Autor Thema: Qualität, Preisleistung und Independent im Rollenspiel  (Gelesen 11420 mal)

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Offline Wawoozle

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Re: Qualität, Preisleistung und Independent im Rollenspiel
« Antwort #50 am: 21.10.2004 | 17:54 »
Gut, 40 € für ein Regelwerk mit 100 Seiten lässt sich wohl wirklich nicht mehr vertreten. Ist Hardcover wirklich so ein Quantensprung?

Naja.. Degenesis sind 380 Seiten und Hardcover ist IMHO einfach praktischer.
Es ist, vernünftig gebunden, robuster und macht im Schrank einfach mehr her.
Rollenspieler sind Sammler (im normalfall) und ein schön aufgemachtes Buch holt man sich, auch wenns mehr kostet.

Ich werd mir bspw. auch die Special Edition zum D&D Players Handbook holen (30 Jahre D&D), kostet auch 70 Öre aber es sieht gut aus ;)
« Letzte Änderung: 21.10.2004 | 17:56 von Wawoozle »
Ihr wollt doch alle den Nachtisch zuerst !

Offline Azzu

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Re: Qualität, Preisleistung und Independent im Rollenspiel
« Antwort #51 am: 21.10.2004 | 19:25 »
Ein Aspekt ist hier noch gar nicht beleuchtet worden: Sprachliche Qualität. Hier packt mich bei Indepentent-Systemen gelegentlich das kalte Grausen. Ein Text, der über Jahre hinweg in der Freizeit eines Hobby-Gamers gewachsen ist, entspricht nicht unbedingt jedermanns Ansprüchen. Ich meine dabei nicht Schreibfehler - um die kümmert sich irgendeine Software - sondern Sprachfluss, Exaktheit, logische Zusammenhänge. Es lohnt sich immer, den Text jemandem zum Durchsehen zu geben, der 1) gut mit Sprache umgehen kann, und 2) das Setting noch nicht kennt, und daher Verständnislücken im Text bemerkt. Dass jemand das für 400 Seiten kostenlos machen würde, ist leider nicht sehr wahrscheinlich.

Arcane Codex habe ich zum Beispiel nicht bis zu Ende gelesen, weil ich den Schreibstil extrem zäh fand; das Lesen machte mir einfach keinen Spaß.

Nick-Nack

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Re: Qualität, Preisleistung und Independent im Rollenspiel
« Antwort #52 am: 22.10.2004 | 01:04 »
Gratis hergebene Systeme werden *nie* eine Alternative oder Konkurrenz darstellen und keine Bewegung in der Branche verursachen.
Ich denke, hier liegt das Problem:
Du denkst einfach zu marktwirtschaftlich. Und gerade die Gesetze, die im Großen den Markt bestimmen, gelten für eine so kleine Community, wie den Rollenspielmarkt, nicht. Das DORP-Regelwerk gibt es gratis zum Download - und dennoch gibt es genügend Deppen ( ~;D ), die Geld dafür ausgeben.
Ich kenne viele Rollenspieler, die sich gerne als kleine Kommunisten sehen, die ein Rollenspiel kaufen, um die Macher zu fördern, obwohl sie wohl nie Zeit haben werden, es zu spielen, und die auch kostenlos ihre Arbeit ins Netz stellen. Auch, wenn vielleicht das eine oder andere potentielle Meisterwerk so verloren geht, so gibt es in der Rollenspielszene trotzdem noch genügend professionelle (im Sinne von fähig) Schreiber, die kostenlos Qualität abliefern.

Zitat
Was nichts kostet, wird auch nicht geschätzt. Eine einfache Regel.
Eine einfache Regel - aber wie gesagt: Für eine solch kleine Community gilt sie nicht.

Zitat
Wer wirklich etwas tadellos gutes gemacht hätte, würde es doch nicht verschenken.
Warum nicht? Muss jeder Mensch gleich ein grenzenloser Egoist sein?
Klar, für den Kapitalismus wäre das optimal: Schließlich funktioniert die freie Marktwirtschaft am besten, wenn jeder das macht, was für ihn selbst das beste wäre.
Aber wollen wir das?

Zitat
Es ist ein IMMENSER Unterschied, ob man eine Uhr von Aldi oder eine Rolex am Handgelenk trägt.
Stimmt. Im zweiteren Fall hat man weniger Geld in der Tasche.
Meine Meinung dazu ist einfach: Die billigere Uhr gibt mir die Zeit auch in einem Maß an, dass für meine Bedürfnisse ausreicht - und sobald sie kaputt ist, gibt es sicherlich schon tolle neue Handuhrcomputer, von denen ich schon lange träume  :d
Aber argumentierst du hier nicht gegen dich selbst? Hast du nicht selbst gesagt:
Zitat
Ein gutes System braucht keinen Markennamen und Hochglanz-Farbillustraionen um sein Geld wert zu sein.

Zitat
Ich sehe jetzt aber, warum die deutsche Rollenspielszene da ist, wo sie heute ist. Zum Glück haben die Macher von DSA anders getickt als Ihr, sonst gäbe es heute nicht ein nennenswertes, deutschstämmiges Rollenspiel. ;)
Käme es Thomas Römer und Florian Don-Schauen wirklich auf den Gewinn an, hätten sie dem Rollenspielsektor längst den Rücken zugedreht.

Zitat
Fein, dann verschenkt sie aber nicht (denn dann werden sie vergessen) und erwartet nicht, sie umsonst zu bekommen, denn dann wird der Enthusiasmus irgendwann nachlassen und nur Schüler, Studenten und Arbeitslose in ihrer Freizeit was beitragen können, was aber sofort vom Fenster verschwindet, sobald die anfangen ein richtigess Leben zu führen.
Einmal ganz davon abgesehen, dass zum Beispiel gerade bei DSA, dem größten deutschen Rollenspiel, viele Studenten an den Materialien arbeiten:
Wieder frage ich: Wieso sollte jeder Mensch nur gewinnorientiert handeln?

Offline Rauthorim

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Re: Qualität, Preisleistung und Independent im Rollenspiel
« Antwort #53 am: 22.10.2004 | 11:46 »
Ich würde für ein PDF, und sei es noch so gut gemacht, keine 20€ hinblättern. Die Verhältnismäßigkeit fehlt! Die Herstellungskosten sind weit geringer als bei einer Printfassung und zum anderen überwiegen imho die Nachteile einer PDF-Ausgabe im Vergleich zu einer Print-Fassung.
Das hat auch damit zu tun, dass ich generell PDF-Ausgaben nicht sonderlich mag. Um einen Eindruck des Systems zu vermitteln sind sie wunderbar, aber wenn ich damit spiele, will ich eine gedruckte Fassung haben. Für diese zahle ich dann auch gerne bis zu 40€. Wobei natürlich die Bereitschaft viel zu zahlen steigt, wenn das Buch gut aufgemacht ist und spannend geschrieben ist. Allein spannend/gut geschrieben zu sein rechtfertigt in meinen Augen keinen hohen Preis. Dies gilt insbesondere für 20€ PDF Dateien...


Zu dem Thema hier passen auch ein paar Threads aus dem Umfragen Board...
Würdet ihr unprofessionelles kaufen?
Wieviel darf ein Grundregelwerk kosten?
Das ist keine Signatur.

Offline Arbo

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Re: Qualität, Preisleistung und Independent im Rollenspiel
« Antwort #54 am: 22.10.2004 | 11:56 »
@ Thalamus Grondak:

Ich glaube, wir reden aneinander vorbei. Es ging mir nicht darum, 200 Stck. eines Indy-Regelwerkes zu drucken. Sinn ist folgender ... Du bist Autor und gehst auf ne Con. oder eine Messe. Ganz zwangsläufig brauchst Du da irgend etwas "Druckfestes" - da reicht kein Schild mit "Hallo Leute, mein Spiel gibt es im Netz, als PDF ..." ... da muss einfach etwas daliegen. Im Regelfall reicht diesbezüglich ein Exemplar. Das ist finanziell sicher machbar und das wird jeder (Autor) sicher auch investieren.

Nun stellt sich die Frage, ob Du ggf. etwas (!) mehr machst. Ich denke, dass sich das in Größenordnungen von 10 bis 25 Stck. abspielen wird - keine 200. Und da kann sich vielleicht die ein oder andere Alternative zum Copyshop bieten, zumal das dann auch gewisse gestalterische Spielräume lässt.

Das meinte ich mit "selber machen". Dass man auch da (ggf.) noch draufzahlt, ist klar. Es ging mir auch nicht darum, dass dann +/- 0 fahren zu müssen.

@ Cyberdance:

Ich kann Deinen Standpunkt verstehen. Nur glaube ich, dass es in diesem Bereich große "Markteintrittsbarrieren" gibt, die es ggf. unmöglich machen, als einfacher Hobby-Autor irgendwie zu Rande zu kommen. Indizien dafür wurden hier schon angeführt (Druckkosten für "richtige" Regelwerke, Illustrationen usw.). Meine Schlussfolgerung: Die meisten RSP können derzeit nur kostenlos erscheinen, weil dem Privatbereich andere Möglichkeiten fehlen.

Mit anderen Worten: Entweder machen die Großen etwas oder es passiert kostenlos (wenn überhaupt!).

Und dann kommt natürlich noch hinzu, dass wir eine Nische sind ... mit all seinen Konsequenzen (Konkurrenzkampf, wenig "Ausbeute" usw.).

Zitat
Veränderung benötigt Support und der kommt am leichtesten in der Form von Geld.

Noch besser ist es für die entsprechenden Autoren, wenn die Systeme gespielt werden. Also: Bekanntheit, Nähe zu den Spielern usw. Dieses Feedback ist enorm wichtig!

Und ich glaube, da tut sich in letzter Zeit schon etwas. Zum Glück :)

-gruß,
Arbo
« Letzte Änderung: 22.10.2004 | 12:06 von Arbo Moosberg »
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Offline Thalamus Grondak

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Re: Qualität, Preisleistung und Independent im Rollenspiel
« Antwort #55 am: 22.10.2004 | 12:44 »
@ Thalamus Grondak:
 Sinn ist folgender ...
Ah jetzt ja!
In diesem Fall wäre eine einzelne Gedruckte Version gut, um vllt eine Einführungsrunde auf einem Con anzubieten.
Nur wenige werden sich an einen Stand stellen und ein ganzes Regelwerk durchsehen.
dafür bietet sich dann natürlich an, ein paar mehr exemplare zu Drucken.
In diesem Fall sollte man allerdings den umgekehrten Weg gehen.
Diese wenigen Exemplare können dann ruhhig das Kosten, was sie auch dich gekostet haben, denn es wäre schade um die Mühe, wenn du sie für 3€ verschleuderst, und 20 von den 25 Exemplaren an Leute gehen, die einmal drin Blättern und es dann in die Schublade stecken, und nie weider hervorholen.
Mit einem Preis von 8€ überlegt sich der Käufer 2x ob er es mitnimmt.
Du wirst es natürlich schwerer haben die sachen loszuwerden, aber du kannst dir sicher sein, das der der es Kauft sich wirklich dafür interessiert.
Meine Meinung also, entweder für die Massen, oder für einen sehr sehr bengten Kreis, ein zwischending wird dich Geld und Energie kosten, aber das nötige Feedback, das dann ja dein einziger Lohn ist, wird ausbleiben.
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Offline ragnar

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Re: Qualität, Preisleistung und Independent im Rollenspiel
« Antwort #56 am: 25.10.2004 | 16:57 »
Würdet ihr Geld bezahlen für ein Independent-RPG, auch wenn es nicht soviel hermachen würde wie ein kommerzielles Werk? (sprich Degenesis zählt hier nicht) Auch wenn das Layout Mist ist und es nur ein paar schreckliche Zeichnungen hätte?

Gibt es Platz für echten Independent-Konsum im Rollenspiel?

Mich würde eure Meinung interessieren..

Ohne auf die aus dem Anfangsthread entstandene Diskussion allzuweit einzugehen: Ich glaube schon das es ein wenig Platz in Deutschland für Independent-Konsum im Rollenspiel gibt, aber der Platz ist doch wesentlich kleiner als in Ami-land(Genauso wie Shareware hier in Deutschland schlechter funktioniert als anderorts).

Ich habe mir schon so manches Regelwerk auf RPG-Now und der Forge gekauft, aber ich muss auch zugeben das meine PDF-Schmerzgrenze nur eher symbolische Beträge zulässt: 5€ für Donjon, IIRC waren 8€ für otcaNe wohl das teuerste was ich bisher erstanden habe und dabei wird es auch bleiben.

Dabei kann ich auch sagen das ich mir keine Bücher mit mehr als hundert Seiten kaufen würde (Degenesis für'n 5er würde also durchaus rausfallen!), denn zum einen lese ich nicht gerne/lang am Computer und zum anderen würde/könnte ich soetwas auch gar nicht in akzeptabler Qualität ausdrucken -> Solche fetten Schinken würde ich mir dann doch lieber in Gedruckter Form zukommen lassen.

Ich glaube das Preise in meinem symbolischen Bereich schon OK sind. Zum einen Honoriert man damit die Autoren (die ja dadurch erfahren dürften das man ihr Werk zu schätzen weis) zum anderen wird der Geldbeutel nicht übestrapaziert(und man kann Geld, wenn man denn unbedingt will darin investieren sich selbst einen Ausdruck zu machen).

Gut, dann gibt es tatsächlich noch die "Unterstützungseinkäufe", Rollenspiele die ich mir eigentlich nur geholt habe, weil ich es ganz gut finde das Rollenspiele jenseits von FanPro und F&S verkauft werden(Auch wenn mir F&S ganz sympathisch ist ;)). So besitzte ich auch u.a.(um mal bekannterese zu nennen)  Inspectres, Osiris und Lodland, obwohl ich von letzteren beiden weis das ich sie wahrscheinlich nicht einmal ausprobieren werde(Osiris:Zu kompliziert für meine Runde. LodLand:Zu uninspierierend für mich) und mir auch was Inspectres angeht nicht ganz sicher bin ob ich dies meiner Gruppe nochmal "verkaufen" kann.

Zitat
Würdet ihr z.B. Fortsetzungssettings (heute 10 Seiten hierüber, in 2 Wochen 10 darüber), Crunchy Books (10 Seiten neue Kräfte) und derart kaufen, wenn es für einen fairen Preis (1, 2, 3 €) wäre?
Äh ne, Stückwerk sollte es dann doch nicht sein.
« Letzte Änderung: 25.10.2004 | 17:01 von ragnar »

NiceGuyEddie

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Re: Qualität, Preisleistung und Independent im Rollenspiel
« Antwort #57 am: 25.10.2004 | 20:18 »
Würdet ihr Geld bezahlen für ein Independent-RPG, auch wenn es nicht soviel hermachen würde wie ein kommerzielles Werk?

Würdet ihr z.B. Fortsetzungssettings (heute 10 Seiten hierüber, in 2 Wochen 10 darüber), Crunchy Books (10 Seiten neue Kräfte) und derart kaufen, wenn es für einen fairen Preis (1, 2, 3 €) wäre?

Zur ersten Frage: Ja! Zumindest glaube ich das, obwohl ich sowas noch nie irgendwo gesehen hab(Gut ich war in meinem gesamten Leben auf einer Con, also heißt das nicht dass es sowas nicht geben kann). Aber ich halte das für gute Idee. Und es wäre sehr schade wenn dieser immense (und IMO übertriebene) Anspruch an Layout, Design und Illustrationen und deren Professionalität, der anscheinend überall in der deutschen RPG-Szene herrscht soetwas unmöglich machen würde. Denn die Leute sollten sich darüber klar werden, dass wenn sie nur Rollenspiel-Publikationen kaufen die diesen Anspruch erfüllen, all denen keine Chance geben die sich soetwas nicht leisten können, oder die sowas einfach nicht können.(seien wir ehrlich: so toll das Spiel auch ist, ich glaube nicht dass z.B. Degenesis ohne Markos Illus auch nur annähernd so erfolgreich wäre) Und damit kann man vielleichst die besten und innovativsten Rollenspiele verpassen, auf die man vielleicht schon sein Leben lang unbewusst gewartet hat, und dass nur weil man es sich nicht kauft, weil die Bilder mies sind.

Deshalb von mir: Solange der Inhalt stimmt(der wirkilich auf normalen, d.h. professionellen Niveau liegen sollte) kann ich auf alles andere Verzichten, solange der Preis stimmt.(Ab einem bestimmten Preis habe ich halt auch für Layout, Design und Illustrationen bezahlt, und möchte die natürlich auch haben.)


Und zur zweiten Frage: Klar, das würde ich mir auch für professionelle Publikationen wünschen, lässt sich aber wahrscheinlich nicht finanzieren.



« Letzte Änderung: 25.10.2004 | 20:22 von NiceGuyEddie »