Wo sind die Spieltheoretiker, die diese Fragen sonst beantworten?
Wer ruft?
Nun denn, eine komplette Abhandlung zu Belohnungs-XP, kommt sofort. Ihr habt es ja so gewollt...
Wie kann man es sich anmassen sich selbst über andere erwachsene Leute, seine eigenen Freunde zu erheben und im nachhinein ihr Spiel zu evaluieren?
Genau! Wie kann einer sich erdreisten, zu entscheiden, ob Aktionen von Spielern gelingen oder nicht? Wie kann einer die Schwierigkeiten, die Szenen, die Gegner zu bestimmen? Warum hat überhaupt ein Teilnehmer mehr Macht als die anderen? Ich sag´s ja schon immer: schafft den SL ab!
Und jetzt mal im Ernst:
Es gibt im Rollenspiel 2 Möglichkeiten. Entweder ich vertraue einer Person und gebe ihr (aus völlig freier Entscheidung) besondere Befugnisse, also SL-Macht, oder ich tue das nicht. Deswegen ist dein Argument, es sei ja wohl die Höhe, wenn sich einer über die anderen aufschwingt, nicht schlüssig. Alle haben dafür gestimmt den SL mit besonderen Kompetenzen auszustatten. Welche das genau sind, hängt von der Gruppe ab. Aber jetzt auf die Rollenspiel-XP abzuheben ist kurzsichtig. Genauso könnte ich mich beschweren, dass ein Spieler die Macht hat, einem anderen mehr Spotlight zu verschaffen als dem Rest. Denn das kann der SL auch.
Ein SL besteht per Definition darin, dass ein Spieler sich von den anderen abhebt (durch mehr Macht). Entweder ich kritisiere dieses Konzept komplett oder nicht. Deswegen zieht dein quasi-ethisches Argument logisch gesehen überhaupt nicht.
Bleibt also die Frage, ob Rollenspiel-XP
sinnvoll sind. Und dazu muss der Elch mal wieder den alten Skinner bemühen. Wenn man will, dass Leute etwas tun, dann belohne sie dafür. Tun die Spieler also etwas, was gut ist, sollten sie belohnt werden. Und bevor jetzt jemand nörgelt, man könne die Spieler doch nicht wie Ratten "dressieren" - stimmt. Es kann aber eine Entscheidung der Gruppe sein, ein bestimmtes Verhalten zu fördern. Und die Gruppe kann sich bewusst auf so etwas einigen. Dann ist es IMO durchaus legitim, auch Belohnungen dafür zu vereinbaren. "Coole Spieler-Aktionen XP" sind also eine tolle Sache. Wobei es nicht zwingend XP sein müssen, es soll ja gerüchteweise auch Spiele ohne Xp geben...
Es kommt auf den Belohnungswert an.
Welche Leitlinien würde ich dann für CSAXP
vorschlagen?
- Man bespricht vorher genau, wofür die XP vergeben werden sollen. Das sollte möglichst im Konsens geschehen.
- Man übergibt die Vergabe der XP einer vertrauenswürdigen Instanz (SL, Einstimmigkeit der Spieler, Mehrheit der Spieler, einzelnen Spielern, Regeln).
- Man verteilt die XP möglichst dicht am zu belohnenden Verhalten und auf keinen Fall erst am Ende der Sitzung! Das ist einfach ein Verhaltensbiologisches Moment: Verstärkung wirkt besser, wenn sie dicht am Verhalten gegeben wird.
Wenn man CSAXP so vergibt, könne die wirklich nützlich sein. Und nun mein Lieblingshinweis in letzter Zeit: PtA!
Die Fan Mail sind im Endeffekt genau das: von den Spielern verteilbare XP (naja, Goodies eben), die direkt nach dem Verhalten gegeben werden. Kriterium: der Spieler fand die Aktion des anderen
Spielers (nicht zwingend des Charakters) cool. Echt gute Sache!!
Zum Abschluss mal was zum Thema.
Ich persönlich finde Rollenspiel-XP trotzdem doof. Weil ich das "korrekte" spielen einer Rolle nicht für belohnenswert halte. Wenn sich jemand eine Schlaftablette als Charakter ausdenkt, will ich ihn dafür nicht auch noch belohnen. Ich will belohnen, wenn ich als Spieler denke "Mann, das war jetzt ein richtig coole Idee/Aktion!". Aber das heißt nicht, dass Rollenspiel-XP prinzipiell schlecht sind. Wenn sich eine Gruppe darauf geeinigt hat, dass sie "In der Rolle bleiben" belohnen möchte, ist das völlig ok. Und darauf, sich vorher zu einigen, stehe ich ja sowieso.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.