In Marovs Büro, Perestroika
Vadim hob überrascht den Kopf, erwiderte den Blick des Vory und spürte eine leise Spannung in den Schultern, konnte aber nicht anders, als etwas zu lächeln. Wie saublöd, dachte er später. Man lächelte Vory-Dons nicht einfach an, selbst, wenn sie schmeichelten.
Hatte Marov geschmeichelt?
Er hatte ihn beim Namen genannt. Und gesagt, er wisse etwas, was Zago nicht wußte. Er wußte, warum es sicherer war für Marov und sie alle, wenn sie nicht vom Schachspiel hochblickten. Das konnte man auf zweierlei Weisen interpretieren. Entweder hieß das, Zago solle gehorchen, wie Vadim, oder es war, so seltsam das sein mochte, sowas wie ein Schulterklopfen. Und Vadim wußte nur zu gut, wie sehr er es mochte, wenn man ihm auf die Schulter klopfte. Offiziere gingen meistens den Weg über Unteroffiziere, um mit dem gemeinen Soldaten zu sprechen. Wenn überhaupt. Dieser Blick ... war ganz und gar untypisch, und brachte Vadim aus dem Konzept.
Irgendwas wie ein Versprechen? Und das in unmittelbarer Nähe zu Angeboten, die man nicht ausschlagen... Was für ein Unsinn, Alter, denk nach! Wen Marov dich will, dann zahlt er dir Vodka und Huren für ein Wochenende. Und dann hat er dich. Oder er sagt Zago, daß ihm sein "Steppentiger" gefällt - und hat dich trotzdem.
Er warf Marov noch einen längeren Blick zu, bevor er sich abwandte, um Zago nach draußen zu eskortieren.
Es wird meins, hatte Marov gesagt. Ein Krieg in der Unterwelt, Territorium, und Schachfiguren.
"Sag mal, Zago", murmelte Vadim auf dem Weg nach draußen. "Was ist, wenn wir die anderen Fraktionen noch gar nicht kennen? Was, wenn Vak nur die Figur von einem anderen war, und Marov gegen den spielt? Vielleicht... macht es mehr Sinn, den Fuchs zu fangen, der den Hasen gefangen hat?"