Autor Thema: Fantasy-Faschismus?  (Gelesen 12549 mal)

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Fantasy-Faschismus?
« am: 29.10.2004 | 13:32 »
Ja, merkwürdige Diskussionen reissen nicht ab- diesmal: faschistoides und Rassistisches Gedankengut im Spiel.

Nein, es geht nicht um Rollenspiel in faschistoiden Welten sondern um eine grundeinstellung die mir bei vielen Fantasy-Rollenspielen aufgefallen ist- die Gleichsetzung von Rasse mit bestimmten Ideen und Moralvorstellungen; so gibt esd traditionell gute wie böse Rassen, die meist eine unterschiedliche "Wertigkeit" haben- elfen sind schön, toll hoch intelligent und supergut, Orks sind böse, dumm und häßlich.

Einen Satz wie: Es ist unsere Aufgabe als Paladine der guten Sache das Volk mit allen Mitteln gegen den Ansturm und die Korruption durch die Orks zu verteidigen! könnte man in jedem zweiten Fantasy-Rollenspiel finden.
Dummerweise ist das ein abgewandeltes Zitat von Heinrich Himmler (ersetze "der guten Sache" durch "des deutschen Reiches" und "Orks" durch "internationales Judentum"). Paladin waren übrigens eine Selbstbezeichnung der SS-Männer.

Sehe ich da irgendwas falsch? Ist das alles völlig problemlos?

Ludovico

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #1 am: 29.10.2004 | 13:37 »
Ja, ist es. Es ist problemlos, weil es diese Rassen nicht gibt.
Orks existieren und Elfen auch nicht. Man kann nicht diskriminieren, was es nicht gibt. Man kann sich auch nicht rassistisch gegenüber dem verhalten, das es nicht gibt.

Ist man als Kind faschistisch, weil man alles noch in Gut und Böse, Schwarz und Weiß einteilt?
Ich denke nicht.

Und die Nazis haben sich damals viele nette Sachen aus diversen Kulturen geschnappt und mit ihrer kranken Philosophie verbunden, damit sie besser ankommen.
Ob sich SS-Einheiten nun damals "Paladine" oder "Ritter der Tafelrunde" nannten, ist mir vollkommen schnuppe und bedeutungslos.
« Letzte Änderung: 29.10.2004 | 13:39 von Ludovico »

christian@aera

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #2 am: 29.10.2004 | 13:41 »
Das siehst du nicht falsch, jedenfalls nicht im Grundgedanken. Der gravierende Unterschied ist dabei nur, daß man im Rollenspiel spielt. Rollenspiel ist fast durchweg S/W im Fantasybereich (Ausnahmen gibt auch hier... AERA etwa). Es ist per Definition klar wer gut und wer böse ist. Das ist eine Vereinfachung, die es dem Spieler erlaubt ohne große moralische Bedenken zu handeln. Im realen Leben würde man eine schwarz-weiß Einteilung als Propaganda und Fanatismus abtun, aber im Spiel halte ich es für Entspannung, mal einen Augenblick von der ständigen Unklarheit des Alltags abschalten.

Ich kann mir aber absolut nicht vorstellen, daß irgendwer ernsthaft glaubt die Welt wäre ebenso einfach gestrickt.

Offline CrazyDwarf

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #3 am: 29.10.2004 | 13:52 »
Es ist per Definition klar wer gut und wer böse ist? Finde ich als SL persönlich langweilig. Ich lasse sich meine Spieler gerne mal das Hirn zermartern wem sie trauen können und wem nicht. Ich bringe meine Spieler gerne in Situationen in denen Sie "böses" tuen müssen um einem "guten" Endziel näher zu kommen. Ich finde gerade die Unklarheit macht in solchen Situationen den Reiz aus...
"Nimmermehr"

Offline Bitpicker

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #4 am: 29.10.2004 | 13:53 »
Na ja, es ist offensichtlich, dass es ne Menge Leute gibt, die glauben, die Welt sei tatsächlich so einfach gestrickt, wenngleich ich damit nicht sagen will, dass ihnen das von einem Rollenspiel beigebracht wurde. Derart primitives Schwarz-Weiß-Denken beherrscht doch unsere ganze Unterhaltungsindustrie, wenn man es genau nimmt. Es muss dabei nicht mal um Faschismus gehen. Der Held eines Films kann sich so asozial verhalten, wie er will, wenn er damit die Bösen ausrottet. Ich glaube nicht, dass man damit einen negativen Einfluss auf Leute hat, die über ein gewisses Maß an Intelligenz verfügen; allerdings kann es verstärkenden Effekt auf die Idioten haben, denen diese Intelligenz fehlt.

Robin

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #5 am: 29.10.2004 | 14:03 »
Was ich halt irritierend finde ist das weltbild, das da hinter steht- auch in der Fiktion. Es geht mir gar nicht um akute Beispiele oder direkte Paralellen zwischen fiktiver und realer Welt sondern um das Weltbild, das von der Spielwelt mitgetragen wird... und da finde ich es unangenehm, wenn in einer Welt, die zu meiner Unterhaltung dient so eine Schei*e steht.
Mag sein, das Kindern so eine schwarz-weiß Sicht zu eigen ist, aber heist das dann nicht auch, dass eben diese eher kindisch ist?

Online Maarzan

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #6 am: 29.10.2004 | 14:09 »
Faschismus ist denke ich hier - auch bei exakt dem Beispiel - ein typischer Bauernfängerbegriff.

In Konfliktfällen den Geger zu dämonisieren, Schwarz-Weißdenken und den Gegner der Individualität zuberauben ist weit praktiziert und erforlgreich - auch wenn es moralisch fragwürdig ist.

Faschismus zeichnet sich - würde ich einmal sagen - durch eine Einteilung der Menschen in ihren Rechten -insbesondere auch ihres Lebensrechts - über die Zugehörigkeit zur eigenen Ideologiegruppe, sei es nun Rasse, Religion, Partei. Gehörst du zu uns, gut, ansonsten bist du bestenfalls Sklave oderdirekt des Todes. Dazu kommt ein daraus gewonnenes Gefühl das Recht zu haben in andere Länder einfallen zu können und sich anzueignen oder zu Lasten der Einheimischen dort Lebensraum zu gewinnen.
Das würde ich als Kennzeichen von Faschismus sehen.

Nur nicht besonders nett zu irgendwelchen anderen Leuten zu sein reicht da denke ich nicht und reduziert das Wort auf einen rein politischen Totschlagsbegriff.

Rollenspieltechnisch würde ich Systeme als bedenklich sehen, welche diese durchaus typischen und daher passenden Vorurteile und Rassismen (man beachte auch die historischen Umstände, die die entsprechenden Welten gefärbt haben) in ihrer Welt als physikalisch real darstellen bzw. die Probleme, die eine solche Sichtweise verursacht ignorieren.  

Außerdem vergibt man so eine Menge interessanter Situationen und Konflikte, nur um manchen Leuten das Denken zu ersparen.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Ludovico

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #7 am: 29.10.2004 | 14:15 »
Mag sein, das Kindern so eine schwarz-weiß Sicht zu eigen ist, aber heist das dann nicht auch, dass eben diese eher kindisch ist?


Ist nicht auch der Spieltrieb kindisch, dank dem wir diese Spiele überhaupt spielen?
Das ganze Leben ist ernst und erwachsen und alles ist grau. Wenn ich so etwas auch nur im Rollenspiel habe, wieso sollte ich dann noch spielen?

Nick-Nack

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #8 am: 29.10.2004 | 14:18 »
Letztlich stammt das Rollenspiel eben doch von Kriegssimulationen ab - und die wären ohne konkrete Feindbilder bzw. Propaganda damals nicht vorstellbar gewesen.
Aber, man darf nicht vergessen, dass es einen entscheidenden Unterschied zwischen unserer Welt und der eines bipolaren Fantasy-Rollenspiels:
"Die Orks" (stellvertretend für alle solche Fantasyrassen oder -gruppierungen, ziemlich oft auch Glaubensgemeinschaften) sind deswegen böse, weil sie nicht über die Möglichkeit verfügen, gut zu handeln. Bei allen ist vorgesehen, dass sie nicht bekehrbar sind.
Und soetwas existiert in unserer Welt nicht.

Wenn es aber um die Frage geht, warum dann soetwas in ein Rollenspiel eingebaut wird, so ist die Antwort einfach: Weil es den Spielern erlaubt, zu Handeln, ohne zu viel nachzudenken. Wäre es anders, könnte niemals ein Spieler mit gutem Gewissen einen Ork töten. Selbst, wenn er dadurch hunderte Leben rettet, wird er sich immer fragen, ob er den Ork nicht hätte auch anders ausschalten können. Und gerade diese Gewissensbisse sind etwas, die viele Spieler nicht bei ihrem Freizeitvergnügen haben möchten.
Letztlich hat es also die gleichen Ursachen, die auch das Militär für Propaganda hat. Aber soll uns das stören? Meiner Meinung nach nein: Es ist nur ein Hobby.

Offline knörzbot

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #9 am: 29.10.2004 | 14:35 »
Das konkrete Beispiel mit den Orks von Satyr hinkt. In Fantasyrollenspielen, in denen Orks Spielercharaktere sein können (z.B. Earthdawn oder Sovereign Stones) sind solche Sprüche wohl kaum oder gar nicht zu finden.
Ansonsten gelten Orks als böse, weil 90% der Fantasyrollenspiele einem Vorbild nacheifern und das ist Tolkiens Herr der Ringe. Und das das relativ hirnlose und böse Kreaturen sind lässt sich wohl nicht bestreiten.

Rraurgrimm

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #10 am: 29.10.2004 | 14:51 »
Ich schliesse mich da Nick-Nack bis zu einem gewissen Punkt an, wuerde aber sogar noch ein wenig weiter differenzieren wollen:

Grundsaetzlich werden hier zwei gaenzlich voneinander verschiedene Arten des Rollenspiels miteinander verglichen.

Einerseits gibt es die "S/W-Fantasy" mit klaren Feindbildern: die Tolkien-Orks sind das Heer des grundweg Boesen und das absolute Gegenstueck zu den hehren Tolkien-Elfen und als pervertierte Abonimation aus diesen erschaffen worden. Bad to the Bone. Unumkehrbar. Und in solchen Spielwelten ist es sogar zwingender Grundsatz, dass dem so ist. Es darf hier keine Zweifel ueber "Gut" und "Boese" geben, der "Kampf gegen das Boese" ist es erst, was es zur heroischen (S/W) Fantasy machen kann. Nur so KANN ein Paladin auch wahrlich fuer das Licht streiten ohne von Zweifeln staendig zernagt zu werden.

Genauso wie klassische D&D-Kampagnen - mit Gegnern, die Gegner sind weil sie Gegner sind und Gegner bleiben. Drow und Elfen. Sauhagin und der Rest der Landbewohner. Ilithiden und alles was ein schmackhaftes Hirn hat. Untote und Lebende.
Plain and Simple von der Handhabung und deshalb noch lange nicht zwingend auch langweilig und oede. Hier muss man sich keine Gedanken darueber machen, wie denn bitte Tausende von Orks eines riesigen Heeres Jahrhunderte lang in einem abgeschiedenen Eck der Welt umgeben von Asche, Lava und Staub leben koennen - wovon denn bitte? Raubzuege um das Volk zu ernaehren? Handel treiben mit Tolkien-Orks?

Erst nach und nach kam dann der vorsichtige Einwand, dass man die Spielwelt vielleicht auch ein wenig "realistischer" gestalten koennte, wenn man die Feinde ein wenig komplexer macht und ihnen etwas mehr Hintergrund gibt. Vielleicht sogar eine Motivation, irgendeinen historischen Grund fuer die Feindschaft. Und mit einem Male gab es die Ausnahmen - die Verraeter am eigenen Volke, von den eigenen Leuten gejagt und von den Gegnern nach wie vor nur als Feind erkannt. Die Drizz't Do'Urdens, Kaz-Minotauren und wie sie noch heissen moegen.

Wenn die Spielwelt garstiger sein soll - und meistens geht das mit Realismus im Einklang - gibt es oft genug Grund zum Zweifel. "Toetet ALLE Orks!!!" "Uhm, Herr - auch die Unbewaffneten, die Frauen und die Kinder? Die, die uns gerade mit flehenden roten Augen ansehen und um Gnade winseln und uns Treue zu schwoeren bereit sind? Auch die, die uns - so wir sie am Leben lassen - Rache schwoeren werden weil wir ihre Vaeter toeteten als wir das Dorf ueberfielen?" Hier hat praktisch JEDER Gegner irgendeine Form der Motivation: das kann einfache Furcht vor seinem Herrscher und dem korrupten und pervertierten Machtsystem und der Ueberwachung des Einzelnen dort sein (vergleichbar hier der Zweite Weltkrieg und der normale deutsche Landser). Das kann ein fanatischer Eifer fuer einen bedauerlicherweise andersartigen Glauben sein (beispiel Islam und Christentum). Das kann die treue Schar kampffaehiger Maenner/Wesen/Monster sein, die die abgelegene Siedlung der "Monster" vor diesen staendig auftretenden Vorkommen von "heroischen Abenteurern" zu beschuetzen versuchen und an sich nur ihre Ruhe haben wollen.

Die Moeglichkeiten hier sind vielfaeltig aber die Spielwelt ist bereits eine gaenzlich andere. Der Paladin in einer solchen "realistischen" Welt hat es ungleich viel schwerer, er wird nicht immer so leicht zwischen Freund und Feind im Sinne seines Glaubens entscheiden koennen und wird oft genug erst pruefen muessen (sein Gewissen beispielsweise) ob es Rechtens ist was er da tut. Hier koennte man wohl Huma anfuehren der in der Drachenlanze denke ich hinlaenglich bekannt sein koennte.

Und welche Art von Spiel man spielen will - ob nun klassische S/W-Fantasy oder die "realistischere" Variante mit dem Motivationen dahinter und den Ausnahmen - sollte man vor jeder Art der Kampagne denke ich vorherbestimmt haben. Wobei auch spontane Wechsel mitten im Spiel sehr interessant sein koennen, man denke nur an moderne Kriegsfilme die durchaus kritisch mit dem urspruenglichen Feindbild umzugehen wissen und sich vom Hurra-Patriotismus entfernen - nachdem man diesen erst darzustellen versuchte um dann den Wandel der Hauptpersonen als sie den eigentlichen Schrecken und die Grauen des Krieges nach und nach begreifen deutlich zu machen.

Wolf Sturmklinge

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #11 am: 29.10.2004 | 15:45 »
Naja,

a) ...diese Rassen gibt es nicht.
b) ...Orks/Drows/rote Drachen/Dämonen/Etc. sind nunmal 'böse', und das auch fast durch die Bank weg (Huhu Drizz't!), daß gibt es in real ja nicht. Kein Volk ist von grundauf böse.

Somit habe ich kein Problem damit, wenn man Orks als böse bezeichnet.

Offline CrazyDwarf

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #12 am: 29.10.2004 | 16:25 »
Diese Rassen gibt es nicht ist kein Argument sie eintönig - und damit langweilig - zu gestalten. Was böse ist wird immer Ansichtsache bleiben. Was für den einen Böse ist für den anderen vielleicht bittere notwendigkeit des Überlebens. Ich möchte jetzt nicht irgendwie Orks/Rote Drachen/Ilithiden und was der Geier nicht was in Schutz nehmen sondern lediglich darauf hinweisen das es für alles eine Motivation respektive zwei Seiten der Medaillie gibt ;-)
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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #13 am: 29.10.2004 | 16:30 »
Eine Einteilung in gut und böse hat mich Faschismus nichts zu tun.

Ich möchte an Afghanistan d20 erinnern: Hier durften die Spieler US - Soldaten (=Helden?)verkörpern, um gegen die bösen Taliban-Milizen(=Orks?) zu kämpfen. Das fande ich persönlich geschmacklos, aber nicht faschistisch.

Oder will jemand den USA Faschismus vorwerfen ?  ::)
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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #14 am: 29.10.2004 | 16:35 »
Fachismus nicht, aber Machtsicherung durch Mikromilitarismus. Aber das ist wohl OT.

Offline Megan

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #15 am: 29.10.2004 | 17:03 »
Wer eine schnelle simple Runde planen will, wer eine Runde im Stile von HdR spielen will oder wer einfach keine Lust hat, sich mit sowas auseinanderzusetzen, der nimmt böse Orks/ Drachen, etc. Das ist easy.

Im Dungeon fragt auch keiner, ob die Skelette, die grad auf Dich einprügeln im Grunde ihres (inzwischen zu Staub zerfallenen) Herzens eigentlich gut sind - und immer nur falsch eingeschätzt werden. Ich denke mal, diese Einteilung ist häufig nunmal ein wesentliches Element des Plots.

Spannendes Rollenspiel fängt meiner Meinung nach an dem Punkt an, wo mein Charakter mit seiner Schwarz-Weiss-Sicht plötzlich in einen grauen Bereich schliddert und Entscheidungen treffen muss, die über das "Ork sind böse" hinaus gehen.
« Letzte Änderung: 29.10.2004 | 17:17 von Megan »

Offline Fat Duck

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #16 am: 29.10.2004 | 17:46 »
Ich wage zu behaupten, dass früher (im 1. Weltkrieg/Mittelalter/Antike/Frühgeschichte usw.) die Leute nicht so sehr darüber nachgedacht haben, ob die bösen Araber/Juden/Franzosen/Türken whatever auch gut sein können.
Man war heroisch weil man für sein Vaterland/seine Religion/sein Volk gekämpft hat.
Natürlich war das meist nur offziell so, aber um das Wohl seiner Gegner hat man sich trotzdem nicht sonderlich gekümmert.
Abgesehen davon denke ich, dass die Menschen damals sehr viel besser mit dem Tod zurecht kamen als heute. Wenn man davon auseghen kann, dass man 3/4 der eigenen Kinder sterben sieht, dann wird man wohl etwas hartgesottener.

Und diese Mentalität spiegeln Fantasy-Welten wider!
Man spielt nunmal grundsätzlich eine Seite und macht sich nicht die Mühe auf die Kehrseite der Medaille zu achten.
Hier fragt keiner nach Grundrechten/Menschenrechten/Völkerrechten.
Hier gibt es keine weinenden Drachenmütter, die Siegfried wegen Tierquälerei/Sachbeschädigung/Totschlag anzeigen.
Hier gehört der Tod zum Leben udn man denkt sich nur: "besser die als wir".
I can see what you see not, Vision milky then eyes rot.
When you turn they will be gone, Whispering their hidden song.
Then you see what cannot be, Shadows move were light should be.
Out of darkness, out of mind, Cast down into the halls of the blind.
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Offline Falcon

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #17 am: 29.10.2004 | 17:57 »
ich hab nicht mal Probleme mit der Gut/Böse Sichtweise in Rollenspielen.

Was mich aber immer wieder irritiert sind die festgelegten Eigenschaften der Rassen wobei die Menschen IMMER das Maß aller Dinge sind.
Menschen sind immer die flexibelsten und anpassungsfähigsten, Nur Menschen haben nie oder am wenigsten Klassenbeschränkungen und mit die meissten Freheiten im Rollenspiel -alles andere sind nur Abweichungen mit Schwerpunkten in einer Richtung. Warum eigentlich. Menschen allgemein haben auch gewisse, feste Eigenschaften die man sich einfach freihält.

Wer behauptet eigentlich das Menschen so wunderbar flexibel sind? Im Grossen und Ganzen würde ich Menschen als nicht mal besonders friedfertig einstufen, sie passen ganz gut in die Rolle der Orks.
Warum werden sie nicht als gewalttätige, kriegstreibende Rasse dargestellt die sie sind (wir reden hier vom Gros ja? nicht von einzelfällen)?

Menschen können alles, alle anderen Rassen werden auf Vorurteile festgenagelt. Mich hat das schon immer gestört.

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Miriamele

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #18 am: 29.10.2004 | 18:01 »
Eine Welt, in der es Gut und Böse gibt und die Unterscheidung zwischen ihnen leicht ist, hat natürlich ihren Reiz. Das hat nichts mit Faschismus zu tun, sondern mit Unterhaltung. Diese Einfachheit erlaubt es einem, abzuschalten und nicht so genau drüber nachdenken zu müssen. Schlecht ist, wenn Leute dieses Denken auf die echte Welt übertragen. Ganz schlecht ist, wenn solche Leute Präsidenten von Supermächten werden. Aber ich schweife ab. ;)

Ich persönlich mag es lieber ohne klassisches gut/böse, Grautöne sind doch viel interessanter. Wobei, es ist auch ganz schön, bei Werewolf einfach zu wissen, dass die Black Spirals durch und durch verdorben und korrumpiert sind und man sie einfach vernichten kann, wo man sie trifft... Das befriedigt den Butt-Kicker in uns. ;D

Offline Chaosdada

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #19 am: 29.10.2004 | 20:23 »
Obwohl ich allgemein solche Begrifflichkeiten wie gut und böse für nichts angebracht halte, finde ich sie im Rollenspiel doch als wertneutrale Beschreibungen in Ordnung.
Spielt man einen halbwegs intelligenten und nicht durch Fanatismus verwirrten Charakter (denn andernfalls sind solche Begriffe ja ganz selbstverständlich - für einen überzeugten Nazi sind Juden einfach böse und fertig), sollte dieser sich im klaren sein, dass seine Feinde nicht aus purer Boshaftigkeit handeln, sondern aus ihren eigenen Motiven, wie auch der Charakter selbst. Das braucht ihn aber nicht daran hindern kein Erbarmen mit ihnen zu haben. Die Orks haben (meist) ja auch keins und so ist nun mal der Lauf der Welt. Speziell in einer Fantasy-Welt ist Schicksalsergebenheit normal, schließlich ist die ja ans Mittelalter angelehnt. Die Götter haben mich nicht als Adeligen geboren, sondern als einfachen Mann und ich habe meine Pflicht zu tun und ihnen zu gehorchen (denn sie herrschen durch Gottes Gnade). Ich muss die Orks töten, denn sie bedrohen uns, so ist die Welt nunmal.

Gast

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #20 am: 29.10.2004 | 21:03 »
Ich werfe dem Fantasy-Genre und vorallem Herr der Ringe ja schon lange vor dass es Ansätz zu rassitischen Gedankengut beinhaltet. Die per definition bösen Orks, die Herrerasse der Elfen, die klischehaften Hobbit, etcetera... zudem vermischt mit den beiden sehr platten Grundkonflikten Gut gegen Böse und Chaos gegen Ordnung. (Natürlich weiss ich dass man die Rassengesellschaft von Tolkien auch Abbildung der Klassengesellschaft verstehen kann, aber bei dem Ansatz bleiben dann die Orks dummerweise stets etwas aussenvor... da kommt man um den Rassismus kaum drum herum)

Alles in Allem bietet Fantasy ein sehr vereinfachendes Weltbild, und das ist meines Erachtens schlussendlich auch einer der Gründe wieso Fantasy so beliebt ist - es eigent sich ideal als Fluchtwelt vor einer Realität wo Gut/Böse/Ordnung/Chaos eben nicht eindeutig zugeteilt sind in eine Welt wo alles noch seine gute Ordnung hat und wo strahlende Saubermänner ehm Helden gegen Chaos und Bosheit antreten.

Dass es Orks in der Realität nicht gibt macht die ganze Sache meines Erachtens ganz und gar nicht besser oder harmloser - denn jeder Mensch ist in der Lage Metaphern zu verstehen und ein Gedankengut bzw einem Weltanschaung kann auch anhand von Metaphern vermittelt werden oder sich einprägen.

Natürlich möchte ich hier niemanden unterstellen dass er eine solche vereinfachendes Weltanschauung hegt, aber selbst die besten Warnsensoren vor vereinfachenden Weltbildern werden durch stetigen Reiz unterhalb der Reizschwelle irgendwann mal stumpf und taub.

PS: die italienischen Neo-Nationalsozialisten haben Herr der Ringe ja schon lange zu ihrem Kultbuch herhoben und veranstalten zB regelmässIG "Hobbit Camps" für ihre Hitl.. ups Hobbitjugend.

« Letzte Änderung: 29.10.2004 | 21:13 von Gelasma »

Offline Haukrinn

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #21 am: 29.10.2004 | 21:18 »
Ich verstehe immer noch nicht die Kernfrage der Diskussion. Geht es nun darum, zu klären, ob Rassismus und striktes Moraldenken im Rollenspiel nichts zu suchen haben; oder soll das hier nur eine Barinstorming-Ideensammlung werden??? Ich würde ja gern meinen Senf dazu geben, aber ich sehe einfach den hiesigen Kernpunkt nicht  ???
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Offline Megan

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #22 am: 29.10.2004 | 21:19 »
Ich dachte, es sei "allgemein anerkannt" dass Tolkiens HdR rassistische Züge trägt. Im Zuge der Filme wurde dieses Thema doch nun ausgiebig diskutiert und besprochen. Also ich weiß nicht.. ist es denn unbedingt nötig hinter allem immer gleich versteckten Rassismus zu suchen (jetzt bezogen auf Fantasy und nicht HdR)? Es gibt tausende von Geschichten mit dem Plot Gut gegen Böse. Aliens sind auch "böse", genauso wie Skelette, Untote, Vampire (jetzt wird die VtM-Fraktion vielleicht Einspruch erheben). Es gibt nun mal Geschichten / Systeme, in denen Orks grobschlächtige Monster sind. Andererseits ist das aber auch nicht die allgemeingültige Definition. Earthdawn-Orks sind auch nicht böse und Elfen keine Überwesen und selbst beim Larp habe ich schon oft Orks erlebt, die allgemein akzeptiert wurden.

Also wo liegt das Problem? Wenn doch dann bei Leuten, die zwischen Spiel und Realität nicht trennen können. Aber mal ehrlich: Solche Leute haben doch eigentlich insgesamt ein Problem.

Mal so provokant in den Raum gestellt: Dass bei Shadowrun und Co. regelmäßig irgendwelche Leute über den Haufen geschossen werden ist doch keinen Tick besser als Orks zu diffamieren..

Grüße,
Micha

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #23 am: 29.10.2004 | 21:23 »
Die platte Reduktion von Sachverhalten auf den Konflikt Gut gegen Böse ist natürlich nicht rassitisch. Wir wollen den Begriff ja auch nicht völlig verwässern, da wird ja bereits oft genug gemacht. Für das die Gut-Böse-Vereinfachung gäbe es ein es eigenes, treffendes Fremdwort - bloss will es mir nicht einfallen. *hilfe*

Aber haukrinn du hast, wenn sich alle mehr oder weiger einige sind dass solche Tendezen bei Fanatsy zu finden sind, dann ist das hier wirklich nur ein Brainstorming.


« Letzte Änderung: 29.10.2004 | 21:30 von Gelasma »

Catweazle

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Re: Fantasy-Faschismus?
« Antwort #24 am: 29.10.2004 | 22:09 »
Ich kann an Fantasy nichts faschistoides finden.

Der Vergleich Orcs zu Menschenrassen scheitert gleich in mehreren Punkten:
1. Orcs sind keine Menschen. Europäer, Asiaten, Nigride, etc. schon.
2. Orcs leben in einer Welt voller Magie in der das Böse Gestalt annehmen kann. Auch in Form eines Volkes. Im Gegensatz zur Realen Welt kann es hier tatsächlich ein Volk geben, das von Grund auf böse ist. Es ist ja Fantasy. Muss natürlich nicht sein, aber wenn ein Sauron das Böse aus den Elfen zieht und daraus Orcs macht und dann ein Saruman sie noch aggressiver und gefährlicher züchtet dann ist nichts faschistoides an dem Gedanken sie ausrotten zu wollen. Sie sind spieltechnisch gesehen Antagonisten. Zum "Volk" mutierten sie erst in moderneren Rollenspielen, die aber auch differenzierter an das Thema herangehen.
3. Das transportierte Weltbild ist keine Frage der Fantasy. Auch im typischen Sci-Fi-Rollenspiel gibt es meist den "Feind" und wenn ein Rollenspiel das Töten mit Erfahrungspunkten belohnt ist die transportierte Botschaft klar. Bei Cthulhu sragt ja auch keiner "He - sind die Uralten nicht auch im Grunde nur Menschen. Die wollen ja auch nur leben. Da muss man sie ja nicht töten.".
4. Der wichtigste Punkt: wer nicht zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kann sollte die Finger vom Rollenspiel lassen. Egal ob Fantasy oder irgend etwas anderes Genre.