Autor Thema: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"  (Gelesen 130246 mal)

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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1025 am: 12.09.2005 | 22:41 »
Big Eye grinste und nahm sich einen Schluck Mineralwasser aus der Bar.

"Reden ist immer gut, und noch besser als vieles andere."
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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1026 am: 13.09.2005 | 02:42 »
15 Minuten später...

Das ATF, offenbar ausgestattet mit einer Nanoschicht, war nun ein normaler Geldtransporter - das Symbol des Deutschen Sicherheitsdienstes zierte nun statt des goldenen Adlers die Flanke des Fahrzeugs. So getarnt gelangten sie zu einem abbruchreifen Haus, in dessen Hinterhof das ATF parkte. Dyson und acht Mann stiegen aus - alle in der gleichen Montur, nur Dyson trug eine halboffiziell wirkende Uniform mit dem Abzeichen von Capital Empire und der Golden Eagle Squad.

Dyson selbst war klein für einen Elfen, nur knapp 1,80 groß, und besaß langes schwarzes Haar, das er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden trug. Sein Gesicht war lang und schmal, die Züge kantig und seine Haut wettergegerbt. Seine Begleiter waren allesamt Metamenschen. Sergeant Morris, der hünenhafte Troll, und Lieutenant Dreger, eine Orkfrau mit vielerlei Narben im Gesicht, begleiteten die Runner hinter Dyson her ins Haus. Corporal Jenkins, ein jovial wirkender Zwerg, war der Mechaniker der Truppe, und begrüßte den Commander in einer High-Tech-Werkstatt.
"Sir, das MAG ist fertig. Kann sofort eingesetzt werden...oh, Gäste! Schön, dann setz ich mal gleich Kaffee auf. Nur herein in die gute Stube, aber fasst nichts an, klar?"

Dyson nickte nur knapp und deutete auf ein paar behelfsmäßig aussehende Klappstühle.
"Wir haben nicht viel Zeit, deshalb fasse ich mich kurz. Ich weiß, dass Sie für CeleraGen gearbeitet haben und im Augenblick ebenfalls indirekt für CeleraGen arbeiten. Aus diesem Grunde reden wir noch miteinander.
Sie haben Pläne für ein Gelände, auf dem sich mutmaßlich Jaroslav Weizmann versteckt. Diese Pläne sind äußerst wichtig, sowohl für uns als auch für die Gegenseite. Ihr Problem ist, dass die Gegenseite im Augenblick alles daran setzt, die Pläne in die Hände zu bekommen. Ich sage Ihnen offen, dass die Pläne nicht Prio Eins für uns sind. Natürlich wären wir schneller, wenn wir sie besäßen. Ihr Vorteil dabei: Sie wären nicht mehr lebende Zielscheiben für jeden AGC-Spion, der auf Sie angesetzt ist in diesem Sprawl. Im Gegenzug für die Pläne offeriere ich Ihnen einige interessante Informationen über eine Ihnen bekannte Person namens Eileen."
Dyson stellte sich hinter einen der Stühle und stützte seine Hände auf.
"Deal?", fragte er abschließend.
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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1027 am: 13.09.2005 | 09:27 »
Big Eye sah Taxi an:

Deine Sache, überleg Dir, was Du willst.
Ich bin eh nur wegen Dir dabei.
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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1028 am: 13.09.2005 | 15:36 »
"Informationen die uns weiterhelfen sie wiederzubekommen?"

Taxi setzte sich ganz langsam und beobachtete den Elfen.
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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1029 am: 13.09.2005 | 16:08 »
"Informationen, die Ihnen helfen zu verstehen, warum sie sie nicht wiederbekommen werden.", antwortete Dyson gleichmütig und sein Blick wanderte zu Taxi. Seine grauen Augen durchforschten Taxis Gesicht.
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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1030 am: 13.09.2005 | 16:16 »
Mal sehen, mein lieber, mal sehen...

"Hmm... auch wenn das nicht ganz das ist was ich mir vorgestellt habe, der Deal steht."
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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1031 am: 13.09.2005 | 17:03 »
Dyson nickte kurz.
"Kurz gesagt, Eileen ist eine Konzernspionin. Sie arbeitet im Auftrag der AGC und hat sich nun 'reinholen' lassen, wie man es so schön sagt. Denn sie besaß wertvolle Informationen über den Aufenthaltsort von Jaroslav Weizmann. Das benutzte die AGC, um einen Deal mit Tomas Zolny auszuhandeln, der nun mit Unterstützung der AGC weiterhin den geheimen Informationsaustausch mit Osteuropa sichern soll. Im Gegenzug erhält er Waffen und Material, das er gegen seine Konkurrenten einsetzen soll."
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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1032 am: 13.09.2005 | 23:53 »
Zuzutrauen wäre es ihr...

"Hmm... und sie meinen die AGC wollte uns über den Tisch ziehen? Deswegen das Kidnappen?"
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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1033 am: 14.09.2005 | 02:48 »
"Vermutlich. Wir wollen nicht mehr als Weizmann - und die Pläne von Zolnys Pharmalabor, in dem Weizmann vermutlich sitzt und auf seine Rückführung nach Hamburg wartet."
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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1034 am: 15.09.2005 | 13:09 »
Taxi wechselte einen Blick mit BigEye, Vadim und Tool. Dann nickte er BigEye zu.

"Von mir aus geht das klar. Allerdings weiß ich nicht, was der Rest davon hält."

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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1035 am: 15.09.2005 | 22:41 »
Big Eye versuchte immer noch aus der Aura Dysonms klug zu werden und die Ereignisse zu filtern.
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Offline Doc Letterwood

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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1036 am: 16.09.2005 | 04:31 »
Dysons Aura war ruhig, entspannt, gelassen und sicher. Schwer vercybert, insbesondere im Kopf und der linke Arm, aber ansonsten "sauber".
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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1037 am: 24.09.2005 | 16:58 »
Vadim hatte weder gesprochen, noch wirklich viel Notiz genommen. Sein Geist bemühte sich noch, aus der Bullet-Time auszusteigen, und das war immmer ungeheuer schwer. Nach einem Kampf direkt zu denken und zu verhandeln war fremdartig, fremdartig und seltsam und sogar unangenehm. Eigentlich wollte er jetzt abstürzen, den Körper wieder runterholen, runterfahren, aber genau das war jetzt das Schwerste. Er hatte keine Ahnung, worüber sie redeten, und wer die ganzen Fraktionen waren. Den Russen würde es wohl nicht gefallen, sein Job sah anders aus, aber gleichzeitig war er waffentechnisch unterlegen.

Also fiel er auf das zurück, was er kannte. "Was springt dabei raus?" fragte er leise, und es klang fast resigniert.

Offline Doc Letterwood

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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1038 am: 24.09.2005 | 17:08 »
Dyson musterte Vadim kurz.
"Ihr Überleben in diesem Machtkampf zweier Konzerne um ein Kuchenstück der Vorherrschaft im Osten.", fasste er zusammen.
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The_Kossack

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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1039 am: 24.09.2005 | 17:19 »
Vadim sah Dyson an, und die Resignation blutete aus ihm raus. Elfen. Zum Kotzen arrogant, quasi zu Offizieren geboren, wenn sie es körperlich packten, und diesen Schönlingen holten Leute wie er noch die Kohlen aus dem Feuer. Das ganze Zeug, goldene Adler und schwarze Kampfanzüge und polierte Stiefel, das ganze Zeug täuschte schlicht und ergreifend nicht darüber hinweg, daß er hier gefickt wurde, und das Gefühl mochte er gar nicht. Seine Augen wurden schmal, als er den Mann ansah, und er spürte, wie die Reflexe nur zu willig waren, wieder anzuspringen. Er stand auf, langsam, fast übertrieben langsam, verschränkte die Arme vor der Brust, konnte mit der einen Hand die Umrisse der Spornen in seinem Unterarm ertasten. Es wäre jetzt einfach ungeheuer befriedigend, die jemandem reinzurammen.

"Dann sind wir Gefangene?" fragte er.

Offline Doc Letterwood

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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1040 am: 24.09.2005 | 17:26 »
Dyson atmete tief ein und zog die Stirn in Falten.
"Bisher haben Sie mir keinen Grund gegeben, etwas in dieser Hinsicht zu unternehmen.", antwortete er steif. "Bleiben Sie kooperativ, dann geben Sie mir jetzt die Pläne und verschwinden in den Untergrund, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Wollen Sie mitmischen, müssen wir Sie als unsicheren Faktor aus dem Verkehr ziehen, so oder so. Wir können nicht riskieren, dass Sie nur auf Grund der Eitelkeit eines Russen-Dons unsere Operation gefährden."
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The_Kossack

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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1041 am: 24.09.2005 | 17:37 »
Eitelkeit. Und selbst, /wenn/ es nur aus Eitelkeit geschah, dann war es noch immer /russische/ Eitelkeit. Er hatte seinen Auftrag, und er hatte seinen Befehl, und er würde gegen Marovs Interessen handeln, wenn er Dyson gehorchte. Er und dieser Mann waren Feinde, kurz und gut. Und er würde ganz sicher nicht noch die Seife aufheben.

Als er zu der Entscheidung gelangt war, wurde alles andere ganz einfach. Das war der Feind. Es gab kein Angebot. Sein Befehl war eindeutig. Und er war sehr viel Geld wert, weil er gut war. Aufgerüstet, mit einer grundsoliden Ausbildung. Von Feinden nahm er keine Befehle entgegen. Jetzt griff die andere Spetsnaz-Taktik: Untergehen, aber eine Menge Schaden dabei anrichten. So viel er konnte.

Oder, wie es ihm sein Ausbilder immer wieder reingeprügelt hatte: Ueberleben ist nicht Priorität Nummer Eins.

"Dann, denke ich, ist alles gesagt." Er klang ruhig, und überließ seinem Körper den Rest. Aktivierte den Reflexe, und ging ansatzlos zum Angriff über.
« Letzte Änderung: 25.09.2005 | 15:47 von The_Kossack »

Offline Doc Letterwood

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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1042 am: 24.09.2005 | 17:48 »
Schnitt

"Wo ist sie?", fragte Fischauge und setzte die Brille wieder auf.
"Keller.", antwortete der bullige Albanier knapp und verzog kurz das Gesicht. Seine tiefe Wunde am Arm schmerzte.
"Lass das verarzten.", empfahl Fischauge nach einem kurzen Blick auf das Blut, das auf den Fußboden troff. Dann ging er hinunter, die Stufen, die er am Anfang seiner Karriere so oft genommen hatte. Als Marov und er noch nicht mehr als Schläger waren. Ihr "Hauptquartier", das einzige, das nach Zolnys Angriffen noch übrig war, roch nach altem Benzin und Moder. Die Tür zum Keller war nur angelehnt. Leise Stimmen dahinter, Marov redete.
Er stieß die Tür auf.
Marov saß im Dunkeln, wie immer, die Frau in der Mitte. Ihr Haar glänzte im Strahl der schmierigen Deckenlampe über ihr.
Fischauge ging auf sie zu und musterte sie. Er mochte es nicht, Frauen zu schlagen.

Klatschend landete seine Hand in ihrem Gesicht. Dunkelrote Flecken breiteten sich aus.
Aber er mochte das Geräusch seiner Hände auf ihrer Haut.
"Okay. Nochmal, diesmal mit seiner Unterstützung.", ließ sich Marov vernehmen.
"Was hat die AG Chemie genau vor? Wie unterstützt sie die loyalen Dons hier und im Osten? Wie nehmt ihr Kontakt auf?"
Trotzig blickte ihn die Frau an. Schwieg. Fing sich wieder eine von Fischauge ein, diesmal mit der Faust. Blut spritzte aus ihrem Gesicht.
"Wollen Sie mich nicht nach meinem Namen fragen?", entgegnete sie und spuckte Blut auf den Boden. Tränen flossen ihre hübschen hohen Wangen herab.
"Den weiß ich." Fischauge konnte nahezu sehen, wie Marov grinste. "Eileen..."
« Letzte Änderung: 24.09.2005 | 18:22 von Morebytes »
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The_Kossack

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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1043 am: 25.09.2005 | 16:32 »
Bullet-Time. Es gab keinen besseren Begriff dafür. Oder doch. Djam Karet nannte es einer der verrückteren Ausbilder, und in der Spetsnaz waren sie alle verrückt, das half einfach enorm mit dem Job. Irgendwann hatte Vadim ihn mal gefragt, was das bedeutete, denn russisch war das nicht.

Bei einer Kiste Wodka abzustürzen, nach einer Überlebensübung draußen in der Taiga, wenn die Stiefel mit verkrustetem Blut an den Füßen festgebacken waren, wenn Dusche, abgepackte Nahrungsmittel und trockene Kleidung so wertvoll und so illusorisch geworden waren wie die Ernennung zum Generalsekretär. Ganz weit draußen, völlig unmöglich. Vadim hatte sich kaum mehr daran erinnern können, wie es war, keine Schmerzen zu haben.

Sie waren alle wund, von den zuerst blutgefüllten, dann geplatzten Blasen bis zu den roh gelaufenen Eiern, die sich anfühlten wie Syphilis im Endstadium, und die absolut jede Berührung der Kampfhosen mit Fleisch unerträglich machten. Wodka war das einzige was half. Sie waren noch nicht fertig genug, um auf das Kodein zurückzugreifen, das sie um die Hälse trugen. Aber Vadim mußte immer daran denken, daß das wirklich das Ende dieser Tortur wäre, und er fragte sich, wie der Ausbilder das durchstand, der sich antrieb, wohl, weil er es unbedingt zum Offizier bringen wollte. Der kleine Mensch war von der gefährlichen Sorte - schmal, sehnig, und knochenhart. Und er sprach von Djam Karet.

Und während die anderen Soldaten stumpf ihr Ding machten, drängte sich die Frage in Vadims Kopf, was das war. Die Neugier war ein echtes Problem, fast so schlimm wie seine komischen Gedanken und Wendungen. Kreativität war eine Sache, Tricks und Kniffe, aber Spetsnaz waren hauptsächlich hart, dann pragmatisch, und ihre Ausbildung basierte zum größten Teil auf reiner körperlicher Kraft. Einer der komische Fragen stellte oder komische Sachen sagte, wurde schräg angesehen. Oder schlimmeres.

"Ist indonesisch", hatte der Ausbilder gesagt, und ein Wasserglas Wodka weggeschluckt, nachdem er die Kratzer auf seinen Unterarmen kurz ausgewaschen hatte, `innere und äußere Hygiene` war das Stichwort. "Die Stunde, die andauert."

Vadim hatte den Kopf geschüttelt, der Ausbilder grinste nur. "Das ist, wenn Einsteins Relativität plötzlich auftaucht und dich in den Arsch fickt."

Vadim hustete, wollte die Hand heben, um anzudeuten, daß er genug hatte. Klang nicht wirklich gut, irgendwie.

"Wart`s ab. Gibt genug, die völlig süchtig danach sind. Die kommen gar nicht mehr raus, vor allem Drogen und Drähte sind ne gute Kombi dafür." Der Ausbilder grinste ihn mit diesem Ausdruck an, der sagte: Wart`s nur ab. Du kommst auch noch dahinter.

Und Vadim war nicht sicher, ob ihm das gefallen wollte.


Mittlerweile wußte er es. Es konnte bei einer Hauserstürmung passieren, wenn wirklich jeder Handgriff saß, und sich die Sekunden mit tektonischer Geschwindigkeit bewegten, gleichzeitig schnell, und unendlich langsam, mit absoluter Klarheit, jeder Sinn bis ins fast Schmerzhafte gesteigert, gleichzeitig mit so viel Zeit, daß es ein Kinderspiel wurde. Alles paßte, alles geschah zum richtigen Zeitpunkt, in der richtigen Reihenfolge, wie man ein Gewehr nach dem Putzen wieder zusammenbaute. Es war ein Ort ohne Denken, aber er vermißte es auch nicht, im Gegenteil. Wenn er darüber nachgedacht hätte, hätte er alles zerstört, den Ablauf zum Stocken gebracht. Es war die Weisheit des Körpers, sein Geist hatte damit nichts zu tun, er wurde zu einem Stück Maschine, er lief einfach, Muskeln spannten und entspannten sich, die Lungen atmeten, das Herz schlug, und alles andere hatte keine Bedeutung mehr, die Schulden, das Heimweh, die Verwirrung fielen einfach von ihm ab.

Die Spornen fuhren aus, weil sie es sollten, weil das ihre natürliche Bestimmung war, und er ging ansatzlos in eine Serie Angriffe aus dem Muay Thai, lief durch die Abläufe, wie er sie tausendmal trainiert hatte - defensiv reingehen, dann offensiv arbeiten, Stärke und Reflexe und sein Körpergewicht in jeder Bewegung, bereit, mit Ellbögen und Knien zu blocken, was den meisten Angreifern mehr wehtat als ihm, und setzte einen Tritt gegen die Halsseite des Elfen an, Hände mit den Spornen vor dem Körper versammelt.

Edit: Tipper
« Letzte Änderung: 25.09.2005 | 16:38 von The_Kossack »

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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1044 am: 25.09.2005 | 16:41 »
Mit übermenschlich erscheinenden Reflexen - verchippt, klar, aber trotzdem immer wieder faszinierend, nicht wahr? - pendelte Dyson zur Seite, der Fuß wischte an seinen Hals, Vadim spürte, dass er getroffen hatte...
Dyson riss den Stuhl hoch, an dem er sich festgehalten hatte, schlug ihne gegen Vadims Standbein, um ihn zumindest abzulenken, und sein linker Ellbogen traf Vadims Unterkiefer. Es knackte hörbar.
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The_Kossack

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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1045 am: 25.09.2005 | 16:53 »
Vadim war einermaßen sicher, daß der Stuhl nicht massiv genug war, um dem schwächsten Teil seines Beins - dem Knie - etwas zu tun, der Schlag kam überraschend, auch der Ellbogen, der irgendwie durch die Verteidigung gekommen war. Ein Teil von ihm registrierte den Schaden, ein gebrochener Knochen fühlte sich erstmal an wie ein Brennen, aber jetzt kam das Adrenalin dazu, und die Farben wurden tiefer, die Umrisse schärfer, die Flächen stumpfer

 - das Bild verschob sich, aber der Elf war jetzt nah genug ran, daß er das Bein rasch wieder auf den Boden holte, hochsprang, und dem Elfen gleichzeitig mit voller Kraft mit dem anderen Knie in die kurzen Rippen trat

- die drei langen Finger der Hand ohne Spornen waren gebündelt, "Speerhand", und bewegten sich Richtung des Solar Plexus` des Elfen.

Für die meisten Gegner der finishing move, wie die UCASkies das nannten.

Offline Doc Letterwood

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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1046 am: 26.09.2005 | 01:12 »
Big Eye, Tool und Taxi hörten hinter sich nur das charakteristische Entsichern von Waffen...

...der Tritt saß, Dyson stieß hörbar die Luft aus. Mit einem Tschak! sprangen aus seiner linken Hand zwei Sporne, während er sich wegdrehte, Vadim wenig Angriffsfläche bot und damit die Solarplexus-Attacke vorbeiging. Sich um die eigene Achse drehend stieß er Vadim die Spornen in die Seite...

...und irgendetwas traf Vadim mit voller Wucht an den Kopf.

Sergeant Dregers Waffe rauchte, und die Gummigeschosse ratterten nur so auf Vadim ein.
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The_Kossack

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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1047 am: 26.09.2005 | 01:30 »
Die Sporne, so messerscharf, daß er das Eindringen kaum spürte, aber irgendetwas in seinen Eingeweiden war plötzlich furchtbar und auf übelkeiterregende Weise falsch, der Schmerz kam, ein Reißen, und er wußte, daß das der entscheidende Treffer sein konnte. Wenn da ein großes Gefäß getroffen war, dann hatte er noch ein paar Minuten.

Auch gut. Ein paar Minuten waren eine Ewigkeit mit seinen Reflexen. Sterben tat nicht besonders weh, dachte er. Er entblößte die Hauer zu einer Grimasse zwischen Verachtung und Wut, ließ den Schmerz nicht zu, brachte stattdessen die Sporne hoch, um die dem Elfen durch den Leib zu treiben, als der Schlag gegen den Kopf kam und ihn straucheln ließ, seine Sicht verschwamm, spürte, wie die Bewegung die Sporne löste, und knurrte, zornig, zornig, daß es nicht funktioniert hatte, stolperte zur Seite, als ihn weitere Schläge trafen, aber er konnte die Quelle nicht erkennen, weil seine Augen streikten.

Dann - erinnerte er sich an das metallische Klacken. Waffen. Noch immer spürte er keinen Schmerz, während sein Körper ihm Einschläge meldete, als würde er auf dem Drillplatz zusammengeschlagen, harte Hiebe, die ihn lähmten, Schmerzen, die langsam alles andere aufraßen, die Welt, seine Wahrnehmung. Ein zweiter Schlag gegen den Kopf, und es schwindelte ihn, er spürte den Boden unter den Handflächen, schmeckte Blut, spürte, wie er die Kontrolle verlor, spürte den Boden, roch ihn durch den Blutgeschmack, dachte kurz an Zago, and verpaßte Gelegenheiten, aber das konnte ihm egal sein. Er hatte seine Pflicht getan.

"Fick dich", knurrte er auf russisch, zwischen zusammengebissenen Zähnen, aber es war nur noch tonlos, kaum hörbar.

Und dann wurde es dunkel.
« Letzte Änderung: 26.09.2005 | 01:32 von The_Kossack »

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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1048 am: 26.09.2005 | 01:47 »
Dyson knurrte, kniff ein Auge zusammen und fuhr mit einem ratschenden Geräusch seine Sporne wieder ein.
"Ihr Kollege ist ziemlich gut für einen Straßenork." Seine Rechte fuhr zu den Rippen, wo ihn Vadims Knie getroffen hatte.
"Aber er sollte lernen, sich nicht mit uns anzulegen."
Er nickte kurz zu einer Stelle hinter Big Eye hin. Keine Gefahr mehr. Sergeant Dreger hob seine Waffe, musterte aber die anderen drei eingehend.
Dyson bückte sich, nahm den Stuhl und stützte sich wieder darauf. "Wie Sie sehen, wollen wir nur die Pläne. Ich weiß nicht, warum Sie Weizmann haben wollen, und es interessiert mich auch nicht. Fakt ist, dass wir in der besseren Position sind als Sie, um ihn herauszuholen. Also?"

Langsam klang er ein wenig mürrisch, fand Big Eye. Klar, russisches Orkknie in den Rippen tat weh, und Vadim hatte nicht wie ein Straßenschläger gewirkt...ganz und gar nicht.
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Re: Shadowrun: Capital Files "Volume/03 - White Russian Nights"
« Antwort #1049 am: 26.09.2005 | 08:33 »
"Vadim ist kein Straßenork."

Big Eye schnappte sich einen Cyberware Blokierer vom Tisch und band Ihn Vadim um.

Dann wirkte Er einen Heilzauber.

"Er hat sich entschlossen für etwas zu kämpfen, was Ihm wichtig ist.
Das würden wir auch machen, wenn man uns keinen Ausweg lässt."

Big Eye sah Dyson an.

"Wie schon Sun Zu sagte, lasse Deinem Gegner immer einen Weg zur Flucht."
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