"Danke!", sagte Tool am Handy. Er war sichtlich erleichtert, als er die Nachricht erhielt und sagte dem Fahrer, daß er ihn an der nächsten Ecke doch rauslassen sollte. Sie schien ihm passend für ein Treffen zu sein.
Als er und Vadim ausstiegen, fanden sie sich in einer der tristeren und übleren Orte der Stadt wieder. In den dunklen Ecken und Gassen lagen oder lauerten diejenigen, welche die Sonnenseite des Lebens nur von den dicken Limousinen der Reichen kannten, wenn sie sie sahen. Sogar die Nutten wirkten heruntergekommener als in anderen Stadtteilen.
Die beiden Russen schlenderten an einem Puff vorbei, dessen Ware sogar einen lebrakranken männlichen Ork wie eine Sexbombe erscheinen ließ und standen vor einem hell erleuchteten Lokal, aus dem laute undefinierbare Musik dröhnte.
Die getunten Wagen und Motorräder, die kaum noch Originalteile enthielten, so wie sie ausschauten, ließen auf eine Runnerkneipe schließen.
Tool ging rein und fühlte sich mit einmal vollkommen deplaziert.
Der Laden war für Runner, doch leider für Möchtegern-Runner.
Schwarze Ledermäntel gab es in rauhen Mengen und viele der Anwesenden wirkten noch blutjung. Die Frauen trugen bevorzugt enge Lack- oder Lederkleidung, die einem ordentliche Einblicke gewährte.
Das Arsenal, was man hier sah, war beachtlich...zumindest auf den ersten Blick. Tool sah eine Altmayer auf einem Tisch liegen, die schlechter gepflegt war als die Zähne des Wirts. Damit erschoß man eher sich selber als sein Ziel.
Ein weiterer Beweis war aber auch die Menge an großen schweren Waffen, die Anfänger sicher für sehr einschüchternd und brutal hielten, was sie ja auch waren, aber praktisch oftmals vollkommen unnütz waren.
Was nützen einem die zwei supercoolen Superwarhawks auf einem hautengen Militarydress wie bei einer orkischen Elfenposerin, die Sergej sehen konnte, wenn man einen Überwachungs- oder Einbruchsjob hat?
"Der Laden ist perfekt.", brüllte er zu Vadim auf russisch, "Hier wird man den Boss nie vermuten. Bestell schon mal ein Bier! Ich funk den Boss und die anderen an."
Tool ging Richtung Klo, seinen Koffer an der Hand, wobei er einige merkwürdige und belustigte Blicke auf sich ruhen merkte. Er sah nach jemand aus, der in diesen Laden überhaupt nicht gehörte und das stimmte. Es zählte ebenso für Vadim. Die beiden waren bessere Kreise gewohnt.
Tool aber wirkte in seinem schlichten Dress aus grauem Rollkragenpullover und beiger Hose und einem widerlichen Blümchenkoffer so falsch wie eine Katze in einem Hundezwinger.
Daß er außer dummen Kommentaren nichts Schlimmeres abbekam oder gar belästigt wurde, lag an seinem sicheren Gang und einer Aura der Ruhe.
Das Klo war so, wie Sergej es sich vorgestellt hatte. Als er reinkam, hörte es sich an, als wären seine Schuhsohlen mit Klett versehen.
Er wartete, bis der letzte Besucher rausgegangen und zückte dann das Handy. Fischauge meldete sich und der Russe sagte ihm:
"Hier ist Tool! Wir treffen uns im...", Tool überlegte kurz, wie der Laden hieß, in dem sie drin waren, "...Harry's Pit of Death... Ja, es hört sich schlimm an und ist noch schlimmer und deswegen auch sicher."
Sein Ton duldete keinen Widerspruch. Eine Beschreibung, wo der Laden zu finden sei, folgte und dann gab er die gleiche Meldung an Zago, Messiah, Taxi und Big Eye via SMS.