Das HeroQuest-System sieht ganz nett aus, um den regeltechnischen Aspekt abzudecken. Mit diesem gab es in meinen Gruppen aber eh noch nie Probleme, so daß ich hier den Sinn nicht so wirklich sehe. Andererseits sehe ich nicht, wie die vorgestellten Konzepte den weitaus wichtigereren, nämlich den rollenspielerischen Part, unterstützen und so entlasten können.
Naja, sieh es so. Heroquest ist ein dramatisch, heroisches Setting, wie die meisten Fantasyspiele da draußen. Darin geht es also um die Figur der Helden, den zentralen Hauptfiguren. Hin und wieder macht es aber keinen Sinn, die Helden die ganze Zeit alleine rumlaufen zu lassen, oder die Helden möchten selber Leute anführen. (Ich weiß, ich hab Spaß daran.) Nun hast du ja schon recht richtig festgestellt das die Gefolgsleute die Helden, in diesem Genre/Stil, nicht überschatten sollten. Was ist also die logische Schlußfolgerung? Ganz klar, Gefolgsleute sind infach nur Teil des Charakters, genauso wie sein magisches Schwert und sein treuer Hund. Sie sind dazu da, um ihn cool aussehen zu lassen, und genau das macht HQ.
Vergleichen wir mal Exalted und Heroquest, wie sie damit umgehen:
Szenario: Ein epischer Held, Canon, zieht umher um führ Ruhm, Ehre, Kohle und die nächste hübsche Dame zu kämpfen. Mit ihm ziehen seine treuen Kumpanen "Bob" der Jäger und "Helbar" der Geschichtenerzähler. In der Geschichte, die (hoffentlich) irgendwann mal von Canon erzählt werden wird kommen sie zwar vor aber eher als Fußnote.
Exalted: Ich hab das Buch nicht zur Hand, aber IIRC hätte Canon in Exalted den Background ... Hmmm, Allies? Followers was nicht. Naja, egal. Canon hätte auf jeden Fall einen Background (dessen Name mir gerade entfallen ist), der ihm pro Stufe einen fähigen Gefolgsmann einbringen würde. Diese Gefolgsmänner werden vom SL gespielt, und haben ein eigenes Charkterblatt mit Werten und dem ganzen Drumrum. Die müssen zuerst mal erschafft werden (nach den Regeln für Heroic Mortals) und werden dann halt mit einem Hauch von Persönlichkeit etc. ausgestattet.
Heroquest: Canon hätte auf seinem Charakterblatt drei kleine Vermärke stehen:
-Leader of Followers 17
-Bob: Hunter 17
-Helbar: Bard 17
Canon hat also nun zwei Gefolgsleute, die ihm die Dienste eines Jägers und eines Barden einbringen. Wenn er Hunger hat, kann er Bob auf die Jagd schicken, und würfelt dann mit Bobs Keyword von 17. Oder er kanns elber auf die Jagd gehen, und würfelt dazu seine eigene Jagdfertigkeit von 8W (=28, wir reden hier immerhin von einem Helden in Spee.), mit einem +2 wenn er Bob mitnimmt und ihn als Augment einsetzt.
Im Falle von Exalted muß sich der Spieleleiter mit zwei zusätzlichen Charakteren herumplagen und womöglich auch noch Dialoge zwischen Canon und seinen Gefolgsleuten spielen. In Heroquest ist ein Retainer nicht mehr als ein Schwert, die Liebe zu seiner Familie oder die Fähigkit in Tier zu häuten: Einfach eine weitere Fähigkeit auf dem Charakterblatt, die dazu dient den Charakter cooler aussehen zu lassen.
Wenn man im Gegensatz
möchte das Gefolgsleute wichtig sind, wenn der Charakter zB. Anführer einer Räuberbande ist und schauen muß, das er sie bei Laune hält um, damit sie nicht abhauen oder ihn gar verraten, dann geht das natürlich auch, indem man einfach sehr darauf achtet, das das Verhältnis des Charakter zu den Gefolgsleuten, ausgedrückt durch die Beziehung "Anführer der Räuberbande" oft auf die Probe gestellt wird. So kann es vielleicht sein, das der Charakter die Gefolgsleute davon überzeugen muß ihm zu folgen, obwohl es in die andere Richtung fettere Beute gäbe. Dann würde er seine Beziehung "Anführer der Bande" in einem Wettstreit gegen die "Gier auf Gold" der Räuber messen müssen, um nicht die Kontrolle zu verlieren.
Was will man mehr?
M