sonst was. ;)
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Preacher

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #16 am: 14.10.2004 | 12:25 »
"Power" könnte ja auch mit "Macht" übersetzt werden. Wer dann den Faden weiter spinnt, kann dann leicht zum "egoistischen Spieler", "Egospieler" usw. gelangen ... was m.E. auch eine Aussagekraft besitzen täte.

Aber das ist wieder Interpretation und ein egoistischer Spieler ist nicht gleich Powergamer im bisher verwendeten Wortsinn und umgekehrt. Übersetzungen haben das Problem, daß es eben jeder für sich übersetzt und wenn man beim Beispiel "Rage" bleibt: Wenn beide "Rage" benutzen, wissen sie, was gemeint ist. Bei einer Übersetzung redet man aneinander vorbei, bis man sich auf eine verbindlich geeinigt hat. Ist letztlich eine Frage von Konventionen.
Und da niemand von uns autorisiert ist, eine allgemeingültige Konvention für eine Übersetzung zu erstellen (bzw. nicht genug Leute dazu brächte, sich auf eine zu einigen) ist das eine rein theoretische Frage.

[OT]
Abgesehen davon hör ich lieber Denglisch als Sprachverwurstungen der Marke "besitzen täte" - da schüttelt es mich durch und durch. Korrekt und viel eleganter ist hier der Konjunktiv: "Aussagekraft besäße".
[/OT]

Offline Schwules Lesbenpony

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #17 am: 14.10.2004 | 12:29 »
Bitte nicht falsch verstehen, aber wenn ich mir manchmal so D&D-Spieler anhöre, dann habe ich den Eindruck, dass das Fachsimpeln über "Skills", "magic missiles" usw. reichlich albern wirken würde, wenn dies auf Deutsch geschehen täte. Kann es deshalb nicht sein, dass vielleicht auch die Qualität das Rollenspiels irgendwie unter solchen Sprachmischlingen leidet?
Dass die deutschen Begriffe eher albern klingen, hat IMO hauptsächlich etwas mit der Gewöhnung zu tun. Wenn man immer nur die englischen "skills" benutzt, dann hört sich "Fähigkeiten" anfangs albern an. Macht man das aber von Anfang an, werden die Begriffe genauso inhaltlich wie emotional besetzt, wie die englischen vorher.
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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #18 am: 14.10.2004 | 12:37 »
Wenn beide "Rage" benutzen, wissen sie, was gemeint ist. Bei einer Übersetzung redet man aneinander vorbei, bis man sich auf eine verbindlich geeinigt hat.
Wenn alle "Rage" hören, dann interpretiert jeder diesen Begriff für sich unterschiedlich (Sprache halt :)). Bleibt man bei dem Begriff, bleibt der ganze Interpretationsspielraum erhalten. Einigt man sich auf eine Übersetzung, dann schließt man bestimmte Interpretationsmöglichkeiten aus und stellt andere in den Vordergrund. Der Interpretationsspielraum des Begriffs ändert sich.
Aneinander vorbei reden kann man in beiden Fällen.
Der Vorteil einer Übersetzung in die eigene Sprache ist, dass man die Interpretationsspielräume von Begriffen wesentlich besser kennt, als bei Begriffen in anderer Sprachen, so dass man ihre Bedeutungen zu anderen Begriffen eines Bedeutungsfeldes besser abgrenzen kann.
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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #19 am: 14.10.2004 | 12:41 »
@ Arbo:
Zitat
Aber gespielt wird doch immer noch in Deutsch, oder nicht?
Nein. Außer ingame (mal wieder ein Anglizismus) wird fast nur im Jargon gespielt. Wenn z.B. die englische Version von D&D vorliegt wird es wohl Konstrukte geben wie "würfel mal deinen Savingthrow Petrification" oder so. Selbst wenn eine deutsche Version vorliegt werden viele Denglische Begriffe wie "gebotcht" gebrauchen. Es fällt uns nicht sehr auf, aber außenstehenden um so mehr. Manche Spieler sind davon mehr betroffen, andere weniger. Aber je mehr sich jemand mit dem Hobby Rollenspiel befasst und in die "Szene" kommt, desto mehr wird er den Jargon brauchen. Selbst rein Deutsche Spiele werden Jargon sprechen. Oder welcher "Außenseiter" kann etwas mit "W20", "Rettungswurf" oder "Rüstungsschutz" anfangen?

@alle:
Die Bewertung der Anglizismen im Jargon der Rollenspieler ist jedem selbst überlassen. Ich persönlich sah jede Form der Sprache schon immer als etwas lebendiges an und sehe die Sache daher locker. Ich muss halt wissen, dass ich ohne einen gewissen Wortschatz voller Anglizismen auf einem Con nur Bahnhof verstehen werde. Ohne "ingame", "RPG", "Tabletop" und "NPC" hat man bei Diskussionen zum Thema Rollenspiel wohl verloren.

Mir tun all die Leute leid, die glauben Sprache vor irgend einem Einfluss schützen zu müssen. Sprache muss man nicht schützen. Sie atmet, lebt und bildet Nischen für jede Gruppe.

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #20 am: 14.10.2004 | 12:47 »
Wenn alle "Rage" hören, dann interpretiert jeder diesen Begriff für sich unterschiedlich (Sprache halt :)). Bleibt man bei dem Begriff, bleibt der ganze Interpretationsspielraum erhalten.

Im Prinzip schon, aber wenn ich das richtig verstanden habe, ist bei Werewolf mit "Rage" ein Attribut oder sowas bezeichnet - was man ausgeben kann wie Willenskraft (Willpower? ;)) - das ist somit klar definiert und man sollte wissen, was gemeint ist.
Wenn das aber ein Gesprächspartner für sich mit "Wut" übersetzt, der andere es immer als "Zorn" bezeichnet hat, dann ist in Gesprächen meines Erachtens mehr Spielraum für Mißverständnisse gegeben.
"...und dann hab ich meine Wut aktiviert."
"Deine was?"
"Meine Wut"
"Sagt mir nix"
"Na Rage eben"
"Ach so."

Normalerweise kann man wohl aus dem Kontext schließen, was der Gesprächspartner gemeint hat, aber Mißverständnisse kann es geben. Bei solchen Sachen find ich es hilfreicher, die verbreiteteren englischen Begriffe zu verwenden. Wenn allerdings zum Beispiel für "Grundregelwerk" das Wort "Core Rules" verwendet wird oder statt "erste Edition" "först Edischen" gesagt wird, dann halt ich das schlichtweg für überflüssig. Da find ich das Deutsche dann angenehmer.
Mal ganz abgesehen von von Sätzen wie "Dann bin ich dann ganz easy zu dem Chick gegangen, hab sie smooth angetalkt und dann crazy mit ihr abgedancet". *schauder*

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #21 am: 14.10.2004 | 12:53 »
Jo. Aber die Leute sollen bitte auch den Klang des Wortes lernen...
Ich denke da noch mit Schrecken an den Saulkiss und die Waunds *schüttel*
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
Gewinn.

Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #22 am: 14.10.2004 | 12:54 »
Zitat
Und eine vernünftige Übersetzung für "Madness Meters" und "Hardened" bzw "Failed Notches" zu finden, war echt so einfacht nicht...

Ewig schade, dass es nicht doch "Irrsinns-Index" geworden ist....ewig schade.  :D

Offline Schwules Lesbenpony

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    • Aga G.
Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #23 am: 14.10.2004 | 12:54 »
@Preacher
Dann habe ich wohl die Ausgangssituation falsch verstanden. Ich dachte, dass es um eine Übersetzung des Begriffes allgemein geht, und nicht dass jeder 'was anderes sagt, und denselben Wert meint. Das ist eindeutig überflüssig.
Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht,
sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig.

aga g.

Catweazle

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #24 am: 14.10.2004 | 13:01 »
Ach ja, die halb-englischen Aussprachen.

Sword -> Korrekt: "so-d" -> Falsch, aber immer wieder gerne gehört: "swörd"  :D

Sowas belustigt mich immer wieder. Aber ich vermute, als nicht-native-speaker liege ich oft genauso falsch.