Die Tuer der Sauna ging auf und ein Schwall kuehle Luft kam rein. Und der gehoernte Kopf von Iwan, der, obwohl die Deutschen ihn so zu nennen pflegten, wirklich so hiess. "Dein Scheiss-Handy klingelt", knurrte der Troll und warf ihm das Ding zu. Das prompt aufhoerte zu klingeln.
Hoffentlich nicht Andrei, dachte Vadim traege und wischte sich mit dem Handtuch die Schweissperlen von der dicken Haut, um das Display ueberhaupt bedienen zu koennen. Ork-Finger, dachte er. Koennt ihr verfluchten Weichhaeute nicht einmal drueber nachdenken, Ork-faehige Handies zu bauen? Na gut, Iwan musste das Handy in den Linien seiner Haende vermutlich suchen. "Danke, Kamerad", brummte er dem Troll zu, der schnaufte, dass seine Bauchmuskeln sich spannten.
"Hast du wieder Arbeit mitgebracht?"
Vadim grinste leicht. "Keine Ahnung." Display. Zago. Wenigstens nicht Andrei, der ihm wieder was vorweinte. "Sieht so aus." Er stand auf, packte das Handtuch und trabte rueber in die Dusche.
Iwan knurrte ungnaedig. "Schon okay, sag Bescheid, wenn du weder mal untertauchen musst, Kleiner." Damit verzog sich der Troll.
Vadim senkte den Nacken unter dem kalten Wasser. Warmes haette es auch nicht gegeben. Iwan glaubte an Abhaertung.
Abtrocknen, rasieren. In seinem Seesack gab es eigentlich nur eine Sorte Klamotten. Schwarzes Camo-Zeug, gepanzert, dazu eine gepanzerte Weste. Kampfstiefel, mit Stahlkappen, natuerlich. Fuer das Extrabisschen Schmerz beim Sambo. Er rieb sich mit dem Handttuch kurz von vorn nach hinten ueber den Kopf, das brachte die schwarzen kurzen Haare in Form. Kleine Zaehne sauber. Hauer auch.
Er schnappte sich den Rest des Seesacks und kam ins Wohnzimmer. Iwan hockte mit fast angezogenen Beinen auf der Couch und sah sich eine Runde "Ganz schlechte Zeiten" an. Was die Leute da durchmachten, haette einen Cyberzombie nach fuenf Minuten zu einem sentimentalen Wrack gemacht. Gerade gestand die elfsche Tochter der Familie, sie sei von einem Rudel Trolle schwanger und werde die Geburt des Kindes nicht uueberleben.
Iwan blinzelte zu ihm rueber. "Du koenntest in mein Team einsteigen, dann musst du nicht den Kopf hinhalten fuer die Brueder."
"Wir haben drueber geredet", sagte Vadim langsam. "Und du weisst, warum ich das mache."
"Wieviel schuldest du denen noch?"
"Ich bin keine Hure, deren Arsch man freikauft, Vanya. Spaeter. Ein Jahr. Zwei."
Iwan grunzte aergerlich, dann fiel die Tuer hinter Vadim in Schloss. Keine Diskussionen. Er war sowieso schon zu spaet dran, und das letzte, was er brauchte, war ein veraergerter Iwan, der ihm die Ohren langzog. Er checkte die Voicebox. Luna. War von Gelsenkirchen-Buer locker in dreissig Minuten zu schaffen.