(Anmerkung: Diese These und die Diskussion geht von den Definition der Spielertypen von Robin D. Laws aus. Diese Defintion zu kennen ist hilfreich, um diese Diskussion zu verstehen.)
Eine These (die nicht stimmen muss!):
Es gibt gar keine Powergamer!
oder nur sehr sehr wenige...
Disclaimer:
Rollenspieler, die profilierungssüchtig sind und versuchen mit ihrem Charakter die Erfolge zu erleben, die sie selbst nicht haben, lasse ich aus der Gruppe der Powergamer mal aus. Das sind Munchkins und eigentlich sind sie bedauernswert.
Sehen wir mal von Tacticans (die Spass daran haben zu tüfteln und deswegen das Werte-optmieren vielleicht genau deswegen betreiben) und Butt-Kickers (die Spaß daran haben, heftige Kämpfe siegreich zu bestehen und dabei gerne heftig austeilen) ab:
Die meisten Spieler haben eine Vorstellung einer Rolle oder einer Person im Kopf, die sie im Spiel verkörpern möchten.
Die Spielwerte sollen dann diese Person wiederspiegeln.
Viele Spieler möchten Abenteuer erleben. In den Abenteuern passieren dann Ereignisse. Diese erfordern Proben (Würfeln und so).
Kaum ein Spieler möchte dabei einen Looser spielen. Die meisten Spieler wollen einen angemessenen Platz in der Hintegrundswelt und auch bezüglich der Spielwerte der Charaktere angemessene Chancen bei den Proben (in Abhängigkeit der Regelmechanik).
Das heisst, man will im Verhältnis zur Umwelt nicht völlig unqualifiziert dastehen (schlechter als jeder Depp sein) und auch nicht völlig unrealistische Chancen haben.
Da mag es dann sicherlich noch optimistische Geister geben (wird schon gut gehen) und pessimistische ("Oh Mann! 80% Wahrscheinlichkeit bedeutet, dass jeder 5. Versuch scheitert!"). Die Wahrnehmung der Chancen ist da sicherlich subjektiv.
Bei der Umwelt ist es sicherlich Settingabhängig und Spielleiterabhängig. Einige Settings erlauben Charaktere die sich abheben, andere nicht. Einige Spielleiter versuchen die Wünsche der Spieler nach "angemessener Position" zu respektieren, andere stellen die Welt so hart dar, dass man sich immer wie der letzte Depp vorkommt.
Spieler, die in einem harten Setting versuchen, eine angemessene Situation für ihren Charakter (der ja eigentlich Held oder Abenteurer sein soll) zu finden sind sicherlich keine Powergamer.
Spieler, die dazu getrieben werden, den Charakter mit Werten auszustatten, damit diese die vom Spielleiter diktierten Bedingungen auch überleben können sind auch keine.
Zumindestens nach Lord Verminaard:
@ Preacher: Und deswegen ist es auch kein Powergaming. Du willst, dass der Charakter was draufhat, damit dein Konzept aufgeht. Wenn das Regelwerk dich dazu zwingt, dafür zu Minmaxen, dann machst du das.
Es ist nur das Umsetzen der Regeln, damit das Charakterkonzept aufgeht.
Wenn man nun die Tacticans und die Buttkickers wegnimmt und die Pessimisten und die von Setting und Spielleiter geplagten Leidenden auch beiseite packt, wer bleibt dann noch?
Keiner.
Es gibt keine Powergamer.
Es gibt nur diese Schublade, in die Leute gesteckt werden, weil sie von aussen betrachtet so wirken.
Dabei sind sie vielleicht nur etwas pessimistisch. Oder hatten einen Spielleiter, der nicht geschnallt hat, das es mehr spaß macht, wenn die Spieler auch mal Erfolg haben. Und sind daran gewöhnt, dass es gesund ist, wenn sie das beste aus ihrem Charakter machen...
Ich glaube letztendlich wollen alle Spieler nur eines: Mit ihrer Rolle im Spiel Spaß haben. Einen Platz in der Runde, in der Welt und im Abenteuer haben. Ihre 15 Minten am Abend haben, wo die Bühne und der Applaus ihnen gehört.
Manche haben die Erfahrung oder den Eindruck gemacht, dass ihnen diese 15 Minuten nur dann gehören, wenn sie den Charakter möglichst mächtig gestalten. Nimmt man ihnen diese Illusion, dann sind sie auch zufrieden, wenn ihnen die 15 Minuten und der Applaus gehört und sie keinen "PG" Charakter haben.
Daher meine These: Eigentlich gibt es keine Powergamer. Es mag Munchkins geben, Buttkickers, Tacticans.
Die anderen, die bleiben sind Spieler, die den Eindruck haben, dass Powergaming sein muss, um Spaß zu haben.
Durch die bisher gemachten erfahrungen.
Denn welchen Grund sollte Spaß am PG haben, wenn nicht, um sich zu proflieren (Munchkins), ordentlich in den A* zu treten (Buttkickers) oder um am Charakter zu tüfteln (Tacticans)...?
Sogesehen ist Powergamer höchstens eine übergeordnete Gruppierung über diese drei Gruppen.
Meinungen dazu?