Der gute Jan Stetter , derjenige der mich auf Agone brachte, schrieb folgendes zu dem System. Der Text wird hier mit seinem Einverständnis gepostet, Kudos an den alten Haudegen
http://www.janstetter.de/rpg/agone/einfuehrung.htmAgone
Epic RPG in the Twilight Realms
GENRE: Fantasy (Richtung: Barock, Gothik)
VERLAG: Multisim
VORSTELLUNG
Der Hintergrund von Agone basiert auf einer in Frankreich relativ populären Roman-Trilogie von Mathieu Gaborit¸ 'Les Chroniques des Crépusculaires'. (Die Einzelbände heißen 'Souffre-Jour', 'Les Danseurs de Lorgol' und 'Agone' und sind im 2001 in einem komplett überarbeiteten und erweiterten Sammelband bei Les Éditions Mnémos wiedererschienen.) Das Setting läßt sich am besten mit den Worten ´Barock mit vielen mittelalterlichen Elementen´ beschreiben (Stil: Gothisch).
Harmundia ist eine düstere, teilweise stark mythisch-märchenhafte Welt, in der man u.a. Leibers Lankhmar, Peakes Gormenghast, griechische Sagen, viktorianische Märchen und vieles mehr als Inspiration - aber auch nur als solche, nicht als billiges Plagiat - erahnen kann. Agone, bzw. die Geschichte von Harmundia, erinnert in vielen Aspekten an ein phantastisches Theaterstück: An sich ungreifbare Aspekte, wie z.B. Schöpfung, Jahreszeiten, Macht, Korruption und sogar Magie, bekommen stoffliche Präsenz und teilweise sogar eine humanoide Gestalt mit entsprechender Persönlichkeit. Magie und daraus Geschaffenes manifestiert sich u.a. in Form von Künsten - Tanz, Musik, Dichtung, Malerei oder Bildhauerei.
Die Spielwelt Harmundia ist in ein permanentes Halblicht getaucht, in dem sich allerlei Kreaturen der Nacht und Finsternis an die Oberwelt trauen. Aber auch ohne diese dämonische Menagerie hat Harmundia allerhand Abwechselung zu bieten - so gehören neben Zwergen und Elfenwesen auch Minotauren, Medusen, Oger, Satyre, Schwarze Feen, Kobolde und Riesen zum alltäglichen Bild der Straßen in den großen Städten. Neben den Normalsterblichen gibt es auf Harmundia Magier, die mit der abgesonderten Energie kleiner Geisterwesen, der sog. Tänzer, zaubern können. Einer weitaus spezielleren und delikateren Gruppe, noch außergewöhnlicher als die Magier, gehören die Charaktere an: Sie sind die Inspirierten. Einem Inspirierten steht neben einer besonderen Kraft, der Flamme, auch ein besonderes Wissen zur Verfügung: Die Maske, eine dunkle und zutiefst bösartige Gottgestalt, versucht mit ihren zahlreichen Schergen, das Angesicht Harmundias für immer zu verändern und seine Bewohner ins Unglück zu stürzen - und nur die Inspirierten haben vielleicht die Macht, diesen Prozeß aufzuhalten. Vielleicht... (© DRoSI mit eigenen Zusätzen)
KOMMENTAR
AGONE ist eine der großartigsten Welten mit einem der besten Systeme, das/die mir je in meinen langen Jahren des aktiven Gamings begegnet sind! Dieses System mitsamt Hintergrund und Welt ist derart liebevoll, innovativ und interessant gestaltet, daß eigentlich jeder Fantasy-Rollenspieler zumindest in das Basisregelwerk unbedingt einen Blick werfen sollte. Die unzähligen guten Rezis und Bewertungen allein im deutschen Netz (z.B. DROSI, Ringbote) können das wohl bestätigen.
Agone ist eine phantastische, unheimliche, wunderschöne, dunkle Welt mit außergewöhnlichen Charakter- und Rassearchetypen, ausreichend detaillierten Weltbeschreibungen, dunkel wunderbarer Magie, bösartigen Mächten der Finsternis und epischen Abenteuern. Stellt Euch die Welt des Barock vermischt mit der des Mittelalters vor, mit vielen Eigenarten des Fantasy-Rollenspiels sowie wunderbaren Optionen für Elemente des Steampunk (à la Iron Kingdoms) z.B. in magischen Bilderwelten, und Ihr wißt ungefähr, was Euch erwartet. Daß dieses System nebenbei aus Frankreich kommt, macht es doppelt sympathisch, denn es ist mal nicht der mittlerweile typische Fantasy-Einheitsbrei mit Tabellentotschlag. Bisher kann ich jedenfalls erfreut feststellen, daß Agone jeden einzelnen und jede einzelne in unserer Gruppe in seinen Bann geschlagen hat und das Rollenspiel nachhaltig verändert sowie die Freude daran wirklich deutlich vergrößert hat.
Die Charaktererschaffung geht nicht unbedingt furchtbar schnell von der Hand, weil das Grundregelwerk nicht perfekt strukturiert ist und keine richtigen Index besitzt. Außerdem beginnen die SC nicht als Newbies, sondern bereits mit einigem Können. Dafür bietet das stufenlose System allerdings absolut freie Wahl bei der Erschaffung wie auch Entwicklung (!), wobei ich gleich jedem Meister rate, nicht gar so sparsam mit den EP zu sein. Mein Dieb begann beispielsweise ganz klassisch und ist inzwischen zu einem sehr fähigen Magier und Diplomaten avanciert, der aber natürlich nach wie vor seine Diebesfertigkeiten voll in Anspruch nehmen kann. Bei der Entwicklung ist wundervoll, daß man sich je nach Lust und Laune überlegen kann, Punkte in klassische Fertigkeiten, übergreifende Attribute oder in den mystischen Teil des SC zu stecken, in die Flamme. Das Steigern der Flamme ist zunächst sehr vorteilhaft, weil sich das auf alle Aktionen auswirken kann, allerdings wird es nachher so teuer, daß man automatisch zu anderen Optionen greift, wenn man schon ein anständiger Flammenträger ist. Außerdem gibt es bestimmte Endpunkte, an denen man normalerweise nicht mehr besser werden kann. Fertigkeiten enden z.B. in der Regel bei 10, also der absoluten Meisterschaft. Neben diesen crunchigen Steigerungen kann man nach Wunsch auch in zahlreichen fluffigen Gebieten seine Meriten verdienen. Ein Kämpfer kann zum Magier werden, ein Magier das Schwertschwingen verbessern. Viele Punkte der Charakterentwicklung können dabei also sehr rollenspielerisch gehandhabt werden.
Auch die Tatsache, daß es so viele Magieformen gibt und man z.B. mit Hilfe von Tänzern zaubern kann, die für viel Geld käuflich zu erwerben sind, erleichtert das Schnüffeln in anderen Gebieten. Große Krieger können bei einem Meister weitere, mächtige Artful Thrusts (Spezialtechniken) lernen, die im Kampf keine Kompromisse zulassen, und Magier können ihre Tänzer immer weiter trainieren und verbessern. Auch die Magierichtungen der Tänzer sind wunderbar gestaltet, denn die drei Formen - Jornistik, Eklipsistik und Obskurantismus - unterscheiden sich maßgeblich in Zauberart, Weltsicht und Tänzerbehandlung, sind aber nicht in die klassisch-moralischen Kategorien „gut“ und „böse“ einzuordnen.
Wer in Flamme auf 10 kommt (fast utopisch), wird zu einem Erleuchteten und magischen Wesen, einem Halbgott gleich, der aber nicht mit den Halbgöttern beispielsweise in den FR verglichen werden darf. Ohnehin sind die Götter (z.B. die Musen der Jahreszeiten) sehr mythisch und weniger präsent (Ausnahme: die Maske) als in anderen Welten, wie Harmundia ohnehin viel Raum für eigene Ideen läßt und recht frei ist, solange man sich nicht allzu weit vom Grundwesen der Welt entfernt. Ebenso sind die Zauber überaus stilvoll und nicht so technisch wie bei D&D, und da die Masse überschaubar ist, kann man viel eigene Kreativität einsetzen, um Bestehendes zu erweitern oder Neues zu schaffen - was auch für die Flammenfähigkeiten gilt, die man mit jedem Flammenpunkt bekommt.
Sehr gelungen ist bei Agone die stete Erkenntnis der eigenen Verletzlichkeit. Auch wenn man bereits ein mächtiger Charakter ist, kann der nächste Riese oder Minotauer mit zwei gelungenen Schlägen das Lebenslicht unrettbar ausblasen. Es ist also nicht so, daß der Mensch plötzlich an Stärke einen Oger oder gar Minotauer übertrumpfen kann. Und ein recht guter Magier kann mit etwas Würfelglück und einem Glückspunkt einen gestandenen Minotauren innerhalb einer Runde mit einem machtvollen Blitz komplett zu Asche zerbröseln oder so fein bezaubern, daß der garstige Axtmeister nur noch ein lieber Kerl ist. Das gute daran ist: Die SC wissen, daß diese ganzen Optionen auch den NSC offenstehen, so daß mit ausreichend Vorsicht durch die Welt gezogen wird/werden sollte. Ein mächtiger Choreograph (Magier, der mit mehreren Tänzern zugleich zaubern kann) ist ein so furchtbarer Gegner, daß sogar unsere Profigruppe nichts mit dem zu tun haben möchte. Die SC sind zwar den normalen Menschen überlegen, aber eine größere Gruppe von Schlägern kann durchaus eine ernsthafte Bedrohung darstellen.
Das schnelle System funktioniert nur mit einem einzigen d10 und macht daher vieles berechenbarer als mit einem d20. Eine 10 wird erneut geworfen, eine 1 allerdings auch. Schaden, Treffer, Fertigkeiten etc. basieren alle auf Mischungen zwischen festem Können (z.B. Attribut + Fertigkeit) und dem Würfelwurf, so daß auch ein geschickter Rapierkämpfer heftigen Schaden anrichten kann.
Also klares Urteil: Absolut outstanding und breathtaking. Kaufen - Spielen - Lieben. Agone ist für mich mein/e "Einsame-Insel"-System/Welt und eine der wertvollsten Sammlungen in meinem Gamerschrank. Allerdings ist Agone nichts für klassischer Slayer und etwas - sagen wir mal - uninspiriert geradlinige Spieler mit wenig Sinn für Mystik und das Künstlerisch-Kreative im Menschen. Und leider ist Agone auch nichts für Kampfkäufer, denn neben dem Grundregelwerk und einigen wenigen Zusätzen ist alles nur in Französisch zu haben, was sich auch nicht mehr ändern wird, denn Multisim ist pleite und daher mau. Wer also die letzten englischen Bücher in englischen oder deutschen (Web-)Shops noch abgreifen will, sollte sich auch, solange es noch geht,
- die Grey Papers (Weltenbuch:
http://drosi.tuts.nu/md/md2001_185.htm),
- den Grimoire (Magiezusatzbuch:
http://drosi.tuts.nu/md/md2001_187.htm),
- den Meisterschirm mit grandioser Farbkarte (GM-Pack:
http://drosi.tuts.nu/md/md2001_186.htm) und
- die wunderschöne Kampagne King of Spring (
http://drosi.tuts.nu/md/md2001_184.htm) besorgen.
Ein (mäßig bebildertes) Monsterbuch gibt es nur in französisch, aber als Monsterbuch bietet sich z.B. das Monsternomicon an, zu dem ich eine Konvertierungstabelle von d20 zu Agone verfaßt habe (s.u.).
REZENSIONEN
DROSI:
http://drosi.tuts.nu/md/md2001_110.htm (mit Systemvorstellung)
Ringbote:
http://www.ignorat-design.de/ringbote/ro...onen/agone.htmlRPGNet:
http://www.rpg.net/news+reviews/reviews/rev_5848.htmlLINKS
Agone-Arts:
http://boriscourdesses.com (Galerie > Couleur)
Beispiel - Stadt:
http://boriscourdesses.free.fr/images/couleur/orkhane.jpgBeispiel - Waldsiedlung:
http://boriscourdesses.free.fr/images/couleur/fraine.jpgBeispiel - Ritter:
http://boriscourdesses.free.fr/images/co...s-mandalore.jpgFranzösischer Agone-Webring:
http://s.webring.com/hub?ring=agoneFranzösische Agone-Enzyklopädie:
http://www.harmonde.info/Französische Fanseite:
http://www.sden.org/jdr/agone/ ,
http://agone.ledonjon.org/ ,
http://siphlim.free.fr/ ,
http://centresprit.online.fr/Agone bei Grofafo:
http://tanelorn.net/index.php/topic,11060.0.htmlZuverlässiger französischer Händler: Temple du Jeu
http://www.letempledujeu.fr/catalogueMATERIAL
Karte von Harmundia:
http://www.janstetter.de/images/Agone_Harmundia.gifAbenteuer ´The Sanctuary of Elegius´:
http://www.janstetter.de/download/rpg/Agone%20-%20Sanctuary%20of%20Elegius.pdfSC-Bogen (Eigenkreation):
http://www.janstetter.de/download/rpg/Agone%20-%20CB%20(V1).zipERSCHIENENE SUPPLEMENTE
ENGLISCH
Basis- und Quellenbücher:
- Agone (Core Rules & Campaign Setting), Grey Papers, Grimoire Vol. 1, GM Screen / World Map
Abenteuer / Kampagnen:
- King of Spring
FRANZÖSISCH
Basis- und Quellenbücher:
- Agone, Les Cahiers Grises, Le Grimoire, L´Art de la Coniuration, Le Bestiaire, Les Organisations, Les Automnins, Dramatis Personae, Abyme, Codices der Rassen und Klassen, Ecrat d´EG
Abenteuer / Kampagnen:
- Le Monarque des Jonquilles, Eclat de Sang, Le Sentence de l´Aube, Le Violon de l´Automne
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